Erste Testfahrt im Aston Martin Vanquish Volante: V12-Offenbarung
Zwölf Zylinder, 5,2 l Hubraum, 835 PS (614 kW) bei 6500 Umdrehungen – der neue Aston Martin Vanquish Volante (2025) geht in vielerlei Hinsicht ans Limit. Laut Hersteller ist er nicht nur der stärkste offene Serien-Aston aller Zeiten, sondern gemeinsam mit dem Coupé (hier geht es zum Fahrbericht des Coupés) auch das derzeit leistungsstärkste Frontmotor-Fahrzeug auf dem Markt. Doch jenseits der Superlative ist dieser Vanquish vor allem eines: ein radikales Bekenntnis zur Fahrkultur.
Der neue Vanquish Volante markiert nicht nur die Rückkehr des ikonischen Modells in offener Form, sondern auch eine technische Zäsur: Er ist der erste Aston mit einem komplett selbst entwickelten V12-Motor seit Jahrzehnten – ganz ohne Technikpartnerschaft mit AMG. In einer Zeit, in der Begriffe wie "Effizienz", "Hybridstrategie" oder "Reichweitenoptimierung" längst das Vokabular der Autoindustrie dominieren, viel nach Steckdosen gesucht wird, zündet dieser Aston Martin lieber einen archaischen Zwölfzylinder – und legt dazu das Verdeck offen. Wie sich das in der Praxis anfühlt, soll die erste Testfahrt zeigen!
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Testfahrt im neuen Aston Martin Vanquish Volante (2025): Erster offener Auftritt
Der neue Aston Martin Vanquish Volante (2025) zieht Blicke magisch an. Seine lange Motorhaube, die kraftvolle Schulterlinie und das knackige Heck bilden eine gelungene Silhouette, das Stoffverdeck fügt sich nahtlos ins Design ein – britische Noblesse in Vollendung.
Doch wer auf den tiefen Sportsitzen Platz nimmt und den V12 mit dem edlen Glas-Startknopf in der Mittelkonsole zum Leben erweckt, erlebt einen besonderen Moment. Schon im Stand wirkt der Motor präsent, drängt akustisch in den Vordergrund. Die Gasannahme ist direkt, die Leistung entfaltet sich mit zunehmender Drehzahl: Je weiter man geht, desto spektakulärer wird es. Das adaptive Fahrwerk federt straff, aber nicht unkomfortabel, die Lenkung reagiert blitzschnell. Trotz seiner knapp fünf Meter Länge bleibt der Vanquish Volante kontrollierbar, selbst auf engen spanischen Landstraßen, über die uns die erste Testfahrt führt.
Die Kraftübertragung an die Hinterräder erfolgt über das Achtgang-Getriebe von ZF. Im Sport+-Modus spannt der schöne Sportler dann alle Muskeln an, die Lenkung wird noch direkter, die Gasannahme noch schärfer. Und all das mit einem beeindruckenden Klang, der durch jede Umweltzone dringt.
Die Konkurrenten:
345 km/h & 3,4 s auf 100: Im legalen Rahmen kaum erfahrbar
Sein theoretisches Limit von 345 km/h blieb für uns unerreicht – ebenso der Standardsprint auf Tempo 100 in 3,4 s, der im öffentlichen Straßenverkehr schlicht zu gefährlich wäre. Doch das mindert das Fahrerlebnis keineswegs – im Gegenteil: Schon bei moderatem Tempo vermittelt der neue Aston Martin Vanquish Volante (2025) ein bemerkenswert intensives Fahrgefühl. Eindruck macht auch die Carbon-Keramik-Bremsanlage: Sie verzögert das 1880 kg schwere Cabrio mit brutaler Vehemenz – und ist angesichts der enormen Leistungsentfaltung mehr Pflicht als Kür.
Besonders in Verbindung mit dem neuesten elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) zeigt sich der Vanquish Volante, der parallel mit seinem Coupé-Bruder entwickelt wurde, dynamischer. Das System verbessert die Agilität in Kurven bei niedrigen bis mittleren Geschwindigkeiten und sorgt gleichzeitig für ein gut kontrollierbares Fahrverhalten bei abrupten Richtungswechseln oder provoziertem Übersteuern. Kurz: Der Vanquish bleibt bei der ersten Testfahrt auch dann beeindruckend, wenn man ihm nicht alles abverlangt.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Interieur und Verdeck: Auf das Wesentliche reduziert – aber mit Stil
Feinstes Leder, handvernähte Ziernähte, Metallapplikationen – der Innenraum des neuen Vanquish Volante (2025) fühlt sich edel an. Jeder Schalter, jede Naht ist mit Liebe zum Detail verarbeitet. Der Aston tritt bewusst als Zweisitzer an – mit klarer Fokussierung auf die Person am Steuer. Hinter dem Lenkrad sorgt ein 10,25 Zoll großes TFT-Display für klare, individuell konfigurierbare Anzeigen. Zentral ergänzt ein ebenso großer Touchscreen die Bedienlogik, bleibt dabei aber dezent eingebettet. Sehr praktisch: Häufig genutzte Funktionen für Fahrwerk, ESP, Auspuff oder Einparkhilfe lassen sich über gut platzierte Tasten direkt ansteuern – ohne Umwege durchs Menü. Hier lenkt nichts von der ersten Testfahrt ab.
Herzstück in der Mittelkonsole ist der gläserne Start-Knopf, eingefasst von einem griffigen, gerändelten Drehschalter zur Fahrmoduswahl. Besonders beim Vanquish Volante ist aber auch der Schalter wichtig, mit dem sich das Stoffverdeck in 14 s öffnen und in 16 s schließen lässt – wie ein Vorhang auf der Bühne. Alternativ genügt ein Druck auf den Schlüssel: Innerhalb eines Zwei-Meter-Radius öffnet oder schließt sich das Dach auf Wunsch per Fernbedienung. Kleiner Wehrmutstropfen: Der bereits beim Coupé mit 248 l recht kleine Kofferraum wird beim Volante noch kleiner. Ist das Verdeck geschlossen, stehen 219 l zur Verfügung, beim verstauten Verdeck sind es nur 187 l.
Bleibt der Preis – und der hat es in sich. Mit einem Aufpreis von rund 31.000 Euro gegenüber dem Coupé – das selbst bei 386.000 Euro startet – bewegt sich das offene Modell in Sphären, in denen Exklusivität zum Grundprinzip gehört.
Technische Daten des neuen Aston Martin Vanquish Volante (2025)
AUTO ZEITUNG 18/2025 | Aston Martin Vanquish Volante (2025) |
Technische Daten | |
Motor | 5,2-l-V12-Motor |
Antrieb | 8-Stufen-Automatik; Hinterrad |
Leistung | 614 kW/835 PS |
Max. Drehmoment | 1000 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4850/2044 (2120)*/1296 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1880/k.A. kg |
Kofferraumvolumen | 219 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 3,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 345 km/h |
Verbrauch auf 100 km | k.A. |
Kaufinformationen | |
Grundpreis | 417.000 Euro |
Marktstart | bereits erhältlich |
Alle Daten Werksangaben; *Breite mit Außenspiegel |
In einer Zeit, in der Downsizing und Elektromobilität dominieren, wirkt dieses V12-Cabrio fast schon wie ein Denkmal – aber eines, dass man mit über 300 km/h über die Autobahn bewegen kann. Und genau das macht ihn so einzigartig. Wer einen offenen GT mit Seele sucht, findet im Vanquish Volante womöglich einen der letzten seiner Art – und vielleicht den schönsten dazu.