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Geht auch ganz einfach:

Opel Insignia GSi/BMW 320d xDrive: Test GSi kann sich gegen 320d xDrive behaupten

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. Karosserie: Insignia überzeugt bei der Beinfreiheit
  2. Fahrkomfort: Klangbild gefällt im 320d besser
  3. Motor/Getriebe: Ab 130 km/h zieht der Opel am BMW vorbei
  4. Fahrdynamik: Insignia GSi mit guter Traktion
  5. Umwelt/Kosten: BMW erfüllt Euro 6d Temp
  6. Technische Daten Opel Insignia Sports Tourer GSi/BMW 320d xDrive Touring 
  7. Fazit

Der Opel Insignia GSi trifft im Test auf den BMW 320d xDrive. Die Rüsselsheimer reanimieren die Grand Sports Injection und statten ihren beliebten Mittelklasse-Kombi damit aus. Welches Familien-Auto kann im direkten Vergleich überzeugen?

Mit dem BMW 320d xDrive und dem Opel Insignia GSi treffen im Test zwei dynamische Mittelklasse-Kombi aufeinander. Die Grand Sports Injection ist vielen ein Begriff, doch wir blicken nochmal kurz zurück: Ende der 80er-Jahre, als Vokuhila-Frisuren bei den Herren und Schulterpolster bei den Damen noch schwer angesagt waren, bevölkerten jede Menge Opel Kadett GSi die Autobahnen. Von der Leistungsfähigkeit ihrer 150 PS konnte man sich per neumodischem Digitaldisplay, im Volksmund Mäusekino genannt, überzeugen. 30 Jahre später ist die Vokuhila-Frisur auf vielen Häuptern einer Glatze gewichen, während die Schulter- mitunter gegen Hüftpolster getauscht wurden. Doch nach wie vor spielt das Fahrvergnügen ein große Rolle, wenn auch bei gesteigertem Platzbedarf. Und so erklärt sich Opels Entscheidung, den Insignia Sports Tourer jetzt auch in den dynamischen GSi-Anzug zu stecken. Fahrspaß und Nutzwert zu kombinieren ist ein Rezept, das schließlich auch beim BMW 3er Touring seit Jahren aufgeht.

Der Opel Insignia auf der Nordschleife im Video:

 
 

Karosserie: Insignia überzeugt bei der Beinfreiheit

Im direkten Vergleich ist der Münchner deutlich knapper geschnitten als der Rüsselsheimer. Das wird für die Passagiere am ehesten in der zweiten Reihe deutlich – hier bietet der Insignia zwar etwas weniger seitliche Kopf-, dafür aber deutlich mehr Beinfreiheit. Auch beim Gepäckvolumen zieht der Opel mit 560 bis 1665 Litern dem BMW (495 bis 1500 Liter) erkennbar davon. Bei der Zuladung kann der Sports Tourer mit satten 568 Kilogramm ebenfalls punkten, während sich der BMW-Testwagen mit 460 kg begnügen muss. Gut für die Variabilität: Beide warten mit dreigeteilt klappbaren Rücksitzlehnen auf, die nach dem Umklappen eine durchgängig ebene Ladefläche freigeben. Der BMW bietet darüber hinaus noch eine separat zu öffnende Heckscheibe, die das Beladen des Kofferraums in engen Parklücken erleichtert. Überhaupt ist die Bedienung des BMW im Alltag untadelig. So sind die verschiedenen Bedienmenüs über Tasten direkt anwählbar. Das gilt auch für Radiosender, die sich auch per Multifunktionstasten abspeichern lassen. Im Opel erscheinen die Bedienmenüs hingegen erst bei der Berührung des Bildschirms. Betrachtet man das Thema Qualität und Verarbeitung, zeigen sich die besseren Passungen und die höherwertigen Materialien im BMW. Zudem bekommt man mit dem 3er ein vollständig lackiertes Auto, während Opel beim Insignia auf den Klarlack im Motorraum verzichtet. In Sachen Sicherheit hat der GSi dem 320d einen serienmäßigen Spurhalteassistenten, Abbiege- und Kurvenlicht voraus und entscheidet damit in der Summe das Karosserie-Kapitel für sich.

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Fahrkomfort: Klangbild gefällt im 320d besser

Für 2600 Euro lässt sich bei Opel die GSi Premium Lederausstattung ordern, die unter anderem Schalensitze mit elektrisch einstellbaren Sitzwangen in der Lehne beinhaltet. Letztere Funktion bieten auch die 550 Euro teuren Sportsitze im BMW. Auf kurvenreicher Strecke liefert der Rüsselsheimer eine Spur mehr Seitenhalt auf der Sitzfläche als sein Testkonkurrent, allerdings macht sich auf Langstrecken bei manchen Zeitgenossen die suboptimale Konturierung im Schulterbereich bemerkbar. Hier drücken nämlich die GSi-Polster auf die Schulterblätter, statt sie zu umschließen. Im Fond reisen dagegen Touring-Passagiere mit kaum konturierter Lehne und weniger Oberschenkelauflage als im Opel. Beim Blick auf die Ergonomie patzt der GSi gegenüber dem 3er mit einem etwas kleineren und schlechter auflösendem Navigations-Bildschirm. Störend ist überdies die bei Regen schneller verschmutzende Linse der Rückfahrkamera im Opel. Die Reisequalitäten des 3er Touring zeichnet im Vergleich zum Sports Tourer nicht nur ein niedrigerer Innengeräuschpegel aus, auch das Klangbild gefällt besser – nicht zuletzt wegen der leiseren Abrollgeräusche. Das FlexRide-Premium Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern liefert Opel serienmäßig, während BMW für diese Technik 1100 Euro extra fordert. Auf schlechten Straßen federt der Opel-Testwagen mit 20-Zoll-Bereifung (1000 Euro) zwar etwas steifbeinig, zeigt beim Federn und Dämpfen aber eine gute Balance zwischen Vorder- und Hinterachse. Auf Bodenwellen neigt er jedoch im unbeladenen Zustand zum Durchschlagen. Hier bietet der BMW mit seiner ebenfalls aufpreispflichtigen 18-Zoll-Mischbereifung deutlich mehr Reserven. Bei Autobahntempo zum Beispiel lässt sich der Opel-Aufbau auch leichter zu Bewegungen anregen als die BMW-Karosserie. Voll beladen zeigt der Touring dem Sports Tourer ebenfalls, wie ein besserer Fahrkomfort aussieht.

 

Motor/Getriebe: Ab 130 km/h zieht der Opel am BMW vorbei

Den Insignia GSi bieten die Opelaner mit einem 210 PS starken 2,0-Liter-Diesel in Verbindung mit einer Achtstufen-Automatik und Allrad an. Auch im 190 PS starken BMW 320d xDrive leitet eine Achtstufen-Automatik die Kraft an alle vier Räder weiter. In puncto Drehmoment liegt der Opel mit 480 Newtonmeter auf dem Papier klar vor dem BMW (400 Newtonmeter). In der Praxis hat der BMW dennoch die Niere vorn. Er ist nicht nur deutlich drehfreudiger, sondern auch mit einer Automatik gesegnet, die die Fahrstufen spürbar zackiger wechselt als die Kraftübertragung seines Rivalen. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Fahrleistungen: Beim Beschleunigen von null auf 100 km/h liegt der Opel mit 8,5 Sekunden eine halbe Sekunde hinter dem BMW, und die Messung dokumentiert, dass der GSi erst ab 130 km/h am Touring vorbeiziehen kann. Bis 150 km/h kommt er allerdings nur auf eine Differenz von 0,4 Sekunden zu seinen Gunsten. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 231 km/h erreicht der Opel erst nach langem Anlauf, was für eine etwas lang geratene Übersetzung spricht, die sich aber nicht im Verbrauch niederschlägt. Hinsichtlich der Krafstoffökonomie machen die Bayerischen Motorenwerke ihrem Namen mal wieder alle Ehre: Mit einem Testverbrauch von nur 6,3 Litern auf 100 Kilometern ist der 320d xDrive Touring fast zwei Liter sparsamer unterwegs als sein Testgegner.

 

Fahrdynamik: Insignia GSi mit guter Traktion

Das sportliche GSi-Versprechen lösen die Opelaner bei ihrem Fünfmeter-Kombi ohne Frage ein. So offenbart der Sports Tourer in Kurven aller Art ein ausgesprochen hohes Querbeschleunigungspotenzial, das ihm zu nicht für möglich gehaltenen Kurvengeschwindigkeiten verhilft. Die sehr gute Traktion sorgt dafür, dass die Kraft immer dorthin gelangt, wo sie hingehört: auf die Straße. So sind Rauchzeichen der Reifen vom Typ Michelin Pilot Sport 4 S absolute Fehlanzeige, eine überragende Haftung ist dagegen an der Tagesordnung. Hinzu kommt, dass die Reifen im Verbund mit der leistungsstarken, serienmäßigen Brembo-Bremse, Verzögerungswerte auf Porsche-Niveau generieren. So schafft der Opel einen Warmbremswert von sage und schreibe nur 31,5 Metern. Da kann der BMW nicht mithalten (33,4 Meter). Dennoch fühlt sich der Bayer deutlich behänder an. Dank seiner variablen Sportlenkung lässt er sich präziser und mit kleineren Lenkwinkeln dirigieren als der Opel. Flotte Kurvenfahrt verursacht bei ihm ähnlich wenig Aufbaubewegungen wie beim Opel, trotzdem fährt er sich auf der Handlingstrecke eher wie ein Kompaktwagen. Den Eindruck der frappanten Handlichkeit unterstützt der leicht hecklastig ausgelegte Allradantrieb.

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Umwelt/Kosten: BMW erfüllt Euro 6d Temp

Als GSi ist der Insignia Sports Tourer alles andere als günstig. So liegt er sowohl in Sachen Grundpreis als auch mit der testrelevanten Ausstattung klar auf BMW-Niveau. Bei den Werkstattkosten ist er laut den Berechnungen des ADAC sogar deutlich teurer. Einzig beim Wertverlust schneidet der Opel besser ab als sein Konkurrent. Die obendrein deutlich höheren Kraftstoffkosten des GSi sorgen dafür, dass der BMW das Kostenkapitel – wenn auch nur knapp – gewinnt. Noch ein Hinweis zum Schluss in puncto Umwelt: Der BMW erfüllt ab Juli die derzeit schärfste Abgasnorm Euro 6d Temp und ist damit vor eventuell drohenden Fahrverboten gefeit. Opel wird beim Insignia Sports Tourer GSi etwas später folgen.

 

Technische Daten Opel Insignia Sports Tourer GSi/BMW 320d xDrive Touring 

 
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Unser Fazit

Blitz sticht Niere. Der Opel Insignia Sports Tourer GSi liegt in der Endabrechnung vorn. Das gute Platzangebot für Passagiere und Gepäck sowie die Zuladekapazität hat er von den Zivil-Versionen des Opel-Kombis übernommen. Die sportliche Fahrwerksabstimmung kostet ihn zwar Punkte im Komfort, die er jedoch mit seiner haftstarken Bereifung im Handling und beim Bremsen mehr als ausgleicht. Das Ergebnis ist ein gelungener Kompromiss aus Praxistauglichkeit und Fahrdynamik. Gehört nun der BMW 320d xDrive Touring deshalb zum alten Eisen? Keineswegs, denn der Bayer überzeugt mit dem drehfreudigeren und sparsameren Motor, der besseren Automatik, mehr Federungskomfort und fährt sich handlicher. Insofern ist er nach wie vor eine sichere Bank für Freunde sportlicher Kombis.

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