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Geht auch ganz einfach:

Porsche 911 Carrera S/BMW M4 Competition: Test 911 Carrera S fordert M4 heraus

Michael Godde Leitung Test & Sonderaufgaben
Inhalt
  1. BMW M4 und Porsche 911 im Vergleichstest
  2. Fahrkomfort: 911 Carrera S & M4 Competition auf Augenhöhe
  3. Motor/Getriebe: Porsche 911 Carrera S klar vorne
  4. Fahrdynamik: Porsche 911 Carrea S überzeugt mit besserem Fahrwerk
  5. Umwelt/Kosten: Punkt geht an BMW M4 Competition
  6. Messwerte & Technische Daten BMW M4 Competition & Porsche 911 Carrera S
  7. Fazit

Der Porsche 911 Carrera S legt die Messlatte für die Konkurrenz noch ein Stück höher. Für den BMW M4 Competition ist das genau die richtige Herausforderung. Vergleichstest!

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW M4 CompetitionPorsche 911
Karosserie (1000)547502
Fahrkomfort (1000)640647
Motor/Getriebe (1000)639686
Fahrdynamik (1000)760866
Eigenschaftswertung (4000)25862701
Kosten/Umwelt (1000)214193
Gesamtwertung (5000)28002894
Platzierung21


Man sieht es ihm nicht an, aber der BMW M4 Competition ist in seiner Grundkonfiguration schon seit fünf Jahren auf dem Markt. Er transformierte die Turbotechnologie in die M-Philosophie und trieb seine Konkurrenz ans Limit – auch den Porsche 911. Damals saugte der Zuffenhausener Superstar noch frei bis ans Drehzahllimit. Jetzt setzt aber auch der Porsche 911 Carrera S auf Turbodruck, die Karten sind also neu gemischt. Dass der neue Elfer die Grenzen neu definiert, hat er schon im Test gegen die Corvette Grand Sport (siehe Heft 10/2019) gezeigt. Jetzt stellt dem ebenfalls 450 PS starken BMW M4 mit Competition-Paket im Vergleichstest

 

BMW M4 und Porsche 911 im Vergleichstest

Noch stehen die beiden Rivalen in der Boxengasse, die Ruhe vor dem Vergleichstest lässt Zeit für eine erste Sitzprobe. Perfekt! Und das gilt für beide – zumindest wenn man es aus der Sicht von Fahrer und Beifahrer sieht. Im Porsche 911 Carrera S sitzt man herrlich tief im Fahrzeug und genießt einen freien Blick vorbei an den schmalen A-Säulen über die immer noch ausgeprägten Kotflügel nach vor. Der BMW M4 Competition integriert seinen Fahrer ebenfalls optimal ins Auto. Zwar ist die Sitzposition im Vergleich höher, aber der weite Einstellbereich von Lenkrad uns Sitz sorgt mit dem hoch und nah vor der Brust stehenden Lenkrad für bestes Tourenwagen-Feeling. Porsche und BMW kennen sich aus mit guter Ergonomie. Dass der Porsche vorn noch etwas mehr auf Maß geschnitten ist als der M4, liegt in der Natur der beiden unterschiedlichen Karosserieformen. Und das spürt man vor allem im Fond. Der Porsche 911 Carrera S spannt seinen Aufbau nicht nur über einen mit 2,45 Metern 36 Zentimeter kürzeren Radstand, sondern packt auch die ganze Antriebstechnik ins Heck. Platz im Fond? Der reicht lediglich für Kleinkinder. Der BMW M4 Competition hingegen ist ein vollwertiger Viersitzer, seine Basis ist die Großserie. Dadurch bietet er nicht nur Raum in der zweiten Reihe, sondern auch ein 445 Liter großes Gepäckabteil. Beim Porsche sind es unter der Fronthaube gerade mal 132 Liter. Dass der BMW bereits seit fünf Jahren gebaut wird, zeigt sich bei der Verarbeitung. Nicht überall findet man die Sorgfalt im Detail wie bei neueren BMW-Produkten, und der nur dürftig lackierte Übergang zwischen Kotflügel und A-Säule ist ein Ärgernis für ein Auto dieser Preisklasse. Im Porsche ist alles eine Spur passgenauer und sorgfältiger zusammengesetzt. Die vielen Kunststoffoberflächen dürften allerdings ruhig etwas edler ausfallen.

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Fahrkomfort: 911 Carrera S & M4 Competition auf Augenhöhe

Dass bei Sportwagen der Komfort der Dynamik untergeordnet ist, versteht sich von selbst. Dennoch agieren die zwei Rivalen auf holprigen Untergründen mit einem feinen Ansprechverhalten der Federelemente. Der BMW M4 Competition mit nochmals gestraffterem Set-up wegen des Competition-Pakets gibt sich auf Querfugen im Vergleich aber rustikaler als der Porsche 911 Carrera S. Der Schwabe zeigt vor allem an der Vorderachse mehr Sensibilität. Doch auch bei ihm trampelt die Hinterachse recht bockig über Unebenheiten. Die gut anliegenden Competition-Sportsitze des M4 sorgen zwar für festen Halt, dafür fehlen ihnen die umfangreichen Variationsmöglichkeiten zwischen Komfort und Seitenhalt, die die 18-fach einstellbaren 911-Fauteuils bieten – diese kosten allerdings 3273 Euro extra.

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Motor/Getriebe: Porsche 911 Carrera S klar vorne

Porsche und BMW haben in 911 und M4 ihre Sechszylinder zur Perfektion getrieben. Beide Triebwerke werden von zwei Turboladern unter Druck gesetzt und leisten 450 PS. In puncto Drehmoment hat der BMW mit 550 Newtonmetern sogar leicht die Nase vor dem 911er mit 530 Newtonmetern. An Leistung mangelt es weder dem Bayern noch dem Schwaben. Doch was dem BMW im Vergleichstest gegenüber dem Porsche fehlt, ist Traktion. Der Porsche 911 Carrera S springt aus dem Stand nach vorn und lässt bis Tempo 308 nicht mehr locker. Der BMW M4 Competition benötigt einen Wimpernschlag länger, um seine Kraft aus ruhender Position in Vortrieb umzusetzen. Er erreicht aber nur maximal 280 km/h. Mehr ist selbst mit dem M-Driver’s-Package nicht drin. Dafür punktet der BMW M4 im Vergleich mit seinem immer perfekt agierenden Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Selbst abseits der Rennstrecke ist es stets auf Zack und hält zuverlässig die passende Übersetzung bereit. Beim Porsche zuckt es bei langsamer Fahrt oder beim Abbremsen vor Ampeln hier und da im Räderwerk seines Achtgang-Doppelkupplungsgetriebes. Dafür geht der flachere und leichtere Porsche 911 etwas genügsamer mit dem Kraftstoff um.

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Fahrdynamik: Porsche 911 Carrea S überzeugt mit besserem Fahrwerk

Der BMW M4 Compeition ist für den Grenzbereich gemacht. Vor allem mit dem Competition-Paket, das mehr Leistung freisetzt, ein neu abgestimmtes Feder-Dämpfer-Set-up beinhaltet und die aktive Differenzialsperre sowie die Stabilitätsprogramme auf maximale Performance trimmt, wird der M4 zum Rennstrecken-Werkzeug. Der Bayer teilt sich über Fahrwerk und Antrieb äußerst verbindlich mit, verheimlicht keine Information und schafft eine vertrauensvolle Beziehung zwischen sich und seinem Piloten. Selbst harte Bremsmanöver absolviert der BMW aus Tempo 240 mit stoischer Ruhe: fester Druckpunkt am Bremspedal, sensibel am Einlenkpunkt und mit beeindruckender Traktion vom Scheitelpunkt aus der Kurve heraus. Der Bayer profitiert von seinem breit nutzbaren Drehzahlband. Anstatt mit hohen Drehzahlen und damit oft verbundener hektischer Hinterachse aus Kurven herauszubeschleunigen, presst sich der BMW M4 mit grandiosem Grip und sattem Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen fein kontrollierbar am Scheitelpunkt auf die Gerade heraus. Nur der mäßige Kaltbremswert der optionalen Karbon-Keramik-Bremsen passt da nicht ganz ins Bild. Dem Porsche ist es egal, wann, wo und wie oft gebremst wird, er verzögert immer mit der gleichen Intensität. Aber nicht nur deshalb ist der Schwabe auf der Strecke und im Vergleichstest unschlagbar. Mensch und Maschine verschmelzen hier zu einer Einheit. Der Porsche 911 Carrera S pflegt eine so innige Kommunikation, dass man das Gefühl hat, nach kurzer Zeit ein Teil des Systems Porsche zu sein. Stößt man mit dem Carrera S in den Grenzbereich vor, demonstriert er seine ganze Perfektion. Mehr Traktion lässt sich mit einem Heckantrieb nicht generieren – die 305er-Walzen, das Sperrdifferenzial, das adaptive Fahrwerk und das Triebwerk auf der Hinterachse zeigen, dass das Prinzip 911 noch lange nicht am Ende ist. Problemlos düpiert der Porsche den BMW M4 Competition auf dem Grand-Prix- Kurs. Er ist an jedem Anbremspunkt schneller, verzögert stabiler, nimmt mehr Geschwindigkeit mit in die Kurve, folgt wie auf Schienen der Ideallinie und peitscht wieder auf die Gerade. Und das, obwohl Porsche eine erstaunlich sichere Abstimmung gewählt hat: Der neue 911 untersteuert friedlich am Limit, wo der M4 schon sein Heck nach außen zucken lässt.

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Umwelt/Kosten: Punkt geht an BMW M4 Competition

Berücksichtigt man alle testrelevanten Extras des Vergleichs, ergibt sich eine Preisdifferenz von knapp 43.000 Euro. Dafür kann man bei BMW fast noch einen neuen 330i (44.750 Euro) ordern. Da spielen die hohen Versicherungseinstufungen des M4 Competition und die etwas höheren Kraftstoffkosten keine Rolle mehr. Zumindest in diesem Kapitel hat der 911 Carrera S gegen den M4 keine Chance.

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Messwerte & Technische Daten BMW M4 Competition & Porsche 911 Carrera S

AUTO ZEITUNG 11/2019BMW M4 CompetitionPorsche 911 Carrera S
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.R6/4; BiturboB6/4; Biturbo
Hubraum2979 cm³2981 cm³
Leistung331 kW/450 PS331 kW/450 PS
Max. Gesamtdrehmoment550 Nm530 Nm
Getriebe/Antrieb7-Gang-Doppelkupplung (opt.)/Hinterrad; Sperrdifferenzial8-Gang-Doppelkupplung/Hinterrad; Sperrdifferenzial
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1595/1647 kg1515/1552 kg
Beschleunigung (Test)  
0 - 100 km/h4,3 s3,4 s
0 - 150 km/h7,7 s6,7 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)250 km/h308 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,0/33,0 m31,0/31,1 m
Verbrauch (Test/EU)11,2/9,3 l SP/100 km10,8/8,9 l SP/100 km
CO2-Ausstoß (Test/EU)265/213 g/km257/205 g/km
Preise
Grundpreis86.600 Euro120.125 Euro
Testwagenpreis100.850 Euro141.325 Euro

 
Michael Godde Michael Godde
Unser Fazit

Der neue Porsche 911 Carrera S gewinnt auch seinen zweiten Vergleichstest: Nach der Corvette muss sich jetzt der M4 geschlagen geben. Der 911 liegt einfach exzellent in der Hand, punktet mit seinem in allen Bereichen leistungsbereiten Antrieb und macht dank seines akzeptablen Komforts selbst im Alltag ein gute Figur. Der BMW M4 Competition kann fünf Jahre nach seinem Debüt der Performance des neuen 911 nicht mehr viel entgegensetzen – außer bei Karosserie und Preis. Es wird Zeit für einen neuen M4.

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