Testfahrt im BMW iX3 (2026): "Neue Klasse" ist wunderbar normal
München spricht voller Stolz davon, dass der neue BMW iX3 (2026) ein softwaredefiniertes Fahrzeug sei – ein innovativer Neuanfang in Technik und Design, der die Zukunft des Unternehmens prägen soll. Solche Aussagen gelten in der Branche oft als Vorbote eines radikalen Wandels, vor allem bei Marken wie BMW. Doch nach einer ersten Testfahrt mit dem vollelektrischen Prototyp lässt sich Entwarnung geben: BMW geht es gut, sogar besser denn je. Denn der iX3 auf Basis der "Neuen Klasse" ist nicht nur ein Einzelstück, sondern wird die Plattform für zahlreiche kommende batterieelektrische BMW-Modelle bilden – etwa für den nächsten 3er. Damit steht für BMW viel auf dem Spiel. Ein bedeutenderes Auto hat der Hersteller in den letzten 20 Jahren wohl kaum vorgestellt.
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Der BMW Vision Neue Klasse (2023) im Video:
Was ist neu am BMW iX3 (2026)?
Kurz gesagt: alles. Der neue BMW iX3 (2026) markiert laut Hersteller die sechste Generation elektrischer Fahrzeuge (nach Mini E, 1er Coupé Active E, i3, diversen Plug-in-Hybriden und der jüngsten i-Familie). Die Plattform basiert auf einer Clean-Sheet-Architektur, also einem völligen Neustart, der die Elektromobilität in den Mittelpunkt stellt. Der Name "Neue Klasse" erinnert nicht zufällig an den historischen Innovationsschub von 1961 – auch diesmal geht es um einen radikalen Umbruch, allerdings stärker auf Systemintegration als auf Markenimage bezogen.
Zentrales Element ist das sogenannte "Heart of Joy" – trotz verspieltem Namen ein leistungsstarker Zentralrechner, der sämtliche Systeme effizient vernetzt. Insgesamt gibt es vier dieser "Supergehirne" im Auto: für Dynamik, Infotainment, Assistenzsysteme und Basisfunktionen wie Klimatisierung. Dadurch kann BMW auf das klassische CAN-Bus-System verzichten und die Kommunikation läuft zehnmal schneller. Das ermöglicht eine durchgängige Optimierung aller Fahrzeugkomponenten. Wie bei der Strategie der "marginal gains" im Radsport sorgen viele kleine Verbesserungen für einen spürbaren Gesamteffekt. Im Innenraum kommt erstmals das "Panoramic Vision"-Display zum Einsatz – ein durchgehender, linearer Bildschirm von A-Säule zu A-Säule. Ergänzt wird dies durch das neue Betriebssystem OS10.
Die Konkurrenten:
Technische Daten
Als Prototyp sind zum neuen BMW iX3 (2026) bei der ersten Testfahrt nur wenige Eckdaten bekannt, mehr wird im September erwartet. Klar ist: Der iX3 verfügt über einen Allradantrieb mit zwei E-Motoren (eine heckgetriebene Version folgt später), nutzt eine 800-V-Architektur und kann – geeignete Ladeinfrastruktur vorausgesetzt – mit bis zu 400 kW laden. Die Reichweite soll bei etwa 800 km liegen. Die Batterie besteht aus zylindrischen Zellen statt prismatischen Modulen. Statt zwölf separater Module gibt es ein durchgängiges Zellpaket (Cell-to-Pack), vergleichbar mit der Blade-Batterie von BYD. Das Ergebnis: 20 Prozent höhere Energiedichte, bessere Kühlung, höhere Struktursteifigkeit. Eine Siliziumkarbid-Wechselrichter-Einheit sitzt obendrauf.
So fahrdynamisch gibt sich die "Neue Klasse"
Der Prototyp des neuen BMW iX3 (2026) überzeugt bei der ersten Testfahrt mit beeindruckender Fahrdynamik. Einige Details stechen besonders hervor:
Bremsen: Das Pedalgefühl ist für ein Elektroauto ungewöhnlich direkt und fest. 98 Prozent der Verzögerung übernimmt die Rekuperation und BMW hat es geschafft, das Abbremsen extrem sanft und präzise zu gestalten. Beim Ausrollen an eine Ampel gibt es kein Ruckeln. Das vermittelt ein Gefühl von Raffinesse, das auch Rolls-Royce interessieren dürfte.
Lenkung: Präzise und in Sport-Modus mit guter Rückmeldung. In schnellen Kurven hilft gezieltes Bremsen des kurveninneren Rads, das Fahrzeug in die Spur zu bringen – nicht sportwagenhaft, aber reaktiver als viele andere batterieelektrische SUV.
Fahrwerk: Trotz aller Technik nutzt der iX3 konventionelle Stahlfedern und passive Dämpfer, und das mit beeindruckender Wirkung. Selbst bei 50 km/h über Bodenschwellen bleibt der Aufbau stabil und ruhig. Einzelrad-Stöße werden sauber weggedämpft, auf welligem Asphalt wird allerdings die straffe Grundabstimmung spürbar und die Front beginnt, leicht zu hoppeln.
Assistenzsysteme: Besonders gelungen ist das Zusammenspiel der Fahrerassistenzsysteme, die nun weniger nerven, aber ihre Arbeit erledigen. Der Spurhalteassistent greift sanft ein, lässt aber bewusstes Spurwechseln (auch ohne Blinker) zu – wenn der Fahrer aufmerksam ist, erkennt das eine Kamera. Auch der Spurwechselassistent reagiert flüssig und situationsgerecht. Autonomes Fahren auf Level 2 funktioniert sogar im Stadtverkehr, zeigt seine Stärken aber vor allem im Stau: Bremsen, Anfahren, Spurwechsel – alles automatisch.
Nützliches Zubehör rund ums Elektroauto:
Der Innenraum des iX3
Da der iX3 bei unserer ersten Testfahrt getarnt war, lässt sich zur Verarbeitung wenig sagen. Das neue "Panoramic Vision"-Display erstreckt sich über die gesamte Breite der Frontscheibe. Skepsis ist erlaubt, doch das System erweist sich als praktisch und intuitiv. Im Gegensatz zu anderen Mitfahrer-Bildschirmen (zum Beispiel im Mercedes EQS oder Porsche Cayenne) liefert dieser nützliche Informationen und ist individuell konfigurierbar. Außerdem ist er optisch weiter weg, wodurch es für die Augen angenehm ist, zwischendurch einen Blick darauf zu werfen.
Direkt vor der fahrenden Person stehen Geschwindigkeit, Ladezustand und Reichweite. Weitere Kacheln lassen sich frei belegen, zum Beispiel mit Ankunftszeit, Wetter oder Infotainment-Inhalten. Ergänzt wird dies durch ein Head-up-Display im Hochformat, das zusätzliche Navi-Informationen bietet. Zudem gibt es einen großen Touchscreen neben dem Lenkrad, logisch strukturiert und mit neuen Schnellwahltasten – etwa zur Aktivierung der Tempolimit-Warnungen. Die Beinfreiheit im Fond entspricht etwa der des größeren X5 und das Kofferraumvolumen in etwa dem des X3.
Das größte Lob für den neuen BMW iX3 (2026): Er fühlt sich vollkommen normal an. Kein futuristisches Showcar, kein digitaler Fremdkörper – sondern ein souveränes, rund abgestimmtes Elektroauto. Mit der "Neuen Klasse" hat BMW nicht das Rad neu erfunden, aber ein System geschaffen, das für das kommende Jahrzehnt tragfähig erscheint. Der Preis ist noch unbekannt – und könnte hoch ausfallen. Doch aus technischer Sicht scheint der große Wurf gelungen: viel investiert, viel gewonnen.