Neuer Ferrari 599 GTB Fiorano im ersten Test Suchtgefahr
Wer von den 620 PS des neuen Ferrari 599 GTB Fiorano erst einmal ausgiebig gekostet hat, wird aus dem roten Sportwagen nie wieder aussteigen wollen
Eckdaten | |
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PS-kW | 620 PS (456 kW) |
Antrieb | Heckantrieb, 6 Gang sequentiell |
0-100 km/h | 3.6 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 330 km/h |
Preis | 206.700,00€ |
Auf der hauseigenen Ferrari-Rennstrecke im italienischen Fiorano soll der neue Ferrari 599 GTB Fiorano gegenüber seinem Vorgängermodell, dem F575 M, um 3,5 Sekunden schnellere Rundenzeiten erreichen. Das ist kein Entwicklungsschritt, das ist ein Quantensprung. Wo steckt das feurige Potenzial dieses Roten aus Maranello, der auf den ersten Blick eher zurückhaltend daherkommt?
Gegenüber einem Lamborghini Murciélago sieht er wie ein Waisenknabe aus. Gut 620 PS sind natürlich eine Hausnummer, aber auch der F575 M war mit 515 PS nicht gerade ein Schwächling. Doch ein Blick auf die gesamte Technik offenbart schnell mehr, denn der 599 ist schließlich nichts anderes als ein Hightech-GT mit Antrieb aus dem Ferrari Enzo. Zu den Details aber später.
Zunächst lassen wir uns mal von den überragenden Fahrleistungen des Italieners faszinieren. Wer die 620 PS sicher auf die angetriebenen Hinterräder wuchten will, muss über einen sensiblen Gasfuß verfügen, denkt man. Im Falle des 599 ist dies allerdings eine Fehleinschätzung - zumindest, was die Beschleunigung aus dem Stand angeht. Der Pilot sollte nur wissen, wie er das hier eingesetzte Launch Control-System à la Formel-1-Rennwagen aktivieren kann.
Zunächst müssen mit dem Manetino-Knopf am Lenkrad, per einfachem Dreh die Dämpferabstimmung, das Motormanagement und der Schlupf verändert werden. Danach mit der rechten Wippe den ersten Gang einlegen, den linken Fuß auf die Bremse stellen und an der linken Wippe so lange ziehen, bis ein Piepton die Bereitschaft zum Katapultstart signalisiert.
Kurz durchatmen und mit dem rechten Fuß das Gaspedal voll durchtreten und den linken Fuß von der Bremse nehmen. Die Nadel des Drehzahlmessers schnellt rasend nach oben, bei ungefähr 5000 Umdrehungen stellt die Kupplung den Kraftschluss zur Hinterachse her. Dank der elektronischen Regelung katapultiert sich der 1758 Kilogramm schwere Bolide nach vorn, dass einem die Nackenmuskeln schmerzen. Nun, ohne den Fuß vom Gaspedal zu lupfen, bei 8000 Umdrehungen kurz an der rechten Wippe ziehen, und in weniger als 0,1 Sekunden sorgt der zweite Gang für unverminderten Vortrieb. Dieses Spiel kann man bei entsprechenden Fahrbahnbedingungen bis in den sechsten Gang fortsetzen.
Die Ergebnisse, die der Messcomputer danach ausspuckt, geben eine Erklärung für die verspannte Nackenmuskulatur: Bis 100 km/h benötigt der Fiorano läppische 3,6 Sekunden, und die 200-km/h-Marke durchbricht er nach sensationellen 11,1 Sekunden. Zum Vergleich: Der 575 M braucht aus dem Stand bis 100 km/h 4,5 Sekunden, der Lamborghini Murciélago 3,8. Bis 200 km/h verliert der 640 PS starke Lambo hier 0,9 Sekunden. Das beim Katapultstart ausgestoßene Adrenalin vermehrt sich noch, wenn man mit dem 599 auf der Rennstrecke von Ferrari schnelle Runden dreht.
Der Grip, den der Ferrari hier in Kurven aufbaut, ist schier unfassbar. Die breiten Räder scheinen sich über Saugnäpfe mit der Straße zu verbinden. Grund dafür ist die Formel-1-erprobte Traktionskontrolle F1-Trac. Ihre Software kontrolliert permanent die Drehzahlen aller vier Räder. Zu schnelle Kurven quittiert das Auto zunächst mit Untersteuern, um bei heftigem Gaseinsatz ins Übersteuern zu wechseln. Ein gefährliches Ausbrechen verhindert die Technik. Auch das adaptive Fahrwerk erkennt blitzschnell alle Gegebenheiten und verändert durch elektromagnetische Einwirkung auf das Stoßdämpfer-Öl seine Abstimmung.
Untermalt wird die freigesetzte Energie von einem schreiend lauten Auspuffsound. Im normalen Straßenverkehr lässt sich der 599 aber ganz zahm bewegen. VW Golf fahren ist nicht einfacher, nur billiger. Der Grundpreis des Ferrari von 206 700 Euro passt zum hohen Verbrauch von 23,2 Litern pro 100 Kilometer.
Jürgen Schramek
Fazit
Der Ferrari 599 GTB Fiorano ist ein Rennwagen mit GT-Eigenschaften für Profis – und für jedermann. Diese Mischung aus Renntalent und Alltagsgefährt ist einfach faszinierend. Die wegen des hohen Preises sicher ziemlich eingegrenzte Kundschaft erhält ein Auto, das auch beim Fahrkomfort nicht enttäuscht. Optisch ist dieser Ferrari eher Understatement, aber auch die Ferrari-Kunden wollen ja nicht immer und überall auffallen. Mit dem 599 machen sie es zwar trotzdem auf die dezente Art und Weise.
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | V12 |
Hubraum | 5999 |
Leistung kW/PS 1/Min | 456/620 7600 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 608 5600 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 6 Gang sequentiell |
Antrieb | Heckantrieb |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbel. Scheiben h: innenbel. Scheiben |
Bereifung | v: 245/35 ZR 20 h: 245/35 ZR 20 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1690 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 3.6 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 330 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | 23.2l/100km (Super Plus) |
EU-Verbrauch | 21.3l/100km (Super Plus) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |