Ferrari F40 LM: Der extremste & stärkste F40 aller Zeiten
Wenn aus Maranello die Kunde eines neuen Supersportwagens in die Welt schallt, setzen wohl nicht nur bei den Ferraristi, sondern bei jeglichen Autofans auf unserer grünen Erde einige Herzschläge aus. Nicht nur, weil ein neues feuerrotes Zuchtpferd darauf wartet, der Konkurrenz zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat, sondern auch, weil sich die Techniker:innen aus Italien mal wieder selbst übertroffen haben.
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Das war bei der Vorstellung des Ferrari F40 im Jahr 1987 nicht anders. Der Ferrari (288) GTO hatte die Marke zum Bau straßentauglicher Supersportler mit Motorsport-Technik geführt, doch die Zeit rief nach Neuem. Der F40 erfüllte diesen Wunsch und drückte das Konzept mit 478 PS (352 kW) starkem V8-Biturbo, gewaltigem Spoiler und tiefer Schnauze auf die nächste Stufe. Luft nach oben war zwar reichlich dünn, aber durchaus noch vorhanden.
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Der Ferrari SF90 XX Stradale (2023) im Fahrbericht (Video):
Ferrari F40 LM: Leistungskur statt Leichtbau
Die Person die dem Hochgeschwindigkeits-Olymp den Kampf ansagen wollte, hieß Daniel Marin und war seinerzeit Geschäftsführer von Charles Pozzi SA., Frankreichs langjährigem Ferrari-Importeur. Marin wandte sich an Giuliano Michelotto mit dem Wunsch, dem F40 eine weitere Evolutionsstufe zu entlocken, die rennsporttauglich sein sollte. Mit seiner gleichnamigen Firma hatte Michelotto bereits mit eigens für den Rallyesport umgebauten Ferrari 308 und Lancia Stratos in Gruppe-4-Ausführung zahlreiche Erfolge einfahren können. Außerdem hatte er bereits an der Entwicklung von GTO und F40 mitgewirkt, wodurch er bestens im Thema war. Die Oberen von Ferrari zeigten reges Interesse am Projekt und gaben schließlich offizielles grünes Licht.
Mit 19 Ferrari F40 bewaffnet, ging das Team um Michelotto an die Operation Ferrari F40 LM. Aufgrund restriktiver FIA- und IMSA-Regularien war eine radikale Gewichtsreduzierung kaum möglich. Stattdessen konzentrierten man sich auf das, was einen Rennwagen definiert: Motor, Fahrwerk, Aerodynamik.
Der 2,9-l-V8 erhielt größere Behr-Ladeluftkühler, überarbeitete Nockenwellen, ein angepasstes Motormanagement und gesteigerten Ladedruck. Die Leistung kletterte auf unfassbare 720 PS (530 kW) – ein Plus von 242 PS (178 kW) gegenüber dem Serienstand. Größere Brembo-Bremsscheiben, verbreiterte Felgen mit weicheren Slicks und ein auf den Rennbetrieb abgestimmtes Gewindefahrwerk sorgten für die nötige Bodenhaftung. Aerodynamisch wurde der LM mit einer neuen Frontpartie, großen Kühlauslässen und Unterboden-Venturi gesegnet. Als finale Kür wurde dem Heckflügel als Krone eine weitere Spoilerlippe aufgesetzt.
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760 PS nur in der GTC-Version
Noch brutaler und kompromissloser zeigte sich die GTC-Version des F40 LM, die sich nach den Spezifikationen der FIA-GT-Serie richtete. Dank nochmals leistungsgesteigertem Achtzylinder, unter anderem durch größere Luftmengenbegrenzer, brachte es diese auf eine Leistung von 760 PS (559 kW) – 282 PS (207 kW) mehr als der Ur-F40. Auch im Innenraum dominierte Funktion: Schalensitze mit Mehrpunktgurten, ein Renninstrumententräger und der völlige Verzicht auf Komfortelemente signalisierten die neue Bestimmung der Ferrari F40 LM.
Chassis 95448: Ein Exemplar mit Geschichte
Na, hellhörig geworden? Wer nun selbst Lust hat, sich hinter das Steuer auf die mit Stoffa Virgogna bezogenen Sportsitze zu klemmen, bekommt im August 2025 die Möglichkeit. Einzige Voraussetzung: Zwischen 8,5 und 9,5 Mio. US-Dollar sollten auf dem Konto nicht vermisst werden. Die hier in der Bildergalerie gezeigte LM-Ausführung mit Chassisnummer 95448 wird im Rahmen der Monterey Auktion durch RM Sotheby's versteigert. Dieser F40 LM GT-spec ist laut Angaben Nummer 14 von nur 19 gebauten Fahrzeugen, das im Dezember 1992 in den Hallen von Michelotto entstand. Der Über-Ferrari wurde direkt zur stärkeren GTC-Spezifikation aufgebaut und mit Lexan-Schiebefenstern, Vollgurten und der traditionellen Außenfarbe Rosso Corsa versehen.
Erster Besitzer war der renommierte Sammler Walter Hagmann aus St. Moritz, der unter anderem auch einen Ferrari 275 GTB/4 und einen F50 sein Eigen nannte. Hagmann setzte das Fahrzeug im Frühjahr 1993 bei einem privaten Test in Mugello ein, wo es zu einem leichten Heckschaden kam. Michelotto selbst übernahm die Reparatur. Bereits im Juli desselben Jahres erschien das Auto in der Schweizer Fachzeitschrift Auto Illustrierte.

Nummer 14 zwischen Concours und Rennstrecke
Nach mehreren öffentlichen Auftritten – unter anderem beim Ferrari Club Italia-Treffen in Mugello (1993) und auf dem Motor Classic Show Zürich (1998) – wechselte der F40 LM GT-spec mehrfach den Besitzer. Das Fahrzeug war mitunter im Besitz eines Münchener Finanziers bei Ferrari Financial Services, der es bei historischen Rennveranstaltungen unter anderem in Monza, Brno, Valencia und Le Vigeant einsetzte. Im April 2009 erhielt das Fahrzeug das begehrte Ferrari Classiche-Zertifikat – inklusive Bestätigung von Originalmotor, Getriebe und Karosserie. Zwar fehlt das physische "Red Book", doch eine vollständige digitale Version liegt vor. Einzig und allein weichen die nun montierten größeren OZ-Felgen vom Originalzustand ab.
Kurz darauf kehrte das Fahrzeug erneut zu Michelotto zurück, wo der Motor nochmals überarbeitet wurde. Im Jahr 2014 wurde der LM ein weiteres Mal zu Michelotto gebracht – zur umfassenden Motor- und Getriebeüberholung, zur Aufbereitung der Karosserie und zur Neulackierung in Originalfarbe. Anschließend gelangte das Auto in die USA, später nach Deutschland und zuletzt in die Sammlung eines österreichischen Enthusiasten. Zuletzt wurde der Ferrari im Juni 2025 technisch umfangreich überholt – bei Rosso Corsa Inc. in Florida. Dabei wurden unter anderem Tanks, Zahnriemen, Zündkerzen, Kraftstofffilter und Batterie ersetzt. Neue Michelin Pilot Sport GT Slick S7M-Reifen wurden aufgezogen. Die Rechnungssumme lag bei über 67.000 US-Dollar. In Anbetracht des Fahrzeugwerts und der Geschichte eine Summe, die man doch gerne in die Hand nimmt.