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Geht auch ganz einfach:

Ferrari 288 GTO von Asterix-Zeichner Albert Uderzo

Beim Teutates, was für ein Auto

Volker Koerdt Freier Mitarbeiter
Inhalt
  1. Der Ferrari 288 GTO blickt auf eine bewegte Historie zurück
  2. So fährt sich das Turbo-Monster von Uderzo
  3. Obelix hätte nicht in den 288 GTO gepasst
  4. Asterix-Dienstwagen im Museum zu bestaunen
  5. Technische Daten des Ferrari 288 GTO

Albert Uderzo, der Zeichner der Asterix-Comics, sammelte zeitlebens Ferrari-Modelle. Classic Cars konnte einen Ferrari 288 GTO aus seinem Besitz nun fahren. Beim Teutates! Asterix ist um diesen Dienstwagen wirklich zu beneiden.

In den Comics von Asterix brachten die römischen Soldaten nichts auf die Reihe und wurden vom gallischen Dorf laufend verhauen. Doch anders als in seiner Fantasiewelt hatte Zeichner Albert Uderzo im realen Leben durchaus ein Herz für das römische Volk: Er galt als leidenschaftlicher Sammler von Modellen der italienischen Marke Ferrari. Da durfte ein Ferrari 288 GTO in seiner Sammlung selbstverständlich nicht fehlen. Doch "Rom" zahlte es ihm heim und ließ ihn bluten. Classic Cars liegt die gesamte Dokumentation des Autos vor: Die Rechnungen für Wartung, Inspektionen und Reparaturen umfassen mehr Seiten als ein Asterix-Band. So wurde für 132.000 Francs der Motor überholt und für 33.000 Francs der Turbo ersetzt.

Doch seine Liebe zu den roten Rennern konnte der anfällige Ferrari 288 GTO nicht trüben. Bis zu 15 Modelle aus Maranello soll er besessen haben. Aber Uderzo sammelte sie nicht nur, er fuhr sie auch – und wie. Er ging bei zahlreichen Rennen an den Start – so auch beim 24-Stunden-Klassiker von Le Mans, bei dem er 1978 in aussichtsreicher Position nach 19 h wegen eines technischen Defekts aufgeben musste. Der Ferrari 288 GTO passte perfekt zu ihm. Als dieser 1985 auf den Markt kam, war er der schnellste Straßensportwagen der Welt. Mit 305 km/h Spitze durchbrach er als Erster die 300-km/h-Schallmauer und rannte in nur 4,9 s von null auf 100 km/h. Stars wie Mick Jagger, die diese Rakete für die Straße besaßen, sahen deshalb großzügig über diverse Malaisen hinweg – sogar darüber, dass sie öfter brannte. Wen interessieren bei einem solchen Boliden schon Alltagstauglichkeit oder Standfestigkeit? Wer den Preis von 260.000 Mark bezahlen konnte, der konnte sich auch locker außerplanmäßige Boxenstopps leisten. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Der Ferrari SF90 XX Stradale (2023) im Fahrbericht (Video):

 
 

Der Ferrari 288 GTO blickt auf eine bewegte Historie zurück

Das Kürzel GTO für Gran Turismo Omologata erinnerte Uderzo vielleicht auch an zahlreiche packende Sportwagenschlachten, die Ferrari mit seinem "Streitwagen" 250 GTO, einem der Vorläufer des 288, geschlagen hatte. Ursprünglich sollte der Ferrari 288 GTO die erfolgreiche Rennsportkarriere des 250 GTO auf seine Weise fortführen, denn er wurde eigentlich entwickelt, um in der Gruppe B im Rallyesport für Furore zu sorgen und namhafte Wettbewerber, die ebenfalls in der Gruppe B an den Start gingen, darunter Audi Sport quattro, Porsche 959 und der BMW M1, in die Schranken zu weisen. Für die Homologation mussten 200 Fahrzeuge gebaut werden, doch die Nachfrage war so groß, dass schließlich 272 Exemplare gefertigt wurden.

Dabei konnte der Ferrari 288 GTO seine Renntauglichkeit nie unter Beweis stellen: Die schweren Unfälle in der Gruppe B, bei denen namhafte Fahrer ums Leben kamen, bewog die FIA dazu, die Rennserie bereits 1986 einzustellen – kurz nach Erscheinen des Ferrari. Die etwa 660 PS (485 kW) starken GTO-Evoluzione-Boliden kamen nicht mehr zum Einsatz. Man steigt mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Demut in dieses Auto ein. Erstens, weil es als einstiges Auto von Albert Uderzo ein Unikat ist und zweitens, weil dieses rote Geschoss wirklich eine Waffe ist, die beherrscht werden muss. Keinerlei elektronische Helferlein unterstützen. Es gibt weder ABS noch Bremsassistent oder andere aktuellen Features, nicht einmal eine Traktionskontrolle.

 

So fährt sich das Turbo-Monster von Uderzo

400 PS (292 kW) bei nur 1160 kg Gewicht entfachen im Ferrari 288 GTO eine fahrdynamische Urgewalt, begleitet von einer inbrünstigen Biturbo-V8-Klangorgie, einer klanglichen Urgewalt, die ohne Dämpfung in die kleine Pilotenkanzel dringt und den Adrenalinspiegel schnell mit den hohen Drehzahlen des Ferrari korrespondieren lässt. Man fühlt sich so euphorisiert, als hätte man Asterix’ Zaubertrank geschluckt. Vor allem wiegt der schnelle Italiener die Person am Steuer zunächst in Sicherheit, denn unter 3000/min passiert nichts, der Sportler gibt sich lammfromm. Doch wehe, wenn die beiden Turbos zuschlagen: auf den Geraden kein Problem, aber in Kurven? Halleluja! Dann erlegt man sich gern schnell wieder eine gewisse Selbstbeherrschung auf, schließlich bewegt man hier Millionenwerte auf vier Rädern.

Die direkte Lenkung erfordert eine kräftige Hand, dabei ist es eine Freude, mit welcher Leichtfüßigkeit der Ferrari 288 GTO durch Kurvengeschlängel gleitet. Das für einen V8-Zylinder geringe Gewicht trägt maßgeblich zur hervorragenden Agilität des Wagens bei. Dabei wendet sich der 288 GTO an eine durchtrainierte Kundschaft, denn alles, was unmittelbar mit Fahren zu tun hat, erfordert Kraft – angefangen bei der Lenkung und der heftig Widerstand leistenden Kupplung. Da möchte die Schaltung nicht zurückstehen: So schön die offene Kulisse auch ist, so kann sie in der Praxis nicht überzeugen. Die fünf Fahrstufen lassen sich nur schwergängig und hakelig einlegen. Insbesondere Schnellschalten will damit gelernt sein.

 

Obelix hätte nicht in den 288 GTO gepasst

Der Blick ins Cockpit des Ferrari 288 GTO
Foto: Frank Ratering

Auch auf mögliche Komfort-Ansprüche der zahlungskräftigen Klientel wird im Ferrari 288 GTO keine Rücksicht genommen. Die schmalen Sitze zwicken und pressen die Oberschenkel ein. Als Dienstwagen für Asterix würde der 288 GTO passen. Für Obelix’ Statur ist die nur mehrere Pizzen hohe Flunder dagegen untauglich. Dabei wuchs der Radstand immerhin um zehn Zentimeter gegenüber dem des 308 GTB, der für den 288 GTO Pate stand. Unser Hauptdarsteller hat übrigens auch ein ähnliches Design wie der 308, das in beiden Fällen von Pininfarina gezeichnet wurde. Die Karosserie wurde aber mit opulenten Radhäusern ausgestattet, um die breiteren Reifen aufzunehmen, die Höhe blieb identisch.

Doch unter der Karosserie des Ferrari 288 GTO, die wegen der Gewichtsersparnis aus glasfaserverstärktem Kunststoff besteht – Fronthaube und Dach bestehen sogar aus Kohlefaser –, tat sich weit mehr. Auch der Motor ist ein anderer. Zwar sitzt der V8 nach wie vor in der Mitte, jedoch wurde er hier längs eingebaut. Zwei Turbolader des japanischen Herstellers IHI steigern die Leistung von 227 PS (167 kW) bei 6400/min auf satte 400 PS (292 kW) bei 7000/min. Damit die beiden riesigen Behr-Ladeluftkühler unter die Motorhaube passten, musste das Aggregat tiefer eingebaut werden, was letztendlich einem besseren Schwerpunkt zugutekam. Das jetzt ebenfalls in Längsrichtung eingebaute Getriebe fand seinen Platz hinter dem V8, wodurch der Kofferraum entfiel.

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Asterix-Dienstwagen im Museum zu bestaunen

Eine Überraschung bietet das Fahrwerk des Ferrari 288 GTO, denn es ist nicht so hart abgestimmt, wie man es erwartet. Der Abrollkomfort geht durchaus in Ordnung. Hier ist den Ferraristi ein guter Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit gelungen. Eine Wucht war seinerzeit das komplett in Schwarz gehaltene Interieur. Vier Rundinstrumente liegen direkt im Blickfeld, dazu zählt selbstverständlich der Drehzahlmesser. Drei weitere ergänzen die Informationen auf der Mittelkonsole. Türen und Teile des Armaturenbretts sind mit Cordsamt bezogen – seinerzeit der letzte Schrei. Und die eng geschnittenen Ledersitze sind atmungsaktiv. Dass Prominente wie Albert Uderzo den großartigen Auftritt und die Performance des 288 GTO liebten, verwundert nicht. Heute werden für Top-Modelle zwischen drei bis vier Millionen Euro bezahlt – für das ehemalige Auto des Asterix-Zeichners natürlich ungleich mehr.

Der Ferrari 288 GTO war nicht nur der schnellste Sportwagen seiner Zeit, sondern er begründete auch die Tradition von limitierten Supersportwagen bei Ferrari. Auf ihn folgten 1987 der F40, 1995 der F50, 2002 der Enzo und 2013 schließlich der LaFerrari. Mit jedem dieser Autos untermauerte Ferrari seinen Anspruch, in puncto Performance, Fahrleistungen und technologischen Fortschritts zu den besten Sportwagenherstellern der Welt zu gehören. In Sachen Faszination gebührt dem zigfachen Formel-1-Weltmeister sowieso die Pole Position. Übrigens: Zu sehen ist der Ferrari neben weiteren Highlights im Nationalen Automuseum "The Loh Collection" in 35716 Dietzhölztal, Museumsstr. 1.

 

Technische Daten des Ferrari 288 GTO

Classic Cars 12/2023Ferrari 288 GTO
Zylinder/Ventile pro Zylin.8/4; Biturbo
Hubraum2855 cm³
Leistung bei292 kW/400 PS 7000/min
Max. Gesamtdrehmoment bei496 Nm 3800/min
Getriebe/Antrieb5-Gang-Getriebe/Hinterrad
L/B/H4290/1910/1120 mm
Leergewicht1160 kg
Bauzeit1985-1986
Stückzahl272
Beschleunigung
null auf 100 km/h
4,9 s
Höchstgeschwindigkeit305 km/h
Verbrauch auf 100 kmk.A.
Grundpreis (Jahr)260.000 Mark (1985)

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