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VW Käfer mit Porsche 356-Motor: So fährt der Sportkrabbler

Jürgen Gassebner

Auf den ersten Blick kann dieser VW Käfer kein Wässerlein trüben. Doch wehe, wenn er losgelassen. Mit Porsche-356-Motor und adäquater Fahrwerkstechnik lädt der Volkswagen Jahrgang 1959 zu hochdynamischen Umtrieben ein. 

Inhalt
  1. Sportkrabbler: VW Käfer mit Porsche 356 Super 90 Motor
  2. Kummetat übernimmt das Tuning
  3. Fahrbericht: Bäriges Drehmoment und ein tolles Fahrwerk
  4. Technische Daten des VW Käfer mit Porsche 356 Super 90 Motor
  5. Fazit

Wenn Sie – wie Dieter Landenberger, der Protagonist dieser Geschichte – von Beruf Technikhistoriker:in mit ausgewiesenen Kernkompetenzen auf den Fachgebieten Volkswagen und Porsche sind, kann das Leben unter Umständen schwierig werden. Zumindest dann, wenn es um die Wahl des richtigen automobilen Klassikers geht. "Tatsächlich schlagen da zwei Herzen in meiner Brust, denn beide Hersteller haben eine ganze Reihe von Fahrzeugen, die mich sehr begeistern. Allen voran der VW Käfer und der Porsche 356", gibt der 51-Jährige zu.

So kommt es schließlich, dass der Plan reift, beide Fahrzeuge in einer Gestalt miteinander zu verbinden. "Ich wollte sozusagen das Beste aus zwei Welten. Einerseits die Karosserieform und das Understatement des Käfer, andererseits die sportliche Fahrdynamik des 356", erklärt er, wie es 2022 schließlich zum Start des ehrgeizigen Projekts "Porsche-Käfer" kommt.
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Der VW Golf R (2023) im Fahrbericht (Video):

 
 

Sportkrabbler: VW Käfer mit Porsche 356 Super 90 Motor

Inspiriert wird Landenberger einmal mehr von der Automobilgeschichte, denn die Verbindung eines VW Käfer und eines Porsche 356 fand bereits in den 50er-Jahren häufiger statt. Prominentester Vertreter dieser Spezies ist das "Dapferle" – der von Paul-Ernst Strähle und Viktor Spingler 1954 bei der Mille Miglia zu einem sensationellen 43. Gesamtrang unter 374 Fahrzeugen pilotierte Käfer 1200, der sich mit allerlei Porsche-Teilen garniert zu immerhin 60 PS (44 kW) und 160 km/h "Spitze" aufschwang.

Bei nur 650 kg Gewicht bot er zudem annähernd die Beschleunigung eines Porsche 356 mit 1300er-Motor. Wie gut so ein Porsche-Käfer schon damals ging, unterstrich auch die Mille Miglia-Klassenwertung der Rennsportwagen bis 1500 Kubik, in der sich Strähle und Spingler auf Platz drei hinter dem Porsche-Spyder 550 von Hans Herrmann und dem Osca des Italieners Cabianca verewigten.

Landenbergers Idee für seinen ganz persönlichen Porsche-Käfer fußt auf den szenebekannten "Oldspeed"-Regeln, die zwar technische Änderungen gestatten, diese aber ohne Ausnahme als "period-correct" festschreiben. Soll heißen: Es darf zeitgenössisch getunt und geändert werden unter Verwendung von Komponenten, die es auch damals bereits gab. Auf der Suche nach einem geeigneten Basisfahrzeug wird der Volkswagen- und Porsche-Enthusiast noch im selben Jahr beim Käfertreffen in Hessisch Oldendorf fündig. "Dort stand ein 1959er Dickholmer mit Erstzulassung 1960 in Zustand 1 in der wunderbaren Farbe Indiarot. Der sollte es sein und wurde es auch", erzählt er. 

Die Konvertierung vom kreuzbraven Käfer 1200 mit überschaubaren 30 PS (22 kW) hin zu einem hochdynamischen Sportwagen, wie er seinerzeit auch gern im Rennsport eingesetzt wurde, übernimmt die Firma Kummetat-Tuning GmbH in Gelsenkirchen. "Das war für mich die erste Wahl, da ich meine Jugendzeit unweit von Kummetat verbracht habe", ergänzt der passionierte Petrolhead.

VW Käfer mit Porsche 356 Super 90 Motor
Foto: Jürgen Gassebner
 

Kummetat übernimmt das Tuning

Kummetat-Tuning ist in der Szene freilich nicht unbekannt. Hans-Gerhard "Gerd" Kummetat (verstorben 2023) machte aus seinem Hobby in den 70er-Jahren Schritt für Schritt ein später weit über die Grenzen Europas hinaus bekanntes Unternehmen, wenn es darum geht, einem Käfer gehörig Beine zu machen. Seine Werkstatt wird inzwischen von einem höchst engagierten Team weitergeführt. Als Landenbergers Käfer schließlich in Gelsenkirchen eintrifft, ist die Marschrichtung fürs Tuning bereits präzise abgesteckt: Der originale 1200er-Motor soll durch einen 356 Super 90 ersetzt werden, Fahrwerk sowie Ausstattung sollen ebenfalls "period-correct" überarbeitet werden. 

Was 2024 schließlich auf die Straße kommt, liest sich wie ein Feinschmecker-Menü für Technik-Gourmets. Der angelieferte Vierzylinder-Boxer eines Porsche 356 Super 90 wird zerlegt, inspiziert und bearbeitet. Aufgebaut wird er unter anderem mit JE-Schmiedekolben, einer Drehmomentnockenwelle von Frisiersalon-Nowak und einem Zusatz-Ölsumpf von JPS. Zu den nun "mindestens 90" PS (66 kW) bei 5500 Touren gesellen sich bei dem 1719 cm³ großen Vierzylinder-Boxer auf diese Weise erbauliche 153,9 Nm Drehmoment bei 3970 Umdrehungen pro Minute.

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Fahrbericht: Bäriges Drehmoment und ein tolles Fahrwerk

Als wir den so erstarkten VW Käfer Monate später schließlich in kurvigem Landstraßengeläuf bewegen dürfen, begeistert neben der erklecklichen Leistung und dem fülligen Drehmoment insbesondere die Abstimmung der beiden Fallstrom-Doppelvergaser vom Typ Solex PII-4 mit Knecht-Trockenluftfiltern. Schon knapp unterhalb von 2000 Touren kann das Gas voll aufgerissen werden, ohne dass sich auch nur ein Ansatz von Schluckbeschwerden zeigt. Bärig und mit Nachdruck beschleunigt der Porsche-Vierzylinder den leichten VW Käfer wie von der Tarantel gestochen und macht ihn bei Bedarf bis zu 165 km/h schnell.

Sportliche fahrdynamische Umtriebe werden dabei von Fahrwerk und Bremsen aufs Beste unterstützt. Für angemessene Verzögerung sorgen die 280-mm-Trommelbremsen – Duplex vorn, Simplex hinten – aus dem Porsche 356 A. Sicheren Bodenkontakt vermittelt eine gestraffte Feder-Dämpfer-Abstimmung, und wie beim 356 B Super 90 ist eine Ausgleichsfeder an der Hinterachse montiert, die sich am Getriebegehäuse abstützt und das bei Kurvenfahrt entlastete innere Hinterrad auf die Fahrbahn drückt. Einzig die sehr präzise arbeitende JKM-Zahnstangenlenkung ist ein modernes technisches Zugeständnis an die weitere Verbesserung der Sicherheit und der Fahrdynamik.

Der VW Käfer mit Porsche 356 Super 90 Motor fahrend von schräg hinten fotografiert.
Foto: Jürgen Gassebner

Aluminium-Sitzschalen aus dem 356 Speedster

So kommt es, dass wir bereits nach minimaler Eingewöhnungszeit schwer an uns halten müssen, um das Landstraßen-Terrain rund um Rothenburg ob der Tauber nicht in eine Sonderprüfung der Mille Miglia zu verwandeln. Enorm willig lenkt der Porsche-Käfer ein, verzögert fein dosierbar und gleichermaßen vehement und bietet dank der 4,5 Zoll breiten KPZ-Felgen mit 165-R-15-Bereifung in Form haftfreudiger Vredestein Sprint Classic selbst bei Nässe erstaunliche Seitenführungsqualitäten.

Für ein authentisches sportliches Fahrerlebnis sorgt im Innenraum das funktionale Käfer-Ambiente in gesteigerter Form. Das originale Speedwell-Lenkrad liegt gut zur Hand, und die beiden jeweils lediglich vier Kilogramm schweren Aluminium-Sitzschalen, wie sie etwa im 356 Speedster zum Einsatz kamen, spenden zwar überschaubaren Komfort, dafür aber guten Seitenhalt.

 

Technische Daten des VW Käfer mit Porsche 356 Super 90 Motor

Classic Cars 06/2025VW Käfer (1959)
Zylinder/Ventile pro Zylin.B4/2
Hubraum1719 cm³
Leistungca. 66 kW/90 PS
Max. Gesamtdrehmoment bei153,9 Nm 3970/min
Getriebe/Antrieb4-Gang manuell/Heck
L/B/H4070/1540/1500 mm
Leergewicht< 900 kg
Bauzeit1959/2022-2024 (Umbau)
Stückzahl1
Beschleunigung
null auf 100 km/h
ca. 9 s
Höchstgeschwindigkeit165 km/h
Verbrauch auf 100 kmca. 10 l
Grundpreis (Jahr)k. A.

 
Jürgen Gassebner Jürgen Gassebner
Unser Fazit

Dieter Landenbergers Porsche-Käfer vermittelt das Bild vom Wolf im Schafspelz in perfekter Weise. Äußerlich so gut wie nicht wahrnehmbar, gebärdet sich der Wolfsburger dank Porsche-Technik, adäquatem Fahrwerk und minutiösem Aufbau durch Kummetat-Tuning fahrdynamisch wie ein waschechter Zuffenhäuser. Und auf die Frage nach den Entstehungskosten liefert Landenberger die für einen Petrolhead einzig korrekte Antwort: "Fahrspaß ist doch unbezahlbar!" So ist es!

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