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Geht auch ganz einfach:

Neuer Rolls-Royce Phantom VIII (2018): Testfahrt Parallelwelt im neuen Phantom

Thomas Geiger Freier Mitarbeiter
Inhalt
  1. Erste Testfahrt im neuen Rolls-Royce Phantom (2018)
  2. Phantom-Passagiere von Realität abgekoppelt
  3. "Gallery"-Kunst im Rolls-Royce Phantom (2018)

Auch wenn der neue Rolls-Royce Phantom VIII (2018) einem sehr vertraut vorkommt, die Briten haben ihre Luxuslimousine von Grund auf entwickelt – wie die erste Testfahrt in der Sänfte durch die Schweiz zeigt.

Für Designchef Giles Taylor ist der neue Rolls-Royce Phantom (2018) ein Kunstwerk auf Rädern, für Markenvorstand Torsten Müller-Ötvös schlicht ein Meisterstück. Doch so ein banaler Begriff wie "Auto" kommt den beiden nur widerwillig über die Lippen. Das liegt nicht nur daran, dass sich die Luxuslimousine bei Preisen ab 446.250 Euro für die Standard- und ab 535.500 Euro für die um noch einmal 22 Zentimeter gestreckte Langversion auf dem Niveau von Immobilien bewegt, sondern vor allem daran, dass die mit ihren 92 Jahren älteste und mit ihren königlichen Weihen berühmteste Limousine der Welt selbst respektable Prunkwagen vom Schlage eines Maybach oder Bentley gewöhnlich wirken lässt. Genau wie der Bugatti Chiron unter den Sportwagen ist der neue Rolls-Royce Phantom (2018) unter den Luxuslinern nicht von dieser Welt und wirkt deshalb beinahe wie eine Fata Morgana – selbst wenn er sich ausnahmsweise mal nicht in den Emiraten materialisiert, sondern zur ersten Testfahrt durch die vergleichsweise kleinbürgerliche Schweiz startet. Dieses Unwirkliche gehört zum Wesen eines Rolls-Royce wie die legendäre Kühlerfigur, die aus Knopfdruck aus den Tiefen des silbernen Tempels auftaucht, den der Phantom vor der breiten Brust trägt wie ein Herrscher seinen glänzenden Harnisch.

Rolls-Royce Phantom (2018) im Video:

 
 

Erste Testfahrt im neuen Rolls-Royce Phantom (2018)

So präsent der neue Rolls-Royce Phantom (2018) mit seinem rundherum neuen und trotzdem fast schon gefährlich vertrauten Design ist, so weit entrückt ist man der Welt, wenn man erst einmal hinter den wie immer gegenläufig angeschlagenen Türen Platz nimmt. Kein Mucks dringt mehr nach drinnen, so gründlich haben die Entwickler die Karosserie mit zwei Zentnern Dämmstoffen gepolstert, so dick ist das Isolierglas in allen Fenstern und so weich sind die speziell ausgeschäumten Reifen. Und ob der Phantom jetzt schwebt oder sich doch noch auf dem Boden der Tatsachen bewegt, kann man kaum noch ermessen. So sänftengleich arbeitet die Luftfederung, die mit ihren Kameras die Straße liest und sich deshalb schon im vorauseilenden Gehorsam auf alle Eventualitäten einstellt. Auf Wolken gebettet und in Watte gepackt – so fährt man im neuen Rolls-Royce Phantom (2018) in seiner eigenen Welt und ist für die Realität erst einmal verloren. Selbst der Motor hat etwas Magisches: Seine Existenz ist eher zu erahnen, denn zu fühlen oder gar zu hören. Dabei muss der auf Turbotechnik umgestellte Zwölfzylinder mit seinen 6,75 Litern Hubraum kräftig arbeiten, um den mit seinen standardmäßig 5,76 und "extended" 5,98 Metern nicht nur endlos langen, sondern bei rund 2,6 Tonnen auch sehr schweren Luxuslimousine in 5,3 Sekunden auf Tempo 100 zu wuchten und ihn erstmalig auf 250 km/h zu beschleunigen. Doch wenn der Chauffeur auch nur ein bisschen Feingefühl im Fuß hat, dann erledigen die 571 PS und mehr noch die imposante, weil jetzt vom Leerlauf aufwärts abrufbaren 900 Newtonmeter ihre Arbeit so majestätisch und mühelos, dass man fast an die Erfindung des Beamen glauben möchte.

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Phantom-Passagiere von Realität abgekoppelt

Deshalb ist auch der Lockruf des Lenkrads im neuen Rolls-Royce Phantom (2018) allenfalls ganz leise zu hören. Während man sich in jedem anderen Auto danach sehnen würde, solch eine Kraft selbst zu entfesseln, wird das Fahren im Phantom zu einer Nebensache. Sie gewinnt auch dann nicht an Reiz, wenn Chefingenieur Robert Kahlenberg von der neuen Allradlenkung schwärmt, mit der man selbst die Langversion mühelos vor verwinkeltste Hotelportale rangieren kann. Daran möge sich bitte ein dienstbarer Geist erfreuen, genauso wie an dem ebenso zeitgemäßen wie stilbrechenden Digitalcockpit oder der dafür um so faszinierenderen Panorama-Kamera auf dem versenkbaren Infotainment-Bildschirm daneben, die das Auto aus allen Blickwinkeln zeigt. Während der Chauffeur den Anschuss zur Realität hält, taucht man im Heck tief ein seine eigene Welt. Die Füße versinken im knöcheltiefen Flies, aus dem sich auf Knopfdruck eine entspannende Raste erhebt. Der Rücken reibt sich an wunderbar weichem Leder, das wärmt und wie die erfahrenen Hände eines weisen Masseurs knetet. Für die Langversion gibt es nun Liegesessel wie in der First Class eines Flugzeugs. Und wer sich nicht allein an Lack und Leder sattsehen möchte, der lässt hinter den elektrisch ausfahrbaren Arbeitstischen an der Rücklehne der Vordersitze zwei große Bildschirme hervorsurren. So modern ist das Palastleben im neuen Rolls geworden – selbst wenn es in mehr als fünf Jahren Entwicklungszeit offenbar doch nicht für Touchscreens gereicht hat. Genauso dankbar nimmt man allerdings zur Kenntnis, dass einige Traditionen den Wechsel in die achte Phantom-Generation überdauert haben. Natürlich gibt es noch ein gekühltes Barfach in der Lücke zwischen den beiden Sitzlehnen. Selbstredend haben die Briten noch ein zweites Fach mit Raumtemperatur für Whiskey oder Cognac samt passender Schwenker. Und wie eh und je steuert man die Klimaanlage im neuen Rolls-Royce Phantom (2018) mit wunderbar anachronistischen Rändelrädern für die Temperatur sowie den traditionellen Orgelzügen für den Luftstrom. Selbst die LED-Beleuchtung der riesigen Schminkspiegel hat ein fast kerzenwarmes Licht, weil das einfach schöner aussehen lässt.

 

"Gallery"-Kunst im Rolls-Royce Phantom (2018)

Sogar mit der größten Neuerung im Rolls-Royce Phantom (2018) schlagen die Briten die Brücke in die Vergangenheit: Was Designchef Giles Taylor die "Gallery" nennt, ist nichts anderes als die Fortführung der Hofmalerei mit modernen Mitteln. Schließlich können auf dieser Freifläche in der Armaturentafel Künstler und Kunsthandwerker ihrer Kreativität freien Lauf lassen und einen Streifen von etwa 20 mal 80 Zentimetern nahezu grenzenlos gestalten. "Das kann sich nur eine Firma wie Rolls-Royce erlauben", schwärmt Müller-Ötvös. Schließlicht braucht man dafür einerseits eine Produktion mit eher kleinen Stückzahlen und andererseits Kunden mit einem großen finanziellen Spielraum. Dann kann sich die mit 12.000 Stunden ohnehin schon fast biblische Fertigungszeit auch einmal um einige Wochen verlängern. Und bei Aufpreisen auf dem Niveau eines Kleinwagens zucken die Kunden nicht einmal mit der Wimper, wenn sie dafür ein einzigartiges Cockpit mit konservierten Pfauenfedern, mit einer dreidimensionalen Goldstruktur ihrer eigenen DNA, mit Porzellanrosen aus Nymphenburg oder mit dem Sonnensystem aus Gold und Edelstein bekommen. Da wirken die beispielsweise auf das persönliche Sternbild programmierbaren 1200 Leuchtpunkte im Himmel fast schon gewöhnlich. Eine neue Plattform, ein neuer Motor, eine neue Elektronik, ein neues Design und ein neues Ambiente – abgesehen von der Spirit of Ecstasy, den anachronistischen Halteschlaufen und den Schminkspiegeln hat der neue Rolls-Royce Phantom (2018) nicht viel vom Vorgänger übernommen hat. Am Anspruch ändert das natürlich nichts: Wie schon bei der Premiere des allerersten Phantoms im Jahr 1925 gibt es auch für die neue Luxuslimousine nur ein Ziel, sagt Firmenchef Torsten Müller-Ötvös. Der Phantom verteidigt seinen Ruf als das beste Automobil der Welt.

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