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Geht auch ganz einfach:

Diskussion um SUV in Innenstädten: Kommentar "Blanke Polemik" in der SUV-Debatte

von Jonas Eling

Die emotionale Debatte um "SUV-Obergrenzen" und -Verbote in Innenstädten bringt niemanden weiter – die wahren Probleme liegen woanders. Ein Kommentar!

Sie sind riesig, sie sind durstig und ja, seit neuestem auch tödlich. In der öffentlichen Diskussion um SUVs zeichnen Kritiker gern ein düsteres Bild von spritschluckenden Trutzburgen, die dem urbanen Raum seine Lebensqualität entreißen und unsere Welt – schließlich haben wir ja nur die eine – allein schon durch ihre Existenz noch ein paar Grad weiter an den Rand des Untergangs rücken. Tag für Tag, in Köln, in München und auch in Berlin. Dort hat sich die lang schwelende Debatte um Geländewagen im Stadtverkehr am vergangenen Freitag dann richtig entzündet. Der Anlass könnte trauriger nicht sein: Ein Familienvater ist mit seinem Porsche Macan von der Spur abgekommen und – mutmaßlich aufgrund eines gesundheitlichen Notfalls – in eine Gruppe Fußgänger gerast. Vier Menschen sind nun tot, darunter ein dreijähriges Kind. 
Man könnte den tragischen Unfall in Berlin Mitte zum Anlass nehmen, über die Sicherheit im Straßenverkehr zu sprechen. Über das Potenzial von automatischen Notbremsassistenten, über Möglichkeiten, wie sich so etwas in Zukunft effektiv verhindern lässt. Stattdessen dominiert blanke Polemik. Bereits wenige Stunden nach dem Vorfall kommt auf Twitter die "Deutsche Umwelthilfe" daher. "Stadt-Geländewagen töten nicht nur in Berlin", heißt es da in ungetrübter Dämonisierungslaune, gefolgt von der kruden und nicht weiter belegten Behauptung, Fußgänger hätten bei einem SUV-Unfall ein um 50 Prozent höheres Risiko zu sterben. Die "Klimakiller-SUV" tragen nun also ein neues Attribut: tödlich. Einzelne Politiker springen auf den Zug auf, einer nutzt tatsächlich den ohnehin schon reichlich überstrapazierten Begriff der "Obergrenze" für seine Forderung nach SUV-Größenbeschränkungen.

News Debatte um SUV in Innenstädten
SUV-Debatte: Diskussion um SUV in den Innenstädten Debatte um SUV nach tödlichem Unfall

Politiker wollen SUV-Trend stoppen (Video):

 
 

Kommentar zur SUV-Debatte

Werfen wir einen Blick in die Statistik: Mit einem Anteil von 22,2 Prozent belegten SUV-Modelle im August erstmals Platz eins aller Neuzulassungen. Ein Anstieg um 11,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Sind die Leute also tatsächlich wahnsinnig geworden? Kaufen nun alle schwere, durstige Offroader, die eigentlich für den Einsatz in Krisengebieten konzipiert wurden? Die Antwort kommt eigentlich nicht wirklich überraschend: Nein, tun sie nicht. 426 Audi Q7 wurden im August in Deutschland zugelassen, der BMW X6 kommt auf 49 Exemplare – um zwei der „SUV-Panzer“ zu nennen, deren Namen im Zuge der Diskussion häufiger fallen. Zum Vergleich: Volkswagen hat im selben Monat zusammen 11.056 Exemplare der SUV-Modelle T-Roc und T-Cross auf die Straße gebracht. Die meisten Sports Utility Vehicles in Deutschland sind also nichts anderes als um wenige Zentimeter höhergelegte Klein- und Kompaktwagen; Seat Arona, Nissan Qashqai und VW Tiguan, die nachweislich kaum mehr Sprit verbrauchen als ihre unbescholtenen Geschwister. Das Gefahrenpotenzial dieser "Stadtgeländewagen" steht in einem ähnlichen Verhältnis – so viel verrät ein Blick auf die Crashtest-Ergebnisse von Euro NCAP, die auch den Fußgängerschutz bewerten. Dass sich in Deutschlands Großstädten etwas ändern muss, steht bei alldem außer Frage. Wir brauchen Diskussionen um alternative Mobilitätskonzepte. Wir müssen neue Möglichkeiten ausloten, wie Automobile, Fahrräder, Fußgänger und nicht zuletzt die neuen E-Scooter in einer vernünftigen Relation koexistieren können. Ein "SUV-Problem" heraufzubeschwören, dass es nun mit der Verbotskeule zu bekämpfen gilt, bringt niemanden weiter – ebenso wenig wie vermeintliche Umweltschützer, die den tragischen Verlust von Menschenleben auf derart schamlose Art und Weise für ihre politische Agenda instrumentalisieren.   

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