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Geht auch ganz einfach:

Ford Focus/VW Golf: Vergleichstest Golf und Focus im Duell der Kompakten

Martin Urbanke Geschäftsführender Redakteur Test & Reifen
Inhalt
  1. Ford Focus und VW Golf im Vergleichstest
  2. Vergleichstest: Fahrkomfort-Wertung geht an den VW Golf
  3. Motor & Getriebe: Ford Focus mit höherem Verbrauch
  4. Fahrdynamik: Flotter VW Golf gegen fahraktiven Ford Focus
  5. Ford Focus/VW Golf: Laufende Kosten auf ähnlichem Niveau
  6. Messwerte und technische Daten Ford Focus und VW Golf
  7. Fazit

Zuletzt hatte sich der aktuelle Ford Focus als Referenzmodell in der Kompaktklasse etabliert. Wie schlägt sich der dynamische Rheinländer im direkten Vergleich mit dem VW Golf der neuen achten Generation? Im Vergleichstest treten die 150-PS-Diesel mit Automatik gegeneinander an!

Gesamtbewertung (max. Punkte)Ford Focus 2.0 EcoBlueVW Golf 2.0 TDI SCR DSG
Karosserie (1000)594611
Fahrkomfort (1000)668717
Motor/Getriebe (1000)618683
Fahrdynamik (1000)701700
Eigenschaftswertung (4000)25812711
Kosten/Umwelt (1000)412393
Gesamtwertung (5000)29933104
Platzierung21

Wer ist denn nun das Maß der Dinge in der Kompaktklasse: Ford Focus oder VW Golf? Unser Vergleichstest der Diesel-Versionen mit automatischen Getrieben und 150 PS gibt die Antwort. Als vor zwei Jahren die vierte Generation des Ford Focus erschien, staunte die versammelte Konkurrenz nicht schlecht, denn vom Start weg übernahm der kompakte Ford die Rolle des Klassenbesten und verwies sogar den erfolgsverwöhnten Wolfsburger auf die Plätze. Sparsame Motoren, bissige Bremsen, mehr Platz und eine sehr umfangreiche Sicherheitsausstattung sowie eine beachtliche Dynamik sorgten für herausragende Test-Ergebnisse des Kölners. Inzwischen hat Volkswagen jedoch nachgelegt und die mittlerweile achte Generation des Golf auf den Markt gebracht. Im Vergleichstest beschert allein die rund zehn Zentimeter längere Karosserie dem Ford Focus einen Vorteil beim Platzangebot gegenüber dem VW Golf. Doch in der Praxis hält der Golf mit ein paar Zentimetern mehr Höhe und Breite dagegen. So kommt es, dass Fahrer und Beifahrer im Niedersachsen sogar noch etwas luftiger untergebracht sind als im Rheinländer, der jedoch im Fond mit spürbar mehr Knieraum verwöhnt. Besonders der mittlere Sitzplatz bietet erheblich mehr Bewegungsfreiheit – eignet sich aber dennoch nur bedingt für erwachsene Passagiere. Immerhin: Beim VW Golf fällt der Ein- und Ausstieg etwas leichter. Kaum Unterschiede zeigen sich im Laderaum: Beide Rivalen haben genug Platz und verfügen über asymmetrisch umklappbare Rücksitzlehnen. Weil die zusätzliche Durchreiche serienmäßig ist und sich gegen 100 Euro Aufpreis sogar der Beifahrersitz vorklappen lässt, schneidet der Golf bei der Variabilität etwas besser ab als der Ford Focus. Das volle Stauvolumen des Ford (375 bis 1354 Liter) kann zudem nur nutzen, wer statt des serienmäßigen Notrads das alternativ verfügbare Tire-Fit-Set wählt. Sonst reduziert sich der Platz geringfügig auf 341 bis 1320 Liter. Praktisch im Alltag: die breite Ladeluke des VW Golf.

VW Golf 8 (2019) im Video:

 
 

Ford Focus und VW Golf im Vergleichstest

Seine Spitzenposition in Sicherheitsbelangen verdankte der Ford Focus Systemen wie der Verkehrsschilderkennung, die sogar ein versehentliches Auffahren auf Autobahnen entgegen der Fahrtrichtung verhindern kann. Doch VW hat mit der aktuellen Generation des Golf mächtig aufgeholt und übernimmt mit Car2X-Kommunikation, Abbiegeassistenten, Emergency-Assist (stoppt das Auto, falls der Fahrer nicht mehr reagiert) sowie Radfahrererkennung und vorausschauendem Crash-Schutz die Führung im Vergleichstest. Weniger überzeugend: Die Bedienung der komplexen und vielschichtigen Funktionen erfordert in beiden Fahrzeugen Aufmerksamkeit. Wer sich näher mit dem Ford Focus beschäftigt, entdeckt nebenbei die ein oder andere Detaillösung, die im Alltag erfreulich simpel, aber gut funktioniert: der automatisch ausklappende Türkantenschutz etwa oder die Halte-Clips für das Warndreieck unter der Hutablage sowie der integrierte Tankverschluss. Die neue Menüstruktur und die auf wenige Tasten reduzierte Bedienung im VW Golf lässt aber selbst nach längerer Eingewöhnung noch Fragen offen: Warum ist der "Slider" (kapazitive Fläche für Temperatur-, Lautstärke-und Zoomregelung) vor dem Touchscreen unbeleuchtet? Warum gibt es keinen Tageskilometerzähler mehr, der in 100-Meter-Schritten zählt? Wieso sitzt die Heckscheibenheizung neuerdings links vom Lenkrad bei den Lichtfunktionen? Nicht jede Neuerung bringt eine Verbesserung mit sich.

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Vergleichstest: Fahrkomfort-Wertung geht an den VW Golf

Anders das Feintuning des Golf-Fahrwerks: In Kombination mit den optionalen Adaptiv-Dämpfern des Testwagens (DCC, 1045 Euro) brilliert der VW-Testwagen mit sensiblem Ansprechen und sehr gutem Absorptionsvermögen. Hinzu kommen angenehm konturierte und passgenau einstellbare ergoActive-Sitze (920 Euro) mit stabilem Seitenhalt sowie Massagefunktion. Der Focus tritt zum Test in der Ausstattung ST-Line an, die mit einer sportlichen Fahrwerksabstimmung samt Sportsitzen aufwartet. Trotz des zusätzlichen "interaktiven" Fahrwerks (adaptive Dämpfer, 1000 Euro) rollt der Ford merklich strammer über gröbere und kleinere Unebenheiten. Die Sitze des Focus bieten allerdings trotz markanter Optik eher wenig Seitenhalt, und auch der Rückbank mangelt es an Kontur. Die Komfortwertung geht somit klar an den Golf.

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Motor & Getriebe: Ford Focus mit höherem Verbrauch

Um es vorwegzunehmen: Auch beim Antrieb hat der VW Golf im Vergleichstest die Nase vorn. Trotz nominell gleicher Leistung sprintet er viel lebhafter und dreht leichtfüßiger hoch. Der EcoBlue-Diesel im Ford Focus wirkt oberhalb von 3000 Touren recht zäh und entfaltet seine enorme Kraft (maximal 370 Nm Drehmoment) fast schon schlagartig, was wegen der kurzen Übersetzung der unteren Schaltstufen nach Feingefühl im Gasfuß verlangt, um ruckfrei anzufahren. Überhaupt kann die Achtstufen-Automatik nicht mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) des VW Golf mithalten. Außer bei sanfter Beschleunigung sind die Schaltrucke stets deutlich spürbar. Beim Heranrollen an Ampeln ruckt der Ford Focus mitunter derbe, und auch wer bei etwa 30 km/h versucht, im Kolonnenverkehr gleichmäßig mitzuschwimmen, ist vom harschen Ansprechen des Getriebes sowie dessen metallischen Geräuschen genervt. Überdies operiert im VW Golf die Kombination aus TDI und DSG auch noch erheblich sparsamer: Im Test begnügt sich der Niedersachse mit lediglich 4,8 Litern auf 100 Kilometern, während der Ford Focus bei gleichen Bedingungen 6,2 Liter Diesel verfeuert.

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Fahrdynamik: Flotter VW Golf gegen fahraktiven Ford Focus

Und wie viel Feuer entfacht der Ford Focus bei den Dynamik-Prüfungen im Vergleichstest? Im Slalom wedelt er wie entfesselt um die Hütchen und zeigt dem VW Golf dem Rücklichter. Seine Lenkung spricht ausgesprochen spontan – fast schon hektisch – auf jeden Impuls an und verhilft dem Ford Focus zu einem sportlichen Fahrverhalten, das provozierte Lastwechsel mit einem sanften Eindrehen des Hecks beantwortet. Allerdings ist er wegen des Zweiliter-Diesels und der Automatik deutlich kopflastiger als andere Motor-Varianten der Baureihe. Das ist zwar vorteilhaft für die Traktion, aber auch ein kleiner Nachteil im Handling und beim Bremsen. Dennoch stoppt der Ford Focus noch etwas vehementer als der VW Golf, dessen Bremsanlage sich dafür feinfühliger dosieren lässt. Dass der Niedersachse zudem auf dem Handling-Parcours signifikant flotter unterwegs ist als der fahraktive Ford, verdankt er in erster Linie seinem lebhaften Antrieb und dem blitzschnell schaltenden Doppelkupplungsgetriebe. Während sich der Antrieb des Ford Focus am Kurvenausgang noch sortiert, stürmt der VW Golf oft schon wieder nach vorn. Das macht ihn flott. 

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Ford Focus/VW Golf: Laufende Kosten auf ähnlichem Niveau

Rund 4000 Euro Preisunterschied stellen nicht nur in der Kompaktklasse ein gewichtiges Kaufargument – in diesem Fall zugunsten des Ford Focus – dar. Die laufenden Kosten der beiden Kontrahenten bewegen sich auf einem sehr ähnlichen Niveau. Nur Kraftstoff-Aufwendungen und Multimedia-Ausstattungsumfänge unterscheiden sich merklich. Wer scharf rechnet, wird jedoch stets mit dem Ford Focus günstiger abschneiden.

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Messwerte und technische Daten Ford Focus und VW Golf

AUTO ZEITUNG 11/2020Ford Focus 2.0 EcoBlueVW Golf 2.0 TDI SCR DSG
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4; Turbodiesel4/4; Turbodiesel
Hubraum1997 cm³1968 cm³
Leistung110 kW/150 PS110 kW/150 PS
Max. Gesamtdrehmoment370 Nm360 Nm
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik/ Vorderrad7-Gang, Doppelkupplung/
Vorderrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1443/1504 kg1390/1450 kg
Beschleunigung (Test)  
0 - 100 km/h9,1 s8,7 s
0 - 150 km/h21,3 s19,2 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)207 km/h223 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
33,9/33,6 m34,3/33,8 m
Verbrauch (Test/WLTP)6,2/4,9 l D/100 km4,8/4,3 l D/100km
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)165/128 g/km128/113 g/km
Preise
Grundpreis28.700 Euro32.790 Euro
Testwagenpreis32.700 Euro36.125 Euro

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Martin Urbanke Martin Urbanke
Unser Fazit

Er ist zurück. Und wie! Der neue VW Golf 2.0 TDI SCR DSG geht als eindeutiger Sieger aus diesem Duell hervor: Mit überlegenem Fahrkomfort und einem ebenso munteren wie effizienten Antrieb holt sich der Dauersieger seinen Stammplatz im Klassement – den ersten Platz – zurück. Unerwartet deutlich dahinter rangiert der bisherige Klassen-Primus Ford Focus 2.0 EcoBlue mit optionaler Achtstufen-Automatik. Diese Antriebskonfiguration lässt den sonst so dynamischen Kompakten ungewohnt zögerlich agieren. Weil zudem mehr Gewicht auf der Vorderachse lastet, kann der Focus seine Stärken im Handling und beim Bremsen nicht in der üblichen Deutlichkeit ausspielen. Zum Verlierer wird er deshalb aber nicht. Mal sehen, wie der Vergleich mit anderen Motorisierungen ausfällt …

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