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Geht auch ganz einfach:

Mercedes B180/VW Golf Sportsvan: Test Kompaktklasse auf Herz und Nieren geprüft

Martin Urbanke Geschäftsführender Redakteur Test & Reifen
Inhalt
  1. Test: Mercedes B180 gegen VW Golf Sportsvan
  2. Fahrkomfort: Golf mit besserem Federungskomfort
  3. Motor/Getriebe: Testverbrauch des Mercedes deutlich höher
  4. Fahrdynamik: Kurven-Spaß in der B-Klasse
  5. Umwelt/Kosten: VW bei den laufenden Kosten im Vorteil
  6. Technische Daten Mercedes B 180 DCT & VW Golf Sportsvan 1.5 TSI
  7. Fazit

Mercedes B-Klasse und VW Golf Sportsvan zählen nicht nur im Test zu den aufrechten Vertretern im klassischen Kompakt-Segment: Mit ihren Hochdach-Karosserien setzen sie auf pragmatische Tugenden statt auf Lifestyle und Sportlichkeit.

Bieder oder schnittig? Wie so oft scheiden sich beim Design die Geister. Doch auch wenn beide Kontrahenten den Beinamen „Sport“ führen – Mercedes beschreibt die B-Klasse als Sports Tourer –, übermäßig dynamisch wirken die zwei Kompaktfahrzeuge nicht. Dafür überzeugen sie dank hoch aufragender Dachlinie mit einer gesteigerten Raumökonomie und versprechen guten Komfort sowie solide Technik zu vertretbaren Kosten. Die modernen Benziner unserer Testautos mit 122 PS (B 180) sowie 130 PS (Golf 1.5 TSI) sollen dabei Sparsamkeit und adäquate Fahrleistungen unter einen Hut bringen und dürften vor allem für Wenigfahrer interessant sein. Unser Test sagt, welches Fahrzeug das beste Gesamtpaket schnürt.

Der VW Golf Sportsvan im Video:

 
 

Test: Mercedes B180 gegen VW Golf Sportsvan

Ungeachtet aller Geschmacksfragen ist die B-Klasse fast 15 cm länger als der Golf Sportsvan. Auch der Radstand des Mercedes streckt sich mit 2699 mm etwas länger als jener des VW (2670 mm). Der Einstieg gelingt entsprechend bequem, und das Raumangebot ist gut. Je nach Sitzeinstellung misst die Innenhöhe knapp über einen Meter, was eine entspannt-aufrechte Sitzposition gestattet. Als rückenfreundlich erweist sich ferner die nur 65 cm hohe Ladekante, über die der geräumige und variable Kofferraum bestückt wird. Der VW hält mit einem sechs Zentimeter höheren und rund zwei Zentimeter breiteren Aufbau dagegen. Innen offeriert der Sportsvan sogar sieben (vorn) bis fünf Zentimeter mehr Breite (hinten), noch mehr Kopffreiheit sowie spürbar mehr Knieraum im Fond. Hinzu kommt, dass der Kofferraum dank der serienmäßig verschiebbaren Rückbank noch geräumiger ist als das Frachtabteil der B-Klasse, die nur im Maximalvolumen besser abschneidet. Durchreiche, verschiebbare Rücksitze, klappbarer Beifahrersitz und variabler Ladeboden kosten beim Mercedes-Händler allerdings extra. Sein Konkurrent von VW berechnet nur den klappbaren Beifahrersitz (96 Euro) zusätzlich. Beide Rivalen glänzen mit umfangreichen Sicherheitsausstattungen, zumindest gegen Aufpreis. Zu den Besonderheiten des VW zählen sogar teilautonome Funktionen wie Staufolgefahren und selbsttätiges Anhalten des Fahrzeugs, falls der Fahrer nicht mehr reagiert (Emergency Assist). Bodenständiger, aber nicht minder bedeutsam: Mercedes offeriert ein variables Trenn-Netz, mit dem Passagiere und Gepäck separiert werden können, bei VW gibt’s für 212 Euro ein starres Gitter.

 

Fahrkomfort: Golf mit besserem Federungskomfort

Mit den optional im Testwagen verbauten Komfortsitzen sowie den aufpreispflichtigen adaptiven Dämpfern bringt der kompakte Benz gute Voraussetzungen mit, um im Komfortkapitel zu brillieren. Tatsächlich erlauben die Sitze dank ausziehbarer Beinauflage und sanfter Konturierung ein ausgesprochen kommodes Sitzgefühl. Der Sportsvan verfügt seinerseits serienmäßig über Komfortsitze samt Höheneinstellung und Lordosenstütze. Seine Möbel sind zudem etwas weiter geschnitten, geben jedoch weniger Seitenhalt und schmiegen sich nicht ganz so passgenau an. Auf der Rückbank ändert sich der Eindruck: Hier heimst der Golf mit mehr Beinauflage ein paar Zähler mehr ein. Mit der Testmotorisierung wird der Sportsvan außerdem mit der Mehrfachlenker-Hinterachse statt der einfacheren Verbundlenker-Konstruktion ausgerüstet. Davon profitiert unter anderem der Federungskomfort, der dem verbindlichen Abrollverhalten des adaptiven Fahrwerks im B 180 sehr nahe kommt. Allerdings beruhigt sich der Mercedes-Aufbau rascher, während der VW ein wenig zum Nachschwingen tendiert. Bei den Innengeräuschen indes verbucht der Golf mit dem neuen 1.5er-Turbo einen klaren Vorteil gegenüber dem 1,6-Liter im 180er, der jederzeit präsenter agiert.

 

Motor/Getriebe: Testverbrauch des Mercedes deutlich höher

Damit sind wir auch schon bei der Bewertung der Antriebe. Hier wie dort versieht ein Direkteinspritzer mit Turboaufladung und recht kleinem Hubraum seinen Dienst. Genau jenes Motorenkonzept also, das potenziell einen erhöhten Ausstoß an Feinstpartikeln verursacht. Dennoch haben derzeit beide Autos keinen Partikelfilter an Bord. VW verspricht, diesen bis zum Jahresende anzubieten, während Mercedes keinen Termin nennt. Ob die aktuelle B-Klasse überhaupt noch in den Genuss dieser Technik kommt, erscheint uns fraglich. Schließlich erwarten wir zum Jahreswechsel bereits den Nachfolger, der dann den neuen 1,33-Liter-Benziner an Bord haben dürfte. Bis dahin sorgt der 122 PS starke Turbo für beachtlich flotte Fahrleistungen. In Kombination mit dem Doppelkupplungsgetriebe (DCT, 2094 Euro) sprintet der B 180 in nur 9,2 s aus dem Stand auf 100 km/h und rennt bei Bedarf 200 km/h schnell. Der Vierzylinder hängt willig am Gas und packt schon bei niedrigen Drehzahlen kräftig zu: Das maximale Drehmoment von 200 Nm liegt bereits ab 1250 Umdrehungen an. Und obwohl das Getriebe mit sieben Gängen dafür sorgt, dass bei Richtgeschwindigkeit nur 2380 Touren anliegen, genehmigt sich der B 180 im Test mit 8,2 Litern je 100 km deutlich mehr als der EU-Wert (5,6 Liter) in Aussicht stellt. Der neu eingeführte 1,5-Liter-Vierzylinder im Golf Sportsvan bleibt mit 6,7 Liter Testverbrauch dichter am Prospekt-Wert (EU: 5,2 Liter). Sein Sechsgang-Getriebe lässt den Motor jedoch etwas höher drehen. So zeigt der Drehzahlmesser bei 130 km/h mindestens 2750 Touren. Dass der Verbrauch trotzdem günstiger ausfällt, liegt unter anderem an der Zylinderabschaltung (ACT), die den 1.5er im Teillastbetrieb auf zwei aktive Zylinder reduziert. Das Umschalten zwischen Zwei- und Vierzylinder-Betrieb geschieht für den Fahrer meist unmerklich. Der Benziner zeigt ohnehin gute Manieren, läuft leise und geschmeidig. Nur nahe der Leerlaufdrehzahl klingt er etwas blechern und nimmt mitunter zögerlich Gas an.

 

Fahrdynamik: Kurven-Spaß in der B-Klasse

Auch wenn die zwei Autos weder Sportwagen sein wollen noch sollen, fordern wir selbst in Extremsituationen ein problemloses und stabiles Fahrverhalten – diesen Anspruch erfüllen beide. Die B-Klasse umrundet dank adaptivem Fahrwerk und 17-Zoll-Bereifung Kurven noch fixer als der Golf, derzwar auch auf 17-Zöllern zum Test rollt, aber mit konventionellen Dämpfern antritt. Die Fahrdynamikregelung kappt im Mercedes jedoch rigoros jede Querdynamik, wogegen das ESC (ESP) des VW mehr Bewegung toleriert. So wird das Auto handlicher und vermittelt mehr Fahrspaß.

 

Umwelt/Kosten: VW bei den laufenden Kosten im Vorteil

Schon im Grundpreis übertrifft der Mercedes den VW. Berücksichtigt man dann noch die testrelevanten Optionen, addiert sich der Mehrpreis des B auf über 6000 Euro gegenüber dem Sportsvan, der überdies eine umfangreichere Grundausstattung ins Feld führt. Auch bei den laufenden Kosten ist der Golf-Ableger im Vorteil, was er nicht nur seinem erheblich günstigeren Verbrauch verdankt. Für den Benz sprechen indes die wertige Anmutung und die komplettere Multimedia-Technik.

 

Technische Daten Mercedes B 180 DCT & VW Golf Sportsvan 1.5 TSI

 MERCEDES B 180 DCTVW Golf Sportsvan 1.5 TSI ACT
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4, Turbo4/4, Turbo
Hubraum1595 ccm1498 ccm
Leistung122 PS130 PS
Max. Gesamtdrehmoment200 Newtonmeter200 Newtonmeter
Getriebe/Antrieb7-Gang; Doppelkupplung/Vorderrad6-Gang, manuell/Vorderrad
Beschleunigung  
0 - 100 km/h9,2 s10,0 s
Höchstgeschwindigkeit200 km/h202 km/h
Leergewicht (Werk)1350 kg1310 kg
Bremsweg aus 100 km/h warm35,1 m34,8 m
Verbrauch (Test/EU)8,2/5,6 l S/100 km6,7/5,2 l D/100 km
CO2-Ausstoß (Test/EU)194/129 g/km159/118 g/km
Grundpreis27.858 Euro26.225 Euro
Testwagenpreis32.737 Euro26.715 Euro
Punktzahl (max. 5000 Punkte)2971 Punkte3083 Punkte
Platzierung21

 
Martin Urbanke Martin Urbanke
Unser Fazit

Man merkt dem VW Golf Sportsvan 1.5 TSI an, dass er das jüngere und modernere Fahrzeug ist: Seine Raumökonomie ist besser, der Komfort auf Augenhöhe und die Fahrdynamik tadellos. Mit dem neu entwickelten, 130 PS starken Turbobenziner weist er seinen Widersacher klar in die Schranken: Er läuft kultivierter und erheblich sparsamer – wenn auch weniger temperamentvoll. Denn etwas überraschend punktet der nominell neun PS schwächere Mercedes B 180 mit den flotteren Fahrleistungen. Außerdem sichert sich der Schwabe dank der kürzeren Kaltbremswege sowie des kursstabilen Adaptiv-Fahrwerks auch den Sieg im Dynamikkapitel. Zum Jahreswechsel soll zudem bereits der Nachfolger starten – spätestensdann werden die Karten wieder neu gemischt!

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