Kompakt-SUV Zweiter Frühling
Zehn Jahre nach seinem Debüt startet der Land Rover Freelander mit einer Neuauflage. Die Designer haben dabei bewährte Details gekonnt mit markentypischen Attributen gemixt, die den Neuen optisch in die Nähe der noblen Range Rover-Topmodelle rücken sollen.
Technisch setzt er auf einen Allradantrieb mit Haldex-Kupplung und einen 2,2 Liter großen Common-Rail-Diesel mit 152 PS aus dem Ford-Konzern – im Vorgänger arbeitete noch ein BMW-Aggregat. Exakt 150 PS leistet der Zweiliter-Diesel des BMW X3 2.0d, der als bis dato ungeschlagener Vergleichstest-Sieger im Segment der Kompakt-SUVs antritt. Unter der Haube des vielseitig begabten Mitsubishi Outlander 2.0 DI-D arbeitet ein 140 PS starker Pumpe-Düse-Diesel von VW. Der auf dem Papier schwächste, vom Grundpreis her aber günstigste Testteilnehmer ist der Toyota RAV4 2.2 D-4D mit einer von den Japanern selbstentwickelten Common-Rail-Maschine mit 136 PS.
Karosserie
Mit dem neuen Freelander ist den Briten ein sprichwörtlich großer Wurf gelungen. Denn das Platzangebot des neuen Land Rover ist einfach riesig. Im Gegensatz zu seinen drei Konkurrenten fühlt man sich vorne eine Fahrzeugklasse höher untergebracht. Vor allem der Toyota hält für Fahrer und Beifahrer deutlich weniger Platz bereit als der Landy und engt seine Insassen zudem durch den klobigen Mitteltunnel unnötig ein. Platzmangel gibt es zwar auch im sportlich geschnittenen BMW nicht, aber auch er erreicht ebenso wie der luftige Mitsubishi nicht das Niveau des Freelander. Der etwas großzügigere Knieraum und die Möglichkeit, dank einer dritten Sitzreihe bis zu sieben Personen mitzunehmen, bringen dem Outlander aber bei der Fond-Beurteilung die beste Bewertung. Der kleine Toyota glänzt hingegen mit seinem hohen Nutzwert. Bei ihm genügt ein Handgriff, und die hintere Sitzbank faltet sich von selbst zusammen und schafft so eine völlig ebene Ladefläche. Zwar fällt das Ladevolumen bei voller Bestuhlung mit 450 Litern noch recht gering aus, aber die üppigen 1752 Liter bei umgelegter zweiter Sitzreihe machen den RAV4 regelrecht zum Kleintransporter. Die Ladekante des Toyota ist mit 61 Zentimetern Höhe angenehm niedrig. Noch schonender hebt man schwere Lasten in den Outlander. Seine Ladeöffnung liegt, weil sich der Stoßfänger abklappen lässt, nochmals drei Zentimeter tiefer. Beim Land Rover müssen die Einkäufe hingegen auf eine Höhe von 79 Zentimetern gehievt werden. Auch beim Ladevolumen schwächelt der Brite, zumindest bei aufgestellter zweiter Sitzreihe, seinen Mitstreitern gegenüber mit mickrigen 405 Litern. Der BMW X3 bietet hier mit 480 Litern mehr Kapazität. Allerdings fallen beim Bayern die Zuladung mit 419 Kilogramm und die Anhängelast mit 1700 Kilo (gebremst) recht mäßig aus. Der 1948 Kilo schwere Freelander darf 557 Kilogramm zuladen und zwei Tonnen schwere Anhänger ziehen. Das gilt bis auf die zehn Kilogramm geringere Zuladung auch für den Toyota RAV4. Die wichtigen Punkte für die Endabrechnung vergibt der Toyota jedoch durch seine nur mäßige Übersichtlichkeit, die in vielen Details nachlässige Verarbeitung und die nicht vollständige Sicherheitsausstattung. Nur der Mitsubishi steht hier noch schlechter da. Land Rover und vor allem BMW sind da deutlich besser aufgestellt. Nur für den X3 gibt es etwa eine Notruf-Taste (Aufpreis), seitliche hintere Airbags (330 Euro) und adaptive Bremsleuchten. Dennoch reicht das nicht, um dem neuen Land Rover Freelander den Sieg im ersten Kapitel streitig zu machen. Er überzeugt nicht nur mit einer einfachen Bedienung, sondern obendrein mit einer sehr guten Verarbeitung und einer hochwertigen Materialauswahl.
Karosserie | Max. Punkte | BMW X3 2.0d | Land Rover Freelander TD4 | Mitsubishi Outlander 2.0 DI-D | Toyota RAV4 2.2 D-4D |
---|---|---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 73 | 75 | 70 | 69 |
Raumangebot hinten | 100 | 67 | 69 | 70 | 62 |
Übersichtlichkeit | 70 | 53 | 60 | 53 | 48 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 88 | 90 | 88 | 85 |
Kofferraumvolumen | 100 | 49 | 41 | 57 | 48 |
Variabilität | 100 | 28 | 40 | 53 | 45 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 32 | 45 | 46 | 44 |
Sicherheit | 150 | 100 | 83 | 66 | 70 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 175 | 177 | 160 | 161 |
Kapitelbewertung | 1000 | 665 | 680 | 663 | 632 |
Fahrkomfort
Die exzellenten Komfortqualitäten eines Land Rover sind allgemein bekannt. Das trifft ohne Wenn und Aber auch auf den neuen Freelander zu. Die bequem gepolsterten sowie passgenau geformten Vordersitze bieten neben guter Langstrecken-Tauglichkeit ausreichenden Seitenhalt für kurvige Strecken. Das gilt auch für die Sitze des X3. Allerdings kosten die im Testwagen montierten, etwas knapper bemessenen Sportsitze 520 Euro Aufpreis. Der Toyota fällt in dieser Disziplin auf Grund seiner recht kleinen Bestuhlung stark ab. Auch im Fond verwöhnt der Freelander seine Mitreisenden. Die Rückenlehne unterstützt die Schulterpartie nachhaltiger, der Kniewinkel ist geringer und die Bewegungsfreiheit üppiger als bei seinen Konkurrenten. Ohnehin hat Land Rover größten Wert auf das Wohlbefinden der Freelander-Insassen gelegt. Während der Outlander neben seinem typischen Dieselnageln weder Fahrwerks- noch Windgeräusche verheimlicht und die Motoren von BMW und Toyota in manchen Drehzahlbereichen brummig tönen, übt sich der Land Rover Freelander in vornehmer Zurückhaltung. Ebenfalls sehr leise und effektiv arbeitet die wie bei allen Testkandidaten serienmäßige Klimaanlage des neuen Briten. Bisher konnte sich der BMW X3 in vielen Vergleichstests trotz seiner sportlichen, aber insgesamt sehr harmonischen Fahrwerksabstimmung den Spitzenplatz beim Komfort sichern. Allerdings trat er noch nicht gegen den RAV4 D-4D an. Der verzichtet auf die härteren Notlaufreifen, die für die 177 PS starke Version D-CAT obligatorisch sind. Das Resultat: ein deutlich feinfühligeres Ansprechverhalten auf Unebenheiten. Erst bei voller Zuladung geht der Toyota etwas in die Knie. Der Outlander, der in diesem Vergleichstest gleichfalls zum ersten Mal auf den BMW trifft, zeigt sowohl leer als auch beladen einen ausgewogeneren Federungskomfort als der X3. Der Freelander spielt indes in einer anderen Klasse. Er paart ein sehr sensibles Ansprechverhalten der vorderen und hinteren McPherson-Einzelradaufhängung mit großen Federwegen. Dass er dabei auch auf langen Bodenwellen nicht ins Schaukeln und Wanken gerät, verdankt er seiner guten Feder-Dämpfer-Abstimmung. Damit rundet der Brite dieses Kapitel perfekt ab und sichert sich jede Einzelwertung.
Fahrkomfort | Max. Punkte | BMW X3 2.0d | Land Rover Freelander TD4 | Mitsubishi Outlander 2.0 DI-D | Toyota RAV4 2.2 D-4D |
---|---|---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 100 | 115 | 96 | 87 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 74 | 79 | 70 | 78 |
Ergonomie | 150 | 133 | 138 | 133 | 129 |
Innengeräusche | 50 | 40 | 42 | 33 | 37 |
Geräuscheindruck | 100 | 70 | 73 | 65 | 68 |
Klimatisierung | 50 | 34 | 37 | 31 | 36 |
Federung leer | 200 | 133 | 153 | 138 | 139 |
Federung beladen | 200 | 130 | 148 | 137 | 131 |
Kapitelbewertung | 1000 | 714 | 785 | 703 | 705 |
Motor und Getriebe
Die beiden stärksten Autos im Test beschleunigen am langsamsten: Den 152 PS starken Freelander bremst sein hohes Gewicht ein, den X3 (150 PS) hemmt seine lange Getriebeübersetzung. Beide gehen in 11,4 Sekunden auf 100 km/h. Der nominell zehn PS schwächere Outlander benötigt 11,0 Sekunden, und der nur 136 PS starke RAV4 spurtet in lediglich 10,5 Sekunden auf Landstraßen-Tempo – dank einer kurzen Übersetzung und dem niedrigsten Leergewicht. Auf der Autobahn streckt er allerdings auch als erster die Waffen: bei 180 km/h ist Schluss. Der X3 markiert nach einigem Anlauf mit 198 km/h die Spitze des Feldes. Wichtiger als die reinen Fahrleistungen sind jedoch die Charakteristika der Motoren. Der TD4 des Freelander überzeugt mit leisem, kultiviertem Lauf und kräftigem Antritt aus niedrigen Drehzahlen. Der 2.0d des BMW läuft rauer, dreht lockerer hoch, hat aber eine deutliche Anfahrschwäche. Noch quirliger geht der 2.2 D-4D im Toyota zur Sache. Er kommt schnell auf Touren, und sein Ton bleibt dabei noch zivil. Der 2.0 DI-D des Outlander tönt knurrig und tut sich beim Anfahren schwer. Zudem gehen ihm hohe Drehzahlen nur schwer von der Kurbelwelle. Er wirkt deutlich zäher als seine Rivalen. Zum Ausgleich dafür verbucht er den günstigsten Verbrauch: 8,1 Liter je 100 Kilometer erbrachte die Testrunde. Das verdankt der Mitsubishi einerseits dem abschaltbaren Hinterradantrieb, der ihn auf Wunsch zum reinen Fronttriebler macht, andererseits dem bei VW zugekauften Pumpe-Düse-Motor. Seine Mitstreiter setzen allesamt auf Common-Rail-Technik und verheizen zwischen 8,3 (Toyota) und 9,0 Liter (Land Rover).
Motor und Getriebe | Max. Punkte | BMW X3 2.0d | Land Rover Freelander TD4 | Mitsubishi Outlander 2.0 DI-D | Toyota RAV4 2.2 D-4D |
---|---|---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 121 | 121 | 125 | 130 |
Elastizität | 100 | ||||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 68 | 51 | 57 | 50 |
Getriebeabstufung | 100 | 78 | 83 | 73 | 75 |
Kraftentfaltung | 50 | 32 | 32 | 29 | 34 |
Laufkultur | 100 | 65 | 70 | 64 | 66 |
Verbrauch | 325 | 179 | 175 | 186 | 184 |
Reichweite | 25 | 14 | 12 | 14 | 13 |
Kapitelbewertung | 1000 | 557 | 544 | 548 | 552 |
Fahrdynamik
Man kauft sich ja eigentlich kein Allrad-Auto, um es dann nur mit Vorderradantrieb zu fahren. Zumal die Fahrsicherheit eindeutig davon profitiert, dass alle vier Räder beschleunigt werden. So untersteuert der Outlander im 4WD-Modus erheblich weniger und reagiert spontaner auf die Impulse des Fahrers. Die trotz höherer Reibungsverluste flottere Rundenzeit als mit Vorderradantrieb untermauert das gute Fahrgefühl. Natürlich gewinnt auch die Traktion spürbar, sobald die Hinterräder mit angetrieben werden. Unabhängig davon neigt die Lenkung des Mitsubishi jedoch bei schnellen Richtungswechseln zum Verhärten, und die Bremse lässt sich nur mäßig präzise dosieren. Die elektro-mechanische Servolenkung des Toyota verhärtet zwar nicht, fühlt sich aber unangenehm synthetisch an und vermittelt zu wenig Rückmeldung. Darunter leidet auch der Geradeauslauf. Dennoch besticht der RAV4 insgesamt mit einem agilen Fahrwerk, das aufkommenden Übermut in flotten Kurven mittels Zwangsregelung der Fahrdynamikkontrolle schon im Keim erstickt. Für gute Traktion und ein sicheres Fahrverhalten leitet das Allradsystem des Toyota bis zu 45 Prozent der Kraft selbsttätig an die Hinterräder. Bis zu einem Tempo von 40 km/h lässt sich diese Einstellung auch per Knopfdruck fixieren – für kurze Abstecher neben der Straße. Dort fühlt sich der neue Freelander dank Terrain Response besonders wohl. Dieses System erlaubt die Auswahl aus vier Programmen, die den Einsatz der Haldex-Kupplung, die Motorkennlinie, die Traktionskontrolle und – sofern vorhanden – die Automatiksteuerung optimieren. Das Ganze funktioniert einfach und genial. Seine komfortbetonte Auslegung beschert dem Land Rover jedoch eine starke Seitenneigung in Kurven und ein eher behäbiges Fahrverhalten. Jedoch bleibt er stets berechenbar und zeigt nie hektische Reaktionen. Bremswege von über 40 Metern aus 100 km/h sind jedoch nicht konkurrenzfähig. Ein Extra-Lob verdient hingegen die sensationell präzise und gefühlvolle Lenkung, die viel Fahrspaß vermittelt. Die größte Freude am Fahren stellt sich aber am Steuer des BMW X3 ein, der mit wenig Seitenneigung und einem narrensicheren Fahrverhalten unter allen Umständen glänzt. Sein hervorragender, reaktionsschneller Allradantrieb, die fein dosierbaren Bremsen, die exakte Lenkung – hier passt einfach alles zusammen.
Fahrdynamik | Max. Punkte | BMW X3 2.0d | Land Rover Freelander TD4 | Mitsubishi Outlander 2.0 DI-D | Toyota RAV4 2.2 D-4D |
---|---|---|---|---|---|
Handling | 150 | 50 | 30 | 40 | 30 |
Slalom | 100 | 49 | 36 | 35 | 34 |
Lenkung | 100 | 86 | 88 | 74 | 74 |
Geradeauslauf | 50 | 39 | 41 | 40 | 39 |
Bremsdosierung | 30 | 20 | 17 | 12 | 12 |
Bremsweg kalt | 150 | 72 | 42 | 77 | 53 |
Bremsweg warm | 150 | 72 | 38 | 75 | 64 |
Traktion | 100 | 85 | 81 | 77 | 75 |
Fahrsicherheit | 150 | 140 | 133 | 126 | 128 |
Wendekreis | 20 | 7 | 9 | 12 | 14 |
Kapitelbewertung | 1000 | 620 | 515 | 568 | 523 |
Umwelt und Kosten
BMW lässt sich die Talente des X3 allerdings auch fürstlich honorieren: rund 9000 Euro trennen ihn vom Toyota. Sein niedriger Wertverlust, die günstigen Versicherungseinstufungen und die fast vollständige Grundaussstattung relativieren den Preis zwar, wiegen ihn aber nicht auf. Als fair kalkuliert erweist sich der qualitativ hochwertige Land Rover, der inklusive AZ-Normausstattung aufdem Niveau der beiden Japaner liegt. Außerdem verursacht er die geringsten Werkstattkosten. Einen Partikelfilter haben alle vier getesteten SUVs serienmäßig an Bord. Beim Mitsubishi und beim Toyota arbeitet er aber nicht so gründlich wie bei den Konkurrenten.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | BMW X3 2.0d | Land Rover Freelander TD4 | Mitsubishi Outlander 2.0 DI-D | Toyota RAV4 2.2 D-4D |
---|---|---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 154 | 182 | 193 | 195 |
Wertverlust | 50 | 19 | 20 | 22 | 22 |
Ausstattung | 25 | 17 | 18 | 5 | |
Multimedia | 50 | ||||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 20 | 22 | 25 | 25 |
Werkstattkosten | 20 | 15 | 12 | 13 | 16 |
Steuer | 10 | 7 | 7 | 7 | 6 |
Versicherung | 40 | 30 | 29 | 29 | 28 |
Kraftstoff | 55 | 40 | 39 | 41 | 41 |
Emissionswerte | 25 | 82 | 82 | 72 | 72 |
Kapitelbewertung | 1000 | 384 | 411 | 407 | 405 |
Fazit
Der neue Land Rover Freelander TD4 verpasst denkbar knapp den Sieg in diesem Vergleichstest. Er ist geräumig, komfortabel, hat einen kultivierten Antrieb und taugt durchaus fürs Gelände. Aber: Seine Bremswege sind zu lang. Auf griffigeren Reifen hätte der Landy gewonnen. So aber holt sich erneut der BMW X3 2.0d den Sieg: Er ist zwar teuer, aber das mit Abstand dynamischste SUV auf der Straße. Dritter wird der Mitsubishi Outlander 2.0 DI-D, der in erster Linie mit seiner variablen Karosserie überzeugt. Den vierten Rang belegt der kleine Toyota RAV4 2.2 D-4D – trotz seines munteren Antriebs.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | BMW X3 2.0d | Land Rover Freelander TD4 | Mitsubishi Outlander 2.0 DI-D | Toyota RAV4 2.2 D-4D | |
---|---|---|---|---|---|
Summe | 5000 | 2940 | 2935 | 2889 | 2817 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 | 4 |