Russland-Downsizing: Halbierter Ford Scorpio mit Superbike-Motor
Wer sich fragt, was aus dem Ford Scorpio geworden ist, mit dem Onkel Uwe in den 90ern immer zu Besuch kam: Falls er vor der Abwrackprämie 2009 ins Export-Exil floh, könnte er noch heute im ehemaligen Ostblock herumkurven. So wie das hier gezeigte Modell mit dem damals mäßig beliebten Aero-Heck. Dieses bekamen die Youtuber von Garage 54 – bekannt durch den zum E-Auto umgebauten Lada mit Akku-Bohrmaschinen als Motor – in die Finger und rüsteten den rüstigen Kölner in ein Schmalspur-Experiment um, das aussieht wie ein Geschwindigkeitsrekordfahrzeug auf Wish bestellt.
Rekordverdächtig am halbierten Scorpio ist aber höchstens dessen Fahrwerk, das bei jedem Gasstoß wahre Freudensprünge absolviert. Bevor es so weit kommen konnte, musste das russische Tüftler-Team zuerst einmal den mittleren Teil der Karosserie herausschneiden und die beiden Hälften so zusammenschweißen, dass daraus wieder ein fahrbares Gefährt werden konnte. Man mag sich den Aufwand unter dem Blech kaum vorstellen, wie die Radaufhängungen zusammengestaucht und der Antrieb neu sortiert werden musste. Für den Innenraum bedeutet die Halbierung, dass die Fahrt nun eine einsame ist. Positiv betrachtet, kann man sich jetzt aber immerhin aussuchen, von welcher Seite aus man sich auf den Fahrersitz schwingen möchte.
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Die Mitfahrt mit dem einzigartigen Ford Focus RS Turnier im Video:
Halbiert, Superbike-Motor verpflanzt und mit Bürgermeister als Testfahrer: Dieser Ford Scorpio ist kaum zu toppen
Weil unter der halbierten Haube kein Platz mehr für das Serienaggregat war, musste Garage 54 umdisponieren. Und mit umdisponieren meinen wir in diesem Fall: Das Team besorgte sich einen Superbike-Motor, dessen schmale Bauweise hervorragend hinter den Vordersitz passte – zumindest, als die Tuner einen Hilfsrahmen dafür montierten. Aus welchem Motorrad der Vierzylinder genau stammt, wird nicht näher beschrieben (Das sind die stärksten Motorräder der Welt). Dafür leistet der Einliter-Viertakter 137 PS (101 kW) und erreicht damit das PS-Niveau der mehr als doppelt so großen Ford-Sechszylinder. Einziger Nachteil: Weil das mickrige Drehmoment üblicherweise nur 200 bis 300 kg beschleunigen muss, hat der Motor so seine Mühe, die gut eine Tonne Scorpio ins Rollen zu bringen.
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Als Testfahrer für den Ford Scorpio hat sich Garage 54 tatsächlich den lokalen Bürgermeister ins Boot beziehungsweise in die modifizierte Ford-Kabine geholt. Dafür gebührt ihm durchaus Respekt, denn der Motor steckt ungedämmt hinter dem Fahrersitz wie ein Felsbrocken, der nur darauf wartet, beim ersten Bremsmanöver die Rückenlehne einzureißen. Wenn der Scorpio einmal unter sägendem Getöse losruckelt, wackeln im Maschinenabteil nicht nur der Vierzylinder, sondern auch die Superbike-Instrumente, die ziemlich lose an der B-Säule baumeln. Aber eins muss man dem russischen Youtube-Kanal lassen: Der halbierte Ford fährt, lenkt und bremst. Hoffentlich aber niemals auf öffentlichen Straßen. Nicht, dass Onkel Uwe ihn am Ende noch zurückhaben möchte. Hier geht es zum Video von Garage 54.