Audi 100 RS4: Das ultimative Understatement-Phantom
Audi und seine Modellbezeichnungen verursachen nicht erst seit der gescheiterten Elektroauto-Verbrenner-Differenzierungs-Reform 2025 Kopfzerbrechen. Genau genommen zieht sich das Namenschaos durch die gesamte Historie der Firma, deren eigener Ursprung schon damit begann, dass Gründer August Horch seine Marke nicht mehr nach sich bennenen durfte. Der war schon fast mit seinem Latein am Ende, bis er in Selbigem den Namen "Audi" entdeckte (Das ist die Historie von Audi).
Passendes Zubehör für den Klassiker:
Ein weiteres Beispiel: Als Audi 1990 den Nachfolger des Ur-Quattro präsentierte, knüpfte die Marke am legendären Audi Sport Quattro S1 an und nannte den neuen Straßensportler auf Basis der Mittelklasse Audi 80 "S2". Es folgte der noch sportlichere, von Porsche entwickelte RS2. Aber wie sollte man den höher positionierten Dynamiker der 100er-Baureihe nennen? S4 natürlich. Und nun kommt auch der hier gezeigte Audi 100 RS4 ins Spiel.
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Der Audi A6 Avant (2025) im Fahrbericht (Video):
Ingolstadt inkognito: Seine Potenz sieht man dem Audi 100 RS4 nicht an
Der allererste RS4 hat also nichts mit den schwer gedopten A4-Varianten ab dem Jahr 2000 zu tun, sondern ist ein waschechter 100er, was seine prüde Optik gewissenhaft untermauert. Zweifellos wäre er dadurch zum König der Sleeper geworden, denn unter der Haube hätten weit mehr als 300 PS (221 kW) gewütet. Nur zur Erinnerung: Anfang der 90er hatte auch ein Porsche 911 Turbo "nur" 320 PS (235 kW).
Unklar ist dabei bis heute, auf welches Triebwerk die Marke vertraut hätte. Den S4 gab es kurioserweise sowohl mit dem traditionellen Fünfzylinder (Darum ist der Fünfzylinder vom Aussterben bedroht) samt 230 PS (169 kW) als auch mit dem neuen 280-PS-Achtzylinder (206 kW) aus dem Audi V8 zu kaufen. Auf dem Markt war letzteres Triebwerk aber nicht gerade gefragt. Mindestens 250 km/h Spitze und etwa fünf Sekunden für den Standardsprint dürften für den Audi 100 RS4 als realistisch gelten. Als logischste Wahl dürfte sich der ebenfalls fünfzylindrige RS2-Motor mit 315 PS (232 kW) herauskristallisiert haben. Damit wäre auch die unmittelbare Namensverwandtschaft zum RS4 hergestellt.
Die Konkurrenten:
Im Innenraum wütete der Motorsport-Orkan

Und wenn man sich den Innenraum des Audi 100 RS4 so ansieht, wäre das RS-Signet auch durchaus gerechtfertigt. Dort wütete nämlich der Motorsport-Orkan, der das Seriengestühl herausgerissen hat und Pedale, Schaltknauf sowie Lenkrad, gleich mit. Stattdessen motivieren blaue Schalensitze mit extrahohen Wangen, gelochte Pedale, ein metallischer Schaltknauf und ein farblich passendes Nardi-Lenkrad ohne Airbag zum wilden Ritt. Ging doch mal etwas schief, griff das Procon-ten ein – die bedingt hirnschmalzige Erfindung, die über Stahlseile und Umlenkrollen an Lenkrad, Motor, Getriebe sowie B-Säulen riss und den Audi selbst bei kleinem Aufprall in ein irreparables Wrack verwandelte.
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Doch zurück zum RS4: Der verschwand schnell wieder in der Ingolstädter Mottenkiste, weil man sich offenbar doch für die V8-Variante entschieden hatte. Denn nach dem Facelift und der Umbenennung von 100 zu A6 legte Audi den S6 Plus auf, der mit 326 PS (240 kW) starkem Achtzylinder das Finale der Baureihe einläutete und gleichzeitig den Grundstein für den Erfolg der künftigen RS 6-Modelle legte. Der Name RS 4 legte derweil eine Fahrzeugklasse tiefer eine ähnliche Erfolgsgeschichte hin. Blöd gelaufen: Dank des derzeitigen Namensdebakels wird ein RS 4 künftig höchstens vollelektrisch verfügbar sein und befindet sich Stand August 2025 noch weit entfernt von einer Serienfertigung.