Mercedes G-Klasse (W463) im Gebraucht-Test: Darauf achten!
- Von W460 bis W463: Die Entwicklung der Mercedes G-Klasse
- Robust, gute Geländeausstattung, hohe Ersatzteilpreise
- Einschränkungen durch Leiterrahmen & Karosserie
- Motorvarianten der G-Klasse: V6 CDI ein ordentlicher Kompromiss
- Zusammengefasst: Die typischen Schwachstellen der gebrauchten Mercedes G-Klasse
- Fazit
Von W460 bis W463: Die Entwicklung der Mercedes G-Klasse
Die erste Version der Mercedes G-Klasse entstand für Behörden, war jedoch für viele Armeen zu teuer. Die exzellenten Offroad-Fähigkeiten, durchdachte Konstruktion und hohe Haltbarkeit überzeugten aber schnell institutionelle Abnehmer – und überraschend auch Privatkundschaft. Die Armeen von Österreich, der Schweiz, Argentinien, Dänemark sowie später Deutschland und, bemerkenswert, auch Großbritannien wurden mit dem Fahrzeug ausgestattet. Parallel dazu pflanzte das damals unabhängige Unternehmen AMG auf Kundenwunsch 5,6-l-V8-Motoren in diese Fahrzeuge. Die meisten Exemplare der ersten Generation W460 besitzen jedoch 2,3-l-Benziner oder Saugdiesel – wer sich den W460 kaufen möchte: Hier geht es zur Oldtimer-Kaufberatung der Mercedes G-Klasse.
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Der Mercedes G 580 EQ (2024) im Fahrbericht (Video):
W461: Besonders robuste, daher gefragte Ausführung
Mercedes vergaß nicht die institutionelle Kundschaft und entwickelte die Baureihe W461. Sie kombinierte die einfache Karosserie des W460 mit den moderneren Antriebssträngen aus dem W463. Später unter dem Namen "Professional" angeboten, konnte sie individuell konfiguriert werden. Der W461 ist als Gebrauchtwagen selten und gefragt – etwa bei Personen, die von einem perfekten Expeditionsfahrzeug träumen. Der Allradantrieb ist nur auf losem Untergrund nutzbar, die schwachen Motoren (meist Saugdiesel) reichen lediglich für ruhiges Fahren aus.
Zubehör für Mercedes-Fans:
W463: Das Statussymbol für den Privathaushalt
Schon gegen Ende der Produktion des W460 signalisierte die Kundschaft den Wunsch nach einer luxuriöseren Variante. Der W463 debütierte mit permanentem Allradantrieb sowie einer neuen Mittelkonsole, die etwas an die der E-Klasse-Baureihe W124 erinnert. Kurz darauf kamen aufgeladene Dieselmotoren sowie in kleiner Serie der 500 GE.
Schnell zeigte sich: Genau das wollte die anspruchsvolle Käuferschaft. Im weiteren Verlauf folgte ein heute eher kritisch beurteilter V8-Diesel – vor allem aber eine breite Palette an leistungsstarken Benzinmotoren. Und dann wurde es noch extremer: Die Variante G 55 AMG erhielt einen Kompressor, die finale Leistung lag bei über 500 PS (368 kW). Sie wurde durch den doppelt aufgeladenen G 63 ersetzt (V8 mit 544 bis 571 PS/402 bis 422 kW), doch selbst das reichte manchen nicht. Die V12-Version G 65 (ebenfalls Biturbo) kam auf 612 bis 630 PS (451–465 kW).
Die Dieselmotoren sind deutlich bodenständiger. Der ältere R6 mit 3,5 l ist nicht so langlebig wie der mit 3,0 l Hubraum (legendärer OM606 mit 177 PS/130 kW). Die Version 270 CDI bietet durchschnittliche Fahrleistungen, ist dafür recht einfach konstruiert und vergleichsweise preisgünstig. Die beliebten V6-Diesel haben ihre typischen Schwächen, sind aber insgesamt sparsam.
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Robust, gute Geländeausstattung, hohe Ersatzteilpreise
Auch wenn die stärksten Varianten auf Niederquerschnittsreifen fahren, hat die Mercedes G-Klasse (W463) ihre Fähigkeiten nie eingebüßt und ist nach wie vor äußerst geländetauglich. Außerdem eignet sie sich hervorragend als Zugfahrzeug. Die Rahmenkonstruktion ist sehr speziell: Die Profile sind zum Großteil geschlossen und in Kombination mit hochwertigem Stahl ergibt sich eine geringe Anfälligkeit für Korrosion. Britische und vor allem japanische Offroad-Konkurrenten können da nur neidisch blicken. Auch bei der Ausstattung punktet die G-Klasse: Drei serienmäßige Differentialsperren sind außergewöhnlich. Hier gibts alle Infos zum Allradantrieb und die Erklärung, warum die G-Klasse über drei Differentiale verfügt.
Gebrauchtwageninteressierte müssen allerdings wissen, dass das Angebot an Zubehör und Tuningteilen für die Mercedes G-Klasse deutlich kleiner ist als etwa für Nissan- oder Toyota-Modelle. Dafür gibt es keine Probleme bei der Ersatzteilversorgung – selbst für die ältesten G-Klassen sind Teile über das Mercedes-Händlernetz verfügbar. Allerdings: Die Preise, auch für neuere Exemplare, sind teils sehr hoch.
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Einschränkungen durch Leiterrahmen & Karosserie
Die Mercedes G-Klasse der Baureihe W463 kann zwar extrem schnell sein, vor allem mit V8. Doch was im Gelände ein Vorteil ist, wird auf Asphalt zum Nachteil: Der Leiterrahmen, die starren Achsen und die Schneckenlenkung sorgen dafür, dass selbst AMG-Versionen in Kurven weit von den Fähigkeiten moderner SUV entfernt sind. Der Fahrkomfort des W463 ist dennoch hoch, wenn auch nicht überragend.
Auch mit weiteren Eigenheiten muss man rechnen: Die steile Frontscheibe und die kantige Silhouette sorgen bei höheren Geschwindigkeiten für deutliche Windgeräusche. Und die an die 1970er-Jahre erinnernde Kabine ist schmal – ebenso wie die seitlich öffnende Heckklappe, was das Verstauen größerer Gegenstände erschwert.
Absurde Ausmaße kann auch der Kraftstoffverbrauch annehmen, insbesondere bei älteren Sechszylinder-Benzinern und bei V8-Modellen. Dafür ist es relativ einfach, gut gewartete Gebrauchtwagen zu finden. Der Wert des W463 sorgt dafür, dass er häufig ordentlich gepflegt wird. Für viele war die Mercedes G-Klasse auch eine Investition. Die Topversionen stiegen in den letzten Jahren teilweise stärker im Wert als Immobilien in Großstädten – und sind preislich stabil geblieben.
Motorvarianten der G-Klasse: V6 CDI ein ordentlicher Kompromiss
Von vier bis zwölf Zylinder, von 72 bis 630 PS (53 bis 465 kW): Die Motorenauswahl der gebrauchten Mercedes G-Klasse ist groß. Die Benziner mit 2,3 l Hubraum und die Saugdiesel eignen sich jedoch nur für wenig anspruchsvollen Einsatz. Hervorragend sind die klassischen Turbodiesel mit 2,9 oder 3,0 l – letzterer ist zudem prädestiniert für Leistungstuning.
Der weit verbreitete V6 CDI ist ein ordentlicher Kompromiss, kann jedoch Probleme mit der Dichtung des Ölkühlers (kostspieliger Tausch), der Kurbelgehäuseentlüftung, den Drosselklappen im Ansaugtrakt und den Dichtungen der Einspritzdüsen haben. Die Steuerkette des Motors ist leider nicht für die Ewigkeit gemacht – hier hängt viel von Ölwechselintervallen und dem Umgang mit dem kalten Motor ab. Die Reihensechszylinder-Benziner und die jüngeren V6 laufen kultiviert und können mit Autogas (LPG) betrieben werden, allerdings bereitet die älteste 280 GE-Variante mit K-Jetronic-Einspritzung Probleme. Und selbst die 215 PS (158 kW) starke Version G 320 glänzt nicht mit überragenden Fahrleistungen. Zudem sind alle Benzinmotoren durstig.
Viele bevorzugen die klangvollen V8-Triebwerke, wobei der M273 (5.5) weniger gelungen ist als der Rest. Die übrigen V8-Aggregate genießen einen sehr guten Ruf. Besonders interessant ist der ältere M113 in der Version G 55 AMG mit Kompressor. Diese Variante beschleunigt in 5,4 bis 5,6 s auf 100 km/h – und bleibt dennoch geländetauglich. Schnell und anerkannt sind auch die doppelt aufgeladenen G 500 (ab 2015), die zugleich als relativ sparsam und langlebig gelten – zumindest für ein 422 PS (311 kW) starkes, 2,5 t schweres Fahrzeug mit der Aerodynamik eines Gartenhauses. Die teuerste Version, der G 65 (V12 Biturbo mit 6,0 l), wurde primär aus Prestigegründen gekauft, fährt aber praktisch wie ein G 63 (V8 4.0 Biturbo).
Die Antriebe in der Übersicht (Datentabelle)
Modell | 230 GE | G 320 | G 500 |
Zylinder/Ventile pro Z. | R4/8 | V6/18 | V8/24 |
Hubraum | 2298 cm³ | 3199 cm³ | 4966 cm³ |
Leistung | 126 PS (93 kW) | 215 PS (159 kW) | 296 PS (219 kW) |
Drehmoment | 190 Nm | 300 Nm | 456 Nm |
Verbrauch/100 km | 14,7 l S | 15,3 l S | 16,7 l S |
Höchstgeschw. | 145 km/h | 173 km/h | 190 km/h |
Alle Daten Werksangaben |
Modell | G 55 K. | G 63 | 290 GD |
Zylinder/Ventile pro Z. | V8/24 | V8/32 | R5/10 |
Hubraum | 5439 cm³ | 5461 cm³ | 2874 cm³ |
Leistung | 476 PS (352 kW) | 571 PS (422 kW) | 95 PS (70 kW) |
Drehmoment | 700 Nm | 760 Nm | 192 Nm |
Verbrauch/100 km | 16,3 l S | 13,8 l S | 11,4 l D |
Höchstgeschw. | 210 km/h | 210 km/h | 137 km/h |
Alle Daten Werksangaben |
Modell | G 350 TD. | G 350 CDI | G 400 CDI |
Zylinder/Ventile pro Z. | R6/12 | V6/24 | V8/32 |
Hubraum | 3449 cm³ | 2987 cm³ | 3996 cm³ |
Leistung | 136 PS (101 kW) | 224 PS (166 kW) | 250 PS (185 kW) |
Drehmoment | 305 Nm | 540 Nm | 560 Nm |
Verbrauch/100 km | 14,1 l D | 11,0 l D | 12,8 l D |
Höchstgeschw. | 145 km/h | 177 km/h | 182 km/h |
Alle Daten Werksangaben |
Zusammengefasst: Die typischen Schwachstellen der gebrauchten Mercedes G-Klasse
Reihensechszylinder-Benziner M103 neigen zu Problemen mit der Zylinderkopfdichtung und Undichtigkeiten
Beim V8 5.5 M273 kann sich die Steuerkette längen
Verschleiß des K-Jetronic-Einspritzsystems bei den Benzinern 2.3 und 2.8 (Reparatursätze sind erhältlich)
Saugdiesel OM616 und OM617 sind nicht so langlebig wie etwa der OM602 (290 GD / G 290 D)
Heckklappen können absinken, meist verursacht durch das schwere, daran befestigte Reserverad
7-Gang-Automatikgetriebe sind nicht so haltbar wie die älteren 5-Gang-Automatiken
Die Baujahre 2001 bis 2004 gelten als besonders störanfällig, insbesondere aufgrund elektronischer Probleme (z.B. Steuergerät des Verteilergetriebes)
Diesel-V8 mit 4,0 l sind in der Wartung deutlich teurer und weniger langlebig als ältere R6 oder neuere V6
Bei älteren Fahrzeugen kann Wasser in den Innenraum eindringen (z. B. durch defekte Dichtungen)
Defekte Schiebedachantriebe, verstopfte Wasserabläufe – Reparaturen sind kostspielig
W460 und ältere W463 können Korrosionsprobleme aufweisen (z. B. an den Befestigungen der hinteren Stoßdämpfer, den Kotflügeln und im Bereich des Schiebedachs)
Von Rafał Andrzejewski für unser polnisches Schwestermagazin "Magazyn Auto"
Die Mercedes G-Klasse ist ein einzigartiges Auto: Sie hat nicht nur anachronistische Dachrinnen und von außen sichtbare Türscharniere, sondern leistet auch Ungewöhnliches im Gelände. Die Preise für die leistungsstarken Modelle sind geradezu astronomisch, aber auch die bodenständigeren Modelle sind nicht günstig – ebenso wie die laufenden Kosten. Manche könnten zudem von den Fahreigenschaften auf Asphalt enttäuscht sein, doch wer eine gebrauchte G-Klasse kauft, muss gewisse Eigenheiten eben akzeptieren.