Praxis-Check: So gut ist der Garmin DriveSmart 66 MT-S im Test
Navigationsgerät fürs Auto zum Nachrüsten: der Garmin DriveSmart 66 im Praxistest
Das Kartenmaterial der fest eingebauten Navigation ist veraltet, das Smartphone lässt sich nur schlecht am Armaturenbrett fixieren und ist ohne Ladegerät beim Navigieren in Nullkommanichts leer: Hier helfen Standalone-Navigationsgeräte zum Nachrüsten. In dieser Produktkategorie gibt Garmin den Ton an. Der amerikanische GPS-Spezialist bietet eine ganze Serie von Geräten an, die speziell auf die Navigation mit dem Auto abgestimmt sind. Der Mittelklasse-Bestseller im Programm heißt Garmin DriveSmart 66 MT-S, zeigt sich budgetfreundlich und protzt trotzdem mit reichhaltiger Ausstattung. Detaillierte Karten für 46 (!) europäische Länder, Freisprecheinrichtung, Wettervorhersage und zahlreiche andere Helferlein sind schon an Bord. Wir haben der sprachgesteuerten Navi die Frage aller Fragen gestellt: "Hey Garmin. Taugst Du was?" Der Test liefert die Antwort.

Gute Routenführung
Großer Funktionsumfang
Lebenslang Karten-Updates
Frühzeitige Tempolimit-Warnung
Langwieriges erstes Einrichten
Teils langsamer Grafikaufbau und langwierige Updates
Als Radarwarner unbrauchbar
Format und Handling eines Smartphones
Rein optisch kommt der Garmin DriveSmart 66 einem Smartphone nahe. Der HD-Bildschirm misst sechs Zoll in der Diagonalen, zeigt aber nicht so gestochen scharfe Bilder wie hochauflösende High-End-Smartphones und lässt sich allein in der Horizontalen nutzen. Nur zwei physische Tasten verstecken sich in dem schwarzen Gehäuse. Ansonsten vertraut das Navi auf sein touchempfindliches Display und die integrierte Sprachsteuerung, parliert gerne auch mit der Amazon-Assistentin Alexa. Befestigt wird die Navi per mitgeliefertem Saugnapf. Letzterer haftet aber nur an absolut planen Flächen und bietet einen knappen Verstellbereich: Einige Grad in der Neigung müssen genügen. Trostpreis: Der Garmin DriveSmart 66 passt zumeist auch in handelsübliche Handyhalter. Auch Lüftungsgitter kommen so als Navi-Nistplatz infrage, solange die ungewöhnliche Kabelführung nicht dem Halter ins Gehege kommt.
Der ebenfalls mitgelieferte Lade-Adapter für den Zigarettenanzünder gefällt mit einem zweiten USB-A-Stecker und bringt sogar einen AUX-Ausgang mit, der im Schwestergerät mit dem Namenszusatz MT-D Verkehrsinformationen über das digitale Radio DAB+ aus dem Äther saugt. Sehr schön. Weniger schön im Test: Das Ladekabel selbst ist dick und störrisch. Speziell, wenn man es in Nähe des Rückspiegels verlegen will, macht dies die Installation nicht einfacher. Schade ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Garmin DriveSmart 66 nicht magnetisch ist und auch nicht kabellos geladen werden kann.
Einfache Bedienung, teils langsamer Grafikaufbau
Für Navigationszwecke genügt das eingeschränkte Potential der Garmin-Hardware völlig. Sogar 3D-Aufnahmen von Denkmälern und wichtigen Gebäuden zeigt das Gerät schematisch an. Die Helligkeit des Displays lässt auch bei Sonneneinstrahlung nichts zu wünschen übrig, solange der Lader angeschlossen ist. Im Akkubetrieb dimmt der Bildschirm zum Stromsparen aber merklich herunter. Die Adresseingabe und das Navigieren im Menü gehen flüssig vonstatten. Der Sprachsteuerung mangelt es zuweilen an Verständnis. Vor allem längere Adresseingaben versteht Alexa (hier gibt es Alexa zum Nachrüsten) nur selten auf Anhieb. Aus dem Tiefschlaf erwacht der DriveSmart 66 in 33 s. Der Power-Nap im Standby-Modus ist nach akzeptablen fünf Sekunden beendet.

Mehr Geduld erfordert das Scrollen im Kartenmaterial. Hier lässt der Grafikaufbau teils einige Sekunden auf sich warten; Speziell beim Routenerkunden ohne konkretes Ziel ist das hinderlich. Noch viel länger dauern die Karten- und Software-Updates, die dank WLAN-Anbindung und lebenslanger Update-Garantie eigentlich leicht von der Hand gehen sollten. Unser Testgerät hat für den Download und die Installation eines 13 Gigabyte schweren Software-Pakets geschlagene fünf Stunden gebraucht. Updates also unbedingt vor Fahrtantritt erledigen und dabei nicht die Stromzufuhr unterbrechen, sonst erwacht das Gerät womöglich nicht mehr aus dem Dornröschenschlaf.
Gute Navigation, aber mit Verbesserungsbedarf
Zahlreiche Einstellungen ermöglichen es, den Garmin DriveSmart 66 zielgenau für die eigenen Bedürfnisse zu konfigurieren. Im Testergebnis bekommt man für den Aufwand einen Lotsen, der nur selten mit unaufgeforderten oder nutzlosen Interventionen nervt. Die Routenplanung für Kurz- und Mittelstrecken ist zügig und überwiegend nachvollziehbar. Fernreisen erfordern etwas Geduld vor dem Startschuss. Vorbildlich: Ein sanfter Ton warnt frühzeitig vor kommenden Tempolimits. Das schont die Bremsbeläge und die Nerven.
Auch die anderen Instruktionen kommen rechtzeitig und klar aus dem integrierten Lautsprecher. Die Grafik und vor allem der Fahrspurassistent geben selten Rätsel auf. Gerade in dieser Disziplin ist die Garmin-Navi Apps wie Google Maps oder Waze klar überlegen. Sie händelt sogar Umweltzonen und zahllose Points of Interest, darunter Hotels und Restaurants aus dem reichen TripAdvisor-Fundus, die Lust aufs Verreisen und Schlemmern machen.
Verbesserungsbedarf besteht bei der Suche nach alternativen Routen. Solange die Navi nicht über die Garmin Drive-App (kostenlos für iOS und Android) mit dem Smartphone verbunden ist, stehen keine Verkehrsinformationen zur Verfügung. Im Falle eines Staus muss man daher manuell nach einer Umfahrung suchen. Unverständlich ist zudem, dass man die noch zu fahrenden Kilometer und die voraussichtliche Uhrzeit der Ankunft nicht gleichzeitig auf dem Display ablesen kann. Platz wäre eigentlich da.
Erst wenn der Garmin DriveSmart 66 vernetzt ist, gibt er alles
So richtig zur Hochform läuft der Garmin DriveSmart 66 erst auf, wenn er mittels seiner zahlreichen Schnittstellen mit anderen Geräten anbandelt. Bluetooth und Wifi eröffnen ein ganzes Paralleluniversum an Möglichkeiten: Wettervorhersage, Live-Verkehrsdaten und Benzinpreise fließen über die Smartphone-Datenleitung ein. Mit anderen Garmin-Nutzer:innen kann man die eigene Position teilen. Stauumfahrungen werden nun spontan empfohlen und auf Wunsch auch automatisch in die Routenplanung integriert. Für einen satten Aufpreis mutiert der Navibildschirm sogar zur Projektionsfläche für eine Rückfahrkamera (hier auch in Kombination mit dem Garmin im Test), für die man im Innenraum keine Kabel ziehen muss. Das ist großes Kino.
Manche Features sind allerdings verbesserungswürdig. Als Freisprecheinrichtung fürs Telefon etwa taugt das Gerät nur, wenn man es nahe genug am Lenkrad installieren kann. Sonst leidet die Sprachqualität. Die integrierte Musik-App ist nicht mehr als ein rudimentäres Bedienelement der eigentlichen Streaming-Anwendung auf dem Smartphone. Und als Radarwarner (Tipps zum Umgang mit Radarwarnern hier!) hat der Garmin DriveSmart 66 im Test zu viele Radarfallen übersehen, um Vertrauen zu verdienen. Die Fülle an Funktionen kompliziert zudem das Einrichten: Ohne eigenes Garmin-Konto und ein Smartphone kommen nicht alle Talente des Garmin DriveSmart 66 zur Entfaltung.
Wer den Garmin DriveSmart 66 als Ersatz für die bordeigene Navigation oder Smartphone-Apps wie Maps, Karten oder Waze sieht, wird mit einfacher Bedienung und guter Routenführung entlohnt. Im Standalone-Modus muss man aber auf interaktive Funktionen und Dienste verzichten. Erst als Ergänzung zu einem Smartphone mit Zugang zu Live-Daten dreht der Garmin zum Beinahe-Alleskönner auf. Die erste Konfiguration wird dadurch weitaus komplizierter, aber sein Nutzwert vervielfacht sich.