Zukunft ohne Fahrer:in? So weit ist das Robotaxi wirklich
Was früher nach Hollywood und Science-Fiction klang, könnte schon bald auf vielen Straßen Realität sein: Autos ohne Fahrer:innen, die leise durch die Stadt gleiten und per App geordert werden. Keine Lenkräder, kein Hupen, kein Staufrust – einfach einsteigen und losfahren. In den USA gehören sogenannte Robotaxis mancherorts schon zum Alltag. In Städten wie Phoenix, Austin oder San Francisco fahren autonome Fahrzeuge Passagier:innen sicher von A nach B – ganz ohne Person am Steuer. Aber wie sieht es in Deutschland aus?
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Was sind Robotaxis?
Robotaxis sind autonome Fahrzeuge, die ohne Fahrer:in Menschen von A nach B transportieren können. Sie nutzen ein Zusammenspiel aus Sensoren, Kameras, Radar- und Lidar-Technik sowie künstlicher Intelligenz, um sich im Straßenverkehr zurechtzufinden – ganz ohne menschliches Eingreifen. Ziel ist es, einen fahrerlosen Fahrdienst anzubieten, der bequem per App bestellt werden kann und langfristig als Ergänzung oder Alternative zum eigenen Auto und zum öffentlichen Nahverkehr dient.
Die ersten Robotaxis waren schon 2017 in Phoenix, USA, im Testbetrieb. Und im Herbst 2017 führte Waymo die ersten selbstfahrenden Fahrzeuge ein, die vollständig ohne menschliche Überwachung auskamen. Im kommerziellen Betrieb sind die Robotaxis in den USA seit 2023. Seit 2024 sind diese auch in mehr als 30 Städten in China im kommerziellen Betrieb.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Wie weit ist die Technik für Robotaxis in Deutschland?
In Deutschland ist das autnome Fahren auf Level 4 inzwischen rechtlich erlaubt – theoretisch (Hier der aktuelle Stand zu autonomen Fahren). Die Umsetzung hängt jedoch von Software, Infrastruktur und Sicherheitsnachweisen ab. Momentan befinden sich die meisten Robotaxi-Projekte noch in der Pilotphase oder in geschlossenen Testumgebungen.
Grundsätzlich ist aber bereits voll autonomes Fahren möglich. Die Automatisierung beim Autofahren wird in sechs Stufen eingeteilt – von Stufe 0 (keine Assistenz) bis Stufe 5 (vollautonom). Bei Stufe 1 und 2 unterstützt das Auto einzelne Funktionen wie Lenken oder Bremsen. Stufe 3 erlaubt es der Person am Steuer, sich vorübergehend zurückzulehnen, das Auto übernimmt in bestimmten Situationen komplett, etwa im Stau. Bei Stufe 4 fährt das Fahrzeug in festgelegten Bereichen vollständig autonom, ein Eingreifen ist nicht mehr erforderlich. Stufe 5 schließlich bedeutet: Das Auto kommt ganz ohne Fahrer:in aus – in jeder Situation, überall. Es wird nicht einmal ein Lenkrad oder ein Bremspedal benötigt.
Der Stand bei deutschen Herstellern:
Volkswagen ist Vorreiter mit dem ID. Buzz AD, der speziell für den Robotaxi-Einsatz entwickelt wurde.
Mercedes-Benz setzt bislang auf teilautonomes Fahren (Level 3) in Luxusmodellen wie der S-Klasse oder dem EQS, forscht aber intensiv am nächsten Schritt. Eine Robotaxi-Strategie ist nicht konkret angekündigt – man beobachtet den Markt und investiert in Software-Partnerschaften.
Nicht in Deutschland aktiv sind Waymo und Cruise. Ihre Technik (Waymo mit Lidar, Cruise mit GM-Plattform) gilt als führend, aber komplexe deutsche Verkehrsregeln und Datenschutzbedenken bremsen eine Expansion. Tesla wiederum hat kein konkretes Robotaxi-Projekt in Deutschland. In den USA fand im Oktober 2024 die Enthüllung des Robotaxis von Tesla, dem Prototypen Cybercab, statt.
Im Juli 2025 ging der Robotaxi-Dienst mit dem Model Y an den Start, jedoch eingeschränkt. Denn bislang muss noch ein Mensch hinter dem Steuer sitzen. Weil es mitunter zu Irrfahrten gekommen ist und das Robotaxi mitunter auf der falschen Straßenseite fuhr und weil Tesla scheinbar keine behördlichen Genehmigungen für autonom fahrende Robotaxis in Kalifornien (USA) hat, könnte es hier noch zu juristischen Auseinandersetzungen kommen.
VW, Moia und Uber – das große Robotaxi-Projekt
Der erste große Schritt: Volkswagen bringt mit Moia und Uber den autonomen ID. Buzz auf die Straße. Der vollelektrische Kleinbus, ausgestattet mit modernster Sensorik und KI-Technologie, soll ab 2026 Passagier:innen in deutschen Städten befördern – ganz ohne Fahrer:in. In Hamburg und München laufen bereits Testfahrten mit Sicherheitsfahrer:innen an Bord. Dahinter steckt ein ambitioniertes Ziel: tausende autonome Fahrzeuge, die man per Uber-App bestellen kann.
Moia, der Mobilitätsdienstleister aus dem Volkswagen-Konzern, hat dafür eine Simulation zum Potenzial autonomen Fahrens vorgestellt:
300.000 autonome Fahrzeuge könnten deutschlandweit zwölf Millionen Fahrten täglich übernehmen.
Die durchschnittliche Wartezeit: ca. zehn Minuten.
Das mögliche Einsparpotenzial: bis zu fünf Millionen Tonnen CO2 pro Jahr
Und: 40 % mehr Menschen könnten auf Bus, Bahn und Sharing-Angebote umsteigen
Laut Moia wäre das ein gewaltiger Schritt hin zu einer klimafreundlicheren, effizienteren Mobilität – ohne Stau, ohne Lärm, ohne Emissionen.
Und wie sicher ist das Ganze?
Das Thema Sicherheit steht im Zentrum. Denn ein Auto, das selbst fährt, muss besser sein als jeder Mensch – und auf alles vorbereitet. Und obwohl autonome Systeme bereits Millionen Kilometer gefahren sind, bleibt die Sicherheit ein kritischer Faktor. Besonders in Deutschland, wo komplexe Stadtstrukturen, dichte Bebauung und vielfältige Verkehrsteilnehmende aufeinandertreffen, müssen Robotaxis extrem zuverlässig sein. Zwar zeigen Studien aus den USA, dass Robotaxis weniger Unfälle verursachen als normale Taxis, doch Vertrauen will erst verdient werden. In Deutschland sagen bisher nur etwa 30 % der Menschen, dass sie in ein fahrerloses Auto einsteigen würden.
Wann könnten Robotaxis in Deutschland kommen?
In Deutschland könnten Robotaxis vor allem in Großstädten wie Hamburg, München oder Berlin zum Einsatz kommen – dort, wo die Nachfrage nach flexibler, nachhaltiger Mobilität besonders hoch ist. Realistisch ist ein schrittweiser Einstieg ab 2026, zunächst in Form von Pilotprojekten mit klar definierten Fahrzonen und Sicherheitsfahrer:innen an Bord. Anbieter wie Moia und Volkswagen entwickeln bereits entsprechende Fahrzeuge und Software. Ein vollautonomer Betrieb auf Stufe 4 ist technisch möglich, hängt aber stark von rechtlichen Rahmenbedingungen, digitaler Infrastruktur und öffentlichem Vertrauen ab. Bis zum flächendeckenden Einsatz dürften noch einige Jahre vergehen.
Robotaxis sind mehr als ein technologischer Trend – sie sind Teil der Lösung für urbane Staus, Emissionen und Platzprobleme. In Deutschland zeigt vor allem Moia mit dem autonomen ID. Buzz, dass echter Wandel möglich ist – wenn Politik, Technik und Gesellschaft zusammenspielen. Die aktuelle Phase ist geprägt von Tests, Simulationen und Partnerschaften. Doch mit Blick auf 2026 und darüber hinaus wird klar: Robotaxis in Deutschland werden Realität – nur etwas langsamer, aber vielleicht auch sicherer als anderswo.