close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:

Super Seven/i30 N/911 Carrera T: Faszination Ein Hoch aufs Schaltgetriebe

Johannes Riegsinger Autor
Inhalt
  1. Faszination Schaltgetriebe – im Caterham Super Seven, Hyundai i30 N Performance & Porsche 911 Carrera T
  2. Caterham Super Seven – echter Sucht-Stoff
  3. Hyundai i30 N Performance mit mustergültigem Schaltgetriebe, aber ....
  4. 911 Carrera T – der Gefühlsmehrwert bleibt aus
  5. Technische Daten von Caterham Super Seven, Hyundai i30 N Performance & Porsche 911 Carrera T

Sankt Röhrl und all Ihr anderen Eiligen des gepflegten Gasgebens stehet uns bei, denn das Ende des Schaltgetriebes ist nahegekommen! Bevor aber die Zukunft allein der Automatik gehört, reißen wir mit dem Porsche 911 Carrera T, Caterham Super Seven 2000 und Hyundai i30 N Performance nochmal alle Gänge durch.

 

Faszination Schaltgetriebe – im Caterham Super Seven, Hyundai i30 N Performance & Porsche 911 Carrera T

Selbst bei den Sportwagen sterben die Schaltgetriebe aus – und das ist eine kleine Überraschung: Schließlich fährt man hier doch bewusst, genießt den Rhythmus der Kurven, zelebriert das feierliche Ausdrehen jeder Gangstufe als eine in sich ruhende Zeiteinheit. Manuelles Schalten wird – wie der Porsche 911 Carrera T, Caterham Super Seven 2000 und Hyundai i30 N Performance zeigen – zum kleinen Ritual: Reinhören in den Motor mit allen Sinnen und dann, im perfekten Moment, der Schaltvorgang! Handschalt-Afficionados bereiten ihn zartfühlend vor: Tasten nach dem Schalthebel, spüren dessen schmeichelnde Oberfläche in der Hand, treten dann gründlich und kräftig in die Kupplung und wiegen dabei alle Schattierungen des Widerstands ab. Es gibt die harten, trockenen Kupplungen, die schroff schnappenden, die verwaschenen oder rupfenden. Noch bevor das Kupplungspedal das Bodenblech berührt, ist es so weit – der Schalthebel verlässt unter gefühlvollem Zug seine Position, wird in die nächste Stufe geschoben.

Dieser Moment ist der Händedruck des Autos – es gibt die schlaffen, teigigen und die knorpelig-komplizierten Schaltboxen, aber auch die fest und präzise auskomponierten Schaltgetriebe, wenn sich der Ganghebel mit samtiger Reibung durch seine Gasse schiebt. Spätestens beim Herunterschalten trennt sich die Spreu vom Weizen. Jetzt muss die Drehzahl des Motors perfekt sitzen und das Auto sauber ausbalanciert in die Kurve schneiden, denn ein schlampig eingeleiteter Lastwechsel würde einem mindestens den Strich verhageln. Menschen mit Können dosieren daher einen sanften Schluck Zwischengas dazu, führen den Ganghebel mit autoritärer Entschlossenheit und krispem Gefühl, legen alle Sorgfalt ins Kuppeln... 

Um aber all das nachzufahren, haben wir tatsächlich eine Weile gesucht. Die Handschaltautos sind selten geworden. Dass plötzlich durch einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum ein Caterham Super Seven 2000 für den Vergleich auf unseren Redaktionshof fiel, konnte glatt als Zeichen gewertet werden. Schließlich geht es kaum analoger, purer, gefühlsechter. Die Suche nach passender Konkurrenz wurde also intensiviert: Hyundai i30 N Performance baut den kompakten GTI-Widersacher i30 N mit serienmäßig knackiger Handschaltbox, und Porsche büßt im 911 Carrera T mit einer serienmäßigen Handschaltung für den Siegeszug der Doppelkupplungsgetriebe im Modellprogramm. Die 7-Gang-Box gibt es in anderen 911-Modellen auch optional, sie passt aber zum moderaten Diät-Charakter des 911 T ausgesprochen gut. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Hand am Schaltknauf schädigt Getriebe (Video):

 
 

Caterham Super Seven – echter Sucht-Stoff

Der Einstieg ins Handschalter-Revival gebührt aber natürlich dem Caterham. Dessen elektronik- und luxusfreies Fliegengewicht ist eine unbarmherzige Neu-Justierung für unsere vom modernen Automobilbau verweichlichte Sensoren: Man sitzt ein paar Zentimeter über der Fahrbahn, spielt mit einem Winz-Lenkrad an schwergängiger Lenkung Armdrücken, spürt die ganze Mechanik, das Federn und Dämpfen und Lenken und Bremsen, benötigt für alles ein sattes Maß an Muskelkraft. Wer hier ein zu freundlich-lockerem Handling erzogenes Spielzeug erwartet, wird enttäuscht. Der Super Seven ist schockierend ehrlich, handfest und unverstellt – und liefert genau deshalb eine Art des Autofahrens, das wir längst vergessen haben.

Das gilt auch fürs Schalten: Die Gänge fallen wie Handkantenschläge, ebenso unzimperlich wie präzise. Man haut die fünf Gänge durch, teilt durch sie die kernig-lineare Saugmotor-Kraft des Zweiliter-Vierzylinders in saubere Portionen. Ist der Caterham Super Seven 2000 deshalb ein Missionar des Schaltgetriebes? Eigentlich nicht. Es ist vielmehr das rustikal-reduzierte Gesamtfahrzeug, das uns ehrfürchtig auf die Knie fallen lässt, und das handfeste Schalten gehört authentisch zu diesem Paket. Der Antrieb des Super Seven ist sozusagen ein pragmatisches Werkzeug, mit dem keine Dramen gezündet, aber tiefe, sinnliche Fahrfreude geerntet wird. In einem beinahe überfordernden Auto für Fortgeschrittene. Sucht-Stoff.

 

Hyundai i30 N Performance mit mustergültigem Schaltgetriebe, aber ....

Beim Hyundai i30 N Performance sieht das vollkommen anders aus. Nicht etwa das Süchtigwerden, aber der Weg dorthin: Als Abkömmling braver Allerweltsautos muss er zunächst Überzeugungsarbeit leisten, als Sportwagen nimmt man ihn auch im N-Trimm nicht intuitiv ernst. Seine ehrliche Haut macht es aber leicht, zu einem unbekümmerten Wesen vorzudringen, das alle freundlichen Elemente einer bürgernahen Gattung mit turbulentem Fahrspaß-Charakter verbindet. Vor allem die 280 PS (205 kW) starke Performance-Variante kann aufdrehen, dass kein Auge trocken bleibt. Knochentrocken aus dem Drehzahlkeller schieben, feist nachlegen und oben raus Power-Zaubertricks auspacken, die einen immer wieder mit offenem Mund fahren lassen.

Dass all die ausgelassen aufspielende Motor-Power auf ein Fahrwerk trifft, das wirklich jeden Schabernack ebenso gutmütig wie animierend mitmacht, gehört zu seiner magischen Formel. Und das Schaltgetriebe? Ein mustergültiges Exemplar seiner Gattung, auf dem Höchststand der Evolution. Funktioniert reibungslos, flutschend, gut dosierbar. Und vielleicht ist genau das ein Grund, weshalb man dann auch automatisch schalten (lassen) kann: Noch reibungsloser, komfortabler und schneller geht’s eben mit der optionalen Doppelkupplungs-Automatik, die Perfektion des manuellen Standardgetriebes wird man nicht vermissen. Macht es den Hyundai i30 N Performance zum emotionaleren, packenderen Sportler? – Die Antwort ist desillusionierend für Fans des manuellen Schaltens: nein.

 

911 Carrera T – der Gefühlsmehrwert bleibt aus

Dichter am Dilemma des Handschaltens als im Porsche 911 Carrera T kann man aber gar nicht sein. Unter sportlichen Gesichtspunkten – und die misst man eben nicht in Gefühl, sondern Zehntelsekunden – sind Schaltgetriebe Auslaufware. Die Fahrt im 911 T zeigt, weshalb das selbst für das gefühlvolle Landstraßen-Surfen gelten kann: Vom Drehzahlkeller bis an die 300 km/h-Marke braucht es eine solche Übersetzungsbandbreite, dass Porsche die mit einem 7-Gang-Getriebe lösen muss. Allerdings hat der Motor so viel Bums, dass man intuitiv immer wieder eine Gangstufe überspringt. Das aufpreisfrei verfügbare Achtgang-PDK macht es ebenso, kickt die jeweils passende Gangstufe flüssig, engagiert und perfekt passend ein – beim 7-Gang-Schaltgetriebe wirkt die Schalterei aber immer wieder nahezu überflüssig.

Landstraßentempo 100 ist im Fünften erreicht, während sich die unteren Gänge noch sämig reibend hintereinander reihen, präzise klackend einfahren, hakelt man sich die siebte Stufe leicht knorpelnd irgendwo rechts oben. Da scheint es in der Schaltkulisse schon arg eng zu werden. Kurz: Der viel beschworene Gefühlsmehrwert bleibt aus. Ein paar Mal flammen auf kurvigen Streckenabschnitten Erinnerungen an selig taktstockschwingende Zeiten auf – aber nur weil der Rhythmus der Straße passt, alles einen Moment lang swingt und tanzt. Der Caterham Super Seven 2000 bringt uns auf die eigentliche Spur: Für das alte, sinnliche Spiel bräuchte man irgendwie auch die Autos von früher. Weniger Leistung, mehr Ecken und Kanten, weniger Perfektionsanspruch. Einfach nur der Griff zum Hebel holt das nicht wieder zurück.

 

Technische Daten von Caterham Super Seven, Hyundai i30 N Performance & Porsche 911 Carrera T

AUTO ZEITUNG 15/2023Caterham Super Seven 2000Hyundai i30 N PerformanceMarke Modell
Zylinder/Ventile pro Zylin.4-Zyl., 4-Vent.4-Zyl., 4-Vent., Turbo6-Zyl.-Boxer, 4-Ventiler, Turbo
Hubraum1999 cm³1998 cm32981 cm3
Leistung127 kW/168 PS bei 7300/min206 kW/280
PS bei 5500-6000 /min
283 kW/385 PS bei 6500 /min
Max. Drehmoment194 Nm bei 6100 /min392 Nm bei 2100-
4700 /min
450 Nm bei 1950-
5000 /min
Getriebe5-Gang-Schaltgetriebe6-Gang-Schaltgetriebe7-Gang-Schaltgetriebe
Leergewicht560 kg1494 kg1470 kg
Beschleunigung 0-100 km/h5,0 s5,9 s4,5 s
Höchstgeschwindigkeit209 km/h250 km/h291 km/h
Maße3180/1470/1090 mm4340/1795/1445 mm4530/1852/1293 mm
Verbrauch auf 100 km6,2 l S8,0 l S10,9 l SP
Preis60.922 €38.100 €132.846 €

Tags:
Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.