Erste Testfahrt im Deddle Easy Tour: Luxus-Alkoven aus China
Manchem ist kein Weg zu weit. Karl Schlössl sicher nicht, dem umtriebigen Boss des Landsberger Unternehmens La Marca Mobility, einem großen Händler für 14 Reisemobil-Marken inklusive einer eigenen – und inzwischen auch für Deddle aus China. Das Import-Abenteuer ist für Schlössl kein ganz neues Thema: Schon vor 20 Jahren ließ er die ersten Pkw aus China zu uns kommen. Ein Erfolg war das nicht, im Gegenteil. Doch mit China hat Schlössl seitdem Erfahrung. Und jetzt will er mit Wohnmobilen wie dem neuen Deddle Easy Tour (2025) den Markt aufmischen. Diesen nehmen wir mit auf die erste Testfahrt.
Nicht nur die Herkunft, auch die Konfiguration dieser Fahrzeuge ist überraschend: Ganze sechs Meter lang ist der Alkoven (hier die gängigen Wohnmobil-Bauarten erklärt), und zwar trotz seiner Sitzgruppe im Volldinetten-Format. Gleich zwei Slideouts erweitern den Raum, und der Hersteller – die New Gonow Group in der Nähe von Shanghai – fertigt ihn holz- und gasfrei. Die Chines:innen wissen, wie das geht: Im Jahr 2016 startete der ambitionierte Industrieriese seine Produktion im Caravaning-Segment, inzwischen nimmt er im Asien-Pazifik-Raum bereits Rang zwei ein, was die Marktanteile betrifft.
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Selbstbewusster Chinese: Deddle Easy Tour ab 129.900 Euro
Jetzt also rollen sie auch nach Deutschland, die neuen Deddle Easy Tour (2025). Und zwar nicht in der Einsteigerklasse, sondern ganz bewusst am anderen Ende: Deddle biete Premium, verspricht Importeur Schlössl, der zum Start daher selbstbewusste 129.900 Euro (Stand: Mai 2025) auf das Preisschild schreibt. Im Sommer 2024 fuhren Deddle-Mitarbeiter:innen bereits marketingwirksam auf einem 19.000-km-Roadtrip (so das Wohnmobil fit für die Urlaubsfahrt machen) vom Werk aus bis nach Düsseldorf zum Caravan Salon.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
In der Praxis jedoch sollen fertig gebaute Voll-GFK-Kabinen per Fracht nach Deutschland kommen, um hier mit den Chassis des robusten Iveco Daily aus europäischer anstatt chinesischer Produktion verheiratet zu werden. Damit sind auch die europäischen Antriebe an Bord. Der italienische Transporter liefert 160 PS (118 kW) oder 176 PS (129 kW) und kommt mit Automatikgetriebe (Arten, Aufbau und Funktion erklärt) sowie Luftfederung an der Hinterachse. Unterwegs ist der neue Deddle Easy Tour (2025) in der Vier-Tonnen-Klasse – und ist damit ein Fall für die im April 2025 beschlossene Anhebung der Gewichtsgrenze für den Klasse-B-Führerschein von 3,5 auf 4,25 t (hier zehn Wohnmobile bis 4,25 t in der Übersicht).
Erste Testfahrt: Slideouts schaffen viel Platz auf sechs Metern
Somit lässt das Basisfahrzeug im Betrieb keine Überraschungen erwarten. Ebenso gilt das für die Ausstattung, bei der Deddle bewusst auf europäische oder globale Marken setzt, was Namen wie Thetford, Truma, Siemens, Mitsubishi, Fiamma oder JBL im und am Testfahrzeug beweisen. Exotisch sind also nicht die Komponenten, sondern ihre Konfiguration – und die beiden Slideouts. Bis zu 60 cm schieben sie die Karosserie nach außen. Dafür bleibt die Gesamtlänge bei unter sechs Metern, in China ein wichtiges Maß, weil es dort entsprechende Restriktionen gibt. Das Gewicht spielt dort dagegen keine Rolle.

So entsteht im Inneren viel Platz, der das Leben an Bord auch für vier Personen sehr angenehm macht. Rund drei Meter Breite schafft der Slideout, nur viel Stauraum können selbst die findigen chinesischen Konstrukteur:innen nicht herbeizaubern: Eine richtige Garage gibt es nicht, dafür jedoch ein ordentlich dimensioniertes Staufach, das vom Heck und der Seite über Klappen zugänglich ist – und außerdem von innen. Das Cockpit lässt sich mit einem Vorhang schnell abtrennen, ebenso das große Bett im Alkoven. Kaum weniger großzügig fällt das Doppelbett im Heck-Slideout aus.
Ausstattung in Fülle: Sogar die Waschmaschine reist mit
Bei der Ausstattung setzt Deddle auf schiere Fülle. An Bord des neuen Deddle Easy Tour (2025) finden sich Einbau-Klimaanlage (so im Wohnmobil nachrüsten), Mikrowelle und Waschmaschine, dazu ein japanisches Luxus-WC (hier unsere Tipps zu Campingtoiletten). Ein riesiger 32-Zoll-TV und ein aufwendiges JBL-Soundsystem übernehmen die Unterhaltung, Strom liefert eine Solaranlage (so im Wohnmobil nachrüsten) mit bis zu 1800 W.
Zum Puffern dient eine 420 Ah große Lithium-Batterie (hier unsere Tipps zu Kauf und Nachrüstung einer Aufbaubatterie), die ihren Beitrag zu eindrucksvoller Autarkie leistet: Beim Trip aus China nach Deutschland – rund vier Wochen dauerte er – will das Werksteam kein einziges Mal an einer Steckdose geladen haben. Die Bordelektrik läuft mit 48 V, organisiert von viel intelligenter Steuerelektronik von TBB und REGO – Namen, die in der Branche einen Ruf haben.
Das spiegelt generell auch die Verarbeitung wider. Nichts wirkt gestückelt oder ausprobiert, auch der Möbelbau zeigt sich auf hohem Niveau. Der Aufbau bleibt akustisch nahezu unhörbar – kein Knarzen, kein Knistern, kein Quietschen. Und das nach einer Fahrt von Shanghai nach Deutschland und dazu auf Straßen jeder Beschaffenheit – so etwas gelingt nicht zufällig.
Typisch chinesisch: Eine Außenküche ist serienmäßig
Interessant sind dann im neuen Deddle Easy Tour (2025) auf der ersten Testfahrt einige weitere kulturelle Unterschiede. Das betrifft nicht nur das penible Einhalten der Sechs-Meter-Grenze, sondern auch die zweite Küche in der rechten Flanke des Fahrzeugs. Zwei Auszüge bieten hier die Option zum Kochen im Freien (hier die besten Campingkocher im Test), dazwischen findet sich eine Klappe, die als Tisch dient, wie übrigens auch die beiden Klappen des Stauraums, die daher bewusst nach unten öffnen.

Außenküchen seien, heißt es, typisch Chinesisch, doch auch in Europa ist es eine großartige Idee, im Sommer einfach draußen kochen zu können. Allein mit diesem Detail wird der neue Deddle Easy Tour (2025) zum Star auf jedem Campingplatz (hier die bestbewerteten in Deutschland), doch es sind auch die Slideouts, die enorme Autarkie (hier unsere Tipps für autarkes Camping) und die Top-Ausstattung – und um die Herkunft aus China drehen sich die Gespräche dann auch noch. So müssen künftige Deddle-Käufer:innen nicht nur solvent sein, sondern auch kommunikativ. Sonst haben sie an ihrem Luxus-Camper keine Freude.
Technische Daten des Deddle Easy Tour (2025)
AUTO ZEITUNG 11/2025 | Deddle Easy Tour |
Technische Daten | |
Motor | 4-Zyl., 4-Vent.; Turbodiesel (Euro VI-e), 2998 cm³ |
Antrieb | 8-Stufen-Automatik; Vorderradantrieb |
Leistung | 129 kW / 176 PS |
Max. Drehmoment | 430 Nm bei 1500 /min |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5995/2490/3180 mm |
Leergewicht/Zuladung | 3750/425 kg |
Ausstattung | |
Sitz-/Schlafplätze | 4 / 4 |
Herd/Heizung | drei Induktions-Kochstellen (zwei außen)/Truma Combi 6 (Diesel/Elektro) |
Gas | Gasfrei |
Frisch-/Grau-/Schwarzwasser | 324 / 82 / 76 l |
Preis | |
Grundpreis | 129.900 Euro |
Alle Daten Werksangaben |
Deddle schnürt ein Paket, das sich von allen europäischen Angeboten unterscheidet. Nicht jeder will zwei Slideouts oder eine Waschmaschine samt Trockner, und falls doch: Hier kommt eine erfrischend andere Lösung. Um Kampfpreise geht es Deddle dagegen überhaupt nicht. Eher um den Beweis, was alles geht.