Tischgrills im Test: Elektro, Holzkohle oder Hybrid?
Das Wichtigste zu Beginn: Es gibt nicht den einen "besten Tischgrill“. Jeder Grillfan hat unterschiedlich viel oder wenig Platz, diese ganz besonderen Nachbar:innen und Grill-Lieblinge, die auf jeden Fall gelingen müssen. Für individuelle Wünsche eignen sich daher bestimmte Modelle am besten – ob man starke Raucharomen, Technik oder Gemüse und neue vegane Leckereien liebt. Wir haben diese Grills teilweise in der Stadtwohnung, auf dem Balkon, der Loggia und auf der Gartenterrasse getestet, um ihre Einsatzmöglichkeiten an verschiedenen Orten zu erproben. Alle Geräte mussten im Test nicht nur das obligatorische Würstchen, sondern auch Gemüse grillen.
Tischgrills im Test: Diese Modelle überzeugen
Elektrogrills sparen Platz und Brennstoff und eignen sich daher besonders für das Grillen unterwegs auf dem Campingplatz mit dem Wohnmobil, aber auch auf dem Balkon. Durch die geringe Rauchentwicklung im Vergleich zu Holzkohlegrills sind sie bei empfindlicher Nachbarschaft ideal. Im Sommer kann man in der Stadt schon mit einfachen Modellen ohne großen Aufwand zum Grillen ins Freie gehen. Unsere Favoriten ermöglichen dies auch im Mehrfamilienhaus ohne Ärger mit Nachbar:innen, Vermieter:innen oder Polizei. Sie sind alle schnell aufgeheizt und kommen mit wenig Platz aus.
Alle getesteten Tischgrills im Überblick:
Vor- und Nachteile
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Testsieger: Weber Lumin Elektrogrill
Der elektrische Outdoor-Grill Weber Lumin bringt fünf Programme mit auf den Balkon und erspart so den einen oder anderen Gang in die Küche. Die Temperaturen von 60 bis 315 °C eignen sich für ein breites Spektrum an Grillgut und können über ein im Deckel integriertes Thermometer kontrolliert werden. Dieser Elektrogrill wurde speziell für die Stadt entwickelt: Der Deckel verhindert, dass viel Dampf entweicht – ein Plus bei schnell nörgelnden Nachbar:innen. Er beherrscht nicht nur die hohen Temperaturen, sondern auch die niedrigen, wovon besonders zartes Gemüse profitiert.
Der Grillrost aus Gusseisen ist mit einer Emaille aus Porzellan beschichtet. Dadurch speichert er viel Hitze und Grillgut klebt nicht fest, wenn er vorgeheizt ist. Der Rost besteht aus zwei separaten Hälften, sodass man eine Seite mit einem Dämpf- und Räuchereinsatz ersetzen kann. Wir setzen den Edelstahlkorb auf der rechten Seite ein und dämpfen Gemüse, während auf der anderen Seite Brot und Pilze rösten.
Der Lumin bietet viel Grillfläche
Innerhalb von fünf Minuten heizt das Gerät im Test auf 150 °C, so schnell war kein anderer in unserem Test im Sommer 2024. Kurz darauf ist die Maximaltemperatur erreicht. Der Clou ist der gusseiserne Rost, der viel Hitze speichert und so die Grillstreifen von Chorizo, Merguez, Paprika und Kräuterseitlingen perfekt zeichnet. Der Retrolook in mintgrün ist wirklich hübsch, und weniger brachial, als es sonst in der Grillwelt zugeht. Damit hat er auch den einen oder anderen neidischen Blick aus der Nachbarwohnung auf sich gezogen. Der Lumin bietet mit einer Grillfläche von 49,2 x 33,3 cm in unserem Test am meisten Platz. Das Netzteil auf der rechten Seite ist abnehmbar. Besonders beim Transport fanden wir das praktisch. Nur das Netzteil und der gusseiserne Rost dürfen nicht in die Spülmaschine, alle anderen Einzelteile sind dort gut sauber geworden.
Ninja Woodfire: Elektrischer Outdoor Grill & Smoker
Der Ninja Woodfire Elektrogrill erfüllt mehrere Jobs auf kleinstem Raum: Unter einem Deckel stecken elektrischer Outdoor-Grill, Smoker und Heißluftfritteuse. Er misst nur 34 x 46 cm, ist aber mit 14 kg relativ schwer. In der Zeit, in der bei einem Holzkohlegrill die Kohle durchglüht, ist der Outdoor-Grill nach zehn Minuten Vorwärmen aufgeheizt. Im Gegensatz zu vielen Elektrogrills hat der Ninja kein offenes Heizelement mit einem Rost darüber, er hat eine durchgehende Platte. Der Umluftventilator im Deckel zirkuliert während des Grillens die Luft, sodass ein Anbrennen nahezu ausgeschlossen ist.
Im Test haben wir die frischen Thüringer Rostbratwürste im Ninja Woodfire von allen Seiten gleichmäßig gegrillt. Mit dem Timer kann man je nach Geschmack von braun bis knusprig variieren. Hochschalten auf Heißluftfrittieren liefert knusprige Kartoffelspalten dazu. Crisper-Korb, eine kleine Pfanne oder Schale und Plancha-Platte kann man einzeln kaufen, das Grillzubehör macht die vielen Anwendungen erst möglich.
Woodfire mit eingebautem Smoker
Aber ein Smoker auf dem Balkon? Undenkbar wegen der starken Rauchentwicklung von Holzkohle und der langen Brenndauer von sechs bis 12 Stunden. Der Ninja Woodfire verwendet Holz nicht als Brennstoff, sondern nur als Aromastoff. Die mitgelieferten Pellets, die in einen kleinen Einschub an der Seite des Grills kommen, aromatisieren die Lachsforelle intensiv - innerhalb von 25 min. Der Rauch bleibt größtenteils unter dem Deckel, aber ein wenig entweicht über einen kleinen Schacht stetig nach draußen. Unsere Gartennachbar:innen, die ein paar Meter weiter im Gemüsebeet graben, stört der leckere Geruch nicht.
Trotzdem empfehlen wir, das richtige BBQ nach draußen zu verlegen: Die Pellets verbrennen langsam, was eine gewisse Rauchentwicklung zur Folge hat. Das heißt, dass sie nach Abschluss des Programms noch heiß sein können! Auch ohne Smoker-Funktion ist er einer der besten Elektrogrills. Der Ninja Woodfire ist eine echte Outdoor-Küche, die zum Ausprobieren einlädt. Besonders empfehlen können wir ihn für das schnelle Grillen unter der Woche nach der Arbeit. Zum Smoken kann man dann mal aus der Stadt rausfahren. Er ist ideal für einen Zwei-Personen-Haushalt, aber man bekommt bis zu fünf Personen satt, wenn Besuch vorbei kommt. Durch die wetterfeste Verarbeitung und den Deckel lässt er sich auch bei schlechtem Wetter draußen benutzen und über Nacht stehen lassen.
Elektro-Kohle-Hybrid: LotusGrill S
Der LotusGrill S ist ein Hybridgrill mit Elektroantrieb und Holzkohlezusatz, der dennoch raucharm und deshalb auch ein beliebter Balkongrill ist. Den beliebten Klassiker unter den batteriebetriebenen Holzkohlegrills mit Aktivbelüftung gibt es in vielen fröhlichen Farben und in der S-Version für kleine Tische und unterwegs. Zum Betrieb benötigt der Tischgrill (Lotus-)Kohle, Brennpaste und aufgeladene Batterien, oder eine USB-Stromversorgung.
Er macht sich gut auf dem Campingplatz, beim Wandern oder sogar auf dem Boot. Denn er wird von außen nur handwarm, kann also direkt auf Holzoberflächen stehen und jederzeit bewegt werden. Er brennt je nach Kohlensorte 40 bis 90 min, der Holzkohlebehälter fasst maximal 120 g Holzkohle oder maximal 300 g LotusGrill Grillbriketts. Die Holzkohle kann jederzeit nachgefüllt werden.

Super für unterwegs
Holzkohlegeschmack
Kohle, Brennpaste & Batterien
Witterungsanfällig
Geschmack wie frisch aus dem Feuer
Im Test haben wir auf der Terrasse mit dem LotusGrill S gegrillt und seine Leistung im Batteriebetrieb getestet. Zum Mittagessen wurden neben Hähnchenkeulen und frischen Bratwürsten gleichzeitig Kartoffeln in der Grillschale gegart. Das geht in diesem Test so nur mit dem Lotus und schmeckt wie frisch aus dem Feuer. Da aus den Hühnerbeinen viel Saft austritt, entsteht ein kleiner Fettbrand, der aber durch kurzes Ausschalten und weniger Grillgut auf dem Rost schnell unter Kontrolle gebracht werden kann. Hinterher ist er erstaunlich leicht zu reinigen, wir machen das von Hand, aber Grillschale und Rost sind auch spülmaschinenfest.
Ein Hybrid, der jedoch keine Kompromisse hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit eines Elektrogrills und des Geschmacks eines Holzkohlegrills eingeht. Man braucht mehr "Zutaten", um den LotusGrill S zu benutzen, und wir würden empfehlen, ihn außerhalb der Saison in seiner Tragetasche drinnen aufzubewahren, da die Stromversorgung leidet, wenn er draußen überwintert.
Familienfreund: Severin Sevo Smart Control
Am Elektrogrill Severin Sevo Smart Control mit Deckel und Tragegriffen verbrennt sich niemand die Hände. Mit App und zwei Fleischthermometern bringt er mehr Möglichkeiten auf den Balkon: Langsames Schmoren, indirektes Grillen und sogar frisches Brot backen. Outdoor bedeutet auch brennbare Materialien: Zelte, Markisen und Sonnenschirme beim Camping oder in der Gartenlaube aus Holz. Der Sevo-Deckel schirmt die direkte Hitzequelle ab und erlaubt es, auch bei maximaler Leistung im Boost-Modus die Hand auf das Gehäuse zu legen. Wenn es mal eng wird, weil sich mehr Leute als erwartet auf den wenigen Quadratmetern tummeln, gibt das ein Gefühl der Sicherheit. Das gilt auch, wenn man den Grill in der Nähe oder gar auf Holzkonstruktionen aufstellt.
Das Gerät arbeitet mit doppelter Heizschleife, die in drei Stufen von 80 bis 500 °C erhitzt werden kann. Der Grill eignet sich sowohl zum indirekten Grillen bei niedriger Temperatur als auch zum scharfen Anbraten. Kommt man auf dem Balkon ins heimische WLAN, lässt sich die Temperatur am Sevo per App überwachen und steuern. Wenn man es in der Wohnung nicht weit hat, kann der Grill auch kurz allein bleiben, während man etwas aus der Küche holt. Zum Bestätigen der Programmwahl muss die Hand aber wieder am Grillschalter selbst sein.

Kernthermometer
Brot backen
App zieht viel Handyakku
Filigrane Scharniere
App hilft beim Grillen
Mit App-Anleitung gelingen gegrillte Auberginenscheiben und Zucchinischiffchen im Test perfekt. Auf der Terrasse, oder auf dem Balkon ist das kein Problem und auch das Handyladegerät ist nicht weit, da die App bei unserem Test-Android-Handy viel Akku kostet. Der Grill funktioniert aber auch offline, wenn es kein WLAN gibt. Die unterschiedlich großen Hähnchenschenkel, die wir testgrillen, bekommen durch das Grillen auf Kerntemperatur schnelle intensive Hitze von außen und bleiben von innen zart.
Das Gehäuse und die Zubehörteile bestehen zum größten Teil aus beschichtetem Kunststoff mit Edelstahlrost und Metalldetails. Als kleiner Sorgenpunkt ist beim Öffnen des Deckels aufgefallen, dass hier viel Gewicht an kleinen Scharnieren hängt. Die Schale, die vier zusätzlichen Reflektoreinsätze und der Rost sind glücklicherweise spülmaschinengeeignet, da die vielen Einzelteile beim Abwaschen von Hand entsprechend viel Zeit in Anspruch nehmen.
Weitere Alternativen im Test
Auf dem Balkontisch oder auch drinnen bei geöffneten Fenstern darf es etwas leichteres sein? Wir haben zwei gute und günstige Tischgrill-Alternativen für das ab und zu grillen getestet.
Tefal Easygrill – Silvester-Tischgrill
Der Tefal Easy Grill ist ein Tischgrill, den man auch drinnen zu Anlässen wie Silvester verwenden kann. Er lässt sich mit dem Drehknopf am Grill ein- und ausschalten und heizt sich sehr schnell auf. Da er keinen Deckel hat, eignet sich der kleine Elektrogrill nur zum direkten Grillen. "Easy" heißt er und easy ist er auch: In wenigen Minuten ist der Tefal-E-Grill aufgebaut und ebenso schnell wieder verstaut. Der Rost ist aus dünnem Aluminium. Mit genügend Abstand zur Heizschleife und mit Wasser gefüllt, fängt die Grillschale das meiste Fett auf. Nichts landet auf der einzelnen Heizschleife.
Die veganen Burger werden im Test bei geringer Hitze in 1,5 min goldbraun gebraten. Die Erbsen-Patties sind bereits fertig gegart und müssen nur noch kurz erwärmt werden. Daneben ist auf dem 37 x 23,5 cm großen Grillrost Platz für zwei Brötchen. Mit wenig Aufwand und in kurzer Zeit kann man für zwei bis vier Personen Speisen grillen. Mit der Plancha-Platte wird der Tefal-Elektrogrill auf dem Tisch zur Mini-Grillstation für Garnelen oder Hähnchenspieße, Champignons, Zwiebeln und Paprika.

Auch für drinnen
Sehr leicht
Kein Deckel
Kein indirektes grillen
Severin Senoa Boost S
Der Senoa Boost S von Severin ist ein Elektrogrill in seiner reinsten Form. Die Bedienung erfolgt über einen einzigen Drehregler mit zwei Einstellungen: Standard bis 320 °C und Boost-Zone 500 °C. Er ist schnell auf dem Standuntergestell mit Ablagerost aufgebaut, liegt der Balkon in luftiger Höhe, kann bei Bedarf ein kleiner Windschutz am Grillrost angebracht werden. Im Heizelement ist auf der rechten Seite eine zusätzliche Heizschleife eingebaut. In dieser Boost-Zone wird der Grill besonders heiß, laut Hersteller bis zu 500 °C. Im Test heizen sich die beiden Heizspiralen des Grills schnell auf circa 200 °C auf. Die Auberginen und Krakauer zischen beim Auflegen, kleben nicht am Gitter und garen bei gleichmäßiger Leistung.
Der Senoa Boost liefert direkte Hitze von der Heizspirale, die dicht unter dem Rost sitzt. Am besten gelingt uns auf dem Senoa das Grillen von Fleisch und Gemüse, das auch beim Erhitzen stabil auf dem Rost liegt und nicht teilweise durchhängt. Die gezielte intensive Hitze ist für das Hühnchen im Test ideal, die Hähnchenspieße kommen aber teilweise zu nah an die Heizspirale. Zum indirekten Grillen oder Warmhalten an der Seite eignet sich der Grill nicht. Alles in allem ist dieser Standgrill für Einsteiger:innen oder Purist:innen geeignet und in unserem Vergleich mit Abstand der günstigste.

Ablagefach
Kein indirektes Grillen
Kein Deckel
Auf das Heizelement kommts an
Die von uns getesteten Elektrogrills arbeiten mit einer Leistung von mindestens 2200 Watt, die in ein spiralförmiges Heizelement fließt. Dabei können die Heizelemente eine Temperatur von 60 bis 500 °C erreichen. Entweder liegt es sichtbar unter dem Grillrost frei oder ist unter einer Platte versteckt. Wird die Heizspirale zu heiß, verbrennt das Grillgut von außen und ist innen noch roh. Auch eine gleichmäßige Wärmeverteilung ist wichtig. Dafür sorgt bei einigen Elektrogrills ein zusätzlicher Umluftventilator im Deckel. Sonst sind die einen Würstchen schon verspeist, während die anderen noch nicht mal angefangen haben zu brutzeln.
Unsere Top-3 ermöglichen neben dem Grillen mit hoher Temperatur auch das langsame Garen großer Fleischstücke bei niedrigen Temperaturen. Wenn das Grillgut auf der einen Seite liegt, bekommt es beim indirekten Grillen gleichmäßig geringe Hitze. Der Vorgang kann auch mit Elektro einige Stunden dauern. Mann muss also Geduld haben und den Deckel geschlossen halten. Das Ergebnis sind typische BBQ-Gerichte wie Pulled Jackfruit, Pork, oder Beef, Spareribs, Brisket, Pastrami und heißgeräucherter Lachs.
von Emily Beckmann (erstmalig erschienen auf lecker.de)