Opel GT2 (1975): Ein GT-Nachfolger der sicheren Sorte
Einmal ist keinmal, aber zweimal ist einmal zu viel. So oder so ähnlich könnte das Opel-Credo lauten, wenn es um die Geschichte des GT geht. Der hemdsärmelige Sportwagen im Cockebottle-Kleid hatte sich in seiner kurzen Bauzeit zwischen 1968 und 1973 ein einmaliges Standing erarbeitet, das im Grunde mangels echter Nachfolger – von den arg Badge-Engineering-gefährdeten Speedster und GT Roadster mal abgesehen – bis heute besteht. Dabei hatte Opel schon in den 1970ern mehrfach ein zweites Kapitel der GT-Geschichte angeteasert, aber im Auge der Ölkrise nie realisiert.
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Da wäre neben dem traumhaften GT-W Genève auch der ebenfalls 1975 präsentierte GT2. Auf der IAA stand der 2+2-Sitzer damals und ließ den gerade erst eingeführten Manta B (Kaufberatung zum Opel Manta B) aussehen wie ein Auslaufmodell – auch wenn unter der vom Windkanal geglätteten Haube die Technik des Manta GT/E werkelte. Die in Gold lackierte Keilform strahlte Kühnheit und Unterkühltheit zugleich aus. Auch wegen der anonymen Klappscheinwerfer-Front könnte man aus heutiger Sicht fast meinen, dass sich hier ein italienisches Designbüro an einem Nissan oder Toyota zu Schaffen gemacht hat.
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Der Opel Frontera (2024) im Fahrbericht (Video):
Zukunfts-Keil mit Schiebetüren: So weit war der Opel GT2 (1975) seiner Zeit voraus
Aufgebaut wurde der Opel GT2 auch tatsächlich bei Triumph- und BMW-Vordenker Michelotti in Turin. Der Entwurf aber stammte von Henry G. Haga, den GM 1974 als Opel-Chefdesigner nach Rüsselsheim geschickt hatte. Im Gegensatz zu den Corvettes, die er zuvor in Detroit gezeichnet hatte, ging es beim GT2 weniger um Drama als um technische und stilistische Lösungen für die kommenden Auto-Generationen. Dazu gehörte der stilbildende Kunststoffstoßfänger, der in Sacco-Brett-artiger Manier das ganze Fahrzeug ummantelt. Nur, dass das kultige Mercedes-Design erst 1979 an der S-Klasse W126 debütierte. Und die reduzierte Klappscheinwerfer-Gestaltung vorne kam bei den japanischen Marken erst Anfang der 80er so richtig in Mode.

Auch aus Opel-Sicht besitzt der GT2 eine Vorreiter-Rolle: Die fließend aus der Motorhaube abgehenden Außenspiegel mit cW-Schliff (Der cW-Wert erklärt) gabs in abgewandelter Form 20 Jahre später im Vectra B. Die trapezförmige Fensterlinie mit breiter B-Säule erbte 1978 wiederum der Monza. Was es (leider) bis heute nicht in ein Serien-Coupé geschafft hat: die nach hinten öffnenden Schiebetüren (Diese Tür-Formen gibt es). Sie vereinfachten den Ein- und Ausstieg nicht nur enorm, sondern boten dank der Schienen in den Schwellern auch einen besseren Seitenaufprallschutz.
Der Vorgänger des Opel GT2:
Cleveres Cockpit, aber keine Serienchancen
Der Nachteil der ungewöhnlichen Türkonstruktion: Wie beim Lamborghini Countach ließ sich nur ein kleiner Abschnitt der Seitenfester herunterfahren. Damit sich das Cockpit im Hochsommer dennoch nicht in eine Heißluftfritteuse verwandelt, hatte Opel das bündig eingeklebte Glas mit einer Isolierschicht bedampft. Und die Klima-Cleverness ging sogar noch einen Schritt weiter: Zur besseren Belüftung der Sitz- und Rückenflächen besaßen die noch immer modern wirkenden Stühle des Opel GT2 Aussparungen. Ein weiterer Gruß aus der Zukunft saß hinterm Lenkrad: Die digitalen Instrumente samt Bordcomputer erinnern entfernt an die Bedienstruktur des Astra L.
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Nicht zuletzt deshalb wirkt der Opel GT2 auch heute noch deutlich jünger als er tatsächlich ist. Dieser Umstand gereichte ihm in Sachen Serienchancen aber zum Nachteil, denn Mitte der 70er gab es bei GM wenig Raum für Experimente. Die richtige Mischung aus Zukunftsmusik und Mainstream sollte Opel erst Ende der 80er mit dem Calibra finden. Die Coupé-Fahne wiederum hielt anno 1975 bereits die zweite Manta-Generation hoch. Außerdem bot die Marke mit dem Blitz für Fans kompakter Sportcoupés auch noch den Kadett C GT/E an.