Mercedes 560 SEL und Mazda 626 LX Mercedes 560 SEL und Mazda 626 LX
Vor 30 Jahren bescherte uns Mercedes in der S-Klasse Innovationen wie den Airbag. Und der Mazda 626 siegte als erster Japaner in einem Vergleichstest
Das Handy war ebenso wenig erfunden wie der DVD-Player. Der Takt der Innovationen raste Anfang der 80er Jahre noch nicht ganz so atemraubend wie heute. Autointeressierte, die technisch auf dem Laufenden bleiben wollten, hatten es ohnehin einfacher: Sie mussten im Prinzip die Entwicklung der Mercedes S-Klasse aufmerksam verfolgen – die Stuttgarter Ingenieure zeigten bei ihrem Technologieträger verlässlich, was machbar und in der Serie umsetzbar war. Das galt auch für die Baureihe W126, die 1979 präsentiert wurde und die 80er Jahre prägte. Die S-Klasse war schlicht das beste Auto der Welt – allen Bemühungen von BMW oder Rolls-Royce zum Trotz.
Diese von Bruno Sacco mit der leisen Autorität eines großen Entwurfs eingekleidete Limousine machte nicht nur Eindruck, ohne sich ums Eindruckmachen zu bemühen. Sie hob vielmehr die schon zuvor gewiss nicht geringen Bemühungen von Mercedes, Komfort und Sicherheit im Höchstmaß zu bieten, auf eine neue Stufe. So war von Juli 1981 an als Sonderausstattung ein Fahrerairbag lieferbar. Er kostete in Kombination mit Gurtstraffern für den Beifahrer 1525 Mark und 50 Pfennige und versetzte die damals als hochnäsig verschrieenen Verkäufer in die angenehme Lage, ihre noch nicht um zweistellige Rabatte feilschenden Kunden mit einem weltexklusiven Extra beeindrucken zu können.
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Auch ohne Airbag, den sich längst nicht jeder Käufer leistete, galt der W126 von Beginn an als zuverlässiger, vom ersten Türenschließen an Vertrauen einflößenderBegleiter auf dem Weg von Termin zu Termin.
250 IN FEINEM VELOURS
Unterwegs rauschte der S-Klasse-Eigner, sei er nun Manager, Anwalt oder erfolgreicher Handwerker, an vielen braven Mittelklasse-Limousinen vorbei. Die eine oder andere blinkte er sicher auch mal aus dem breiten Velourssitz heraus von der linken Spur, um dann wieder auf 250 km/h zu beschleunigen. Dieses Tempo erreichte das Topmodell 560 SEL in der katalysatorlosen ECE-Version mit 300 PS.
Heute haben die Top-Benziner der Luxusklasse fast doppelt so viel PS, und in der Mittelklasse sieht die Entwicklung noch rasanter aus. Mit 80 PS zum Beispiel galt das Basismodell des zweiten Mazda 626, der japantypisch nur kurze vier Jahre zwischen 1983 und 1987 gebaut wurde, als anständig motorisiert. Ein Fünfganggetriebe brachte die Kraft an mit 165er Reifen schmal besohlte Vorderräder, die sich bei geringem Tempo nur mit hohem Krafteinsatz aus der Geradeausstellung kurbeln ließen. Eine Servolenkung blieb dem Zweiliter-626 mit 100 PS vorbehalten.
EIN SIEG ALS SENSATION
Dieses Zweiliter-Modell sorgte im Winter 1983 für helle Aufregung in den Vorstandsetagen konkurrierender Autofirmen. Im Rahmen eines Europa-Pokal genannten Mammut-Vergleichstests nämlich war der Mazda 626 GLX in einer Vorrunde gegen einen Volvo 360 GLS, einen Honda Accord EX und einen Mercedes 190 angetreten.
Nach ausgiebigen Test- und Messfahrten, nach Auswertung von Ersatzteilpreisen und Unterhaltskosten muss es in der Testabteilung sehr still geworden sein. Denn der Mazda setzte sich mit 336 Punkten nicht nur klar vom Honda (306 Punkte) und vom Volvo 360 ab (282 Punkte). Nein, er verwies den Mercedes 190 auf den undankbaren zweiten Platz, denn der damals kleinste Daimler sammelte in den seinerzeit sechs Wertungskapiteln nur 310 Zähler. Konnte das sein? Japanische Autos hatten nie zuvor einen Vergleichstest gewonnen. Sie hatten bis dahin als graue Mäuse gegolten, die ihre Attraktivität überwiegend aus großer Zuverlässigkeit, umfangreicher Ausstattung und günstigen Preisen bezogen.
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Die Test-Mannschaft prüfte und prüfte, fahndete nach Rechenfehlern und falsch übertragenen Daten, doch das Ergebnis war hieb- und stichfest und wurde veröffentlicht.
Im Test-Fazit lobte der Autor den Mazda nicht nur für seine üppige Ausstattung und den günstigen Preis von damals 17 390 Mark. Er hob auch das gute Platzangebot, die funktionelle Bedienung, das sichere Fahrverhalten sowie die guten Fahrleistungen bei niedrigem Verbrauch hervor.
RADKAPPEN. SONST NICHTS
Vielleicht ermutigte das manchen Leser zum Kauf eines Mazda 626, jedenfalls avancierte der zwischen 1983 und 1986 zum absoluten Bestseller und ließ wohl kaum einen Käufer jemals im Stich. Einen 50 000-Kilometer-Dauertest absolvierte ein 626 GLX 2.0 bei der AUTO ZEITUNG jedenfalls mit bravouröser Zuverlässigkeit, die auch Leser Ludwig Petry nach 40 000 Kilometern bgestätigen konnte: „Einziges Vorkommnis: Während der Fahrt haben sich plötzlich in einer Kurve zwei Radkappen verabschiedet.“ Mehr war nicht.
Glänzende Radkappen trägt auch unser Fotomodell, ein grüner Fließheck-626 mit plüschigen Sitzbezügen, recht praktischen Bedientasten rund ums Lenkrad und einer Schaltung, die knackigfrisch Lust macht auf eine Tour. Die wäre auch eine Verlockung im grauen 560 SEL – gern auch hinten rechts mit ausgestreckten Beinen. Die Tür fällt schwer ins Schloss, das V8-Kraftwerk murmelt los. Wie viele Kilometer hat wohl Kanzler Kohl in einem W126 zugebracht – und wie viele im dicken Nachfolger, der doch besser zu ihm passte? Entspannte Kilometer waren es auf alle Fälle – mit Stil und Sicherheit. Michael Harnischfeger
Technische Daten | Mazda 6626 LX |
Mercedes 560 SEL |
Motor | 4-Zylinder, Reihe, 2-Ventiler |
V8-Zylinder, 2-Ventiler |
Hubraum | 1587 cm³ | 5547 cm³ |
Leistung | 59 kW / 80 PS | 220 kW / 300 PS |
Max. Drehmoment | 121 Nm | 455 Nm |
0-100 km/h | 11,0 s | 7,2 s |
Getriebe | 5-Gang-Getriebe | 4-Gang-Automatik |
Antrieb | Vorderrad | Hinterrad |
Höchstgeschwindigkeit | 178 km/h | 250 km/h |
Länge/Breite/Höhe | 4430/1690/1350mm | 5135/1820/1434mm |
Radstand | 2510 mm | 3070 mm |
Leergewicht | 1030 kg | 1735 kg |
Preis (1986) | 18 200 Mark | 122 094 Mark |
Fazit
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | 4-Zylinder, Reihe, 2-Ventiler |
Hubraum | 1587 |
Leistung kW/PS 1/Min | 59/80 5500 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 121 3800 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 5 Gang manuell |
Antrieb | Vorderrad |
Fahrwerk |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1030 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 11 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 178 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | k.A. |
EU-Verbrauch | k.A. |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |