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Alle Infos zum Fiat Panda

Von Stuttgart nach Kreta: Abenteuerreise im Fiat Panda

Pandas 3000-km-Reise in die Rente

Johannes Riegsinger Autor
Inhalt
  1. Fiat Panda im Reisefieber – von Hamburg nach Kreta
  2. Giugiaro ist angetan von der "tollen Kiste"
  3. Die Warnleuchte bleibt an: Was fehlt dem Kleinen nur?

Gut 40 Jahre alter Fiat Panda in Stuttgart, Ferienhäuschen auf Kreta – klar, dass die AUTO ZEITUNG-Fotografin Angelika Emmerling da auf dumme Gedanken kommt. Den kleinen Fiat auf Achse ans Ende Europas zu verfrachten beispielsweise.

Rumms! Hoffnungsfroh in Stuttgart an der Ampel stehen, an nichts Böses denken, nur von der bevorstehenden Kreuzfahrt im etwa 40 Jahre alten Fiat Panda quer durch Europa nach Griechenland träumen, und dann setzt dieser ältere Herr seinen Daimler dem filigranen Fiat ins Kreuz. Einfach so. Rumms. Der Panda lässt sich als Resultat des deftigen Aufpralls hintenrum etwas hängen, die Heckklappe ist gefaltet, weit Schlimmeres unter der schiefhängenden Schürze zu vermuten. Und Angelika Emmerling, Fotografin der AUTO ZEITUNG, Panda-Fahrerin und Griechenland-Fan, fühlt sich beinahe genauso zerknittert wie der babyblaue Fiat: Sollen die großen Reisepläne nun allesamt ins Wasser fallen?

Ein paar Wochen zuvor war dem Fiat Panda bei seinem früheren Besitzer in Hamburg schlagartig die Garage ausgegangen, und Angelika hatte sofort eine Lösung für das Problem: Vor dem inneren Auge der Stuttgarterin passt der Italo-Winzling als basisfunktionales Statement ideal zum in Eigenarbeit renovierten Bauernhäuschen unter Oliven auf Kreta. Nach kurzer Verhandlung war klar, dass der Fiat seine Rente in Griechenland beziehen wird – jetzt muss er nur noch dort hinkommen. Auf eigener Achse natürlich. Und einen Umweg hat Angelika zufällig gleich noch selbst eingebaut: Wenige Wochen vor der geplanten Panda-Überführung traf die Fotografin im Rahmen einer Reportage-Reise auf den Panda-Schöpfer Giorgio Giugiaro, erzählte dem Star-Designer nebenbei vom Schicksal und vom weiteren Verbleib des kleinen Fiat, erbat ein Autogramm des Meisters – und bekam das verweigert. Stattdessen steckte Giorgio Angelika seine Visitenkarte zu: Sie möge doch bitteschön auf dem Weg nach Süden in Turin vorbeirollen, der Panda habe sich ja wohl ein Autogramm direkt aufs Blech mehr als verdient. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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Fiat Panda im Reisefieber – von Hamburg nach Kreta

Und so kommt es, dass für die nächsten Urlaubstage eine One-way-Fährpassage vom italienischen Ancona ins griechische Patras gebucht wird, Angelika eines Morgens im Fiat Panda durch Stuttgart rollt, Kurs Autobahn, Kurs Süden. Bis eben zu jener Ampel keine fünf Minuten nach dem Start. Und Rumms. Gut, dass Angelika aus früheren Alfa-Tagen noch eine intensive Beziehung zu Roberto, dem Italo-Schrauber ihres Vertrauens, pflegt. Ein Telefonat später wirft der schon mal die Espresso-Maschine an und schließt das Werkstatt-Tor auf. Angelika trägt den waidwund geschossenen Panda im Bummeltempo auf seinen Hof. Die wenig später gestellte Diagnose ist glücklicherweise nicht allzu dramatisch: Der kleine Fiat wird zwar bleibende Schäden davontragen, aber nichts, was die Fahrt in den Süden verhindert. Moderate Gewaltanwendung verhilft dem Klappenbereich zu provisorischer Passform, und Ersatzteile können später nach Griechenland geschickt werden, um den Fiat wieder feinzumachen.

Mit noch weichen Knien, häufigen Blicken in den Rückspiegel und neuer Hoffnung im Herzen macht sich Angelika erneut auf den Weg und holt schnell noch ihren Beifahrer Heiko ab. Angelika muss gleich feststellen, dass der nun reisefertig beladene, in den Federn knieende Panda seltsame Geräusche von sich gibt. Heiko weiß sofort Bescheid: Die verzogene Heckschürze wird beim Einfedern schleifend gegen die Reifen gedrückt. Glücklicherweise hat er eine Säge dabei. Kurzerhand werden die Radausschnitte vergrößert. Jetzt endlich kann es losgehen. Volle Fahrt voraus! Stuttgart, Zürich, dazwischen ein kurzer Fotostopp am Rheinfall bei Schaffhausen und dann weiter quietschfidel durch die Schweiz.

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Giugiaro ist angetan von der "tollen Kiste"

Erste Erkenntnis: Langstrecke im Fiat Panda geht recht ordentlich, man muss eben die Erwartungen an Reisetempo und Geräuschkomfort runterschrauben. Und mangels Autoradio selber singen. Selbst die Steigung zum Passtunnel des Sankt Gotthard schafft der bepackte Panda mit Anstand. Allerdings regnet es mittlerweile in Strömen, und die feuchte, eiskalte Bergluft dringt ins Cockpit. Da die Lüftungsklappen diesem Ansturm nicht widerstehen, muss erneut improvisiert werden: Dickes Gewebe-Klebeband, die Befestigungs-Allzweckwaffe aller Fotografen, verbannt die eisige Zugluft zuverlässig. Und dann erreicht der Panda mit der einkehrenden Nacht Turin – wer hätte das nach den Startschwierigkeiten am Morgen noch erwartet? Der Regen lässt nach, der Panda streunt schüchtern durch die Stadt, 1000 Lichter tanzen auf der zerbeulten Karosse. Das hat was. Ein kleiner Kämpfer. So viele Jahre alt, und jetzt ist er wieder auf großer Reise. Wenn da nur nicht die rote Warnleuchte im Cockpit wäre …

Am nächsten Morgen ist auch Giorgio Giugiaro mehr als angetan vom Fiat Panda. Das Team wird begeistert empfangen, mit allerhand Geschichten aus der Entstehungsphase der "tollen Kiste", so seinerzeit die Werbung, unterhalten – und der kleine, babyblaue Fiat bekommt natürlich sein Autogramm. An der Stelle wird er ab jetzt nie wieder gewaschen. Als das Team Panda Giugiaro die Warnleuchte beichtet, hat der direkt die Adresse seines Fiat-Schraubers parat. Auch hier: Sofortige Hilfestellung, der Kühlkreislauf wird auf Dauerlauf gestellt, und so kann es am Nachmittag im wieder strömenden Regen quer durch Italien rüber nach Ancona an die Adria gehen.

Ein Fiat Panda auf einer griechischen Landstraße
Foto: Angelika Emmerling
 

Die Warnleuchte bleibt an: Was fehlt dem Kleinen nur?

Eine Fährfahrt später scheint in Griechenland die Sonne – ebenso hell wie die Warnleuchte des Fiat Panda. Die Angst fährt mit. Was hat der Kleine? Wird Team Panda es bis zur Fähre nach Kreta in Piräus schaffen? Drei Italo-Schrauber verfolgen den Kurs per WhatsApp-Gruppe: Giorgios Leib-und-Magen-Techniker in Turin, Roberto in Stuttgart und Joscha, der alte Hausarzt des Panda, in Hamburg. Symptome, Beobachtungen und Diagnosen werden in Echtzeit ausgetauscht, mit dem Ziel, den Panda ohne Motorschaden auf die Fähre zu bekommen. Irgendwann kurz vor Piräus streikt der Kühlventilator, das etwa 40 Jahre alte Ding hat keine Lust mehr auf Dauerbetrieb.

Angelika und Heiko lassen den Fiat Panda behutsam laufen – mit Motorstopp an jeder Ampel und sanftem Gasfuß. Einfach möglichst cool bleiben. Und tatsächlich: Der Panda bleibt tapfer bis zur Fähre. Die Überfahrt wird spontan mit einem Schampus an Deck begossen. Auf Kreta wird es die tolle Kiste auf ebener Strecke ganz bestimmt noch bis zur dortigen Fiat-Werkstatt schaffen. Und genau so wird es gemacht – locker bleiben, wird schon gut gehen. Entspannter Pragmatismus ist beim Fiat Panda konzeptionell vorgesehen. Und bei einem Glas Tsipouro in der Hängematte unter Oliven wird im Rückblick klar: Abenteuer kann man ganz leicht haben. Man muss nur einfach losfahren.

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