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Geht auch ganz einfach:

Viper/NSX/911 Turbo: Classic Cars Dodge, Honda und Porsche im Triell

AUTO ZEITUNG
Inhalt
  1. Dodge Viper GTS, Honda NSX 3.2 UND Porsche 911 Turbo im Classic Cars-Vergleich
  2. Der Honda NSX spart an Gewicht und Größe, nicht an Ausstattung und Technik
  3. Völlig verschiedene Cockpits
  4. Eine große Überraschung gibt es am Nürburgring
  5. Völlig verschiedene Charaktere
  6. Technische Daten von Dodge Viper GTS, Honda NSX 3.2 UND Porsche 911 Turbo
  7. Fazit

Drei Supersportwagen treten zum Kampf der Kontinente an: der Porsche 911 Turbo aus Europa als klassischer Hochleistungs-GT, der Honda NSX aus Asien mit Hightech-Konzentration und der Dodge Viper GTS aus den USA mit einem Achtliter-V10 wie ein Gewitter.

 

Dodge Viper GTS, Honda NSX 3.2 UND Porsche 911 Turbo im Classic Cars-Vergleich

Mehr als nur ein wenig verkörpern die Supersportwagen dreier Kontinente die Vorurteile über die Menschen aus den jeweiligen Erdteilen. Der Dodge Viper GTS fordert die anderen mit seinem Auftritt geradezu heraus: Hier kommt Amerika mit all seinen Tugenden, seiner bunten Unbekümmertheit, und will Europa und Asien zeigen, wo im Sportwagenbau der Hammer hängt. Höflich lächelnd respektive Augenbrauen runzelnd stehen der Japaner Honda NSX und der Deutsche Porsche 911 Turbo daneben und nehmen die Herausforderung nicht wirklich ernst. Wer kann schon mit einem ehemaligen Lastwagenmotor und einer so schwülstigen Karosse gegen uns Fachleute in Autotechnik und Formel 1 bestehen? Unsere Spitzenprodukte zeigen mit VTEC und Allrad, mit VVIS und Doppelturbo dem Muskelmann aus den USA, wofür Hightech gut ist.

Ein rauschendes Fest von Hubraum und Hightech dennoch hat der Dodge Viper GTS einen beeindruckenden Auftritt: Dumpf grollend fährt er vor, seinen an ein Truck-Triebwerk erinnernden Motor verfeinerte das Ingenieursteam erheblich. Mehr als eine untenliegende Nockenwelle und zwei Ventile gönnte es ihm allerdings auch im Viper nicht. Doch reicht das Rekordvolumen von acht Liter Hubraum in der deutschen Version für 411 PS (302 kW). Weit besser noch ist das Drehmoment: 630 Nm, das ist genau dreimal so viel Durchzugskraft, wie sie ein Golf GTI 1.8 Turbo besitzt. So etwas klingt anders als jedes andere Aggregat. In der gezähmten Europaversion etwa so, als arbeiteten ein paar Zimmer weiter zwei übergroße, langsam laufende Schlagbohrer, wenn Sie verstehen, was wir meinen.

Gewisse Ähnlichkeiten gibt es auch mit schnell laufenden Schiffsmotoren, doch nichts klingt eben genau wie ein V10-Motor. Wie er geht? Besser als die Messwerte zeigen. Zugunsten der amerikanischen Verbrauchsbestimmungen legten die Ingenieure das Getriebe des GTS extrem lang aus. 200 km/h mit gerade 2400 Umdrehungen fährt vielleicht noch eine überschnelle Diesellok, ansonsten ist dieses Drehzahlniveau unerreicht niedrig. Doch ist die Person am Steuer im richtigen Gang und tritt aufs Gas, dann tut es tatsächlich den berüchtigten Schlag, der Dodge Viper GTS stürmt nach vorn wie eine in Panik geratene Büffelherde. Einmalig ist vor allem die brutale Unmittelbarkeit des Spurts, die sonst nur ein Zwölfzylinder-Ferrari erreicht. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

 

Der Honda NSX spart an Gewicht und Größe, nicht an Ausstattung und Technik

Das Gegenteil bietet der Honda: weniger als die Hälfte Hubraum, gerade sechs Zylinder. Doch Vierventilkopf, variable Ventilsteuerung (VTEC) und variable Ansaugregelung (VVIS) sorgen für einen Output von immerhin 280 PS (206 kW). Dafür sind 50 Prozent höhere Drehzahlen als im Dodge nötig – wo der GTS aufhört, wird der Honda NSX erst richtig munter. Ab 3500 /min setzen bei Vollgas Power und ein renn ähnlicher Sound ein, ab 5000 geht die Post ab. Dank des niedrigen Gewichts des komplett in Alubauweise gefertigten Honda und der guten Aerodynamik sind die Fahrleistungen im Verhältnis zur Leistung ganz erstaunlich. Den wirklichen Reiz des Honda aber macht der Gegensatz zwischen leisem Dahinrollen und echter Rennsport-Atmosphäre in Tempo und Akustik aus. Allerdings könnte auch sein Getriebe kürzer übersetzt sein, er lebt ja von der Drehzahl.

Nochmals ganz anders und irgendwo in der Mitte zwischen den USA und Japan der Porsche-Motor: ebenfalls nur 3,6 l Hubraum, aber gleich zwei Turbolader, die eine Menge davon ersetzen. 408 PS (300 kW) und immerhin 540 Nm Drehmoment sprechen eine deutliche Sprache. Dabei ist der Porsche 911 Turbo trotz Allrad 40 kg leichter als der Viper und besitzt eine weitaus zierlichere Karosserie. Die Folge sind praktisch konkurrenzlose Fahrleistungen, auch wenn die Passagier:innen sie weit weniger spektakulär als im Dodge oder im Honda empfinden. Das Motorgeräusch ist durch die Lader gedämpft, der Schub setzt weich, allerdings extrem nachhaltig ein. Man möchte auf freier Autobahn immer wieder Gas geben, nur um den 911 mit allen Körpersensoren auskosten zu können.

 

Völlig verschiedene Cockpits

Die flugzeugähnlichen Geschwindigkeiten der drei Kandidaten lassen sich nur bei entsprechender Ausrichtung der Cockpits beherrschen. Der Dodge Viper GTS bietet am meisten Flieger-Ambiente, schon sein "Twin-Bubble“-Dach mit den zwei Höckern für mehr Kopffreiheit und den bündigen Scheiben erinnert irgendwie an die US-Airforce. Man sitzt zwischen riesigen Türen und einem Mitteltunnel, auf dem problemlos ein Kindersitz Platz finden würde, hat eine ansehnliche Uhrensammlung im Blickfeld und greift zu verkehrt herum angeschraubten Gurten. Zur Anpassung an die Körpergröße sind hier bitte das Lenkrad und, jawohl, die Pedalerie einzustellen – ungewöhnlich, funktioniert aber problemlos …

Im Honda NSX erinnern die mit dem Lenkrad auf die Person am Steuer gerichteten Bedienungssatelliten an ein Sportflugzeug. Die tiefe Sitzposition und der daraus folgende Blick zwischen den vorderen Kotflügeln hindurch lassen zudem Gedanken an Rennsportwagen aufkommen. Deren Komfortangebot übertrifft der Honda mit seinem Platzangebot und elektrischen Helfern bei weitem. Der Porsche Turbo schließlich bietet als letzter 911 das klassische Cockpit mit fünf Rundinstrumenten. Hier blickt der Fahrer aus hoher, versammelter Position wie im Hubschrauber auf flach gewordene Kotflügel. Sitze und Instrumente sind einsame Klasse, die Federung ist dafür um so härter.

 

Eine große Überraschung gibt es am Nürburgring

Doch mindert dies die Fahrfreude nur wenig oder gar nicht, besonders wenn es zur Auslotung der hochgesteckten Grenzen von Fahrwerk und Bremsen auf die Nordschleife des Nürburgrings geht. Eine härtere Prüfung gibt es nach wie vor für Autos nicht. Hier ist zuerst der Honda NSX am Zug. Extrem gutmütig für ein Auto mit mittig angeordnetem Motor bewegt er sich durch Kurven aller Art, die Traktionskontrolle TCS hält zu viel Leistung von den Hinterrädern fern. Nur ohne TCS wandert das Heck im Extremfall auf Abwegen. Allerdings vermitteln die hintere Dämpferabstimmung und die sich künstlich anfühlende elektrische Servolenkung ein unsichereres Gefühl, als es der Fahrsituation entspricht. Laufenlassen heißt die Devise, der Wagen regelt das meiste.

Ganz anders auf diesem anspruchsvollem Geläuf der Porsche 911 Turbo: In der Nähe des Grenzbereichs ist auf der buckeligen Nordschleife Finesse gefragt. Die Vorderachse versetzt, als wollte sie sich stets das beste Straßenstück suchen, ohne dass daraus viel Gefahr erwächst. Dazu ist die Front des Autos kaum zu sehen, und der drehfreudige Turbo ist viel schneller als geglaubt. Doch wer dies erkennt, zaubert mit dem glänzend abgestimmten Allradantrieb wunderbar leichte Drifts auf den trockenen Asphalt. Dieses Fahrverhalten und die Leistung machen den Elfer auf den 20 adrenalinförderndsten Kilometern der Welt rund eine halbe Minute schneller als den Honda.

Bleibt der Dodge Viper GTS, der mit ausladender Karosse, angriffslustigem Drehmoment an der Hinterachse und der Abwesenheit eines ABS viel Spannung verspricht. Die bietet er, aber anders als gedacht. Die riesigen Michelins übertragen die Kraft nahezu problemlos, am Kurvenausgang verbeißen sie sich geradezu in den Asphalt. Der Fotograf wartet weiter auf spektakuläre Heckschwenks. Zumindest psychologisch unangenehm ist das fehlende ABS, allerdings gleicht der ungeheure spontane Biss des V10 ein etwas früheres Anbremsen nach der Kurve sofort wieder aus. Und obwohl ein leichter Hitzestau im Wasserhaushalt auf der Döttinger Höhe zum frühen Hochschalten zwingt, bleibt der Viper ohne ABS und Allrad nur fünf Sekunden hinter dem Turbo zurück. Damit ist allerdings ein steter Kampf verbunden, um das Monster auf Kurs zu halten.

 

Völlig verschiedene Charaktere

Der Honda NSX stellt mit Karosserie und Radaufhängungen aus Aluminium sowie seinem aufwendigen Motor ein technisches Meisterwerk dar, das in der richtigen Farbe angenehm zurückhaltend auftritt. Der Porsche 911 Turbo ist der ultimative Meilenfresser für alle Gelegenheiten. Der Viper bricht nicht nur akustisch mit einem Donnergrollen aus acht Liter Hubraum in die Sportwagenwelt ein. Etwas mehr Feinarbeit, und er wird seinem lauten Auftritt vollauf gerecht.

 

Technische Daten von Dodge Viper GTS, Honda NSX 3.2 UND Porsche 911 Turbo

Classic Cars 12/2023Dodge Viper GTSHonda NSX 3.2Porsche 911 Turbo
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.V10/2V6/4B6/2
Hubraum7990 cm³3179 cm³3600 cm³
Leistung411 PS/302 kW
bei 5100 /min
280 PS/206 kW
bei 7300 /min
408 PS/300 kW
bei 5750 /min
Max. Drehmoment630 Nm bei 3600/min298 Nm bei 5300 /min540 Nm bei 4500 /min
Getriebe/Antrieb6-Stufen-Manuell; Hinterrad6-Stufen-Manuell; Hinterrad6-Stufen-Manuell; Allrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1540 kg1370 kg1500 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)5,5 s5,5 s4,3 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)285 km/h270 km/h290 km/h
Preise
Grundpreis(Mark)165 000,–164 000,–222 500,–

 

 
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Unser Fazit

Sportwagen dieses Kalibers hält der Großteil der Autofahrer für sinnlose Spielerei. Nicht ganz zu Unrecht vielleicht, wenn auch die Frage „Wo (und wie oft) kann man schon über 270 fahren?“ ein‚ wenig zu kurz greift. Doch selbst Leute, die voll Überzeugung einen Supersportwagen besitzen und dessen Motorleistung — nicht oft, aber lustvoll — nutzen, können nicht allzu glücklich sein über die relative Alltags- und Stadtverkehruntauglichkeit ihres Gefährts, einzig der leichtfüßige NSX lässt sich so einfach fahren und bedienen wie ein x-beliebiger Kompaktwagen.

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