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Fahreignungstest ab 70 Jahren Fahrtauglichkeits-Prüfung Ü70 bald Pflicht?

AUTO ZEITUNG 04.05.2023
Senioren-Fahrtest ab 75
Foto: Fotolia
Inhalt
  1. Debatte zum Fahrtauglichkeits-Test ab 70 Jahren
  2. Fahreignungstest für Senioren in anderen Ländern bereits Pflicht
  3. Wie kann man die Fahrtauglichkeit überprüfen?
  4. Wie bleibt man im Alter möglichst lange fahrtüchtig?
  5. Wie macht man Senior:innen auf Fahruntauglichkeit aufmerksam?

Die Europäische Union plant eine Führerscheinreform, die Autofahrer:innen ab 70 Jahren zu regelmäßigen Fahrtauglichkeits-Prüfungen verpflichten soll. Alle Informationen zur aktuellen Debatte!

Verpflichtende Fahreignungstests für Menschen im Rentenalter werden in Deutschland seit Jahren diskutiert. Bald könnte aus diesem Diskussionspunkt europaweit eine Pflicht werden. Denn die Europäische Union plant eine Führerscheinreform, die unter anderem eine gesetzlich vorgeschriebene Fahreignungsprüfung für Autofahrer:innen ab 70 Jahren vorsieht. Mit dieser und weiteren Neuerungen soll die Verkehrssicherheit europaweit erhöht werden. Ziel ist es, die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren. 2022 starben 20.600 Menschen (in EU-Ländern) bei Unfällen im Straßenverkehr. Die Pflicht zur Fahrtauglichkeits-Prüfung soll in allen Mitgliedsländern greifen. So sollen Menschen ab 70 Jahren dazu verpflichtet sein, alle fünf Jahre eine Prüfung zu absolvieren.

In Deutschland gilt bislang eine andere Regelung: Hat man hierzulande einmal die Pkw- oder Motorrad-Fahrerlaubnis erhalten, gilt diese ein Leben lang. Nur in begründeten Fällen darf die Führerscheinbehörde eine Überprüfung anordnen. Wie genau die Fahrtauglichkeits-Prüfung aussehen könnte, ist im Gesetzesentwurf nicht definiert. Die Art und der Aufbau der Prüfung soll dem jeweiligen Mitgliedsland obliegen. Auch ob und wann die Reform in Kraft tritt, ist noch ungewiss. Zunächst müssen die EU-Staaten und das Europaparlament über den Gesetzesentwurf verhandeln. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Wird der Führerschein überflüssig? (Video):

 
 

Debatte zum Fahrtauglichkeits-Test ab 70 Jahren

Die Pläne der EU haben in Deutschland eine Debatte zur regelmäßigen Fahrtauglichkeits-Prüfung ab 70 Jahren ausgelöst. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat spricht sich klar dagegen aus. Die Begründung: Eine regelmäßige Überprüfung sei unverhältnismäßig. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärt der Verkehrssicherheitsrat: "Selbst Auto zu fahren, bedeutet für die meisten Menschen Unabhängigkeit und Flexibilität. Denn gerade für viele Ältere ist der eigene Wagen ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags." Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) lehnt die Pläne ab. Er hatte der "Bild am Sonntag" gesagt: "Von der Idee, dass sich Senioren ab einem bestimmten Alter ohne weiteren Anlass regelmäßig einem Tauglichkeitstest unterziehen müssen, halte ich gar nichts."

 

Fahreignungstest für Senioren in anderen Ländern bereits Pflicht

In Deutschland erfolgt eine Fahreignungsprüfung derzeit nur in besonders begründeten Einzelfällen. In anderen EU-Ländern sind Fahrtests für Senioren aber schon Pflicht. Etwa in der Schweiz: Hier muss man ab 70 Jahren eine Kontrolluntersuchung wahrnehmen und bestehen, um die Fahrerlaubnis zu behalten. In Spanien müssen Autofahrer:innen ab 65 alle fünf Jahre eine medizinische Untersuchung wahrnehmen. In Dänemark braucht man ab 75 Jahren ein ärztliches Attest, um seine Fahrerlaubnis zu verlängern. Ab 80 Jahren muss man den Führerschein neu beantragen. Übrigens: Auch, wenn man gesetzlich noch nicht verpflichtet ist, hat jede Autofahrer:in die Möglichkeit, die Fahrtauglichkeit selbst zu überprüfen. So können regelmäßige Gesundheitschecks beim Arzt oder eine Übungsfahrt in der Fahrschule Defizite bei den eigenen Fähigkeiten aufdecken.

 

Wie kann man die Fahrtauglichkeit überprüfen?

Statt verpflichtender Fahreignungstests für ältere Menschen sind vor allem regelmäßige Gesundheitschecks wichtig. Verkehrsexpert:innen empfehlen, alle zwei Jahre Augen und Ohren überprüfen zu lassen. Auch Hausärzt:innen können nach einer kurzen Untersuchung eine Einschätzung des Gesundheitszustands geben. Die Ergebnisse der Untersuchungen unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht, es drohen also keine Konsequenzen. Trotzdem sollte man abwägen, den Führerschein gegebenenfalls abzugeben oder nur noch tagsüber oder bestimmte bekannte Strecken zu fahren. Zum anderen können regelmäßige Coaching-Fahrten absolviert werden. Diese können eventuelle Defizite beim Autofahren aufzeigen und beim Beheben helfen. Ältere Autofahrer:innen können auch freiwillig an der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) teilnehmen. Die Kosten dafür liegen zwischen 150 und 200 Euro (Stand: März 2023). Die Ergebnisse fallen ebenfalls unter die ärztliche Schweigepflicht. Auch der ADAC bietet eine Fahrtauglichkeits-Prüfung an.

Pläne der EU-Kommission

Für die Pläne der EU gibt es aktuell zwei Möglichkeiten zur Fahrtauglichkeits-Überprüfung, die zur Debatte stehen. Entweder eine regelmäßige Selbsteinschätzung, die alle fünf Jahre auszufüllen ist, oder ein regelmäßiger Arztbesuch. Wie genau die Fahrtauglichkeit überprüft wird, soll aber den Mitgliedsstaaten selbst überlassen bleiben.

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Wie bleibt man im Alter möglichst lange fahrtüchtig?

Wichtig ist, dass im Alter die gesundheitlichen Voraussetzungen für das Autofahren gegeben sind. Neben regelmäßigen Sehtests, sowie HNO-Kontrollen der Hörfähigkeit, sollten Autofahrer:innen checken, ob sie sich für den Schulterblick noch komplett umdrehen können. Zudem sollten sie sich in regelmäßigen Abständen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, oder psychische und neurologische Erkrankungen untersuchen lassen.

 

Wie macht man Senior:innen auf Fahruntauglichkeit aufmerksam?

Wer ohne verpflichtende Fahreignungstest für ältere Autofahrer:innen befürchtet, die Eltern oder Großeltern könnten ihre Fahrtauglichkeit falsch einschätzen, kann zunächst auf einige bestimmte Anzeichen achten. Dabei können kleinere Unfälle, mehrere Beinahe-Unfälle oder eine Häufung von Strafzetteln schon ein Indikator für schlechteres Autofahren sein. Auch wenn sich die Personen wiederholt über die mangelnde Rücksicht anderer Verkehrsteilnehmer:innen beschweren, kann das darauf hindeuten, dass im Verkehr Unsicherheiten bestehen. Am besten ist es hier, einfühlsam vorzugehen und sich bei einer Mitfahrt selbst ein kurzes Bild von der Fahrtauglichkeit der betreffenden Person zu machen. Anschließend sollte in einer ruhigen Atmosphäre das Gespräch gesucht werden und ein Fahrtest vorgeschlagen werden. In besonders schweren Fällen, in denen sich das Gegenüber sehr uneinsichtig zeigt, aber durch seine mangelnde Fahrtauglichkeit andere Verkehrsteilnehmer:innen gefährdet, können auch die Polizei oder das Straßenverkehrsamt zurate gezogen werden.

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