Lamborghini Diablo im Transformer-Look: Extremtuning aus Japan
"Unser Ziel ist es, ein Auto zu bauen, dessen Äußeres Sie in Staunen versetzt", kann man auf der Website von Value Progress nachlesen, wenn man den japanischen Text übersetzt. Und an dieser Stelle müssen wir klar anerkennen: Das ist dem Hersteller aus der Präfektur Fukushima mit dem Beast zweifelsfrei gelungen. Weil aber der Übergang vom Staunen zum Entsetzen manchmal kürzer ist als der Standardsprint eines Supersportwagens, beginnen spätestens jetzt die Musste-das-seins und Ojehmines.
Sicher, der Lamborghini Diablo galt nie als Feinmotoriker, sondern gehörte in den 90ern zu den brutalsten Fahrzeugen, die die Automobilwelt zu bieten hatte. Aber diese Orgie aus GfK-Lamellen, Gittern und Leisten hat der V12-Supersportler aus Sant'Agata Bolognese (Italien) nicht verdient. Zumal jedes Exemplar des nur 2903-mal gebauten Teufels als schützenswertes Kulturgut zählt.
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Der Diablo hinter Gittern ist kaum noch als Lambo zu erkennen
Statt der sinnlichen Keilform von Marcello Gandini wurde dem schnellen Stier eine geradezu erschreckende Verkleidung mit Anleihen der japanischen Verspoilerungsszene Bosozoku, Manga-Überzeichnung und Origami-Falten übergestülpt. Und das von einer Firma, deren Name eher nach einer halbseidenen Investmentgesellschaft klingt als nach Custom Car Culture. Alles am Lambo wirkt, als habe jemand auf Gedeih und Verderb den Ferrari 512 "Testarossa" übertrumpfen wollen, der in den 1980ern die zweifelhafte Gittermode ins Rollen brachte. Die spitz zulaufende Front erinnert an eine Art Raubvogel-Transformer, der in den 2000ern hängen geblieben ist. Wenig harmonisch wirken auch die LED-losen Scheinwerfer-Ansammlungen in Ampel-Anordnung.
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Der Lamborghini Temerario (2024) im Video:
Value Progress Beast auf Lambo-Basis: Aerodynamik hat den Chat verlassen
So richtig maximalistisch wird es ab den doppelt aufgehängten Außenspiegeln, die selbst mit ihrer weit von der Karosserie abgespreizten Position kaum eine Chance haben dürften, an den Kotflügel-Exzessen vorbeizuschauen. Und wenn wir schon bei den Kotflügeln sind: In unglaublichen drei Stufen wächst die Karosserie über den hinteren Radhäusern über sich selbst hinaus. Spätestens nach diesem Anblick hat das Aerodynamik-Team den Chat verlassen und kommt erst recht nicht wieder, wenn es die Spoiler-Ansammlung (Diese Spoilertypen gibt es) entdeckt, die schon oberhalb der Windschutzscheibe beginnt. Die Verbindung zum alles überragenden Heckflügel schafft eine doppelte, zentrale Finne, die im früheren Leben auch eine Flugzeugtragfläche gewesen sein könnte.
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Damit wären wir nun endgültig am Heck des Value Progress Beast angekommen. Das ragt so hoch hinaus, dass es womöglich auch als Tsunami-Wellenbrecher eingesetzt werden könnte – wenn die unfassbar hoch angesetzte Endrohr-Batterie die Riesenwelle nicht schon vorher zurück in den Pazifik gepustet hat. Sollte nichts davon Wirkung zeigen, wäre zumindest der mittig eingebaute V12 noch ein Überlebensgarant.
Leider nennt die Firma die genaue Ausbaustufe des Spenderfahrzeugs nicht. Irgendetwas zwischen 492 und 596 PS (362 bis 438 kW) wird das Handschaltgetriebe aber zähneknirschend aushalten müssen. Was vom Topspeed von 325 km/h mit der neuen Optik übrig übrig bleibt, ist aber ebenso fraglich wie die Vergabe der Straßenzulassung. In jedem Fall wird das Einzelstück vorerst in Japan bleiben, sodass uns hierzulande keine Gefahr einer spontanen Netzhautablösung droht.