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Geht auch ganz einfach:

GM Buick LeSabre (1951): Konzeptstudie Captain Future

Karsten Rehmann Autor
Inhalt
  1. Konzeptstudie: GM Buick LeSabre mit Kompressor-V8
  2. GM Buick LeSabre sollte flacher und sportlicher werden
  3. Hightech-V8 im GM Buick LeSabre
  4. GM Buick LeSabre: Der erste Traumwagen

Kompressor-V8, Leichtmetall-Karosserie und atemberaubendes Düsenjäger-Styling – mit dem LeSabre stellte GM 1951 ein Zukunftslabor vor, das jedes normale Auto wie ein Vorkriegs-Schnauferl aussehen ließ.

Der GM Buick Le Sabre stellt unser Vorstellungsvermögen auf die Probe wie kaum ein anderes Vehikel, das je auf vier Rädern vor eine Kamera rollte. Wenn es uns gelingt, in Gedanken quer über den Globus und durch die Jahrzehnte zu hüpfen, können wir nachvollziehen, warum der LeSabre bei seinem Debüt 1951 das Bild vom Luxuscabriolet aus den Angeln hob und die Arbeit der Automobildesigner wie auch die Strategien für Vertrieb und Marketing massiv veränderte. Mit ihm erfand General Motors nämlich das moderne Dreamcar – eine Konzeptstudie weit jenseits der Realität, gebaut einzig und allein um auszuloten, was technisch machbar ist. Zugleich sollte dieser Traumwagen die Kompetenz und den Ideenreichtum der eigenen Leute demonstrieren. Dank des LeSabre und seiner Epigonen eroberte GM den Spitzenplatz der Popularität in Amerika und setzte die versammelte Konkurrenz massiv unter Zugzwang: General Motors war offenkundig auf das anbrechende Jet-Zeitalter besser vorbereitet als die Wettbewerber. Mehr zum Thema: Trump kritisiert GM-Pläne

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Konzeptstudie: GM Buick LeSabre mit Kompressor-V8

Also beamen wir uns gedanklich in die Zeit um 1950: In Deutschland werden nach wie vor Trümmer aufgeräumt, der Volkswagen – noch mit Brezelfenster – liegt für die meisten "Eingeborenen von Trizonesien" finanziell außer Reichweite. Weil auch die Franzosen kleine Baguettes backen müssen, stellt Citroën den an Kargheit nicht zu unterbietenden 2CV vor. Und jetzt springen wir im Geiste über den Atlantik ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. In der "Motor City" Detroit rollen die Straßenkreuzer zu Hunderttausenden von den Fließbändern. Selbst der einfachste Chevrolet ist ein fünf Meter langer Brocken und wiegt etwa so viel wie eine ganze Citroën-"Enten"-Familie. Die Amis bewegen sich in anderen Dimensionen. Kaum ist der Weltkrieg gewonnen, stürzen sie sich in Korea mit neuen Waffen ins nächste Gefecht. Ihr Düsenjäger North American F-86
"Sabre" erreicht Schallgeschwindigkeit.

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GM Buick LeSabre sollte flacher und sportlicher werden

Das ist der Stoff, aus dem Autoträume gemacht werden – und niemand weiß besser, wie man bei jedem Chevy-Fahrer die Lust auf einen Neuwagen entfacht als Harley Earl, der mächtige Chef der GM Styling Division. Der in Hollywood aufgewachsene Hüne hält neben den Markenstudios  auch eine Spezialabteilung auf Trab, in der futuristische Experimentalfahrzeuge Gestalt annehmen, allen voran zwei Prototypen namens XP-8 und XP-9, die in sich alles vereinen, wovon die US-Autofahrer träumen sollen. Charles Chayne, Chef aller GM-Entwicklungsingenieure, verantwortet  die Umsetzung in funktionsfähige Einzelstücke. Der optisch weniger spektakuläre XP-9 wird sein persönlicher Dienstwagen, während der XP-8 für Harley Earl bestimmt ist. Earl tauft das Auto LeSabre und stellt Ansprüche, an denen die Formenbauer, Zulieferer und Techniker beinahe  verzweifeln. Der LeSabre soll flacher werden und sportlicher aussehen als jeder andere amerikanische Wagen. Der Clou des Zweisitzers ist ein per Regensensor gesteuertes Stoffverdeck. Setzt Regen ein, schließt es sich selbsttätig über der weltweit ersten Panorama-Frontscheibe. Zulieferer Libby-Owens benötigte vier Jahre um zu lernen, wie man Glas in Form biegt, ohne dass es zerspringt. Leichtbau ist Trumpf, koste es, was es wolle. Alcoa fertigt die Karosseriebleche und den Sandwichboden aus Aluminium. Türsäulen, Spritzwand, Windlauf und Kofferraumdeckel bestehen aus Magnesiumgussteilen. 

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Hightech-V8 im GM Buick LeSabre

Der dem Düsenjäger nachempfundene Frontgrill dreht sich auf Knopfdruck um 180 Grad – dahinter steckt das Scheinwerferpaar. Unter der extrem flachen Fronthaube arbeitet ein Hightech-V8, dessen Komplexität im Vergleich zur damaligen Serientechnik jeder Beschreibung spottet und der eher einem Renntriebwerk gleicht: Der Block und die Zylinderköpfe werden bei Alcoa aus Alu gegossen, die Kolben gleiten in nassen Laufbüchsen aus Sphäroguss. Die Einlass- und Auslassventile hängen im 90-Grad-Winkel zueinander über halbkugelförmigen Brennräumen. Das Verdichtungsverhältnis lautet 10:1. Im Normalbetrieb läuft dieser Hemi-V8 mit herkömmlichem Kraftstoff als Saugmotor, doch wenn das Gaspedal durchgetreten wird, tritt ein zweistufiges Doping-Programm in Aktion: Zuerst öffnet ein zweiter Bendix-Vergaser und verarbeitet Methanol, das er aus einem separaten Tank  bezieht. Bei Vollgas tritt zudem ein direkt vor dem Ansaugtrakt platzierter Roots-Kompressor in Aktion. Das Resultat sind 335 SAE-PS aus 3,5 Liter Hubraum. Eine Kardanwelle befördert die Leistung zur De-Dion-Hinterachse. Die dort in Transaxle-Manier mit dem Differenzial gekoppelte Dynaflow-Automatik wurde später durch eine modernere Vierstufen-Hydramatic ersetzt. 

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GM Buick LeSabre: Der erste Traumwagen

Harley Earl nutzte den GM Buick LeSabre ausgiebig und legte über 45.000 Meilen mit ihm zurück. Ein auf die Eigenheiten des Autos spezialisierter Mechaniker hielt den Wagen in Schuss. Regelmäßig boten Defekte Anlass zur Modifikation. Die geschlossenen hinteren Kotflügel wurden durch solche mit Radausschnitten ersetzt. Im Frontbereich erhielt der LeSabre wirksame Luftschächte zur Kühlung der Bremsen und zur Entlüftung des Motorraums. Der erste Traumwagen lieferte damit gleich den empirischen Beweis für die Diskrepanz zwischen Vision und Wirklichkeit: Nobody’s perfect.

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