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Geht auch ganz einfach:

Historie: quattro GmbH und Audi Starke Tradition

Das Besondere schaffen: Einen Serien-Audi veredeln, exklusive Accessoires designen und schließlich ganze Autos selbst bauen, natürlich immer mit Allradantrieb – das ist die Erfolgsgeschichte der quattro GmbH. Seit 30 Jahren unterwegs auf allen vieren. Historie

Audi und Lifestyle: Was man heute mit einem kopfnickenden "Das passt!" quittiert, hat manch einem Autofan 1983 allenfalls ein müdes Lächeln abgerungen. Damals knabberte man noch am Hosenträger-Image der frühen Jahre. Zwar waren es Autos vom Schlag eines Audi 80 der ersten Serie, die vorgemacht haben, welches Potenzial in der konzernweiten Nutzung einer vorhandenen Plattform liegt. Doch zu Beginn der 80er wurde es Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen.

Audi fiel innerhalb des Konzerns die Rolle des Schrittmachers zu. Hier sollten – so die Vision – im Premiumsegment neue Technologien Einzug halten, die ihre Strahlwirkung auf alle Produkte unter dem Dach der VW-Audi-Gemeinschaft entfalten sollten. Der neu entwickelte quattro-Antrieb bewies, dass das Konzept aufging. 1980 preschte der Audi quattro, heute der "Ur-Quattro" für die Fans, auf die Straßen. Mit Fug und Recht darf man behaupten, dass Audis Allrad-Geniestreich mit 11.452 gebauten Exemplaren der erste erfolgreich lancierte Sportwagen mit permanentem Allradantrieb war. Schnell kam er zu Rallye-Einsätzen.


Audis kleine Edelschmiede für Individualisten


Auf der IAA 1983 präsentierte man dann den "Kurzen", wie der Sport quattro intern liebevoll genannt wurde, der Öffentlichkeit. Lediglich 214 Stück baute man von Ende 1984 bis etwa Mitte 1985, um die Homologationsvoraussetzungen für ein Gruppe B-Fahrzeug zu erfüllen. Von nun an sollte das Wörtchen "quattro" zu einer Konstante im Audi-Angebot werden. Doch man dachte schon einen Schritt weiter: Mit dem guten Namen quattro, den man selbst erfunden hatte, sollten künftig auch Exklusivität und eben auch Lifestyle einhergehen.

So arbeitete man ab 1983 in der frisch gegründeten quattro GmbH an schickem Design für Geldbörsen, entwickelte hochwertige Fahrräder, Funktions-Textilien und weitere Accessoires. Außerdem individualisierten die Designer und Techniker die Autos mit den vier Ringen: Egal ob besondere Lackierungen, Innenausstattungen oder Sound-Pakete: Die quattro GmbH machte schon früh vieles möglich. Heute gibt es im Programm von "Audi exclusive" ein breit gefächertes Angebot, welches bereits viele Kundenwünsche erfüllt, doch das Team von Audi exclusive arbeitet ständig an Sonderserien in kleinen Auflagen und schnürt auch jenen Kunden individuelle Pakete, die noch darüber hinausgehen wollen.

2012 individualisierte die quattro GmbH pro Jahr etwa 160.000 Fahrzeuge – mehr als zehn Prozent aller weltweit verkauften Audi. Und die Zahlen sollen noch weiter steigen. Gerade in den wichtigen neuen Absatzmärkten Russland und China sind die individuellen quattro-Modelle hoch geschätzt.

Der gute Ruf der quattro GmbH beruht aber bei den Kunden weniger auf diesen exklusiven Sonderserien oder auf Portemonnaies in noch so schönem Design – die Fans schauen lieber auf die Spaß versprechenden Logos wie das schlichte "RS". Und ein solches Auto war die Initialzündung für den Autobau bei der quattro GmbH. 1994 brachte Audi den RS 2 Avant – einen Boliden mit 315 PS aus 2,2 Litern Hubraum. Der in 2891 Exemplaren gebaute Edel-Kombi entstand in Zusammenarbeit mit Porsche:

Die Zuffenhausener tunten den Audi-Fünfzylinder, gönnten dem RS stärkere Bremsen, garnierten ihn mit Anbauteilen im Porsche-Stil und bereiteten so den Boden für die ambitionierten Pläne der Neckarsulmer quattro GmbH. Mit dem S6 plus wagte sich die kleine Talentschmiede im großen Audi-Konzern 1996 auf die Bühne der Automobilhersteller. Die internationale Kennung des neuen Herstellers in der Fahrzeugidentifikationsnummer: WUA.


Kraft im Kombi: Die Avant-Modelle begeistern die Kunden


Der erste eigene Wagen der quattro GmbH trat dezenter auf als der RS 2 drei Jahre zuvor. Keine extravagant geformten Spiegel, keine auffälligen Front- oder Heckschürzen. Am Lack aber konnte man den S6 plus sofort erkennen: Ab Werk hüllte sich der starke Neckarsulmer in markante Außenlackierungen wie etwa Nogaroblau Perleffekt oder Misanorot Perleffekt. Weiteres Merkmal: die Avus Sechsspeichen-Felgen in 8 x 17 Zoll. Innen hatte der Kunde die Wahl zwischen vier exklusiven Innenausstattungen. Außerdem blickte er auf einen Tacho, der bis 300 km/h reichte. Bis 277 km/h konnte der S6 plus effektiv stürmen, doch bei 250 km/h war er abgeregelt.

Der Motor mit der internen Kennung AHK war ein 90-Grad-V8, den die quattro GmbH aus einem bereits bestehenden V8 weiterentwickelt hatte. Der permanente quattro-Antrieb verfügte bereits über ein selbstsperrendes Torsen-Mittendifferenzial in Verbindung mit einer elektronischen Differenzialsperre (EDS), was dem S6 plus entscheidende Vorteile bei der Traktion brachte. Sicherlich etwas überraschend für alle entschieden sich die weitaus meisten Kunden für die Avant-Version: Bis 1997 baute die quattro GmbH 855 Kombis – aber nur 97 Limousinen. 1998 nahm Werner Frowein das Ruder in die Hand. Unter ihm entwickelte sich die quattro GmbH weiter, hielt den Technologie-Vorsprung und baute ihre Sportaktivitäten aus.


Große Erfolge mit dem traditionsreichen Kürzel RS


Das nächste wichtige Modell in der quattro GmbH-Historie war der RS 4, der 1999 vorgestellt wurde (Marktstart: 2000) und ausschließlich als Avant angeboten wurde – und endlich stand nun auch "RS" an Kühlergrill und Heck. Vollkommen zu Recht: Denn diese zwei Buchstaben verhießen traditionell Leistung. Und davon hatte der erste RS 4 eine ganze Menge: Der Biturbo-V6 mit knapp 2,7 Liter Hubraum verwöhnte mit 380 PS und war damit zu seiner Zeit der stärkste Serien-Audi überhaupt. Über 6000 Exemplare wurden in Neckarsulm hergestellt – etwa doppelt so viele wie ursprünglich geplant, denn die Nachfrage überstieg die Erwartung bei Weitem. Es zeigte sich: Audi war mit seinen leistungsstarken Modellen aus der quattro-Schmiede im Segment der Premium-Hersteller angekommen. Der RS 4 war das Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Cosworth Technology Ltd. Nur wenige Jahre nach dem Start des Automobilbaus bei der quattro GmbH war so ein wichtiges Ziel erreicht. Aber die Planungen reichten schon deutlich in das neue Jahrtausend hinein.

2002 brachten die Ingenieure der quattro GmbH den RS 6 hervor. Er ist bis heute das wohl wichtigste Standbein des Unternehmens, denn der inzwischen in der dritten Modellgeneration laufende Wagen übertrifft regelmäßig die Verkaufserwartungen. Die erste Variante des RS 6 leistete 450 PS aus einem 4,2-Liter-V8-Biturbo. Etwas später lancierte Audi noch die 480-PS-Version, den RS 6 plus, den es nur als Avant zu kaufen gab. Zwischen 2002 und 2004 verließen über 8000 RS 6 die Werkshallen. Wieder setzte man auf das Konzept des unauffälligen Muskelmanns: Nach außen hin gab sich der RS 6 wie ein Geschäftsmann im Anzug, doch unter dem feinen Zwirn steckten drahtige Muskeln, die den etwa 1,8 Tonnen schweren Audi mühelos in 4,7 Sekunden auf 100 km/h katapultierten.

Auch die zweite Baureihe war erfolgreich unterwegs, und die dritte ist gerade mit tiefgreifenden Verbesserungen viel versprechend gestartet. Doch seit dem Erscheinen des Oberklasse-Sportlers hat sich viel getan in der quattro GmbH. Nicht mehr nur eine Baureihe machte die Musik, inzwischen ist es eine ganze Modellpalette. Offen fahren in einem RS? Kein Problem. 2006 schuf die quattro GmbH das Frischluftvergnügen in der Leistungsgesellschaft mit dem RS 4 Cabrio als dritte Variante der 2005 gestarteten zweiten RS 4-Generation. Technik-Highlight: erstmals optionale Kohlefaser-Keramik-Bremsen.


Heute: Mehr Vielfalt, mehr Leistung, mehr Effizienz


Kurze Zeit später betrat dann der wohl außergewöhnlichste Audi der neueren Firmengeschichte die Weltbühne des Automobils: 2006 präsentierte Audi den serienreifen R8, der bis heute in einer Manufaktur der quattro GmbH gefertigt wird – ein Supersportwagen mit Mittelmotor und Aluminiumkarosserie in Audi Spaceframe-Technologie.

Die technischen Daten und die Fahrleistungen sind beeindruckend, doch viel wichtiger ist bei diesem quattro-Produkt das Fahrerlebnis, das die Faszination eines Rennsportwagens auf die Straße bringt. In der limitierten Version R8 GT (2010) leistete ein 5,2-Liter-Aggregat mit zehn Zylindern in V-Form 560 PS und beschleunigte den Wagen von null auf 100 km/h in 3,6 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 320 km/h. Technische Finessen wie die Voll-LED-Scheinwerfer und das adaptive Dämpfungssystem "magnetic ride", das die Viskosität des Dämpferöls elektro-magnetisch beeinflusst, zeigen, wie viel Ingenieurskunst die quattro GmbH in ihre Autos einfließen lässt.

Neben sportlichen Limousinen und Kombis sowie dem Supersportwagen R8 stieß die quattro GmbH in immer neue Segmente vor. Ein Beispiel: der kompakte RS 3 Sportback. Er setzte auf Effizienz und begnügte sich mit nur wenig mehr als neun Liter Benzin pro 100 km – bei 340 PS Leistung. Neben den bereits genannten Modellen umfasst Produkt-Portfolio der quattro GmbH heute nicht weniger spannende Modelle, wie den TT RS, den RS 3 der dritten generation und nicht zu vergessen den RS 5 als Coupé und Cabriolet. Aktuell haben die Neckarsulmer den lukrativen Markt der SUV für sich entdeckt: Der in Genf präsentierte RS Q3 rollt nun bald zu den Händlern und rundet so die Modellpalette auch in diese Richtung ab, während der RS 7 Sportback das aktuelle Topmodell unter den RS darstellt. Audi und Lifestyle? Das passt. Vor allem, wenn es ein feiner Allrad-Audi von der quattro GmbH ist. Wer auch immer vor 30 Jahren daran gezweifelt hat – er dürfte inzwischen hinzugelernt haben.

Thorsten Elbrigmann

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