Max Verstappen über Frontantrieb: "Das ist Anti-Autofahren"
Frontantrieb gegen Heckantrieb – gefühlt ist die Diskussion um die Antriebskonzepte so alt wie das Auto selbst. In einem YouTube-Video schaltete sich nun F1-Champion Max Verstappen ein – mit einem gewohnt eindeutigen und unterhaltsamen Statement.

"Frontantrieb ist wirklich langweilig. Für mich ist das wie Anti-Autofahren" – mit diesem Statement brachte Max Verstappen Ende Juli 2025 vermutlich den ein oder anderen Autofan zum Schmunzeln. In einem YouTube-Video von Ford fährt er mit dem britischen Motorjournalisten Chris Harris verschiedene Sportwagen der Marke und spricht währenddessen über diverse einschlägige Auto- und F1-Themen. Die beiden sind dabei unter anderem mit dem ultimativen Pferd des US-Herstellers unterwegs, dem Mustang GTD.
Aufhänger für das Gespräch über den Frontantrieb war ein berüchtigtes Manöver, das Verstappen beim Grand Prix von Brasilien 2016 fuhr, einem Regenrennen: Dort brach ihm in einer Linkskurve das Heck aus, woraufhin er fast in die kurveninnere Streckenbegrenzung crashte. Durch perfektes Timing beim Gegenlenken und Bremsen – sowie laut eigener Aussage 50 Prozent Glück – rettet er sich letztlich aus dem Übersteuern und kommt unfallfrei davon (Verstappens Save in Brasilien im Video). Das regt einen kurzen Austausch zur Fahrphysik an.
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Hier gehts zum Ford-Video mit Max Verstappen und Chris Harris:
Warum ist der Frontantrieb "langweilig"?
In der Welt der sportlichen Autos – in welcher der vierfache F1-Weltmeister Max Verstappen zweifelsohne verkehrt – wird der Frontantrieb häufig belächelt oder zumindest kritisch beäugt. Aber woher kommt das? Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Frontantrieb im Grenzbereich anders reagiert als etwa der Heckantrieb. So tendiert er bei zu schnellem Kurvenfahren zum Untersteuern, also einem "Schieben" des Autos über die nicht mehr haftenden Vorderräder. Dabei vergrößert sich der Kurvenradius, was sich jedoch häufig auch ohne viel Fahrerfahrung durch Gaswegnahme korrigieren lässt. Moderne Fahrdynamikregelungen wie das ESP greifen dabei in kritischen Situationen zusätzlich ein und stabilisieren das Fahrzeug automatisch.
Dass es hilft, den Fuß vom Gas zu nehmen, hängt unter anderem mit der Gewichtsverteilung zusammen: Beschleunigt man, verlagert sich aufgrund der dynamischen Achslastverlagerung mehr Gewicht auf die Hinterachse, was die Vorderachse entlastet. Das beeinträchtigt die Traktion der Vorderachse, wodurch diese ins Rutschen geraten kann und bei beschleunigter Kurvenfahrt zum Untersteuern tendiert.
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Hinterradantrieb: Dynamik & Nervenkitzel
Anders sieht es beim Hinterrad- oder Heckantrieb aus, auf den auch F1-Autos setzen. Beschleunigt man hier, versorgt die abweichende Gewichtsverteilung die Antriebsachse idealtypisch sogar mit zusätzlicher Haftung. Entsprechend lässt sich hier in vielen Kurven – wenn auch abhängig vom jeweiligen Auto – früher und stärker beschleunigen. Das Ganze hat aber auch einen entscheidenden physikalischen Nachteil: Übertreibt man es mit einem Hecktriebler, neigt dieser tendenziell zum Übersteuern, also einem Ausbrechen des Hecks wie etwa bei Verstappen in Brasilien 2016.
Ein Übersteuern zu korrigieren, erfordert deutlich mehr Verständnis und Übung als beim Untersteuern. Bricht das Heck aus, ist gezieltes Gegenlenken erforderlich – jedoch zum richtigen Zeitpunkt und mit der passenden Dosierung. Außerdem sollte man leicht vom Gas gehen, aber nicht zu stark. Sitzt die Reaktion hier nicht optimal, endet das Übersteuern mit einem Hecktriebler nicht selten mit einer kompletten Fahrzeugdrehung oder gefährlichen Pendelreaktionen. Hier ist also Feingefühl gefragt! Neben dem dynamischen Potenzial ist sicherlich auch die fahrerische Herausforderung interessant für Asse wie Verstappen.
Der Kampf von Front- und Hinterradantrieb spiegelt sich auch in der Entwicklung sportlicher Serienautos wider. Nicht ohne Grund gibt es viele Sportwagen-Legenden seit Generationen mit Hinterradantrieb: Ob Porsche 911, BMW M3 oder Mazda MX-5, zumindest als Alternative zum Allradantrieb sind diese Modelle auch heute noch undenkbar ohne Hinterradantrieb. Aber es gibt auch Gegenbeispiele, etwa den Golf GTI, der seit jeher wie das Standardmodell als "Frontkratzer" ausgeliefert wird.
Mit Blick auf die Fahrphysik von Frontantriebs-Autos ist es absolut nachvollziehbar und nahezu folgerichtig, dass ein Vollblutrennfahrer wie Max Verstappen nicht der größte Fan des Konzepts ist. Genauso wird aber auch klar, warum sich der Frontantrieb – auch abgesehen von Entwicklungs- und Produktionsgründen – bei vielen Alltagsautos etabliert hat.