close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:
Alle Tests zum Mercedes E-Klasse

Mercedes E 300 e T-Modell: Test E-Klasse Kombi, das Multitool für Besserverdienende

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. Das Mercedes E 300 e T-Modell im Test
  2. Der Antrieb ist kräftig und sparsam
  3. Trotz des hohen Gewichts überraschend handlich
  4. Messwerte und technische Daten
  5. Fazit

Die neue E-Klasse soll auch als T-Modell wieder Maßstäbe in ihrem Segment setzen. Ob das klappt, muss der Plug-in-Hybrid Mercedes E 300 e T-Modell zeigen​.

PositivViel Komfort, wertige Verarbeitung und ein agiles Handling
NegativWeniger Kofferraum, aufgrund des Hybrid-Antriebs sehr teuer

Null Grad, der dichte Schneeregen prasselt auf die Windschutzscheibe. Dank der Akustikverglasung zieht das Mercedes E 300 e T-Modell im Test flüsterleise seine Bahn, während die "Digital Light"-Scheinwerfer den dunkel-diesigen Herbstabend mit einem nahezu taghellen Lichtstrahl zerschneiden, der Fernlichtassistent punktgenau auf- und abblendet und einen Schatten um vorausfahrende Fahrzeuge bildet. Die wirkungsvolle Klimatisierung – die Lüftungsdüsen können sich dank kleiner Elektromotoren selbst einstellen – sorgt ebenso wie die beheizbaren Multikontursitze mit Massagefunktion trotz der Witterung für eine gediegene Wohlfühlatmosphäre an Bord. Ganz so, wie man das von einer E-Klasse gewohnt ist.

Da macht auch das neue Mercedes E-Klasse T-Modell keine Ausnahme und unterstützt dieses Gefühl mit zahlreichen neuen Komfort- und Sicherheitsfunktionen. Diese alle aufzuführen, würde hier den Rahmen sprengen, doch die zweifelsohne beeindruckendste ist die des "automatischen Spurwechsels", die sowohl in Limousine als auch im T-Modell angeboten wird. Diese Funktion wird zwar erst im Laufe des Jahres 2024 freigeschaltet, ausprobieren ließ sie sich aber bereits vorab: Wer die Abstandsregelung Distronic und den "automatischen Spurwechsel" aktiviert hat, erlebt, wie sich der Mercedes auf mehrspurigen, tempolimitierten Strecken einem langsameren Fahrzeug nähert, die Fahrzeugumgebung scannt und bei "freier Bahn" den Blinker setzt, ausschert, überholt und blinkend wieder einschert. Taucht plötzlich ein Hindernis auf oder wechselt das vorausfahrende Fahrzeug selbst die Spur, wird der Vorgang sicherheitshalber abgebrochen. Funktionen wie diese zeigen, dass auch die aktuelle E-Klasse im Oberklasse-Segment wieder eine Leistungsschau des technisch Machbaren darstellt, wobei das Thema Unterhaltung ebenfalls nicht zu kurz kommt. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Leslie & Cars fährt den BMW i5 (2023) im Video:

 
 

Das Mercedes E 300 e T-Modell im Test

Der "MBUX Superscreen" zum Beispiel verwandelt das gesamte Armaturenbrett des Mercedes E 300 e T-Modell in eine Bildschirmlandschaft mit einem eigenen Monitor für die Person vorne rechts. Hier lassen sich diverse Apps nutzen, Spiele erleben oder Videos auf YouTube schauen, übrigens ohne, dass die Person am Steuer abgelenkt wird. Dafür sorgt eine spezielle Beschichtung, die Bildschirminhalte aus dem Fahrerblickwinkel während der Fahrt unkenntlich macht. Unabhängig davon gibt es im Alltag die üblichen Standardfunktionen zu aktivieren. Ob Navigation, Telefonkoppelung oder Klimabedienung, all das lässt sich mit nur wenig Training aus dem Handgelenk erledigen, mehrheitlich auf dem Touchscreen, was aber dank hinreichend großer Bedienkacheln auch auf schlechten Straßen im Test für eine hohe Treffergenauigkeit des Bedienfingers sorgt.

Unabhängig davon bleibt es dabei: Auch in dem neuen Mercedes E-Klasse T-Modell wird man mit der Funktionsfülle moderner Automobile konfrontiert, was es mitunter schwierig macht, einzelne Schalter oder Bedienflächen auf Anhieb zu finden. Ein treffendes Beispiel hierfür ist die Lenkradheizung, welche sich händisch nur im Zentraldisplay über das "Komfort"-Menü und dort unter den Punkten "Sitz" und "Heizeinstellungen" aktivieren lässt. Das ist umständlich, aber gar nicht nötig, denn hier hilft ein kurzer Befehl an die leistungsfähige Sprachbedienung deutlich schneller weiter. So lernt man diese im Test und Alltag mehr und mehr zu schätzen und auch zu nutzen, weil sie Bedienungsvorgänge erfolgreich kanalisiert und damit hilft, die Aufmerksamkeit dort zu behalten, wo sie hingehört: auf der Straße.

So sehr die komplexe Technik die Aufmerksamkeit fesselt, so sehr laufen andere Eigenschaften des Mercedes E-Klasse T-Modells Gefahr, in den Hintergrund zu geraten. Das großzügige Raumgefühl etwa, das auf den Vordersitzen durch die schräge Armaturenbrettausformung gefördert wird und im Fond durch den üppigen Knieraum. Für das Gepäck sieht es etwas weniger gut aus, was als Tribut an die im Testwagen verbaute Plug-in-Hybrid-Technik zu werten ist. So sank das Standardvolumen gegenüber den Vorgänger-Hybriden um 20 l auf nur noch 460 l. Dafür stieg der Maximalwert bei umgeklappter Rücksitzlehne um 15 auf 1675 l (Verbrenner-Variante: 615 bis 1830 l). Das dürfte in den meisten Fällen immer noch genug für die Selbstabholer-Rampe am Möbelmarkt sein, zumal die Entwicklungsabteilung eine stufenfreie Ladefläche bei umgeklappten Rücksitzlehnen realisierte.

 

Der Antrieb ist kräftig und sparsam

Der Fahreindruck speist sich aus dem gelungenen Wechselspiel beziehungsweise der Zusammenarbeit zwischen dem 204 PS (150 kW) starken 2,0-l-Benziner mit der 95 kW (129 PS) starken E-Maschine. So ruckfrei sich Verbrenner und Stromer jeweils zu und abschalten, so wenig macht der Benziner einen Hehl aus seiner unter Last bisweilen vorlauten Vierzylindrigkeit. Das passt eigentlich nicht so recht zum ansonsten sehr gediegenen Fahrambiente des Mercedes E-Klasse T-Modells, das eigentlich nach einem dezent säuselnden Sechszylinder verlangt. Der Vierzylinder hat aber in Zeiten, in denen mit der E-Mission die Emission bekämpft werden soll, seine Berechtigung. Wer anderer Meinung ist, greife zum E 450 T, den es zwar mit sechs Zylindern, aber eben nicht als Plug-in-Hybrid gibt.

Das Mercedes E 300 e T-Modell macht beim Verbrauch eine gute Figur und konsumierte auf der Testrunde 6,5 l Super und 9,75 kWh Strom (gemittelt aus einer Fahrt mit voller und einer mit leerer Batterie). Von den werksseitig versprochenen "bis zu über 100 km" rein elektrischer Reichweite blieben im Test 64 km übrig, was auch den Temperaturen um den Gefrierpunkt während der Testfahrten geschuldet sein dürfte.

Die Systemleistung von 313 PS (230 kW) gibt keinen Grund zur Klage. Das Gesamt-Drehmoment von 550 Nm bringt stets genügend Zugkraft an die Räder – mehr als genug, um Autobahnsteigungen einzuebnen und Überholvorgänge auf Landstraßen kurzzuhalten. Der Standardsprint auf 100 km/h in 6,5 s ist angesichts eines Leergewichts von 2276 kg aller Ehren wert, und über eine Höchstgeschwindigkeit von 227 km/h hat sich auch noch niemand beschwert. Wie umweltfreundlich der E 300 e T tatsächlich unterwegs ist, hängt davon ab, ob regelmäßig und idealerweise Strom aus regenerativen Energien gespeichert wird. Das Laden selbst macht der Mercedes leicht: Für 500 Euro extra ist ein Gleichstrom-Ladesystem an Bord, das den Halt an der Schnellladesäule erlaubt, um dort mit 55 kW Ladeleistung zu "tanken".

 

Trotz des hohen Gewichts überraschend handlich

Leicht macht es das Mercedes E 300 e T-Modell, sich Fahrvergnügen zu bereiten. Wie schon bei der Limousine, scheint auch beim T-Modell ein Paradigmenwechsel stattgefunden zu haben. Neuerdings dürften sich auch mittlere Motorisierungen an einem agileren Fahrverhalten als bei den Vorgängermodellen erfreuen. Die einen guten Fahrbahnkontakt vermittelnde Lenkung trifft auf abgesperrter Strecke im Grenzbereich auf eine recht lebhafte Hinterachse. Deren Drang zum Kurvenaußenrand infolge von Lastwechselreaktionen oder provoziertem Leistungsübersteuern bleibt jedoch jederzeit bestens kontrollierbar und ergibt in der in Summe einen unerwartet handlichen Luxuskombi, woran auch die Niveauregulierung der optionalen Luftfederung ihren Anteil hat. Diese sorgt dafür, dass die Menschen an Bord zwar mitbekommen, was die Federelemente, zu denen auch serienmäßige adaptive Dämpfer gehören, an Unebenheiten an-, aber nicht aufregt, ausgenommen Fräskanten, die recht trocken durchschlagen. Die Aufbaubewegungen bleiben in einem erträglichen Rahmen und lassen sich durch den Wechsel in den Sport-Modus weiter reduzieren – erfreulicherweise, ohne sich damit unnötige Härten zu erkaufen.

Wer nicht vom Dienstwagenprivileg profitiert, spürt das beim Studium der Preisliste des Mercedes E-Klasse T-Modells. Ein Grundpreis von 72.590 Euro für den E 300 e T und eine mehrseitige Extra-Liste, die den Testwagenpreis auf 102.929 Euro treibt, sind eine klare Ansage an die finanziellen Ressourcen, die man braucht, um sich mit dem großen Kombi anzufreunden.

 

Messwerte und technische Daten

AUTO ZEITUNG 01/2024Mercedes E 300 e T-Modell
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4-Ventiler, Turbo
Hubraum1999 cm³
Gesamtleistung230 kW/313 PS
Leistung Verbrenner/E-Motor204 PS (150 kW)/95 kW (129 PS)
Max. Gesamtdrehmoment550 Nm
BatterieLithium-Io., 25,4 kWh (brutto)
Getriebe/Antrieb9-Stufen-Automatik/Hinterrad
Messwerte
Leergewicht (Test)2276 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)6,5 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)227 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
33,3/32,4 m
Verbrauch auf 100 km
(Test/WLTP)
6,5 l S + 9,75 kWh/
0,9-0,6 l S + 21,3-19,1 kWh
CO2-Ausstoß (Werk)33 g/km
Reichweite (Test/Werk)64/>100 km
Preis
Grundpreis72.590 €

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Das neue E 300 e T-Modell setzt die Tradition großer Mercedes-Kombis mit Solidität, Sicherheit und Komfort fort. Dazu gibt es mehr Fahrdynamik. Als Plug-in-Hybrid macht die E-Klasse einen beachtlichen Schritt in Richtung Umweltverträglichkeit, fordert aber etwas Kompromissbereitschaft beim Ladevolumen und auch bei der Laufkultur des Vierzylinders. Zur Entschädigung gibt es ein hohes Maß an Sicherheit und eine topaktuelle Elektronik. Die Preisgestaltung mag angesichts des Gebotenen gerechtfertigt erscheinen, macht den Vielzweck-Kombi allerdings zum Multitool für Besserverdienende, was den Erfolg jedoch nicht behindern dürfte.

Tags:
Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.