Test: Abschleppstange oder Abschleppseil? So Auto abschleppen!
- APA 29640 Abschleppstange im Test
- Uihol Abschleppseil im Test
- Was ist besser, Abschleppseil oder -stange?
- In welchen Fällen darf abgeschleppt werden?
- Darf man auch auf der Autobahn abschleppen?
- Dürfen Elektroautos abgeschleppt werden?
- Wann darf man ein Auto nicht abschleppen?
- Wann sollte man nicht abschleppen?
- Was muss man beim Abschleppen beachten?
- Fazit
Motorschaden, Marderbiss oder multiples Elektrikversagen: Gründe, warum ein Auto unterwegs streikt und abgeschleppt werden muss, gibt es viele. Solange aber kein Pannendienst zur Verfügung steht, gibt es nur zwei Lösungen: eine Abschleppstange oder ein Abschleppseil. Wir haben mit einem Cupra Leon Sportstourer einen VW Polo an den Haken genommen und getestet, welche Lösung am besten und sichersten funktioniert. Hier ist unser Erfahrungsbericht.
APA 29640 Abschleppstange im Test
Genaugenommen ist die Abschleppstange APA 29640 nicht eine Stange, sondern fünfteilig. Das reduziert nicht nur ihr Packmaß auf ein kofferraumfreundliches Format, sondern erleichtert auch die Montage am Abschleppwagen und dem Pannenmobil. Die soliden Haken lassen sich ohne Werkzeug per Schnappverschluss von der Stange lösen und bandeln so leichter mit den Abschleppösen an den Fahrzeugen an. Die drei Stangenelemente zwischen den beiden Haken können teleskopisch ineinander gleiten. Auch das erleichtert die Installation, denn die Autos müssen nicht millimetergenau ausgerichtet sein. Praktisch: In der Packung der APA-Abschleppstange steckt auch ein Paar Handschuhe.

Beim Test gibt es allerdings eine Überraschung: Der Zugwagen, ein Cupra Leon Sportstourer, hat zwar im hinteren Stoßfänger rechts eine abnehmbare Abdeckung, die ein Gewinde für eine schraubbare Abschleppöse verbergen soll. Wir stochern allerdings vergebens in dem Loch herum. Der Testwagen ist nämlich werksseitig mit einer ausklappbaren Anhängerkupplung ausgerüstet, und in diesem Fall spart die spanische Firma das als überflüssig erachtete Gewinde ein. Die Stange muss also an die AHK. Die darin befindliche Öse jedoch ist zu klein. Unterhalb des Kugelkopfes findet der Metallhaken der Abschleppstange schließlich Halt, bleibt dennoch frei drehbar. Sehr gut. An der Front des Polos wird das andere Ende der Stange klassisch an einer verschraubten Abschleppöse verankert. Zeitaufwand: kaum vier Minuten, Auspacken inklusive.

Beim Fahren generiert die rigide Verbindung zwischen den beiden Fahrzeugen deutlich wahrnehmbare Rucke. Nur durch extrasanftes Anfahren und Bremsen reduzieren sich die Schläge auf ein erträgliches Maß. Gangwechsel gehen dank des Doppelkupplungsgetriebes des Cupra hingegen flüssig von der Hand. Auch die Nähe der beiden Autos ist gewöhnungsbedürftig. Die APA-Stange ist nur 183 cm lang. Der Polo wird im Rückspiegel entsprechend groß und enge Kurven verlangen dem Hintermann einige Kurbelarbeit am Lenkrad ab, vor allem, weil die Lenkung keine Servounterstützung bietet. Ein Tipp: Beim Abschleppen kommunizieren die Fahrer:innen des Gespanns am besten permanent per Telefon, natürlich mit einer Freisprecheinrichtung (hier zum Nachrüsten). Angekündigte Brems- oder Ausweichmanöver gestalten sich meist erheblich angenehmer als unvorhergesehene. Und zumindest bei butterzarten Bremsungen hält die Abschleppstange den Polo sicher auf Distanz.

Stabile Verarbeitung
Praktische Schnellverschlüsse
Hält den Abstand konstant
Handschuhe im Lieferumfang
Mehr Lenkarbeit im abgeschleppten Fahrzeug notwendig
Uihol Abschleppseil im Test
Das Abschleppseil von Uihol verbirgt sich in einem kleinen Sack, das Seil selbst leuchtet in grellem Orange oder, wahlweise, in Blau. Mit fast fünf Metern Länge lotet es die Grenzen des gesetzlich Erlaubten aus und führt den Polo an der langen Leine. Zudem gefällt der Lieferumfang ebenfalls mit einem Paar Arbeitshandschuhen, die schmutzige Finger beim Abschleppen verhindern.
Auch hier stellt uns unser Zugwagen von Cupra zunächst vor Probleme. Die beiden soliden Schäkel mit Schraubbolzen des Uihol-Seils finden am Leon spontan keinen Halt. Für die Öse an der Anhängerkupplung ist auch das Seil allein zu breit und steif. Die Schäkel sind ebenfalls zu groß für das Loch an der AHK, aber wiederum zu klein, um den gesamten Kugelkopf zu umfassen. Die Lösung: Jedes Seilende ist zu einer großen Schlaufe vernäht. Wir begnügen uns damit, eine Schlaufe über den Kugelkopf zu ziehen, was sich als einfach und dennoch praxisgerecht erweist. Am Pannen-Polo passt ein Schäkel in die Abschleppöse. Dank eines soliden gummierten Schutzes, den man auch abnehmen kann, verursacht der Haken keine Schäden oder Gebrauchsspuren. Auch hier dauert die Montage insgesamt weniger als vier Minuten.

Das Fahren mit dem Abschleppseil verlangt nach noch mehr Aufmerksamkeit als mit der Stange. Nur, wenn das Seil ständig gespannt ist, bleiben grobe Schläge beim Anfahren und Beschleunigen aus. Das aber bedeutet, dass die beiden Fahrer:innen des Gespanns effizient Teamarbeit leisten müssen, fast wie eine Seilschaft beim Berganstieg. Am besten funktioniert es, wenn unser Co-Tester Jarno am Steuer des Polo permanent leicht auf der Bremse steht. Das aber ist nur für sehr kurze Strecken ratsam, sonst droht übermäßiger Verschleiß oder gar ein Überhitzen der Bremsen. Auch hier zahlt sich die Kommunikation per Freisprecheinrichtung aus. Vor allem das Bremsen bis zum Stillstand wird so erleichtert, was verhindern kann, dass das Seil vor dem nächsten Ampelstart durchhängt. Manche Autos erlauben es zudem, die Rückfahrkamera (hier zum Nachrüsten im Test) auch beim Vorwärtsfahren zu aktivieren, was einen Kontrollblick auf die Seilspannung ermöglicht. Beim Abschleppen per Seil ist das klar ein Pluspunkt.

Das Seil hat aber auch gewisse konstruktive Vorteile gegenüber einer Abschleppstange. Die Montage fällt durch die Länge und Flexibilität des Seils leichter. Um ein Auto kurz aus dem Graben oder dem Tiefschnee zu ziehen, ist das Seil die bessere Option. Unbenutzt lässt es sich zudem leichter verstauen. Fällt die Bremskraft des Pannenmobils ohne Unterstützung allerdings sehr schwach oder gar komplett aus, wird das Seil unbrauchbar, und ein Auffahrunfall droht.

Kleines Packmaß
Einfache Montage
Handschuhe im Lieferumfang
Ungeeignet bei defekten Bremsen
Fahren erfordert noch mehr Aufmerksamkeit
Was ist besser, Abschleppseil oder -stange?
Im Regelfall ist die Abschleppstange die bessere Lösung zum Abschleppen, denn sie kann Auffahrunfälle verhindern. In bestimmten Fällen hat ein Abschleppseil aber auch Vorteile, etwa wenn es darum geht, ein Auto aus dem Graben oder Schnee zu befreien. Dafür ist eine Abschleppstange im Regelfall zu kurz und unflexibel.
In welchen Fällen darf abgeschleppt werden?
Bei einem technischen Defekt darf ein fahruntüchtiges Auto generell abgeschleppt werden, und zwar zur nächstgelegenen geeigneten Stelle, also zumeist eine Werkstatt oder ein Parkplatz.
Darf man auch auf der Autobahn abschleppen?
Ja. Falls ein Auto auf der Autobahn liegenbleibt, darf man es auch hier abschleppen, allerdings sollten auch hier 50 km/h nicht überschritten werden und man muss die Autobahn an der nächsten Ausfahrt verlassen.
Dürfen Elektroautos abgeschleppt werden?
Es gibt kein gesetzliches Verbot, Elektroautos abzuschleppen. Viele Hersteller verbieten dies allerdings, denn ein rollendes E-Auto generiert zumeist Strom, mit dem die Bordelektrik nichts anzufangen weiß. Teure Schäden können die Folge sein. Im Regelfall ist aber zumindest das Anschleppen über wenige Meter auf einen Abschleppwagen möglich und erlaubt. Modellrelevante Informationen zum Abschleppen finden sich im Handbuch des Autos. Sie sind unbedingt zu beachten.
Wann darf man ein Auto nicht abschleppen?
Falls die Panne durch einen leeren Tank verursacht wurde, ist Abschleppen nicht erlaubt. In diesem Fall gilt es, vor Ort nachzutanken. Übrigens: Fällt der Tank auf der Autobahn trocken, droht ein Bußgeld. Auch ein Abschleppen zu entfernten Orten ist nicht erlaubt. Das gilt dann als "Schleppen" und unterliegt anderen, strengeren Vorschriften.
Wann sollte man nicht abschleppen?
Abschleppen per Seil oder Stange ist eine Notlösung und sollte nur dann gemacht werden, wenn kein professioneller Pannendienst oder Abschleppwagen zur Verfügung steht. Auf keinen Fall darf ein Auto abgeschleppt werden, bei dem die Bremsen und der Warnblinker außer Betrieb sind. Auch die Beleuchtung und die Scheibenwischer müssen funktionieren.
Was muss man beim Abschleppen beachten?
Egal ob per Stange oder Seil, beim Abschleppen gelten spezielle Regeln, die es unbedingt zu beachten gilt.
Zum Abschleppen dürfen nur geeignete und zugelassene Stangen oder Seile verwendet werden.
Das abzuschleppende Fahrzeug muss über funktionierende Bremsen verfügen, auch wenn die bei stehendem Motor fehlende Bremskraftunterstützung den erforderlichen Pedaldruck stark erhöht. Auch die Servounterstützung für die Lenkung fehlt zumeist.
Das Lenkradschloss des abzuschleppenden Fahrzeugs darf nicht die Lenkung blockieren. Deshalb den Zündschlüssel auf die erste Rastung drehen oder den Starterknopf vor Fahrtantritt drücken.
Beim Abschleppen muss bei beiden Fahrzeugen der Warnblinker eingeschaltet sein. Vor dem Abbiegen durch die geöffneten Seitenfenster Handzeichen geben.
Beide Fahrer:innen müssen einen gültigen Führerschein für die jeweilige Fahrzeugkategorie besitzen.
Für E-Autos und Fahrzeuge mit Automatikgetriebe gelten teilweise spezifische Zusatzregeln. Dazu unbedingt das Handbuch konsultieren und beachten.
Die lokal zulässige Höchstgeschwindigkeit gilt auch beim Abschleppen, zudem sollten wegen des geringen Abstands 50 km/h nicht überschritten werden.
Sowohl die Abschleppstange als auch das Seil haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile, doch Sicherheit geht vor. Deshalb empfehlen wir den Gebrauch einer Abschleppstange, die im Zweifelsfall einen Auffahrunfall vermeiden kann. Das ist den vergleichsweise geringen Aufpreis wert. Die Abschleppstange von APA leistet gute Dienste und gefällt mit einer einfachen Handhabung und stabiler Konstruktion. Auch Handschuhe zählen bereits zum Lieferumfang.