Renault 5 vs. Peugeot E-208: Elektro-Kleinwagen im Vergleichstest
- Im Vergleichstest: Der Renault 5 fordert den Peugeot E-208 heraus
- Karosserie: Der Renault 5 ist das deutlich modernere Auto
- Fahrkomfort: Die Ergonomie ist bei beiden verbesserungswürdig
- Motor/Getriebe: 300 km am Stück sind für den Peugeot E-208 kein Problem
- Fahrdynamik: Der Peugeot E-208 untersteuert etwas früher
- Umwelt/Kosten: Der Renault 5 ist schlicht das günstigere Auto
- Technische Daten und Messwerte von Peugeot E-208 156 und Renault 5 E-Tech Electric 150 Comfort Range
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Im Vergleichstest: Der Renault 5 fordert den Peugeot E-208 heraus
Eins muss man dem französischen Volke lassen: Es kann attraktive Autos bauen, die deutlich emotionaler daherkommen als die meist nüchtern konstruierten deutschen Rivalen. Das Duo in diesem Vergleichstest setzt nicht nur farblich ein Statement gegen die automobile Langeweile.
Peugeot etwa hat mit seinem i-Cockpit den kompletten Fahrerplatz auf den Kopf gestellt – das ist zwar nicht neu, aber immer noch polarisierend. Und Renault bemüht für den Nachfolger des Zoe die eigene Ahnengalerie: Mit der Wiederauferstehung des kleinen Freunds R5 bekommt das Elektroauto eine Seele aus den 80er-Jahren eingehaucht, an die sich viele gern zurückerinnern.
Für Vortrieb sorgen rund 110 kW (150 PS) starke E-Motoren an der Vorderachse, die von ähnlich dimensionierten Batterien im Unterboden gespeist werden. Doch so ähnlich sich das alles auf dem Papier liest, sind die Unterschiede zwischen dem Peugeot E-208 und dem Renault 5 dann doch größer, als man denkt. Und damit rein in den Vergleichstest!
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Der Renault 5 (2024) im Fahrbericht (Video):
Karosserie: Der Renault 5 ist das deutlich modernere Auto
Auf dem jeweiligen Unterbau sitzen gänzlich unterschiedlich geschnittene Karosserien. Der Peugeot E-208 steht auf einer Mischplattform, die nicht explizit für den E-Antrieb optimiert wurde. Allerdings hat es das Ingenieursteam von Peugeot geschafft, konzeptionelle Kompromisse zu vermeiden. Bedeutet: Der 208 ist auch als Elektriker ein vollwertiger Kleinwagen. Dass er nicht den größten Innenraum seiner Klasse hat, ist hinlänglich bekannt. Vorn schränkt eine hohe Mittelkonsole das Raumangebot ein, und das Platzangebot im Fond kann man wohlwollend als "kuschelig" umschreiben.
Das reicht allerdings, um den Renault 5 bezüglich Mitfahrtauglichkeit in die Schranken zu weisen. Passt es für die Köpfe der Mitreisenden hier noch ganz gut, so wird es beim Platz für die Füße unangenehm eng. In der ersten Reihe sitzt man im R5 deutlich bequemer, sogar mit ein bisschen mehr Raum zur Entfaltung als im E-208. Beim Kofferraum schenken sich die beiden nicht viel – das Stauvolumen kann man als alltagstauglich, die jeweils entstehende Stufe beim Umklappen der Rücksitzlehnen aber als verbesserungswürdig bezeichnen.
Deutlichere Unterschiede gibt es bei der Bedienung. Renault hat sich die Software-Kompetenz von Google ins Auto geholt – keine schlechte Idee, wie das eingängig bedienbare Infotainment beweist. Da muss der Peugeot mit seinen verschachtelten Menüs und mit den langsamer rechnenden Prozessoren deutlich zurückstecken. Auch eine ordentliche Routenführung mit intelligenter Ladeplanung wird hier schmerzlich vermisst. In der Basisversion Style ist noch nicht einmal ein integriertes Navi verfügbar.
Dass der R5 das neuere und modernere Auto im Vergleichstest ist, zeigt auch die Sicherheitsausstattung. Sinnvolles Equipment wie eine Rückfahrkamera, ein Fernlicht-Assistent oder ein adaptiver Tempomat müssen bei Peugeot extra bezahlt werden, der Renault hat das alles hingegen serienmäßig an Bord. Bei der Qualität können an und für sich beide überzeugen – mit schönen Materialien dort, wo sie Augen und Hände umschmeicheln. Der R5 setzt aber mit seiner steifen Karosserie noch einen drauf – hier knistert es nirgends aus den Tiefen des Gebälks.
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Fahrkomfort: Die Ergonomie ist bei beiden verbesserungswürdig
Und erneut ist das Bessere des Guten Feind: Während der Peugeot E-208 zwar ganz ordentlich federt, zeigt ihm der Renault 5, was mittlerweile möglich ist. Nicht nur die aufwendigere Mehrfachlenkerachse hinten trägt zum guten Federungskomfort bei, sondern auch die grundsolide Karosseriestruktur, die sich Verwindungen bestmöglich verkneift. Ein derart erwachsener Federungskomfort stünde der höheren Kompaktklasse ebenfalls gut. Und auch beim Gestühl kann der Renault im Vergleichstest punkten: Seine Sitze sind großzügiger geschnitten und trotz weicherer Polsterung hinreichend bequem – sogar auf langen Strecken. Die Peugeot-Sitze fallen enger aus und bieten abgesehen von der elektrischen Einstellung keine Vorteile.
Ähnlich verhält es sich beim Geräuschkomfort: Der Renault ist subjektiv wie objektiv insgesamt besser gedämmt. Bei beiden verbesserungswürdig ist die Ergonomie – in erster Linie die Anwesenheit von Ablagen. Dem E-208 merkt man die Mischplattform mit massiver Mittelkonsole an, der R5 stellt einmal mehr Design über Alltagstauglichkeit. Ein paar mehr Ablagen wären definitiv wünschenswert. Immerhin: Cupholder hat der Renault 5 – anders als die fast baugleiche Alpine A290 – bereits an Bord. Und auf Wunsch sogar einen Baguette-Halter, was allerdings mehr Gag als Mehrwert bedeutet.

Motor/Getriebe: 300 km am Stück sind für den Peugeot E-208 kein Problem
Die rund 110 kW (150 PS) starken E-Antriebe verrichten einen jeweils ähnlich guten Dienst im Vergleichstest. Das bedeutet: Fahrleistungen und Kraftentfaltung sind derart überzeugend, dass wohl niemand einen Verbrenner vermissen dürfte. Mit 150 km/h Höchstgeschwindigkeit arrangiert man sich relativ schnell, denn die netto jeweils knapp über 50 kWh fassenden Akkus erlauben hier wie dort keine Rekordreichweiten: Effizienz ist das Stichwort. Ein wenig genügsamer mit dem Strom geht der Renault 5 E-Tech Electric 150 Comfort Range um, der auf einen fremderregten Synchronmotor setzt. Doch der Stromverbrauch des Peugeot E-208 156 kann sich ebenfalls sehen lassen: Mehr als 300 km am Stück sind auch hier kein Hexenwerk.
Verbesserungswürdig ist dagegen die serienmäßige Wechselstrom-Ladeleistung: 7,4 kW sind nicht mehr zeitgemäß. Der Renault bietet dagegen serienmäßig elf Kilowatt. Patt herrscht wiederum am Schnelllader: Beide schaffen in der Spitze bis zu 100 kW. Beim Laden erwies sich der Renault im Test als stabiler – der Peugeot zickte schon mal in puncto Kommunikation mit der Ladesäule. Geht es darum, elektrische Energie abzugeben, liefert erneut der R5 ab: Er beherrscht neben dem bidirektionalen Laden zusätzlich auch noch das Vehicle-to-Grid (V2G). So kann er perspektivisch – die Gesetzgebung in Deutschland ist noch nicht so schnell – auch als Pufferspeicher für das Stromnetz dienen.
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Fahrdynamik: Der Peugeot E-208 untersteuert etwas früher
Für sich genommen geht der Peugeot E-208 schon als flinker und durchaus dynamischer Elektro-Kleinwagen durch. Doch was das konkret bedeutet, zeigt der Renault 5, der noch etwas williger über die Handlingstrecke kurvt und der auch im Slalom höhere Geschwindigkeiten erlaubt. Besser ist zudem seine Abstimmung der Lenkung. Während der Peugeot hier viel über sein kleines Lenkrad zu kaschieren versucht und überdies mit einem starken Rückstellmoment auffällt, überzeugt der Renault im Vergleichstest mit seiner insgesamt stimmigeren Abstimmung.
Das gilt so auch fürs Bremsgefühl: Die Verzögerung lässt sich über das Renault-Pedal besser dosieren. Einen Gleichstand gibt es dennoch bei den Bremswegen: Beide stoppen auf kurzer Distanz. Dass der Renault schneller ist, liegt auch am besseren Fahrwerk, das im Zusammenspiel mit dem sehr gut programmierten ESP, das sanft und nie bevormundend ins freudige Geschehen eingreift, der Fahrdynamik zuträglich ist. Insgesamt ist der R5 neutraler abgestimmt als der E-208, der zu einem früheren Zeitpunkt untersteuert. Seine gelungene Vorstellung rundet der Renault mit dem kleineren Wendekreis ab.
Umwelt/Kosten: Der Renault 5 ist schlicht das günstigere Auto
Als Schnäppchen geht definitiv keiner der beiden durch. Grundpreise jenseits der 30.000 Euro sind für Kleinwagen ein Wort. Der Peugeot E-208 kostet in der Basis schon fast 5000 Euro mehr, die Testwagen-Konfiguration treibt den Preis um noch einmal nahezu 5000 Euro in die Höhe, sodass am Ende ein Preisschild von heftigen 42.325 Euro am gelben Testwagen pappt. Der Grund: Die testrelevanten Optionen des E-208 sind nicht einzeln verfügbar, sondern stecken in teuren Ausstattungspaketen. Renault macht es anders und lässt die Kundschaft mehr Freiheiten bei der Auswahl an Optionen. Der Lohn der Strategie: Fast 9000 Euro Preisunterschied bei den Testwagen im Vergleichstest. Schaut man auf wichtige Ausstattungsdetails, wird auch schnell klar, dass der günstigere Preis gar nichts mit Verzicht zu tun hat.
Dass die prognostizierten Werkstattkosten beim Renault 5 um fast 130 Euro höher liegen, fällt da weniger stark ins Gewicht. Die Kfz-Steuer wird für beide nicht fällig, und bei den Versicherungskosten rangieren sie auf Augenhöhe. Den finalen K.O.-Schlag verpasst der Renault 5 seinem Rivalen mit dem um rund zehn Prozent niedrigeren Wertverlust – was auf den Grundpreis angerechnet rund 6000 Euro weniger verlorenes Geld nach vier Jahren bedeutet.
Technische Daten und Messwerte von Peugeot E-208 156 und Renault 5 E-Tech Electric 150 Comfort Range
AUTO ZEITUNG 18/2025 | Peugeot E-208 156 | Renault 5 E-Tech Electric 150 Comfort Range |
Technik | ||
Motor | permanenterregte Synchronmaschine | fremderregte Synchronmaschine |
Leistung | 115 kW (156 PS) | 110 kW (150 PS) |
Max. Drehmoment | 270 Nm | 245 Nm |
Batterie | Lithium-Ionen | Lithium-Ionen |
Kapazität netto (brutto) | 50,8 (54,0) kWh | 52,0 (55,0) kWh |
Gewichte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1455 / 1504 kg | 1449 / 1463 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht | 1910 kg | 1920 kg |
Maße (L/B/H) | 4055 / 1745 (1951)*/1430 mm | 3922 / 1774 (2017)*/1498 mm |
Kofferraumvolumen | 309 - 1118 l | 326 - 1106 l |
Effektive Zuladung | 406 kg | 457 kg |
Dachlast / Stützlast | 70 / – kg | – / 63 kg |
Fahrleistungen | ||
0 - 30 km/h | 1,9 s | 1,8 s |
0 - 50 km/h | 3,2 s | 3,1 s |
0 - 60 km/h | 3,9 s | 3,8 s |
0 - 70 km/h | 4,7 s | 4,6 s |
0 - 80 km/h | 5,6 s | 5,6 s |
0 - 90 km/h | 6,7 s | 6,7 s |
0 - 100 km/h | 7,9 s | 8,0 s |
0 - 120 km/h | 10,9 s | 11,3 s |
0 - 140 km/h | 14,9 s | 15,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 150 km/h | 150 km/h |
Handling (Rundenzeit) | 1:51,8 min | 1:51,2 min |
Slalom (18 m Pylonenabstand) | 61,5 km/h | 62,8 km/h |
Bremswege | ||
100 km/h kalt / warm | 34,3 / 35,0 m | 34,3 / 35,0 m |
50 km/h / 150 km/h kalt | 9,2 / 69,7 m | 8,9 / 68,4 m |
Innengeräusche | ||
bei 50 km/h | 58 dB(A) | 55 dB(A) |
bei 100 / 130 km/h | 68 / 72 dB(A) | 64 / 69 dB(A) |
Verbrauch & Emissionen | ||
Testverbrauch | 15,9 kWh / 100 km | 14,8 kWh / 100 km |
WLTP-Verbrauch | 14,1 kWh / 100 km | 15,2 kWh / 100 km |
CO₂-Ausstoß (Test / WLTP) | 67 / 0 g/km | 62 / 0 g/km |
Reichweite elektrisch (Test / max / WLTP) | 319 / 353 / 432 km | 351 / 361 / 405 km |
Preise | ||
Grundpreis | 37.525 € | 32.900 € |
Bewerteter Preis (inkl. Optionen) | 42.325 € | 33.400 € |
Wartung, Rabatt & Wertverlust | ||
Werkstattkosten (jährlich) | 359 € | 490 € |
Rabatt | 25,0 % / 9131 € | 15,0 % / 4935 € |
Wertverlust nach 4 Jahren (20.000 km/Jahr) | 71,0 % / 26.643 € | 61,6 % / 20.266 € |
Versicherung & Steuern | ||
Typklassen (HP / VK / TK) | 15 / 20 / 20 | 15 / 20 / 18 |
Versicherungskosten (HP / VK / TK) | 690 / 853 / 141 € | 690 / 853 / 115 € |
Abgasnorm / Steuer pro Jahr | Elektro / befreit | Elektro / befreit |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Peugeot E-208 156 | Renault 5 E-Tech Electric 150 Comfort Range |
Karosserie (1000) | 493 | 526 |
Fahrkomfort (1000) | 601 | 645 |
Motor/Getriebe (1000) | 715 | 724 |
Fahrdynamik (1000) | 647 | 678 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2456 | 2573 |
Kosten/Umwelt (1000) | 388 | 418 |
Gesamtwertung (5000) | 2844 | 2991 |
Platzierung | 2 | 1 |
Technischer Knockout nach Punkten: Der Testsieg geht nach Boulogne-Billancourt. Der Renault 5 E-Tech Electric 150 Comfort Range ist der modernere und im Vergleich deutlich günstigere Kleinwagen. Allerdings muss man mit seiner kompromisslosen Gestaltung leben können: Das ikonische Design fordert erhebliche Zugeständnisse von den Fond-Passagier:innen. Hier bietet der Peugeot E-208 156 etwas mehr Platz. Ansonsten fährt er seinem Kontrahenten aber hinterher. Das beginnt schon an der Kasse und setzt sich hinter dem Lenkrad fort: Platz zwei.