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Ave Mizar: Der Ford, der fort flog

Johannes Beck Redakteur

Der Traum vom fliegenden Auto beschäftigt die Menschen seit jeher – doch in der Realität sind die meisten Konzepte grandios gescheitert. Besonders tragisch war der Fall des Ave Mizar, einem hybriden Unikum aus Cessna und Ford Pinto, das seinem Erfinder zum Verhängnis wurde.

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Inhalt
  1. Ave Mizar: Ein Ford Pinto hebt ab
  2. Galpin Ford als Partner – 34 Vorbestellungen
  3. Erste Warnzeichen – und eine verheerende Entscheidung
  4. Der Ford Pinto: Schon am Boden ein Sicherheitsrisiko

Die Idee war so einfach wie kühn: Ein Auto, das man an ein Flugzeugheck koppelt, um anschließend in die Lüfte zu steigen. Entwickelt wurde dieses Gefährt von Henry Smolinski, einem Luftfahrttechniker und Gründer des 1971 gegründeten Unternehmens Advanced Vehicle Engineers (AVE). Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Hal Blake arbeitete Smolinski an einem Auto-Flugzeug-Hybriden, der Individualmobilität revolutionieren sollte. Als Basis diente ein Ford Pinto, jener Kleinwagen, der in den 1970er-Jahren wegen seiner problematischen Sicherheitsbilanz in die Schlagzeilen geraten sollte. Für die flugfähige Variante wurde das Heck eines Cessna Skymaster verwendet – inklusive Tragflächen, Leitwerk und dem hinteren Druckpropeller.
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Ave Mizar: Ein Ford Pinto hebt ab

Das Konzept war so spektakulär wie ungewöhnlich: Der Mizar war der erste Versuch, ein in Serie gebautes Straßenfahrzeug mit einer FAA-zertifizierten Flugzeugstruktur zu kombinieren. Dafür griffen die Tüftler auf eine Cessna Skymaster zurück. Die Frontpartie – inklusive Cockpit und Bugmotor – wurde entfernt. Stattdessen wurde der komplette Rest samt Leitwerk, Tragflächen und hinterem Continental-Triebwerk mit 210 PS (155 kW) auf einen modifizierten 1972er Ford Pinto geflanscht.

Die Idee: Nutzer:innen sollten zum Flughafen fahren, das Fahrzeug per selbstausrichtender Schienen unter die Flügel manövrieren, alles verriegeln und abheben. Nach der Landung ließ sich der motorisierte Schwingenrucksack einfach abstellen, während der Pinto als ganz normales Auto nutzbar war. Die Zielgruppe: Geschäftsreisende, Pendler:innen – oder Menschen, die schlicht keine Lust auf den täglichen Stau auf der California State Route 405 hatten.

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Galpin Ford als Partner – 34 Vorbestellungen

Der Prototypenbau wurde von Galpin Ford unterstützt, einem bekannten Ford-Händler an der us-amerikanischen Westküste unter Leitung von Bert Boeckmann. Das Unternehmen stellte nicht nur den Pinto, sondern investierte auch in das Projekt. Der Verkaufspreis wurde auf 20.000 US-Dollar festgelegt – rund 5.000 mehr als ursprünglich geplant. AVE gab an, 34 Vorbestellungen aus dem ganzen Land erhalten zu haben. Die Medienresonanz war enorm, das Projekt erschien in Dutzenden Zeitungs- und Magazinberichten.

Insgesamt rund 40 technische Änderungen waren notwendig, um den Pinto "flugtauglich" zu machen. Dazu zählten unter anderem eine modifizierte Lenkung zur Steuerung von Querruder und Höhenruder, nachrüstbare Seitenruderpedale unter dem Lenkrad, Fluginstrumente auf dem Armaturenbrett (u. a. Höhenmesser, Funkgerät, Tankdruck) und eine Unterbodenverkleidung aus Blech zur Verbesserung der Aerodynamik. Für den Start arbeiteten Pinto-Motor (1,6-l-Reihenvierzylinder) und das Flugtriebwerk parallel. Die Abhebegeschwindigkeit lag bei rund 105 km/h, die benötigte Startbahn bei circa 150 m. In der Luft wurde der Verbrenner des Pinto abgeschaltet. Die geplanten Leistungswerte: Reichweite über 1.200 km, Reisegeschwindigkeit rund 210 km/h, Dienstgipfelhöhe etwa 3700 m.

Foto: Galpin Motors Archive

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Erste Warnzeichen – und eine verheerende Entscheidung

Bereits bei einem Testflug 1973 brach eine der Tragflächenstreben. Doch Smolinski blieb optimistisch – überzeugt von Technik und Medieninteresse. Am 11. September 1973, genau drei Jahre nach der offiziellen Einführung des Ford Pinto, sollte ein neuer Prototyp mit einem 300 PS (221 kW) starken Lycoming-Triebwerk getestet werden. Weil ein Testpilot fehlte, stiegen Smolinski und Blake selbst in die Maschine. Der Schaden an der Tragfläche war jedoch wohl nicht behoben worden. Kurz nach dem Start klappte der rechte Flügel ein und riss den flugunfähigen Pinto und beide Unternehmer in die Tiefe. Ein Tower-Mitarbeiter beobachtete, wie sich der Mizar in der Luft drehte und beim Aufprall in Flammen aufging. Beide Männer starben noch am Absturzort. Die anschließende Untersuchung enthüllte die Ursache: Materialüberlastung und mangelhafte Schweißverbindungen. Das Projekt Mizar war gescheitert – ebenso wie der Traum vom fliegenden Pinto.

 

Der Ford Pinto: Schon am Boden ein Sicherheitsrisiko

Doch auch ohne die selbstkonstruierte Tragödie hatte es der Ford Pinto bereits in sich. Der Kompakte und GM gerieten in den 1970er-Jahren unter massiven Druck, nachdem bekannt wurde, dass sein Hecktank bei Unfällen leicht Feuer fangen konnte. Zahlreiche Todesfälle und Klagen folgten. Ford musste reagieren und rief den Pinto zurück. 1980 wurde das Modell schließlich eingestellt.

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