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Geht auch ganz einfach:

Porsche 911 Dakar/Taycan Cross Turismo: Vergleich

Im hintersten Drift-Winkel

Johannes Riegsinger Autor
Inhalt
  1. Porsche 911 Dakar und Porsche Taycan Cross Turismo im Vergleich
  2. Kein 1984-Lookalike: Der Porsche 911 Dakar kann wirklich offroad
  3. Der Porsche Taycan Cross Turismo bleibt einfach dran
  4. Fazit

Der Porsche 911 Dakar hat dem Porsche-Fan-Sein ganz neue, niedrigreibwertige Möglichkeiten eröffnet – und jetzt merken wir plötzlich, dass der Porsche Taycan Cross Turismo das ja schon vorher konnte. Ein Vergleich!

 

Porsche 911 Dakar und Porsche Taycan Cross Turismo im Vergleich

Seit Wochen schon hängt bei der AUTO ZEITUNG der Haussegen schief, und der Grund für diese atmosphärische Störung ist nagende Eifersucht: Nur ich durfte im Porsche 911 Dakar über nordafrikanische Dünen donnern und war dann im Nachgang auch noch so instinktlos, dieses Exklusiverlebnis den Kollegen in blumigen Schilderungen unter die Nase zu reiben. Dabei visioniert Marcel Kühler schon seit Monaten von nächtlichen Fast-and-Furious-Fahrten im 911 Dakar durchs Ruhrgebiet. Dabei weint sich Martin Urbanke allabendlich unter einem Poster des Porsche-Dakar-Renners von 1984 in den Schlaf und träumt dann von wüsten 911-Drift-Orgien auf spritzendem Schotter.

Dabei sitzt Michael Godde stundenlang in der Garage, schaut mit leerem Blick auf den freien Platz neben der luftgekühlten Boxer-BMW und findet seufzend, dass ein 911 Dakar da perfekt hinpassen würde. Dabei hat Sebastian Koch seinem Nebenerwerbs-Forst-Traktor neuerdings einen "Rothmans"-Aufkleber verpasst und macht beim dieseln über Waldwege Sechszylinder-Geräusche. Selten wurde also ein Testwagen sehnsüchtiger erwartet, und als der 911 Dakar endlich auf dem Redaktionshof landet, löst das alle Verkrampfungen. Was (noch) keiner weiß: Auch ein Porsche Taycan Cross Turismo – noch vor dem Facelift – ist mit von der Partie. Das schreit nach einem Vergleich!
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Der Porsche Taycan Turbo GT (2024) in Video:

 
 

Kein 1984-Lookalike: Der Porsche 911 Dakar kann wirklich offroad

Selig schunkeln die Kollegen durch glückselige Tage, jeder fährt in seinen ganz persönlichen Autotraum, und irgendwann darf ich sogar wieder mitspielen. Natürlich nicht am Steuer des Porsche 911 Dakar, den "hatte ich ja schon", aber ich darf ein passendes Vergleichsprodukt aussuchen und den Testchef-Kollegen Sebastian Koch bei seinem persönlichen Therapie-Roadtrip durch die Eifel begleiten. Der Koch lässt es mächtig krachen, kegelt den Dakar mit dezent ausschwenkendem Heck über schmalste Sträßchen, kürzt die Ideallinie immer wieder gierig neben der Strecke ab.

Danach diktiert er mir, was ich längst weiß: Wie präzise und hungrig der Porsche 911 Dakar fährt mit superkonkretem Schub seines 480 PS (353 kW) starken Motors und einem Fahrwerk, das Offenbarung und Mysterium zugleich ist. Nochmal: Porsche hätte die willenlos kaufende Fanbase mit einem mild offroadig angehauchten 1984-Lookalike zu den Händlern locken und die leicht verdiente Kohle dann entweder an Shareholder verteilen oder in die Entwicklung zurückschieben können – aber das ist nicht passiert. Stattdessen ist der 911 Dakar ein bestechend bis tief in die Substanz entwickelter Geniestreich mit Technologien, die diesen Über-Sportler tatsächlich fit für wirklich hartes Gelände machen. Schottern gehen, Dünen besteigen, Schlammfelder durchdriften, Geröll unter die Räder nehmen und sogar Felsen kraxeln – all das kann er so gut, dass sich selbst Schauläufer im Mercedes G-Modell fragen müssen, ob sie jetzt nicht wie Warmduscher dastehen.

Eigentliche Kernkompetenz des Porsche 911 Dakar ist aber der krachende Fahrspaß auf ländlichen Strecken. Er ist der GT3 für Schlagloch- und Buckelpisten, das unkompliziert aufdrehende Eisen im hinterletzten Winkel. Mit seiner erhöhten Bodenfreiheit, dem gutmütige Schwimmwinkel bei glasklarer Transparenz zulassendem Chassis und einem Satz böse marodierender Fahrdynamik-Systeme (Rallye! Offroad!) holt er sogar eisenharte Rennstrecken-Ritter ins Rallye-Fahrerlager. Der Kollege Koch, sonst ein Freund des penibel warmgefahrenen Slickreifen-Grips und humorlos konkreten Einlenkens, schwebt erkennbar in emotionaler Schieflage und zelebriert den Spieltrieb. Strahlt, schwärmt, plaudert bei jedem Zwischenstopp und findet am Ende aller Asphaltstraßen sogar noch eine kleine, legale Abkürzung auf Forstwegen ins nächste Tal.

Auf leisen Sohlen zehenspitzt der Dakar durchs Grün der Eifel, die Simulation einer Rallye-Etappe lassen wir mit Rücksicht auf Flora und Fauna gern sein. Gerade als der Kollege über einen Fluss furtend in die Zivilisation zurückrollen möchte, bleibt er schlagartig stehen. Steigt aus. Marschiert mit rotem Kopf zu mir nach hinten. Macht die Fensterkurbel-Bewegung. "Was mir gerade erst auffällt: Du bist ja immer noch da – in deinem Elektroauto ..." Und tatsächlich: Der Porsche Taycan Cross Turismo macht in diesem Vergleich eine gute Figur und bleibt am Elfer dran!

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Der Porsche Taycan Cross Turismo bleibt einfach dran

Ich grinse und muss an die satte Packung von Offroad-Steighilfen des Porsche Taycan Cross Turismo denken – und dann, dass gerade auch insgesamt die Elektrohelden still und leise hinterherkommen. Funktional auf jeden Fall, bald sogar emotional. Anders als der Kollege Koch habe ich die letzten Stunden am Steuer des Taycan Cross Turismo verbracht und mich dabei unfassbar wohlgefühlt. Den legendär voranpreschenden Dakar nie aus den Augen verloren und ganz tief im Werkzeugkasten der Fahrfreude getrüffelt. Brutal, wie der Doppelmotor-Allrad anreißt, an alle Räder mächtiges Drehmoment in millimeterfeinen Dosen verteilt und den gut eine Schuhnummer größeren Taycan im steten Windschatten des Porsche 911 Dakar hält. Feinstes Präzisionsfahren ist das mit explosivem Schub. Und gerade im Winkelwerk der kleinen Landstraßen macht dem Taycan dabei kaum ein anderes Auto was vor.

Dass der 911 mit seinem Gewichtsvorteil von unfassbaren 640 kg – ein unfairer Vergleich, der Taycan ist ja ein deutlich größerer Viertürer/Fünfsitzer – seinem Elektro-Bruder in Sachen Verspieltheit, Gänsehaut-Sound und fahrerischer Frische etwas vormacht, soll hier nicht verschwiegen werden. Aber der Porsche Cross Turismo wirft seinen tiefen Schwerpunkt, die feinst auflösende Leistungscharakteristik der E-Maschinen und das noch subtilere Zupacken seiner Fahrdynamikregelsysteme äußerst beeindruckend in die Waagschale.

Als Sebastian fürs Foto einen Drift auf die Wiese legen soll, wird das schockierend klar: Mehrere Versuche sind im 911 nötig, um die Kommunikationslinie aus Gaspedal-Turboladern-Verbrennungsthermik-Achtganggetriebe-Mechanikdifferenzialen klarzuziehen – im Taycan klappt der perfekte Drift mit digitaler Direktheit. Kurve ansehen, satt und sauber quer. Sebastian ist traurig. Ringt nach Worten, weshalb der 911 Dakar am Ende eben doch viel mehr Spaß macht. Und dann fahren wir einfach, ich im 911 Dakar, Rock 'n' Roll-intensiv, atmosphärisch dicht und sexy, Sebastian im Taycan. Zunehmend angetan von dessen digitaler Klarheit und der unsentimentalen Abwesenheit jeglicher so lange gelernten Oktan-Folklore. – "Was denkst du", fragt der Koch am Abend, "ist so ein 911 Dakar 100.000 Euro mehr wert als der Taycan?" Die Frage scheint ihn wirklich umzutreiben. "Ganz bestimmt", sage ich, "ganz bestimmt."

 
Johannes Riegsinger Johannes Riegsinger
Unser Fazit

Wahnsinn, wie sich diese beiden Boliden abseits der Straßen bewegen lassen: Der 911 Dakar ist emotional, ungehobelt und will getreten werden. Der Taycan Cross Turismo begeistert mit seiner digitalen Direktheit und bleibt dran am Offroad-Elfer! Fast unglaublich, wie ähnlich sich diese zwei Unvergleichbaren am Ende doch sind – und wie sie unterschiedlicher kaum sein können.

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