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Tempolimit auf Autobahnen: Was spricht dafür, was dagegen?

Alexander Koch Chefredakteur Digital

Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ist in Deutschland ein Dauerbrenner. Immer wieder fordern Umweltverbände, Verkehrsexpert:innen oder Parteien eine Begrenzung auf 130 km/h. Doch was würde das bringen – für Klima, Sicherheit und die Wirtschaft?

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Inhalt
  1. Tempolimit auf Autobahnen: Was spricht dafür – und was dagegen?
  2. Was sagen Politik und Umfragen zum Tempolimit?
  3. Was bringt ein Tempolimit für Klima und Umwelt?
  4. Macht ein Tempolimit die Autobahn sicherer?
  5. Ist Tempo 130 in Deutschland schon längst Alltag?
  6. Fazit

 

Tempolimit auf Autobahnen: Was spricht dafür – und was dagegen?

Das Tempolimit auf deutschen Autobahnen ist ein politisches Reizthema. Während ein Teil der Bevölkerung und zahlreiche Studien eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 km/h fordern, spricht sich der andere deutlich dagegen aus. Welche Positionen die Parteien vertreten, wie die Umfragen ausfallen – und welche Auswirkungen ein Tempolimit auf Umwelt und Verkehrssicherheit haben könnte.
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Darum haben deutsche Autobahnen kein generelles Tempolimit (Video):

 
 

Was sagen Politik und Umfragen zum Tempolimit?

Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ist in Deutschland politisch umstritten. Die 2024 gescheiterte Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hatte 2021 im Koalitionsvertrag festgehalten, kein Tempolimit einzuführen – ein Zugeständnis an die FDP. Die Grünen hatten sich zuvor klar für eine Begrenzung auf 130 km/h ausgesprochen. Die politischen Positionen bleiben auch nach dem Ende der Ampel unversöhnlich: SPD, Grüne und Linke unterstützen ein Tempolimit, während CDU, FDP und AfD es ablehnen.

In der Bevölkerung zeigt sich eine wachsende Zustimmung. Laut einer ADAC-Umfrage aus dem Jahr 2024 befürworten 55 % der Mitglieder ein generelles Tempolimit auf Autobahnen, 41 % lehnen es ab. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung von 2024 ergab sogar eine Zustimmung von 63 %, auch unter Vielfahrer:innen. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamts kam 2021 zu einem ähnlichen Ergebnis (64 % Zustimmung).

Gegenteilige Positionen zeigen sich in einer Studie des Automobilclubs Mobil in Deutschland aus dem Jahr 2021, wonach 52 % der Befragten ein Tempolimit von 130 km/h ablehnten. Wer wissen will, wie die AUTO ZEITUNG-Redaktion darüber denkt: Hier den Pro- und Contra-Kommentar lesen!

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Was bringt ein Tempolimit für Klima und Umwelt?

Das Umweltbundesamt hat in Modellrechnungen für das Jahr 2024 ermittelt, dass ein generelles Tempolimit von 130 km/h den jährlichen CO2-Ausstoß (das sind die CO2-Grenzwerte der EU) im Straßenverkehr um etwa 1,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente senken könnte. Bei einem Tempolimit von 120 km/h würde die Einsparung bereits 2,6 Mio. Tonnen, bei Tempo 100 bis zu 6,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente betragen. Ein besonders strenges Szenario mit Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen käme laut jüngster UBA-Analyse sogar auf eine Reduktion von bis zu acht Prozent der gesamten verkehrsbedingten Treibhausgase. Auch die Emissionen von Stickoxiden (NOX) und gesundheitsschädlichem Feinstaub würden in allen Szenarien signifikant sinken.

In den Berechnungen berücksichtigt das Umweltbundesamt neben den direkten Emissionseinsparungen auch sogenannte Routenwahl- und Substitutionseffekte, also potenzielle Umstiege auf kürzere Wege oder den öffentlichen Verkehr. Zudem wird mit sinkenden Partikel- und Lärmemissionen gerechnet, insbesondere in städtischen Randlagen und entlang vielbefahrener Autobahnabschnitte.

Ein Tempolimit hätte darüber hinaus ökonomische Vorteile: Laut Schätzungen könnten Autofahrer:innen jährlich rund 766  Mio. Euro an Kraftstoffkosten sparen. Eine internationale Studie, veröffentlicht im Fachjournal Ecological Economics, beziffert den sogenannten Wohlfahrtsgewinn durch ein Tempolimit auf mindestens 950 Mio. Euro pro Jahr. Die Einsparungen ergeben sich vor allem aus geringeren Unfallkosten, reduzierter Belastung der Verkehrsinfrastruktur und der Wirkung auf Emissionen und Gesundheitskosten.

Allerdings wären auch längere Fahrzeiten die Folge: Laut Umweltbundesamt würde eine Person mit durchschnittlichem Fahrprofil bei einem Tempolimit von 130 km/h jährlich etwa 1,4 h länger unterwegs sein. Bei Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen summiert sich die zusätzliche Fahrzeit sogar auf rund 18,8 h pro Jahr.

Kommentar Allgemeines Tempolimit: Pro & Contra im Kommentar – mit AUTO ZEITUNG-Redakteuren Karsten Rehmann (links) und Johannes Riegsinger.
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Macht ein Tempolimit die Autobahn sicherer?

Autobahnen gehören bereits heute zu den sichersten Straßenarten in Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt ereigneten sich im Jahr 2022 nur rund sechs Prozent aller Unfälle mit Personenschaden auf Autobahnen, während 70 % innerorts und 24 % auf Landstraßen registriert wurden. Bei den Verkehrstoten liegt der Anteil der Autobahnen bei elf Prozent – wobei 39 % dieser Fälle auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen sind.

Die Zahl der Verkehrstoten ist insgesamt rückläufig. 2023 wurden in Deutschland mehr als dreieinhalbmal weniger Todesopfer registriert als noch 1993 – ein Erfolg, der vor allem auf bessere Infrastruktur und die Sicherheitsausstattung moderner Fahrzeuge zurückzuführen ist. Sicherheitsassistenten, Airbags und ESP tragen erheblich dazu bei.

Ob ein generelles Tempolimit die Sicherheit auf Autobahnen zusätzlich erhöhen würde, ist umstritten. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hat sich 2020 klar für ein Tempolimit von 130 km/h ausgesprochen, um Anhaltewege zu verkürzen und Unfallfolgen zu reduzieren. Kritiker:innen argumentieren jedoch mit dem sogenannten Monotonie-Effekt: Auf Strecken mit durchgehendem Tempolimit könne es zu Ermüdung und sinkender Aufmerksamkeit kommen – mit potenziell gefährlichen Folgen.

Ein Blick ins Ausland zeigt kein eindeutiges Bild (Übersicht aller Tempolimits im EU-Ausland): Auch in Ländern mit generellem Tempolimit wie den Niederlanden liegt die Zahl der Verkehrstoten pro Million Einwohner:innen zum Teil höher als in Deutschland. Ursachen dafür können jedoch vielfältig sein und lassen keine direkten Rückschlüsse auf das Tempolimit allein zu.

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Ist Tempo 130 in Deutschland schon längst Alltag?

Eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus dem Jahr 2024 zeigt, dass selbst auf Autobahnabschnitten ohne Tempolimit die meisten Autofahrer:innen freiwillig unterhalb der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h bleiben. Im Untersuchungszeitraum von Mai bis August 2024 lag die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit auf freien Strecken in Nordrhein-Westfalen bei lediglich 113,5 km/h – Tendenz leicht fallend gegenüber den Vorjahren. In rund 83 % der gemessenen Zeitintervalle wurde ein Tempo von unter 130 km/h registriert, während nur etwa ein Prozent der Fahrzeuge schneller als 160 km/h fuhr. Laut IW spricht das für eine bewusste Anpassung des Fahrverhaltens – auch ohne gesetzliche Beschränkung. Die Forscher:innen sehen darin ein Indiz dafür, dass die politische Debatte um ein Tempolimit zum Teil an der Realität auf deutschen Autobahnen vorbeigeht.

 
Alexander Koch Alexander Koch
Unser Fazit

Das Tempolimit bleibt ein emotionales und vielschichtiges Thema – mit validen Argumenten auf beiden Seiten. Während die Umwelt- und Klimabilanz messbar profitieren könnte, ist der Sicherheitsgewinn differenzierter zu betrachten.

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