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Audi Coupé 100 S/S2/quattro/TT: Classic Cars Vier klassische Audi-Coupés

Thomas Pfahl Leitender Redakteur Classic Cars
Inhalt
  1. Audi Coupé 100 S, S2, quattro und TT
  2. 100 Coupé S war kein wirtschaftlicher, aber ein Image-Gewinn
  3. Audi TT erinnert an die Konzerngeschichte
  4. Audi S2 mit Motorsport-Genen
  5. Allradantrieb machte Coupé zum Renner
  6. Technische Daten von 100 Coupé S, Coupé quattro, S2 und TT
  7. Fazit

Vier Coupés mit vier Ringen – zweitürige Sportwagen haben eine lange Tradition im Hause Audi. Bis heute buhlen sie mit ihrem Vorsprung durch Technik um die Gunst der Kundschaft. Classic Cars-Vergleich.

Die AUTO ZEITUNG brachte es 1975 auf den Punkt: "Schönheit rangiert vor Wirtschaftlichkeit", schrieb sie und bezog das unter anderem auf das Audi 100 Coupé S. Der hohe Kaufpreis war hinsichtlich der gefälligen Optik zu verzeihen. Das hat sich nicht geändert: Ob nach 20 oder 50 Jahren, jedes der Ingolstädter Coupés hat seine treuen Fans, die sich auch von teils hohen Unterhaltskosten nicht abschrecken lassen. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

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Audi 100 Coupe S/Porsche 924 Erst verspottet, dann geliebt

Coupé-Ikonen aus dem Hause Audi im Video:

 

Audi Coupé 100 S, S2, quattro und TT

Ein Coupé zu entwickeln, erscheint zunächst nicht schwer: Zwei Türen und ein schräges Heck machen aus jeder Limousine ein neues Modell. Denkt man. Soll das Auto jedoch die Kundschaft begeistern, sind die Designstudios gefragt: Die Italiener:innen hatten in den 60er-Jahren bereits ordentlich vorgelegt, OSI gar mit einer gelungenen Linienführung aus Fords biederem Taunus einen echten Hingucker gemacht. Deswegen wollte Audis damaliger Technikvorstand Ludwig Kraus nach dem 100 ein Coupé auf gleicher Basis durchboxen. Chefdesigner Hartmut Warkuss setzte die Vorgaben und Fantasien um und stellte ein überaus elegantes Fahrzeug auf die Räder. Dessen Familienzugehörigkeit ist erkennbar, aber nicht zu aufdringlich. Das Coupé ist kürzer, breiter und flacher als die Limousine.

Mit einer größeren Zylinderbohrung konnte der Hubraum auf 1871 Kubik gesteigert werden. Zusammen mit der neu konstruierten Abgasanlage und den zwei Fallstrom-Vergasern stieg die Leistung des 1100 Kilo leichten Coupés auf 115 PS (85 kW). Ab 1972 setzte man zugunsten des Abgasverhaltens auf einen einfachen Vergaser, die Leistung sank auf 112 PS (82 kW). In der Bedienung zeigte sich der Audi gegenüber seinen Mitbewerbern eher unauffällig. Er war nicht der Stärkste, aber komfortabel zu fahren. Er war nicht der Sportlichste, bot aber ein hohes Maß an Sicherheit. Er war nicht der Günstigste, hatte dafür aber ein starkes Servicenetz im schönen Rücken. Seine Familientauglichkeit wurde nie besonders hervorgehoben, dabei haben im Ingolstädter Coupé vier Mitfahrende und eine Menge Gepäck Platz.

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100 Coupé S war kein wirtschaftlicher, aber ein Image-Gewinn

Wer das Feeling der 70er-Jahre liebt, ist in diesem Audi bestens aufgehoben: Schmale Dachleisten und große Fenster lassen den Innenraum riesig wirken. Üppiger Chromzierrat außen und Holzdekor innen machen das Alter erlebbar. Unter der großen Motorhaube fällt nicht nur der weit vorne angebrachte Vierzylinder auf, sondern auch die innen, also am Getriebe, liegenden Bremsscheiben. Sie wanderten erst mit der Überarbeitung zum Modelljahr 1975 in die Räder. Dazu mussten sie verkleinert werden, lagen nun aber nicht mehr im Gefahrenbereich möglicher Ölnebel. Auch wenn das Coupé nicht als wirtschaftlicher Erfolg verbucht werden konnte, so blieb doch der Imagegewinn: Audi war wieder da! Das macht sich noch heute in den gegenüber der Limousine deutlich höheren Liebhaberpreisen für den Zweitürer bemerkbar.

Nach einem Zeitsprung über fast drei Dekaden landen wir im TT Coupé: Die hohe Gürtellinie und sein dunkles Interieur stehen im völligen Gegensatz zum betagten Coupé, zollen aber dem Zeitgeist Tribut. Man verschmilzt mit dem Auto, dazu tragen die ausgeformten Sitze ihren Teil bei. Der Blick nach hinten verrät, dass der TT in einer ganz anderen Liga spielt: Es ist zwar eine Rückbank vorhanden, diese sollte aber maximal von Kindern besetzt werden. Sucht man nach Gemeinsamkeiten, fällt sofort die Tachoeinheit mit insgesamt vier Rundinstrumenten auf. Lassen die runden Luftdüsen im TT auch vermuten, dass es sich hier um Retrodesign handelt, so wird schnell klar: Das 100 Coupé war nicht das Vorbild. Gleiches gilt für die Frontpartie. Der leicht bauchige Kühlergrill wird beim TT deutlich zierlicher interpretiert. Nur die runden Linsen hinter den Scheinwerfer-Abdeckungen könnten als Reminiszenz an die markanten Doppelscheinwerfer des 100 verstanden werden.

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Audi TT erinnert an die Konzerngeschichte

Der TT basiert auf der Konzernplattform, ist aber von vorne bis hinten ein eigenständiges Modell. Er trägt zwar einen großen Namen, der an die glorreiche NSU-Vergangenheit anknüpft, ist konzeptionell aber komplett anders ausgelegt als das Heckmotor-Fahrzeug der 60er-Jahre. Als Basisversion konnte der "neue TT" neben dem 224 PS (165 kW) starken quattro-Modell auch als 1.8T mit 180 PS (132 kW) und Vorderradantrieb geordert werden. In ersten Tests wurde das zu komfortabel ausgelegte Fahrwerk bemängelt, während die direkte Lenkung viel Lob einheimste. Zumindest bei trockenem Wetter haben die angetriebenen Vorderräder überraschend wenig Probleme, die Leistung auf den Asphalt zu bringen. Bei Regen sieht das anders aus, hier ist das quattro-Modell klar im Vorteil.

Etwas tückisch zeigte sich die erste Generation: Das neutrale Fahrverhalten wechselte in schnell gefahrenen Kurven plötzlich in ein heftiges Übersteuern, was zu einigen Unfällen führte. Mit dem aufgesetzten Heckspoiler und einem optimierten Fahrwerk konnte die Gefahr minimiert werden. Der Beliebtheit des TT tat die Rückruf-Aktion auf Dauer keinen Abbruch, wie seine lange Bauzeit in mittlerweile drei Generationen beweist. Wie schon das 100 Coupé S ist auch der unter Designchef Peter Schreyer entstandene TT ein hübsch anzusehender Zweitürer. Fahrerisch liegen Welten zwischen TT Coupé und 100 Coupé S – hier der filigrane Oldie, da das flinke Wiesel. Zwischen den beiden Coupés gab es immerhin zwei weitere Generationen, die extrem wichtig für Audi waren. Größen- und damit auch klassenmäßig etwa bewegt sich das S2 Coupé noch über dem TT. In diesem Fall war es der Audi 80, aus dem die Verantwortlichen in Ingolstadt eine ganze Modellfamilie kreierten.

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Audi S2 mit Motorsport-Genen

Das rundliche Design entstand wie beim ersten Coupé unter der Leitung von Hartmut Warkuss. Der 1986 vorgestellten Audi 80 Limousine vom Typ B3 (Typ 89) folgten der luxuriöse 90 und das Coupé; mit der Einführung des B4 rundeten Avant und Cabrio die Modellpalette ab. 1990 wurde dem zwei Jahre zuvor präsentierten Coupé ein 220 PS (162 kW) starker Ableger zur Seite gestellt, das S2 Coupé. Das Topmodell gab es ausschließlich mit Allradantrieb und dem 2,2 Liter großen Fünfzylinder mit 220 (162 kW), später 230 PS (169 kW). Ein Vorserienmodell war in Zusammenarbeit mit der Firma Schmidt Motorsport (SMS) entstanden, die auch als Rennteam für Audi auftrat. Und so sieht man dem bullig auf dem Asphalt stehenden Auto seine Ambitionen nicht nur an, man spürt sie auch: Trotz allen Komforts ist der turbogeladene S2 ein echter Sportwagen.

Das Dreispeichen-Lenkrad und die weißen Instrumentenfolien stammen unverkennbar aus den 90er-Jahren. Der Klang des Reihenfünfzylinders weiß zu begeistern, sobald er gefordert wird. Mit der zuschaltbaren Differentialsperre geht auf schlüpfrigem Untergrund kaum Grip verloren, der S2 stürmt vehement nach vorne. Und genau das sollte er auch: Der Coupé-Verkauf verlief nicht ganz wie gewünscht, das Topmodell sollte das Interesse wieder wecken. Das Kürzel S2 erinnert nicht von ungefähr an den legendären Sport quattro S1. Der Antriebsstrang stammt im Wesentlichen aus dem Rallye-Boliden, wurde aber für das Straßenauto domestiziert. Und so ist der S2 doch näher dran am Audi 80, als man es ihm mit seiner rundlichen Form vielleicht ansieht.

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Allradantrieb machte Coupé zum Renner

Audis einziges Coupé, das einfach nur Coupé heißt, basiert direkt auf dem B2 Typ 81. Audi griff 1980 das bewährte Prinzip auf: Das Auto ähnelt der Limousine, ist aber ein eigenständiges Fahrzeug. Dem fertig entwickelten Modell mit Vorderradantrieb wurde von Anfang an der pausbäckige quattro zur Seite gestellt, der mit permanentem Allradantrieb gerade die Motorsportfans begeisterte. 1984 war der quattro-Antrieb dann auch im schmalen Coupé zu haben, das somit zum B2 Typ 85 wurde. In unserem Allrad-Fotoauto katapultieren 136 PS (100 kW) aus dem 2,2 Liter großen Fünfzylinder das Coupé bis auf maximal 202 km/h. Mit Kat waren 120 PS (88 kW) respektive 191 km/h möglich. Über einen Drehschalter kann der:die Fahrer:in zunächst das hintere, bei Bedarf zusätzlich auch das mittlere Differential sperren – Traktion ist kein Thema. Wie die anderen Coupés ist auch dieser Audi ein typischer Vertreter seiner Zeit: Kantig musste es in den frühen 80ern sein, das Cockpit war in erster Linie funktional. Bleibt die Erkenntnis: So unterschiedlich die Coupés mit den vier Ringen sein mögen, so sehr verkörpert doch jedes für sich den jeweiligen Vorsprung durch Technik.

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Technische Daten von 100 Coupé S, Coupé quattro, S2 und TT

Technische DatenAudi 100 Coupé SAudi TT Coupé
MotorR4R4
Hubraum1870 ccm1781 ccm
Leistung112 PS180 PS
Maximales Drehmoment160 Nm235 Nm
GetriebeViergangFünfgang
AntriebVorderradVorderrad
0-100 km/h11,5 s8,1 s
Höchstgeschwindigkeit179 km/h228 km/h
Leergewicht1100 kg1240kg
L/B/H in mm4398/1729/13444041/1764/1346
Bauzeit1970-19761998-2005
Stückzahl30.68772.631
Preis17.415 Mark (1975)52.800 Mark (1998)
Technische DatenAudi S2 CoupéAudi Coupé quattro
MotorR5, TurboR5
Hubraum2226 ccm2226 ccm
Leistung220 PS120 PS
Maximales Drehmoment309 Nm170 Nm
GetriebeFünfgangFünfgang
AntriebAllradAllrad
0-100 km/h7,5 s9,6 s
Höchstgeschwindigkeit244 km/h191 km/h
Leergewicht1420 kg1200 kg
L/B/H in mm4401/1716/13754421/1682/1350
Bauzeit1990-19961984-1987
Stückzahl73707499
Preis72.450 Euro44.375 Mark (1987)

 
Thomas Pfahl Thomas Pfahl
Unser Fazit

Zweimal Allrad-, zweimal Vorderradantrieb, zwei Vier-, zwei Fünfzylinder: Ein Vergleich der Audi-Coupés wird zum Vergleich der Konzepte. Mit dem wenig überraschenden Ergebnis, dass jedes Auto für sich gesehen ein echter Charaktertyp ist – der Oldtimer, die beiden Sportler, der Alltags-Klassiker. Mit Fünfzylinder und quattro-Antrieb vereint insbesondere das Typ-85-Coupé die Innovationen in sich, für die Audi bis heute steht, und verzichtet dabei auf weitere technische Spielereien. Hinzu kommt, dass das Coupé an den legendären Ur-quattro erinnert, ohne preislich in dessen abgehobenen Sphären unterwegs zu sein. Also: Wer heute noch ein adäquates Exemplar entdeckt, sollte unbedingt zuschlagen!

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