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VW-Vorstandschef Ralf Brandstätter: Interview "Emotionalität steht Volkswagen gut"

Stefan Miete Chefredakteur Print

Der VW-Chef Ralf Brandstätter spricht im AUTO ZEITUNG-Interview über den neuen ID.Buzz, das geplante Werk in Wolfsburg und über die Solidarität der Marke sowie ihrer Belegschaft mit der Ukraine.

Herr Brandstätter, der Krieg in der Ukraine verursacht großes Leid. Auch Volkswagen hat deshalb Konsequenzen gezogen. Wie beurteilen Sie die Situation?
Unsere erste Sorge gilt den Menschen. Wir hoffen auf ein schnelles Ende des schrecklichen Angriffskrieges in der Ukraine. Mit jedem weiteren Tag wächst das Leid vor Ort. Die Welt muss zusammenstehen und handeln. Aufgrund der Auswirkungen des Krieges haben wir im Konzernvorstand entschieden, die Produktion von Fahrzeugen in Russland und den Export dorthin vorübergehend auszusetzen. Gleichzeitig unterstützen wir in einem ersten Schritt die United Nations Flüchtlingshilfe mit einer Spende über eine Million Euro. Hinzu kommen Sachspenden und Logistikangebote. Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich in beeindruckendem Umfang. Im ganzen Unternehmen entstehen Initiativen, um zu helfen. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon

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VW-Vorstandschef Ralf Brandstätter im Interview

Aus der Ukraine bezieht der Konzern wichtige Komponenten, zum Beispiel Kabelbäume. Die angespannte Versorgungslage verschärft sich dadurch abermals. Wie reagieren Sie darauf?
Unsere eigenen Planungen und Prognosen sind natürlich mit großen Unsicherheiten behaftet. Zu dem weltweiten Zuliefernetz von Volkswagen gehören auch einige Zulieferer in der West-Ukraine. Aufgrund der aktuellen Lage kommt es dort natürlich zu Beeinträchtigungen. Unsere konzernweite Task Force arbeitet Tag und Nacht daran, die Situation für unsere Kunden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie natürlich für unsere Partner vor Ort bestmöglich zu bewältigen. Dabei greifen wir auch auf unser weltweites Produktionsnetzwerk zurück, um die Beeinträchtigungen größtmöglich auszubalancieren.

Ist der planmäßige Serienanlauf des neuen ID.Buzz gefährdet?
Aktuell gehen wir davon aus, dass dieses wichtige Fahrzeug wie geplant anlaufen kann.

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Aus der Bulli-Historie lassen sich viele Varianten ableiten. Wie wahrscheinlich ist ein ID.-Samba-Buzz?
In den 60er-Jahren stand der VW Bulli für Freiheit, Unabhängigkeit und große Emotionen. Dieses Lebensgefühl greift der ID. Buzz auf und überträgt es in unsere Zeit: bilanziell CO2-neutral, nachhaltig, voll vernetzt und schon bereit für das nächste große Kapitel, das autonome Fahren. Kein anderes Auto hat schon im Vorfeld seiner Weltpremiere so viele Menschen bewegt. Jedes noch so kleine Detail wurde unter den Bulli-Fans in der ganzen Welt diskutiert. Jetzt ist er da, und ich finde: Diese Emotionalität steht Volkswagen gut.

Für 2026 ist mit dem Projekt Trinity das neue VW-Spitzenmodell angekündigt. In welchen Bereichen wird der Stromer Maßstäbe setzen?
Trinity ist der neue Leitstern der vollelektrischen Fahrzeugflotte von Volkswagen und der Kristallisationspunkt unserer Strategie Accelerate: mit deutlich reduzierter Ladezeit, 700 Kilometer Reichweite, bilanziell CO2-neutral und mit der modernsten Software des Konzerns ausgestattet. Wenn Sie so wollen, ein echtes Software-Dreamcar und bereit für das autonome Fahren auf Level 4. Die Grundlage dafür ist die SSP-Plattform des Konzerns, die mit Trinity erstmals im großen Volumen zum Einsatz kommt. Auf dem Weg zum Software-basierten Fahrzeug richten wir auch unsere technische Entwicklung neu aus: Für 800 Millionen Euro bauen wir in Wolfsburg den Campus Sandkamp – unser Hightech Entwicklungszentrum der Zukunft. Dort werden wir fachübergreifend zusammenarbeiten, mit klarem Fokus auf die Software und vor allem auf das digitale Kundenerlebnis.

Weshalb brauchen Sie dazu zwingend ein neues Werk?
Auch in der Produktion soll Trinity Maßstäbe setzen: Das Auto soll in nur zehn Stunden vom Band laufen. Der Schlüssel: weniger Varianten, weniger Bauteile, mehr Automatisierung sowie die neuesten Produktions- und Logistikkonzepte. Das schaffen wir mit der neuen Fabrik außerhalb der Werksmauern, aber eng ans Stammwerk angebunden. Für den Bau eines neuen Werks spricht neben einer nachhaltig höheren Wirtschaftlichkeit auch, dass wir so die laufende Produktion sowie die anstehenden Neuanläufe wichtiger Modelle wie Tiguan, Tayron und die Produktaufwertung des Golf ohne laufende Umbaumaßnahmen optimal umsetzen können. Zudem können wir die Bestandsfabrik so schrittweise für die Zukunft umrüsten.

Im Konzern wird bei Porsche und Audi 800-Volt-Technik bereits genutzt. Wann kommt der erste VW mit 800 Volt?
Wir werden mit unserer SSP-Plattform mit 800 Volt kommen, und zwar erstmals beim Trinity. Allerdings ist die Volt-Zahl nur eine physikalische Größe, die die Ladegeschwindigkeit beeinflusst. Im MEB mit 400 Volt etwa sind über Software-Verbesserungen mittlerweile bei bis zu 170 kW möglich, was die Ladedauer von fünf auf 80 Prozent auf unter eine halbe Stunde verkürzt. Zusätzlich machen wir mit unserer intelligenten Multistopp-Routenplanung und Plug & Charge das Ladeerlebnis noch schneller und komfortabler. Beides kommt bereits bald mit der neuen Software ID. 3.1 in unsere Fahrzeuge.

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Feststoff-Batterien sind für 2025 angekündigt – wird der Trinity der erste VW mit dieser Technik sein?
Nein, mit den Feststoff-Batterien ist es wie mit jeder neuen Technik, die wird zunächst in kleiner Serie angeboten. Trinity ist ein typischer VW, er macht modernste Technologien für viele erreichbar. Aber auch ohne Feststoff-Batterien wird dieses Auto Reichweiten von 700 km ermöglichen – zu einem erschwinglichen Preis.

Wie wird die MEB-Plattform weiterentwickelt, und was ist für die nächste Generation geplant?
Der MEB ist eine der leistungsfähigsten Elektro-Plattformen der Welt – wie das Interesse anderer Hersteller an der Technik beweist. Sie hat sowohl bei der Hardware als auch bei der Software noch extrem viel Potenzial. Ladeleistung, Reichweite und Assistenzsysteme entwickeln wir konsequent weiter. Und wir haben noch jede Menge mehr Ideen, lassen Sie sich überraschen – da kommt noch einiges.

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Bei Tesla und inzwischen Polestar sind OTA-Updates längst Realität – welche Update-Fähigkeit besitzen die aktuellen ID.-Modelle?
OTA-Updates sind ja auch bei uns längst Realität. Wir haben allein 2021 mehr als 100.000 Software-Updates Over-the-Air aufgespielt. In dieser Tiefe können wir das übrigens als einziger Volumenhersteller. Das ist die Basis für neue Geschäftsmodelle. Im Dezember sind wir mit Functions on Demand, also Zusatzservices, die unsere Kunden flexibel für einen bestimmten Zeitraum zubuchen können, gestartet. Besonders nachgefragt sind die Navigationsfunktion und der Fernlichtassistent.

Der härteste Rivale des ID.4 kommt aus dem Konzern: Wie differenzieren sich die neuen ID.-Fahrzeuge von ihren Schwestermodellen?
Wir freuen uns über den Erfolg aller Konzernmodelle auf Basis der MEB-Plattform, die ja von Volkswagen entwickelt wurde. Das gilt auch für Audi Q4 e-tron, Cupra Born und ID. Buzz. Die Absatzzahlen sind für mich übrigens kein Maßstab. Der Halbleiter-Engpass hat das Bild doch deutlich verzerrt. Was die Ausdifferenzierung der Marken betrifft, arbeiten wir mit Skoda, Seat, Cupra und Volkswagen Nutzfahrzeuge sehr gut zusammen.

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Sie haben immer wieder eine Verbesserung der Qualitätsanmutung thematisiert. Ziel erreicht?
Nein. Der überarbeitete T-Roc, der gerade souverän bei Ihnen einen Vergleichstest unter anderem wegen der hohen Qualität gewonnen hat, ist erst der Anfang. Warten Sie mal bis 2023, die neuen Generationen von Tiguan und Passat werden Sie auch bei diesem Thema überraschen. Da gehen wir einen großen Schritt weiter – bei der Wertigkeit, aber auch bei der Digitalisierung. Und mit einem Innenraum, den Sie so im Volumensegment noch nicht gesehen haben.

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