close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:

Ford Sierra XR4i & Opel Monza GSE: Schicke Coupés im Vergleich

Paul Englert

Die Fastback-Coupés Ford Sierra XR4i und Opel Monza GSE sprachen Anfang der 1980er ganz verschiedene Kundschaft an und haben doch einige Gemeinsamkeiten – zum Beispiel eine sportliche Attitüde und das Heck als Schokoladenseite. Ein Classic Cars-Vergleich!

Hinweise zu den Affiliate-Links
Die genannten Produkte wurden von unserer Redaktion persönlich und unabhängig ausgewählt. Beim Kauf in einem der verlinkten Shops (Affiliate Link) erhalten wir eine geringfügige Provision, die redaktionelle Selektion und Beschreibung der Produkte wird dadurch nicht beeinflusst.
Inhalt
  1. Im Vergleich mit dem Opel Monza GSE: Der Ford Sierra XR4i & ist einfach zu fahren
  2. Kräftiger V6 unter der Haube
  3. Opel Monza GSE: Rüsselsheimer mit Premiumanspruch
  4. Mehr Leistung, aber auch ein höheres Gewicht
  5. Fazit

 

Im Vergleich mit dem Opel Monza GSE: Der Ford Sierra XR4i & ist einfach zu fahren

"Also ich bin absolut begeistert", resü­mierte Klaus Lud­wig 1983 seine Fahrt mit dem Ford Sierra XR4i nach ein paar flotten Run­den über den klatsch­nassen Hocken­heimring. Ludwig war damals als Werksfahrer in Diensten des Kölner Herstellers und hatte in der Deut­schen Rennsport-Meisterschaft bereits einige Erfolge mit dem Capri Turbo eingefahren.

Kein Wunder, dass der gebürtige Bonner vom zweitürigen Ford Sierra XR4i angetan war, denn das Auto ist noch heute recht einfach zu fah­ren, überzeugt mit guter Stra­ßenlage und zumindest von hin­ten extrovertierter Doppeldecker-Spoiler-Optik, nur getoppt vom zwei Jahre später präsentierten RS Cosworth (hier der Sierra RS Cosworth im Vergleich mit Mercedes 190 E AMG). Doch auch der XR4i war ein Sportskamerad – und darüber hinaus zudem alltagstauglich.

"Der Anmacher" titelten die AUTO ZEITUNG-Kollegen 1983 beim Test des XR4i, mit dem Ford die erste Coupé-Version des Sierra einführte, die im Pro­fil mit zwei Fond-Fenstern und doppelter C-Säule auf den ers­ten Blick etwas gewöhnungsbedürftig aussah. Doch die Luftleiter nebst Seitenbeplan­kung und die geschlossene Front verpassten die Ford dem Zweitürer nicht aus Jux und Tol­lerei, sondern erreichte damit einen im Vergleich zur Limousi­ne verbesserten cW-Wert von für damalige Serienfahrzeuge allge­mein sehr guten 0,32.
Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Der Ford Capri (2024) im Video:

 
 

Kräftiger V6 unter der Haube

Unter der flachen, nicht gut ein­sehbaren Fronthaube sitzt ein längs eingebauter V6-Motor mit 2,8 l Hubraum und 150 PS (110 kW) sowie 216 Nm Drehmoment. Das Grauguss-Aggregat wurde bereits im Granada und im Capri verwendet, we­gen einer veränderten XR4i-Abgasanlage allerdings zehn Pferde schwächer. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Maschine einen aufgeweckten Eindruck macht, die Drehzahlnadel schon im Stand zuckt, als warte sie nur darauf, dass endlich mal jemand per Fußtritt die Drosselklappen öffnet.

Auch dank der recht kur­zen Übersetzung des Fünfgang-Getriebes geht es flott voran, die Gasannahme ist gut, und man kann recht schaltfaul fahren. 8,8 s brauchte der Ford Sierra XR4i, der über die Hinterachse ange­trieben wird, im Test für den Sprint auf 100 km/h. Auch heu­te überzeugt der Ford Sierra XR4i mit guter Elasti­zität, klingt aber ein wenig rau und brummig – vor allem ober­halb von rund 4000 Touren. Et­was Übung brauchen schnelle Gangwechsel, nicht immer trifft man die nächste Stufe perfekt.

Passendes Zubehör für den Klassiker:

Trotz Sportfahrwerks mit ange­passtem Feder-Dämpfer-Set-up sind Räder und Fahrwerk recht gut von der Karosserie entkop­pelt, sodass auf der einen Seite Unebenheiten gut gefiltert wer­den, auf der anderen das Gefühl fürs Fahrzeug aber nicht verlo­ren geht. So gelingt dem Sport-Sierra auch dank Einzelradauf­hängung und Stabilisator hinten ein sehr guter Kompromiss aus Dynamik und Komfort mit si­cherem Fahrverhalten und nur leicht eindrehendem Heck bei Lastwechseln.

Abstriche muss man beim Geradeauslauf ma­chen, da der Ford Sierra XR4i gern Längs­rillen nachläuft – was allerdings auch für andere Sierra-Varian­ten gilt, wie Tests Anfang der 1980er-Jahre notierten. Die Sitze sind bequem, sie bieten aber nach heutigen Standards nur wenig Seitenhalt. Platz hat man im Sierra genug, vor allem im Fond, wo sich die Maße nur marginal von denen der Limou­sine unterscheiden. Allerdings muss man dafür zunächst zwi­schen vorgeklapptem Vordersitz und B-Säule durchschlüpfen.

 

Opel Monza GSE: Rüsselsheimer mit Premiumanspruch

Das ist im Opel Monza GSE nicht an­ders. Und obwohl der auf dem Senator basierende Rüsselshei­mer zur Oberklasse gehört, offe­riert er hinten etwas weniger Platz über dem Kopf und vor den Beinen – ein Tribut auch an die flacher abfallende Heckschei­be. Die macht ihn im Profil be­trachtet jedoch deutlich elegan­ter als den damals mindestens 28.350 Mark teuren Kölner Sportsfreund. Eleganter wirkt auch das Interieur des 1985 rund 14.000 Mark teureren Opel. Tex­tilbezogene Verkleidungsteile, weiche Kunststoffe und eine sehr solide Verarbeitung zeigen, dass man auf Augenhöhe mit BMW 630 CS und Mercedes 280 CE fahren wollte.

Im Monza, der technisch auf dem Rekord E basiert, fühlt man sich spontan wohl, die Sitze sind bequem, der Schaltknauf des Fünfgang-Getriebes liegt gut zur Hand, die dahinterliegende Be­dienkonsole ist leicht zum Fah­rersitz gewandt. Ein Indiz dafür, dass es sich hier nicht um eine Standard-Variante des Komfort-Coupés handelt, sondern um eine sportlichere, sind die gut ab­lesbaren lesbaren, digitalisierten Instru­mente von VDO hinter dem gro­ßen Vierspeichen-Lenkrad. Die modernen Anzeigen waren dem Opel Monza GSE vorbehalten und kamen später auch im Kadett GSI zum Einsatz. Geschwindigkeit, Öl­druck, Batteriespannung, Was­sertemperatur, Tankfüllstand: Alle Infos bekommt man digital serviert, natürlich auch die Drehzahl, deren Verlauf wie ein ansteigender Berg aussieht und analog zur maximalen Leistung des Reihensechszylinders bei 5800 Umdrehungen gipfelt.

Auch interessant:

 

Mehr Leistung, aber auch ein höheres Gewicht

Auf 180 PS (132 kW) und 248 Nm Dreh­moment bringt es der Einsprit­zer, und er brilliert mit Laufruhe sowie Elastizität. Drei Liter Hubraum hat der längs einge­baute Zweiventiler, der mit dem Opel Monza GSE rund 220 kg mehr Masse bewegen muss als die schwächere 2,8-l-Maschine im Ford Sierra XR4i. Trotzdem reicht die Power für einen Sprint von Null auf 100 in unter neun Sekunden und ei­ne im Test ermittelte Höchstgeschwindigkeit von 217 km/h, sodass der Monza damals in ei­ner Liga mit den Produkten der etablierten Premiumhersteller fuhr. Allerdings mangelte es dem eher beliebig gestalteten GSE-Bug an Überholprestige, wie die Tester vor knapp 40 Jahren be­merkten. Potente BMW- und Mercedes-Modelle waren leich­ter zu identifizieren als das Fast­back-Coupé aus Rüsselsheim mit der starken Maschine.

Auch dem Opel Monza GSE gelingt der Spa­gat aus Komfort und Sportlich­keit sehr gut. Allerdings liegt der Fokus schon wegen des höheren Gewichts mehr auf Komfort, denn das Handling ist eine Spur träger als das des aufgeweckten Kollegen aus Köln. Vibrationen und Geräuschni­veau sind im Oberklasse-Coupé dafür niedriger, die Drehzahlen wegen des im Vergleich zum Sierra länger übersetzen Getrie­bes ebenfalls, das Schluckvermö­gen des Fahrwerks ist größer. Trotzdem neigt der Monza, der eine Schräglenker-Hinterachse hat, nicht zum Schaukeln oder Nachwippen, er hält den Aufbau angenehm neutral.

Jedoch fehlt es ein wenig an Lenkgefühl, denn die Lenkwinkel mit dem üppig dimensionierten Vo­lant sind groß, die Rückmeldung über das Steuer ist geringer als beim deutlich leichteren, kom­pakteren Ford Sierra XR4i. Dafür er­reicht dieser nicht die Lässig­keit des Opel, dessen Triebwerk auch in oberen Drehzahlregio­nen sanft läuft, dessen Schaltung präzise funktioniert und der den Fahrgästen trotz der möglichen Dynamik einen ausgezeichneten Langstreckenkomfort bietet. Auch in diesem Fall wäre Klaus Ludwig wahrscheinlich "absolut begeistert" gewesen.

Technische Daten von Ford Sierra XR4i & Opel Monza GSE

Classic Cars 01/2022Ford Sierra XR4iOpel Monza GSE
Zylinder/Ventile pro Zylin.V6/2R6/2
Hubraum2792 cm³2969 cm³
Leistung110 kW/150 PS bei 6700 U/min132 kW/180 PS bei 5800 U/min
Max. Gesamtdrehmoment bei216 Nm bei 4000 U/min248 Nm bei 4200 U/min
Getriebe/Antrieb5-Gang, manuell/Hinterrad5-Gang, manuell/Hinterrad
L/B/H4459/1728/1392mm4720/1722/1380 mm
Leergewicht1230 kg1450 kg ²
Bauzeit1983–19851982–1986
Stückzahl29.40016.594
Beschleunigung
null auf 100 km/h
8,8 s ¹8,9 s ²
Höchstgeschwindigkeit209 km/h ¹217 km/h ²
Verbrauch auf 100 km13,4 l S ¹12,0 l S ²
Grundpreis (Jahr)28.350 Mark (1983)42.580 Mark (1985)

¹ AZ Ausgabe 10/83
² AZ Ausgabe 21/83

 
Paul Englert Paul Englert
Unser Fazit

Fastback ist keine Er­findung der 2000er, sondern war schon in den 1980ern en vogue. Opel stellte damals den Monza GSE als elegantes, all­tagstaugliches, komfortables Heckklappen-Coupé mit dy­namischen Qualitäten in die Verkaufsräume. Ford hatte den XR4i im Angebot, einen Sport­ler, der auch für den täglichen Familientransport taugt, eine große Portion Spaß bietet und mit seinem Doppel-Spoiler bis heute bewusst polarisiert.

Tags:
Copyright 2025 autozeitung.de. All rights reserved.