Das vermissen wir bei neuen Autos: Meinung
Moderne Autos und was ihnen fehlt
Das vermissen wir bei neuen Autos: Übersichtlichkeit & kompakte Abmessungen
"Dass Designer und Kunden nicht immer einer Meinung sind, ist keine neue Erkenntnis. Doch irgendwann in den 00er-Jahren müssen Anspruch und Wirklichkeit auseinandergedriftet sein: Denn während Designer und Automobilbauer Autos immer aggressiver, deren Fenster immer kleiner und die Karosserien immer opulenter machen, zeigt sich in den überfüllten Innenstädten und engen Parkhäusern aus den 60ern, was wirklich zählt. Das überkandidelte Design kostet Platz und die deshalb nötigen technischen Hilfsmittel à la Parkpilot, Rückfahrkamera oder Parkpiepser Gewicht. Kleine, kompakte und übersichtliche Autos sind einfach im Vorteil. Ob Design und Alltag je wieder zusammenfinden?"
Alexander Koch
Foto: Mini
Das vermissen wir bei neuen Autos: unverwechselbares Design
"Zugegeben, die Plattform-Strategie macht es den Designern nicht unbedingt leichter. Aber wo ist die Kreativität und der Mut vergangener Tage hin? Das einzige Rezept gegen drohende Langeweile scheint die Multiplikation von Kanten, Sicken und Fake-Lufteinlässen zu sein. Oder wie wäre es mit einem angedeuteten Endrohr? Oder direkt zweien? Nein, so wird das nichts mit den Ikonen der Neuzeit. Bleibt zu hoffen, dass die E-Mobilität neue gestalterische Freiheiten bringt. Dass ausgerechnet Tesla mit dem Cybertruck ein passendes Design-Statement setzt, sollte zu denken geben ..."
Sven Kötter
Foto: Wim Woeber
Das vermissen wir bei neuen Autos: die mechanische Handbremse
"Einstiegen, anschnallen, Handbremse lösen oder eben andersherum – die Griffe gehen vermutlich fast jedem Autofahrer ebenso wie im Schlaf von der Hand wie mir. Bis die solide und stets griffbereite Handbremse einem einfachen Knöpchen weichen musste. Gefühlvolles Anfahren am Berg mit Handbremse? Ersetzt ein weiteres Bauteil: die automatische Feststellbremse. Und die wird spätestens dann nervig, wenn sie sich trotz Drucks aufs Gaspedal einfach nicht lösen möchte."
Leslie Schraut
Foto: Imago
Das vermissen wir bei neuen Autos: Knöpfe statt Touchscreen
"Die Bedienung im Auto über einen Touchscreen sollte das Fahren erleichtern und sicherer machen. Das Gefühl habe ich allerdings nur selten, wenn ich mich in modernen Autos durch zahlreiche Funktionen in zig Untermenüs klicken muss, bevor ich die Temperatur regeln oder die Lautstärke verändern kann. Mit einem Knopf oder Schieberegler ging das bei älteren Modellen deutlich schneller und intuitiver. Richtig absurd wird es meiner Meinung nach aber dann, wenn neben dem Touchscreen noch zwei bis drei weitere Optionen (Knöpfe, plus Touchpad/Dreh-Drück-Steller) zur Steuerung ein und derselben Funktion vorhanden sind. Die Wahl zu haben ist schön und gut, ein Überangebot am Ende aber einfach nur unübersichtlich und selten zielführend."
Christina Finke
Foto: Tesla
Das vermissen wir bei neuen Autos: einfache Technik zum Selberreparieren
"Öffnet man die Haube älterer Fahrzeuge, lässt das meist tief blicken: Batterie, Motor, Lichtmaschine und der Keilriemen sind allesamt gut zu sehen und wenn nötig auch zu greifen. Wartungen und Reparaturen lassen sich da mit ein bisschen Geschick meist problemlos selbst erledigen. Das macht Spaß und schont den Geldbeutel. Heute ist das anders: Einfache Elektrik wich komplizierter Elektronik. Kunststoff verbirgt den Blick auf das Herz des Fahrzeugs und ohne Diagnosegeräte oder Spezialwerkzeug lassen sich viele Probleme gar nicht erst eingrenzen, geschweige denn lösen."
Andreas König
Foto: Imago
Das vermissen wir bei neuen Autos: authentischer Sound
"In einer Zeit, in der Autos kiloweise mit Dämmmaterial ausgestopft werden und jedes Modell dank Soundgenerator dieselben künstlichen V8-Frequenzen nach innen und außen abgeben kann, sehnen wir uns nach authentischem Sound. Gerade in den Klängen, die ganz klassisch als Nebenerzeugnis im Antrieb entstehen, steckt doch eine natürliche Schönheit und Ehrlichkeit. Sei es das hungrige Schlürfen der Vergaser oder das ungefilterte Röhren aus den Endrohren – jeder Oldtimer hat seinen individuellen, mechanischen Klang, der unweigerlich den Charakter des Autos mitformt. Neuen Autos fehlt das oft – weshalb die Emotionen auf der Strecke bleiben."
Tim Neumann
Foto: Frank Ratering
Das vermissen wir bei neuen Autos: Zündschloss
"Einfach den Schlüssel ins Zündschloss stecken, ihn umdrehen und der Motor läuft. Es ist eine simple Angelegenheit. Und es ist nichts, von dem ich dachte, dass es Verbesserungspotential hätte. Die Autohersteller waren anderer Meinung und verabschiedeten sich vom guten alten Zündschloss. Ab jetzt heißt es auch bei laufendem Motor: "Wer hat eigentlich den Schlüssel?". Sollte ihn derjenige in der Tasche haben, der vor fünf Minuten abgesetzt wurde, kann das schon mal für Aufregung sorgen. Und das Szenario ist nicht mal ausgedacht."
Victoria Zippmann
Foto: Imago
Neue Autos sind komfortabel, modern, digital – vieles geht automatisch. Doch sind im Laufe der Jahre einige Dinge auf der Strecke geblieben, auf die wir nun mit Wehmut zurückblicken. Die Redaktion der AUTO ZEITUNG verrät, was sie bei neuen Autos am meisten vermisst.
Warm, wenn es warm sein soll und kühl, wenn zu warm ist. Bequem und ruhig dank Massagefunktion und Akustikverglasung. Und nicht zuletzt beschützt, weil die Elektronik beim Spurhalten, Bremsen und Einparken hilft. Keine Frage, moderne Autos sind rollende Supercomputer und so komfortabel, so sicher und so effizient wie noch nie. Bei aller Fortschrittlichkeit aber kommt doch so etwas wie Wehmut auf, wenn wir bei einem alten Auto den Schlüssel ins Zündschloss stecken, umdrehen und sich der Motor unverfälscht in den Gehörgang brummt. Die spartanische Ausstattung, die simple Technik und die dünnen Holme sind sicher nur wenige der zu nennenden Punkte, in denen sich Oldtimer von modernen Autos von heute unterscheiden. Wo jeder Entwicklungsschritt zweifellos Verbesserungen mit sich gebracht hat, sei es beim Fahrerlebnis, bei der Sicherheit oder der Benutzerfreundlichkeit, hat jeder Entwicklungsschritt aber auch etwas verdrängt. In der Bildergalerie erklärt die Redaktion der AUTO ZEITUNG, was sie bei neuen Autos am meisten vermisst.