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Geht auch ganz einfach:

Mercedes C-Klasse/Volvo S60: Vergleichstest

C-Klasse und S60 im Hybrid-Vergleich

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. Mercedes C 300 de und Volvo S60 T8 im Vergleichstest
  2. Fahrkomfort: Mercedes C 300 de besser auf schlechter Piste
  3. Motor/Getriebe: Systemleistung ist beim Volvo S60 T8 höher
  4. Fahrdynamik: Lenkung des Mercedes C 300 de präziser  
  5. Umwelt/Kosten: Volvo S60 T8 kostet mehr
  6. Messwerte & technische Daten: Mercedes C 300 de & Volvo S60 T8 Twin Engine AWD
  7. Fazit

Umweltfreundlicher fahren mit Hybrid-Technik? Ja, aber welcher Art soll der Verbrennungsmotor sein: Benziner oder Diesel? Mercedes C 300 de und Volvo S60 T8 Twin Engine AWD greifen diese Frage auf – der Vergleichstest weist den besseren Weg zum Ziel.

Gesamtbewertung (max. Punkte)Mercedes C 300 deVolvo S60
T8 Twin Engine AWD
Karosserie (1000)623635
Fahrkomfort (1000)780754
Motor/Getriebe (1000)742691
Fahrdynamik (1000)692693
Eigenschaftswertung (4000)28372773
Kosten/Umwelt (1000)331323
Gesamtwertung (5000)31683096
Platzierung12

Zweifellos dient die aktuelle Plug-in-Hybridtechnologie als Übergangslösung auf dem Weg von den Verbrennungsmotoren hin zu einer emissionsärmeren oder – im Idealfall durch die Deckung des Energiebedarfs aus regenerativen Quellen – emissionsfreien Mobilität. Bis dahin heißt es für PHEV-Piloten (Plug-in-Hybrid-Electric Vehicle) weiterhin: zweimal tanken. Einmal Kraftstoff für den Verbrennungsmotor und einmal Strom für die Batterie, die den Elektromotor speist. Derzeit ist dies das probateste Mittel, der teilweise noch zu recht verbreiteten Reichweitenangst umweltfreundlich zu begegnen. Für die fossilen Kraftstoffe schickt Mercedes die Fahrer eines C 300 de an die Dieselsäule, während Volvo die S60 T8 Twin Engine AWD-Besitzer Super tanken lässt – die Schweden haben beim Modellwechsel den Diesel aus der S60-Antriebspalette verbannt. Ansonsten handelt es sich in unserem Vergleichstest bei Mercedes C 300 de und Volvo S60 T8 hier wie dort um ganz normale Vertreter ihrer Baureihe – fast.

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Volvo S60 im Video:

 
 

Mercedes C 300 de und Volvo S60 T8 im Vergleichstest

In erster Linie sind die Klappen für die Stromanschlüsse die Hauptunterschiede, die die Plug-in-Versionen von den konventionellen Modellen der Baureihen unterscheiden – beim Mercedes C 300 de hinten rechts im Stoßfänger, beim Volvo S60 T8 Twin Engine vorn links im Kotflügel. Im Innenraum bietet die C-Klasse wie gehabt subjektiv im Fond etwas weniger Platz als der S60. Im Mercedes-Kofferraum thront allerdings der Batterie-Kasten auf der Hinterachse, was Platz kostet. So schrumpft das Ladevolumen auf mickrige 300 Liter. Immerhin besteht die Option auf eine dreigeteilt klappbare Rücksitzlehne (345 Euro). Der Volvo bietet 396 Liter Standard-Volumen und kann für 350 Euro mit einer zweigeteilt klappbaren Fond-Lehne bestückt werden. In puncto Zuladung verträgt der Daimler mit 506 kg deutlich mehr als der S60-Testwagen (468 kg). Dafür überzeugt der Volvo mit einer üppigen Sicherheitsausstattung, die gegenüber der der C-Klasse etwa serienmäßig eine Verkehrszeichenerkennung sowie Spurhalte- und Kreuzungsassistenten umfasst. Die Bedienung der Volvo-Fahrzeugfunktionen verläuft in großen Teilen über einen hochkant angeordneten Bildschirm, der aber nicht alle Menüs anzeigt. So muss man erst über den Touchscreen wischen, um an bestimmte Funktionen  zu gelangen. Zudem sind manche Funktionen nicht selbsterklärend, und die Sprachbedienung versteht bei der Navi-Zieleingabe mitunter Orte nicht. Doch auch der Mercedes ist nicht perfekt: Der Umgang mit den Mini-Touchpads im Lenkrad verlangt etwas Training, und die buchstabenweise Navi-Zieleingabe ist umständlich, da Buchstaben sowie Zahlen in zwei Reihen untereinander angeordnet sind. Immerhin funktioniert die Sprachbedienung im Vergleichstest zwischen Mercedes C 300 de und Volvo S60 T8 Twin Engine AWD in der C-Klasse besser.

 

Fahrkomfort: Mercedes C 300 de besser auf schlechter Piste

Unverständlicherweise gönnen die Schweden ihrem Plug-in-Hybriden nicht die Option auf ein adaptives Fahrwerk. Die Folgen spürt man bereits auf der Anreise zum Testgelände. Zwar ist der S60 alles andere als unkomfortabel, doch auf der Autobahn leitet der mit serienmäßigen 18-Zoll-Rädern bestückte Skandinavier bereits kleinere Unebenheiten an die Insassen weiter. Hier ist der Schwabe mit seiner optionalen Luftfederung samt adaptiver Dämpfer deutlich gelassener unterwegs. Auch auf den Marterstrecken des Testgeländes bügelt er unter anderem Fräskanten, Querrinnen oder Wellblechpisten deutlich souveräner glatt als der S60. Unter voller Belandung schlägt der Volvo auf Bodenwellen im Vergleichstest sogar durch – hier bieten die Feder-Dämpfer-Einheiten der C-Klasse noch reichlich Reserven. Darüber hinaus schont der Schwabe die Insassen-Ohren mit einem niedrigeren Geräuschpegel. Hinzu kommt, dass sich sein Diesel unter Last akustisch weniger in den Vordergrund drängt als der Turbo-/Kompressor-Benziner des S60. Immerhin bietet der Volvo Vordersitze, die im Schulterbereich eine deutlich bessere Abstützung offerieren als die des Mercedes. Im Fond von Mercedes C 300 de und Volvo S60 T8 Twin Engine AWD würden sich die Passagiere jeweils über eine bessere Oberschenkelauflage freuen, was dem Langstreckenkomfort zugute käme.

 

Motor/Getriebe: Systemleistung ist beim Volvo S60 T8 höher

Zunächst die reinen Fakten: Im Mercedes verrichtet der Zweiliter-Turbodiesel in der 194-PS-Version seinen Dienst, im Getriebegehäuse unterstützt ihn ein 90-kW-Technik Elektromotor. Die Systemleistung beträgt 306 PS, das Systemdrehmoment beläuft sich auf üppige 700 Newtonmeter. Der Volvo ist mit einem per Turbo und Kompressor aufgeladenen, 303 PS starken 2,0-Liter ausgerüstet, der mit einer 65-kW-E-Maschine zusammenarbeitet, die die Hinterräder antreibt. Hier versammeln sich 390 PS und 640 Newtonmeter. Wer Plug-in-Hybride als spaßbefreite Fortbewegungsmittel sieht, sollte einen Blick auf die Messwerte werfen. Da liefern Mercedes C 300 de und Volvo S60 T8 Twin Engine AWD sportliche Vorstellungen ab und stürmen in 5,1 (Mercedes) oder gar 4,9 Sekunden (Volvo) zur 100-km/h-Marke. Auch darüber hinaus legen sie druckvoll zu, bis sie ihre Höchstgeschwindigkeit von je 250 km/h erreichen. Allerdings könnten die beiden im Antritt etwas spontaner sein. Beim Heranrollen an eine rote Ampel produzieren die Automatik-Getriebe im Test vereinzelt spürbare Schaltrucke beim Wechsel in eine niedrigere Fahrstufe. Das sind jedoch nur Schönheitsfehler, die sich der eigentlich wichtigen Eigenschaft eines Plug-in-Hybrids, der Umweltfreundlichkeit, unterordnen. Zur Speisung der E-Maschinen nutzen die Kontrahenten Lithium-Ionen Batterien mit einer Netto-Kapazität von 9,3 (Mercedes) beziehungsweise 9,1 kWh (Volvo). Die rein elektrische Reichweite liegt für den Schwaben bei 40 km, während der Volvo 44 km lokal emissionsfrei zurücklegen kann. Aber umweltfreundlich ist die Angelegenheit bekanntlich ja nur dann, wenn der Strom nicht nur aus der Steckdose, sondern auch aus regenerativen Energien kommt. Der Konsum fossiler Brennstoffe beläuft sich bei der C-Klasse im Test auf 4,3 Liter Diesel, der S60 benötigt 6,5 Liter Super für 100 Kilometer. Hinzu kommen 4,7 kWh an elektrischer Energie beim Mercedes. Der Volvo verbraucht 4,6 kWh. Das kann man – gemessen am Leistungsangebot der Kandidaten – durchaus als sparsam bezeichnen. Noch ein Wort zu den Ladezeiten: Diese liegen beim Schweden je nach Stromquelle zwischen drei und acht Stunden, beim Schwaben beträgt die Spanne zwischen zwei Stunden 45 Minuten und fünf Stunden. Eine Wallbox verkürzt die Ladezeit auf 1,5 Stunden.

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Fahrdynamik: Lenkung des Mercedes C 300 de präziser  

Wie schwerwiegend Hybridtechnik ist, zeigt im Vergleichstest von Mercedes C 300 de und Volvo S60 T8 Twin Engine AWD der Blick auf das Display der Waage, die Gewichte von 1969 Kilogramm für die C-Klasse und gar 2032 Kilo für den S60 meldet. Dass das nicht ohne Folgen auf das Fahrverhalten bleibt, liegt auf der Hand. Die C-Klasse schleppt auf der Hinterachse durch die im Kofferraum platzierte Batterie 238 kg mehr als beispielsweise ein konventioneller C 220 d und immer noch 94 Kilogramm mehr als der Volvo. Folglich drängt sie in Kurven und bei Lastwechseln spürbar mit dem Heck nach außen, wo sie vom ESP sicher abgefangen wird. Eine Eigenschaft, die dem Volvo fremd ist: Er tendiert stärker zum Untersteuern und wirkt insgesamt schwerfälliger als sein Konkurrent. Beim Kurvenfahren verlangt er von seinem Fahrer zudem größere Lenkradeinschläge. Obendrein ist seine Lenkung bei Volllast nicht frei von Antriebseinflüssen. Benötigt der S60 mit kalter Bremsanlage aus 100 Tempo bis zum Stand noch 0,80 Meter weniger als der C 300 de, braucht er mit warmer Bremse 1,10 Meter mehr.

Vergleichstest
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Umwelt/Kosten: Volvo S60 T8 kostet mehr

Die Plug-in-Hybride Mercedes C 300 de und Volvo S60 T8 Twin Engine AWD zählen zum Premium-Segment. Das zeigt sich auch bei den Kosten. Der Listenpreis des Mercedes liegt jedoch fast 10.000 Euro unter dem des Volvo. Zu dessen Verteidigung sei allerdings auf die reichhaltige Serienausstattung verwiesen, die unter anderem 18-Zoll-Leichtmetellräder, Lederausstattung, ein Infotainment- und Navisystem, Internetzugang und WLAN-Hotspot umfasst. Mit testrelevanter Ausstattung liegt der Volvo aber immer noch rund 5700 Euro über dem Mercedes. Zudem sind die Kraftstoffkosten üppiger. Trotz höherer Versicherungsprämien und teurerer Kfz-Steuer gewinnt der C 300 de somit das Kostenkapitel des Vergleichstests – wenn auch nur knapp.

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Messwerte & technische Daten: Mercedes C 300 de & Volvo S60 T8 Twin Engine AWD

AUTO ZEITUNG
20/2019
Mercedes C 300 deVolvo S60
T8 Twin Engine AWD
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4; Turbodiesel4/4; Turbo, Kompressor
Hubraum1950 cm³1969 cm³
Systemleistung225 kW/306 PS287 kW/390 PS
Max. Gesamtdrehmoment700 Nm640 Nm
Getriebe/Antrieb9-Stufen-Automatik/ Hinterrad8-Stufen-Automatik/
Allrad, permanent
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1820/1969 kg1956/2032 kg
Beschleunigung (Test)  
0 - 100 km/h5,1 s4,9 s
0 - 150 km/h10,7 s10,0 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)250 km/h250 km/h
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test)34,9/34,0 m34,1/35,1 m
Verbrauch (Test/WLTP)4,3 l D + 4,7 kWh/100 km / 1,7 l D/100 km6,5 l S + 4,6 kWh/100 km / 1,8 l S
CO2-Ausstoß* (Test/WLTP)136/46 g/km173/41 g/km
Preise
Grundpreis**46.105 Euro
(49.105 Euro)
56.000 Euro
(59.000 Euro)
Testwagenpreis50.628 Euro56.360 Euro
* 474 Gramm CO2 pro Kilometer, gemäß deutschem Strommix 2018, Quelle: Umwelt-Bundesamt
** Grundpreis abzügl. Förderprämie für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge in Höhe von 3000 Euro

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Auch wenn manche den Diesel längst abgeschrieben haben: Sauber dank SCR-Kat und bei Drehmoment sowie Sparsamkeit ganz vorn, macht er auch im Mercedes C 300 de in Verbindung mit der E-Maschine eine gute Figur. Zusammen mit dem top Komfort und der guten Fahrdynamik gewinnt der Schwabe den Test souverän. Der Volvo S60 T8 Twin Engine AWD wird Zweiter, ohne wirklich ein Verlierer zu sein. Die vielen Sicherheitsfeatures, seine Sprintstärke, der Allradantrieb und die komplette Ausstattung sprechen für den Schweden, können aber nicht den konzeptionell bedingten höheren Verbrauch, die Komfortschwächen und den hohen Preis kompensieren. Mit adaptiven Dämpfern für einen besseren Federungskomfort und günstigeren Preisen wäre für den Volvo S60 T8 Twin Engine AWD im Vergleichstest mit dem Mercedes C 300 de vielleicht mehr möglich gewesen.

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