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Geht auch ganz einfach:

Audi RS 6/Mercedes-AMG E 63 S: Vergleichstest Power-Kombis RS 6 und E 63 im Duell

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. Audi RS 6 Avant und Mercedes-AMG E 63 S 4Matic+ T-Modell im Vergleichstest
  2. Fahrdynamik: Mercedes-AMG E 63 S folgt Lenkbefehlen sehr leichtfüßig
  3. Fahrkomfort: Audi RS 6 mit feinfühligem Ansprechverhalten
  4. Karosserie: Mercedes-AMG E 63 mit dem größeren Gepäckabteil
  5. Umwelt/Kosten: Audi RS 6 entscheidet das Kosten-Kapitel für sich
  6. Messwerte & technische Daten Audi RS 6 Avant & Mercedes-AMG E 63 S 4Matic+ T-Modell 
  7. Fazit

Mit 600 und mehr PS dem langweiligen Alltag entfliehen? Überhaupt kein Problem mit dem neuen Audi RS 6 Avant oder dessen Herausforderer Mercedes-AMG E 63 S 4Matic+ T-Modell. Die Sport-Kombis im Vergleichstest!

Gesamtbewertung (max. Punkte)Audi RS 6 AvantMercedes-AMG E 63 S 4Matic+ T-Modell
Karosserie (1000)723726
Fahrkomfort (1000)750737
Motor/Getriebe (1000)617609
Fahrdynamik (1000)781786
Eigenschaftswertung (4000)28712858
Kosten/Umwelt (1000)195185
Gesamtwertung (5000)30663043
Platzierung12

Sie halten eher nichts von auffällig gestylten Sportwagen und mögen keine Handybewehrten Fans, die Sie an jeder Tankstelle ablichten? Andererseits wollen Sie aber gleichzeitig ebenso wenig auf gehobene Fahrdynamik verzichten wie auf Alltagstauglichkeit? Dann sind Sie hier richtig beim Aufeinandertreffen zweier High-End-Kombis, die nicht nur jede Menge Power unter der Haube, sondern auch viel Platz für Passagiere und Gepäck im Ko­fferraum bieten. Die neue, selbstbewusst dreinschauende Neuauflage des Audi RS 6 Avant gibt in diesem Vergleichstest den Herausforderer – sie tri­fft auf das bekannte, ziemlich sperrig betitelte Mercedes-AMG E 63 S 4Matic+ T-Modell. Große, schlundgleiche Lufteinlässe in der Front und Riesenräder im 22-Zoll-Format machen keinen Hehl aus dem Daseinszweck des geduckt auf dem Asphalt kauernden Audi: Er ist jederzeit bereit zu zeigen, was im Rahmen der Physik geht. Dagegen wirkt der Mercedes beinahe zurückhaltend. „Designo hyanzinthrot metallic“ lackiert, könnte er von jemandem, der die optischen Feinheiten der AMG-Boliden nicht kennt, für einen 220 d mit AMG-Paket gehalten werden – ziemlich viel Understatement.

Der Audi RS 6 im Fahrbericht (Video):

 
 

Audi RS 6 Avant und Mercedes-AMG E 63 S 4Matic+ T-Modell im Vergleichstest

Das löst sich beim Blick unter die Hauben aber umgehend in Ansaugluft für die beiden 4,0-Liter- Biturbo-V8 auf. Die 600 PS des Audi RS 6 und 612 des Mercedes-AMG E 63 S sortieren beide in die Supersport-Liga ein und sorgen dafür, dass sich mit Nummernschild und TÜV-Plakette fünf Personen mit Gepäck kaum schneller be­fördern lassen. Per Launch-Control schießt der RS 6 in nur 3,5 Sekunden auf 100 km/h. Noch besser kann es der AMG mit nur 3,3 Sekunden. Dank 800 Newtonmeter Drehmoment im RS 6 und 850 im AMG E 63 S herrscht stets Druck im Überfluss. Per Gaspedalbefehl kann man die Landschaft auf Wunsch im doppelten Tempo an den Fenstern vorbeifliegen lassen – bei mangelnder Vorsicht ? fliegt dann aber auch der Führerschein gleich mit auf und davon. Garniert wird das Ganze hier wie dort mit feinster Lau­kultur, was in Summe in einer ungeheuer faszinierenden Vorstellung mündet. Wer es darauf anlegt, erreicht mit dem Mercedes 290 km/h Spitze. Soll der Audi 305 km/h statt der serienmäßigen 250 km/h rennen, müssen 12.500 Euro ins Dynamic-Paket plus (unter anderem mit Karbon-Keramik-Bremsanlage, Allradlenkung und quattro-Sportdi­fferenzial an der Hinterachse) investiert werden. Eine Garantie, dieses Tempo ausfahren zu können? Gibt es in der Aufpreisliste leider nicht. Im Audi gelangt die Kraft über eine Achtstufen-Automatik an Vorder- und Hinterräder, während Mercedes hierfür neun Fahrstufen nutzt. Au­­ffällig in diesem Vergleichstest: Die Kraftübertragung des AMG hat rein gar nichts mit der mitunter trägen Transmissionsverwandtschaft der schwächeren Mercedes-Modelle gemein. Eine nasse Anfahrkupplung statt eines Drehmomentwandlers sorgt hier für blitzschnelle, präzise Fahrstufenwechsel. Außerdem arbeitet der AMG-Antrieb auf einem etwas niedrigeren Drehzahlniveau als das Pendant im Audi RS 6. An der Tankstelle profitiert indes der Ingolstädter von der Mild-Hybrid-Technik (48-Volt-Netz, Riemen-Starter-Generator, Lithium-Ionen-Akku): 13,3 Liter Super Plus beträgt der Testverbrauch pro 100 km, während sich der Mercedes von der gleichen Kraftsto­ffsorte immerhin 14,4 Liter genehmigt.

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Fahrdynamik: Mercedes-AMG E 63 S folgt Lenkbefehlen sehr leichtfüßig

Wer so mit Motorleistung auftrumpft, dem bleibt der Rundkurs in diesem Vergleichstest nicht erspart. Die Testrunde auf dem Hockenheimring attestiert beiden ein sehr hohes fahrdynamisches Niveau. Die Power-Kombis können in puncto Längs- und Querbeschleunigung weit oberhalb dessen unterwegs sein, was Otto-Normal-Mitfahrer verträgt. Dabei folgt der Mercedes Lenkbefehlen überraschend leichtfüßig. Infolgedessen nimmt er etwas mehr Tempo mit in die Kurve als sein Konkurrent. Beim Anbremsen lässt sich seine Bremse zudem eine Spur besser dosieren als die des Audi RS 6. Gasgeben am Scheitelpunkt lässt den AMG bei Bedarf mit leicht zum Kurvenaußenrand drängendem, aber bestens kontrollierbarem Heck aus der Biegung schießen. Und im Wechselspiel von Kurven und Geraden vermittelt seine Lenkung noch mehr Rückmeldung von der Fahrbahn als die des RS 6. Der Ingolstädter schleppt mit 2200 Kilogramm aber auch nicht nur 88 Kilogramm mehr Leergewicht mit als der Mercedes-AMG E 63 S. Gegenüber einem gewogenen Testwagen der Vorgängergeneration sind es gar 153 Kilogramm, was sicherlich nicht vollständig auf das Konto der mittlerweile zusätzlich installierten 48-Volt-Technik – etwa zur Steuerung der Wankstabilisierung – geht. Und so wirkt der Audi RS 6 insgesamt träger als der Mercedes, was die variable Kraftverteilung seines Allradantriebs, die Allradlenkung und das Sport-Di­fferenzial an der Hinterachse aber nicht vollständig kompensieren können. Und das zeigt auch die Stoppuhr: Der RS 6 Avant ist pro Runde knapp eine Sekunde langsamer als der AMG. Spürbar sind die Unterschiede zudem im Slalom – hier wedelt der Schwabenpfeil 0,8 km/h schneller durch die Pylonengasse.

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Fahrkomfort: Audi RS 6 mit feinfühligem Ansprechverhalten

Sänftengleichen Komfort darf man bei diesen Schnellfrachtern kaum erwarten, doch zeigt der luftgefederte Audi RS 6 trotz optionaler 22-Zoll-Bereifung ein überraschend feinfühliges Ansprechverhalten. Störend wirkt allenfalls die Tendenz zu Nickschwingungen des Vorderwagens auf kurzen Bodenwellen. Der ebenfalls luftgefederte Mercedes-AMG E 63 S zeigt diese Eigenart im Vergleichstest zwar nicht, gibt sich aber insgesamt stei­fbeiniger. Bei Schlaglöchern gerät er zuweilen gar ins Poltern. Das ist nicht nur der Feder-Dämpfer-Abstimmung geschuldet, sondern auch der eher stra­ff ausgelegten Elastokinematik der Fahrwerkslager. Zusammen mit den lauteren Reifenabrollgeräuschen fährt der Mercedes insgesamt etwas unkomfortabler als sein Testgegner. In den – besten Seitenhalt bietenden – AMG-Performance-Sitzen (2321 Euro) des T-Modells nimmt man nicht Platz – nein, man rastet förmlich ein. Die Sitzmöbel passen normal dimensionierten Personen schlicht wie maßgeschneidert, bedingen aber auf der anderen Seite, dass man sich auf Langstrecken mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit zu arrangieren hat. Da sind die Frontpassagiere im Audi RS 6 besser dran, vermissen jedoch bei forcierter Gangart etwas Oberschenkelabstützung.

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Karosserie: Mercedes-AMG E 63 mit dem größeren Gepäckabteil

Beide Kombi-Karosserien in diesem Vergleichstest zeichnen sich durch eine sehr hohe Verwindungssteifigkeit aus. Auf schlechten Straßen knistert und knarzt nichts, was den Eindruck einer sehr hochwertigen Verarbeitung ebenso bestätigt wie die sauberen Passungen von Blechen und Kunststo­ffteilen. Weniger schön: Der Audi RS 6 verzichtet im Motorraum auf eine Klarlackschicht. Diese stünde ihm angesichts der großzügigen Preisgestaltung gut zu Gesicht. Ansonsten gibt es, wie schon von den schwächer motorisierten Versionen dieser Baureihen bekannt, viel Platz für die Passagiere. Dabei punktet der Audi im Fond mit der üppigeren Beinfreiheit, während der Mercedes-AMG E 63 S mit dem größeren Gepäckabteil kontert (640 bis 1820 Liter, Audi: 565 bis 1680 Liter). Wer standesgemäß Boots- oder Pferdeanhänger ziehen möchte, darf dies beim Audi RS 6 mit bis zu 2100 Kilogramm gebremster Anhängelast, beim AMG mit "nur" 1900 Kilogramm. Die Bedienung erfordert in beiden Kandidaten wegen des großen Funktionsumfangs etwas Eingewöhnung, gibt dann aber nur wenig Anlass zur Klage. So reagieren etwa die Touchscreens im Audi nicht immer auf die erste Berührung. Im Mercedes stört, dass sich die Rücksitzlehnen lediglich vom Ko­fferraum aus umklappen lassen. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau.
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Umwelt/Kosten: Audi RS 6 entscheidet das Kosten-Kapitel für sich

Die im doppelten Wortsinne potenziellen Interessenten für diese Fahrzeuge können dieses Kapitel dieses Vergleichstests getrost überlesen, Geld sollte einfach vorhanden sein. Alle anderen dürfen sich einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lassen – nicht nur angesichts der Fahrzeugpreise mit testrelevanter Ausstattung von jeweils über 130.000 Euro, sondern auch aufgrund der Folgekosten. Fast 3200 Euro Versicherung pro Jahr beim Audi RS 6 für Haftpflicht und Vollkasko? Sollten kein Problem sein. Fast 4400 Euro für Sprit bei 20.000 Kilometern pro Jahr mit dem AMG? Eher unerheblich. 73.564 Euro Wertverlust in vier Jahren beim Mercedes-AMG E 63? Macht gut 200 Euro – pro Tag! Nur der Vollständigkeit halber: Das Kostenkapitel gewinnt schließlich der Audi RS 6. Unter den Teuren ist er der Günstigere.

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Messwerte & technische Daten Audi RS 6 Avant & Mercedes-AMG E 63 S 4Matic+ T-Modell
 

AUTO ZEITUNG
05/2020
Audi RS 6 AvantMercedes-AMG E 63 S 4Matic+ T-Modell
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.8/4; Biturbo8/4; Biturbo
Hubraum3996 cm³3982 cm³
Leistung441 kW/600 PS450 kW/612 PS
Max. Drehmoment800 Nm850 Nm
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik/
Allrad, permanent, Sportdiff. an Hinterachse (Opt.)
9-Stufen-Automatik/
Allrad, permanent, akt. Sperrdifferenzial
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)2075/2200 kg1995/2112 kg
Beschleunigung (Test)  
0 - 100 km/h3,5 s3,3 s
0 - 150 km/h6,9 s6,5 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)250 km/h (305 km/h)290 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
34,9/33,7 m35,7/33,1 m
Verbrauch (Test/WLTP)13,3/12,4 l SP/100 km14,4/12,3 l SP/100 km
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)309/281 g/km334/278 g/km
Preise
Grundpreis117.500 Euro125.967 Euro
Testwagenpreis133.250 Euro136.559 Euro

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Beide High-End-Kombis dieses Vergleichstests sind auf höchstem Niveau unterwegs. Besonders das knackig stra­ff abgestimmte Mercedes- AMG E 63 S 4Matic+ T-Modell überzeugt auf dem Rundkurs mit bestechend leichtfüßigem Handling und gefällt im Alltag mit großem Ko­fferraum. In Sachen Komfort und Verbrauch muss sich der Schwabe trotz seines famosen Antriebs hintenanstellen und den Platz auf dem Siegerpodest dem Audi RS 6 Avant 4.0 TFSI quattro überlassen. Die ausgewogenere Feder-Dämpfer-Abstimmung, die bessere Kraftsto­ff-Ökonomie und die insgesamt bessere Kostenbilanz verhelfen diesem zum Sieg. Lobenswert bei beiden: Trotz ihres fahrdynamischen Potenzials erfordern sie im Alltag nur wenig Kompromisse – ein ausreichend dickes Finanzpolster vorausgesetzt…

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