Audi Shooting Brake Concept: Der TT-Kombi, der nie kam
Anno 2005 schwamm der Audi TT auf der großen Erfolgswelle: Die erste Generation war eingeschlagen wie eine Bombe und der Nachfolger stand bereits in den Startlöchern. Es war eine Ära, in der sich kleine Sportcoupés sowie -cabrios noch prima verkauften. Und nicht wenige Hersteller erfanden stets neue Spielarten, den Spaßfaktor mit ein bisschen Alltagstauglichkeit aufzupeppen. Mazda brachte den RX-8 mit zwei winzigen, gegenläufig öffnenden Hintertüren. Mercedes fusionierte Cabrio und Coupé zum Stahldach-Roadster SLK und bei Renault schraubte man doch tatsächlich den Avantime als exklusives Van-Coupé zusammen.
Und was hatte Audi dem entgegenzusetzen? Die Ingolstädter Marke hatte sich allmählich als echte Premium-Adresse etabliert, deren besonderer Fokus auf den Kombis namens Avant lag. So musste dann irgendwann konsequenterweise die Idee reifen, auch den kleinen TT zum Praktiker umzufunktionieren. Auf der Tokyo Motor Show 2005, ein halbes Jahr vor der Präsentation der zweiten TT-Generation, war es dann so weit: Das Audi Shooting Brake Concept debütierte. Mit an Bord: Der frisch eingeführte Singleframe-Grill sowie die LED-Scheinwerfer, für deren Siegeszug Audi als Pionier mitverantwortlich war. Und natürlich die mehr oder weniger größere Kofferraumklappe.
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Der Audi Q3 (2025) im Video:
Das Audi Shooting Brake Concept war nicht nur Vorläufer der zweiten TT-Generation
Während die Studie wegen ihres verlängerten Dachs von schräg vorne etwas gewöhnungsbedürftig proportioniert ist, gelang dem Team um den damaligen Audi-Designchef Walter de Silva ein sehr harmonischer Übergang von der großen Heckscheibe hin zu den Scheinwerfern. Unweigerlich fragt man sich, wie viel Raum der Shooting Brake-Aufbau im Interieur tatsächlich freigeräumt hätte. Denn TT Nummer Zwei fiel tatsächlich deutlich länger und breiter aus als sein Vorgänger. Die damaligen Pressefotos geben über die Raumökonomie jedenfalls keine klare Antwort.

Dafür lässt sich klar erkennen, dass das Audi Shooting Brake Concept auch im Innenraum viel vorwegnahm, was später in den TT kam. Dazu gehört nicht nur die massive Mittelkonsole mit kurzem Schaltknauf. Auch das zur Person am Steuer geneigte Armaturenbrett mit Lüftungsausströmer in Düsen-Optik, das abgeflachte Multifunktionslenkrad und die Anordnung von Multimedia-Einheit und Klimaanlage finden sich annähernd 1:1 im 2006er TT wieder.
VR6, Allradantrieb und Hightech-Fahrwerk: Der TT-Kombi war ein echter Sportwagen
Unter dem Shooting Brake-Kleid dasselbe Spiel: Bestückt mit dem 250 PS (184 kW) starken 3,2-l-VR6 (Anfang und Ende des VR6-Motors bei VW) aus dem späteren TT 3.2 sowie Allradantrieb, rast das Audi Concept in nur sechs Sekunden auf Tempo 100. Eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h sind auch mit dem verlängerten Rücken kein Problem. In Sachen Straßenlage konnte das Kombi-Coupé die Magnetic Ride-Dämpfertechnik vorweisen. Es erlaubte den Dämpfern über ein magnetisches Öl, sich der jeweiligen Fahrsituation anzupassen. Die Wankbewegung in sportlich genommenen Kurven reduzierte sich dadurch deutlich.
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Doch statt auf der Autobahn landete das Audi Shooting Brake Concept in der Versenkung. Die Konzernmutter VW nahm die charmante Idee selbst in die Hand und entwickelte sie 2006 zum Iroc Concept weiter, das wiederum zwei Jahre später zum VW Scirocco III reifte. Aus Traditionssicht ergab dieser Schritt zwar durchaus Sinn, aber ein Sechszylinder geschweige denn Allradantrieb waren in der volkstümlicheren Lösung dann nicht mehr drin. Und Audi? 2014 versuchte man sich erneut – kurz vor der Präsentation der dritten TT-Generation – an einem Shooting Brake. Der Audi Allroad Shooting Brake kombinierte den TT-Flair nun zusätzlich mit Offroad-Look und Hybridantrieb. Dessen Serien-Pendant findet man heute (jetzt bitte stark sein) am ehesten im Q2.