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Alle Infos zum NSU Prinz

NSU Prinz/Trabant 500:Classic Cars Trotz Ähnlichkeit grundverschieden

Volker Koerdt Freier Mitarbeiter
Inhalt
  1. NSU Prinz und Trabant 500 im Classic Cars-Vergleich
  2. Der NSU Prinz ist der König in der Stadt
  3. Der Sachsenring Trabant 500 ist Kult
  4. Prinz 3 und Trabant 500 waren fast gleich teuer
  5. Technische Daten von Sachsenring Trabant 500 und NSU Prinz
  6. Fazit

In den 60er-Jahren gehörten sie zu den Kleinwagen-Stars. Fürstliche Platzverhältnisse bieten aber weder der kleine NSU Prinz aus dem Westen noch der mit Duroplast-Karosserie aufwartende Sachsenring Trabant 500 aus der sozialistischen Volksrepublik. Und trotz äußerlicher Ähnlichkeiten sind die Classic Cars technisch grundverschieden.

In den 50er- und 60er-Jahren hingen die Trauben noch nicht so hoch. Nicht nur die Menschen in der damaligen DDR mussten sich mit wenig begnügen: Auch wenn das Angebot an Autos im Westen ungleich größer war, konnten sich viele in der jungen Bundesrepublik lediglich einen Kleinwagen leisten. Das Volksmobil im Osten war der Sachsenring Trabant 500, auch "Trabi" genannt. Das Volksmobil im Westen war der Käfer. Der VW war in seinen Ausmaßen allerdings deutlich größer, zum Trabi passt der NSU Prinz daher besser. Zwar ist der kleine Prinz eine Spur winziger, doch mit 83 cm³ und drei PS (zwei kW) mehr liegen die Eckdaten auf ähnlichem Niveau. Bei genauer Betrachtung überraschen dagegen die Ähnlichkeiten bei den Karosserie-Details. Da fallen zum einen die runden Lampenringe, die identischen Blinker sowie die ovalen und fast gleich groß gestalteten Lufteinlässe in der Front auf. Im Design trennen die zwei also wahrlich keine Welten, technisch dagegen schon. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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NSU Prinz und Trabant 500 im Classic Cars-Vergleich

Mit Frontmotor und Vorderradantrieb trumpft der Trabant 500 mit dem moderneren Layout auf. Allerdings wird der von 1958 bis 1962 gebaute Urahn des Millionensellers 601 von einem alten Zweitakter angetrieben, der noch auf den DKW-Aggregaten der 30er-Jahre basiert. Der Zweizylinder schöpft aus exakt 500 cm³ Hubraum gerade mal 20 PS (15 kW). Der NSU Prinz hält mit einem luftgekühlten Reihen-Zweizylinder-Viertakter dagegen. Aus seinen knapp 600 cm³ Hubraum mobilisiert er eine Leistung von 23 PS (17 kW). Auch wenn es damals eher darum ging, im Trockenen zu sitzen und mobil zu sein, als sportliche Ambitionen zu hegen, fährt der über 100 kg leichtere NSU wesentlich flotter. Während der Vortrieb im Trabi vor eine Geduldsprobe stellt – immerhin vergehen 36 s bis Tempo 80 –, sprintet der Prinz mit 23 s deutlich schneller.

Er schafft es auch, sich auf über 100 km/h Höchstgeschwindigkeit zu schwingen. Allerdings mag seine Pendelachse keine größeren Bodenwellen. Dann kommt Unruhe ins Fahrwerk, und man lupft bereitwillig den Gasfuß. Den sollte man auch beim Fahren mit dem Trabi zügeln, denn der Zweitakter gönnt sich fast drei Liter mehr auf 100 km als der Viertakter des Prinz. Ein Schmunzeln entlockt einem dabei die Geräuschkulisse der beiden Antriebe. Während der Sachsenring Trabant 500 mit dem typischen Reng-Deng-Deng eines Zweitakters beschleunigt, kreischt der NSU Prinz unter Last lauthals aus dem Heck.

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Der NSU Prinz ist der König in der Stadt

Wer früher Zweitakter und Motorrad gefahren ist, kennt allerdings sowohl das Reng-Deng-Deng des Sachsenring Trabant 500 als auch das Kreischen des NSU Prinz. Apropos Motorradfahrende: Genau diese hatte man in Neckarsulm im Visier. Wem es auf Dauer auf dem Zweirad zu kalt und zu nass war, den wollte man dazu bewegen, auf den Kleinwagen Prinz mit vier Rädern umzusteigen. Von 1958 bis 1962 gab es die Modelle Prinz 1 bis 3, die sich äußerlich kaum unterschieden. Bei unserem Exemplar handelt es sich um einen Prinz 3, der den Prinz 2 ersetzte und ab September 1960 offeriert wurde. Neben etwas mehr Leistung bot das neue Modell vor allem Fahrwerksmodifikationen. An der Doppelquerlenkerachse kam nun vorn ein Stabilisator zum Einsatz, und die Schraubenfedern der hinteren Pendelachse erhielten zusätzliche Luftkissen. Diese sogenannte PRINZAIR-Federung sollte den Fahrkomfort deutlich verbessern.

Natürlich sind die zwei kleinen Racker keine Stars auf der Autobahn. Der NSU Prinz fühlt sich allerdings auf der Landstraße wie in seinem Königreich. Hier geht er richtig zügig ums Eck. Und selbstverständlich ist er auch der König in der Stadt: Keine Parklücke ist ihm zu klein, kein Gässchen zu eng. Immer vernehmbar ist das Pfeifen des Gebläses, das den luftgekühlten Zweizylinder unterstützt. In Sachen Sitzkomfort darf man bei den beiden Winzlingen nicht zu viel erwarten, insbesondere wenn man zu den Großgewachsenen gehört. Die hinteren Sitzreihen eignen sich maximal für Halbwüchsige. Nackenstützen oder körpergerechte Sitzlehnen standen damals noch nicht im Lastenheft. Die Sitzbezüge aus Stoff und auch die Sitzflächen des NSU Prinz sind allerdings angenehmer als die des Sachsenring Trabant 500.

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Der Sachsenring Trabant 500 ist Kult

Die spartanischen Bedienungselemente gaben seinerzeit sowohl im Sachsenring Trabant 500 als im NSU Prinz keine Rätsel auf. Erstaunlicherweise ist das Interieur im Trabant schicker und die Ausstattung zudem reichlicher. Bei der Kraftübertragung war NSU Sachsenring dagegen deutlich voraus. Während die vier unsynchronisierten Gänge im Trabant mittels einer Krückstockschaltung gewechselt werden, vertraut der Prinz 3 schon auf ein synchronisiertes Viergang-Getriebe. Der Schalthebel, so dünn wie ein Mikado-Stäbchen, befindet sich auf der kleinen Mittelkonsole. Daneben sitzt der Hebel für die Heizung und für den Choke. Die Verarbeitung des Prinz flößt insgesamt mehr Vertrauen ein, was nicht zuletzt an der solideren Stahlblechkarosserie liegt. Plaste und Elaste im Trabi wirken eher wie hausgemacht. Wer sich für einen der beiden Kleinen interessiert, wird bei einem Trabi – insbesondere beim millionenfach gebauten Nachfolger – eher fündig als beim Prinz. Der Trabant ist für viele immer noch Kult, den Prinz kennen wohl nur noch die älteren Semester. Der Hersteller NSU zählte in den 50er-Jahren zu den größten Motorradherstellern, manche werden sich noch an die NSU Max erinnern.

Das erfolgreichste Modell war der Prinz 4, der als Käfer-Konkurrent auf Dauer allerdings ebenfalls chancenlos war. Die TT-Modelle auf der gleichen Basis sorgten jedoch bei Bergrennen für Furore. Als Wankel-Pionier mit dem Ro 80 und dem K70 wollte sich NSU vom Kleinwagen-Image befreien. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen, die finanziellen Probleme waren zu groß. Der K70 erschien schließlich als VW, während NSU bei der Marke Audi unterschlüpfte. So sieht es bei der Ersatzteilversorgung des NSU Prinz nicht rosig aus. Ohne Kontakte zu Prinz-Clubs, die einen Überblick über den Teilemarkt haben, geht so gut wie nichts, denn Original-Ersatzteile existieren nicht mehr. Allerdings kann man den Prinz dank seiner anspruchslosen und einfachen Technik mit einigermaßen Sachverstand weitgehend selber warten. Beim Trabant 500 sieht es da wesentlich besser aus. Fast alle mechanischen Komponenten vom Trabant 601 passen auch beim 500er. Selten sind allerdings Zierleisten und Stoßstangen. Sucht man eine Frontschürze, gibt es Nachbildungen aus GfK.

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Prinz 3 und Trabant 500 waren fast gleich teuer

Die Motoren sind bei NSU Prinz und Sachsenring Trabant 500 robust. Doch wer glaubt, der Duroplast-Trabi rostet weniger als der NSU, sieht sich getäuscht. Die Hohlräume unter der Beplankung, Schweller, Wagenheberaufnahme, Türböden, A- und B-Säulen sowie Bodenblech sind rostanfällig. Neben den eingangs erwähnten Ähnlichkeiten bei einigen Design-Elementen gibt es weitere Parallelen. So ist die Spurweite vorn ebenso identisch wie der Tankinhalt, und auch in puncto Radstand weist das Volksmobil der einstigen DDR gerade mal 20 mm mehr auf. Bei den Stückzahlen liegen sie ebenfalls nicht so weit auseinander, auch wenn der Trabi mit über 130.000 verkauften Exemplaren gegenüber dem Prinz mit 95.000 Exemplaren die Nase vorn hatte.

Bei der Preisgestaltung trennten Ost und West damals ebenfalls keine Welten. 3565 Mark mussten die DDR-Bürger:innen für den Sachsenring Trabant 500 auf den Tisch legen, der NSU Prinz 3 kostete 3860 Mark. Mehr Platz contra moderne Technik, so könnte man das Duell der beiden Kleinwagen auf einen Nenner bringen. Der Sachsenring Trabant 500 bietet mehr Raum für Personen und das größere Gepäckabteil. Mit seinem betagten, durstigen Zweitaktmotor und den schlechten Fahrleistungen hat er gegenüber dem NSU Prinz aber das Nachsehen. Das moderne, komfortablere Fahrwerk und das vollsynchronisierte Getriebe sprechen für den NSU.

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Technische Daten von Sachsenring Trabant 500 und NSU Prinz

Classic Cars 08/2022Sachsenring Trabant 500NSU Prinz
Zylinder/Ventile pro Zylin.R2-Zylinder, ZweitaktR2-Zylinder, Viertakt/2-Ventiler
Hubraum500 cm³583 cm³
Leistung15 kW/20 PS bei 3900 U/min17 kW/23 PS
Max. Gesamtdrehmoment bei44 Nm 2750 U/min43 Nm 2850 U/min
GetriebeViergang-GetriebeViergang-Getriebe
AntriebVorderradantriebHinterradantrieb
L/B/H3361/1493/1460 mm3145/1420/1370 mm
Leergewicht620 kg510 kg
Bauzeit1958-19621958-1962
Stückzahl131.49594.549
Beschleunigung0 auf 80 km/h in 36 s0 auf 80 km/h in 23 s
Höchstgeschwindigkeit95 km/h110 km/h
Verbrauch8,0 l/100 km5,2 l/100 km
Grundpreis (Jahr)3565 Mark (1960)3860 Mark (1960)

 
Volker Koerdt Volker Koerdt
Unser Fazit

Der Sachsenring Trabant 500 und der NSU Prinz 3 ähneln sich in vielen Dingen – und doch zeigen sie mehr Gegensätze als nur in puncto Antrieb, wo Zweitakter auf Viertakter tri­ft. Denn während das NSU-Modell lediglich eine kurze Halbwertszeit hatte, blickt die Trabant-Modellreihe auf eine lange Karriere zurück. Bis in die 90er-Jahre wurde sie gebaut - am Ende mit dem Motor aus dem VW Polo. Der Trabi ist damit auch ein Stück deutsche Zeitgeschichte. Der NSU Prinz bleibt für alle jene interessant, die sich für die Kleinwagen der 50er-Jahre begeistern, die derzeit in Sachen Beliebtheit wieder ihr Revival feiern.

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