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Geht auch ganz einfach:

M340i/AMG C 43: Vergleichstest AMG will die Mittelklasse-Krone

Michael Godde Leitung Test & Sonderaufgaben
Inhalt
  1. BMW M340i & Mercedes-AMG C 43 im Vergleichstest
  2. Motor/Getriebe: BMW-Motor wirkt routinierter
  3. Fahrdynamik: Mercedes-AMG überholt BMW
  4. Fahrkomfort: BMW findet guten Kompromiss
  5. Karosserie: Verarbeitung des AMG lässt Wünsche offen
  6. Umwelt/Kosten: BMW ist unterm Strich günstiger
  7. Technische Daten & Messwerte von BMW M340i xDrive & Mercedes-AMG C 43 4Matic
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

Der neue Mercedes-AMG C 43 4Matic schneidet alte Zöpfe ab: Er tauscht den V6-Biturbo gegen einen modern aufgeladenen High-Performance-Vierzylinder, fokussiert sich auf Dynamik und stellt den Komfort hinten an. Erster Vergleichstest gegen den BMW M340i xDrive.

 

BMW M340i & Mercedes-AMG C 43 im Vergleichstest

Den Bayerischen Motorenwerken eilt der Ruf voraus, sportliche Autos zu bauen – schon lange vor dem BMW M340i, der in diesem Vergleichstest gegen den Mercedes-AMG C 43 antritt. BMW kreiert aus sachlichen Großserienmodellen ernsthafte Sportwagen – der M3 ist das Synonym dafür, während sich Mercedes seinen guten Namen lange mit Komfort und Luxus erarbeitet hat. Aber spätestens seit der Übernahme der Affalterbacher Automobilmanufaktur AMG 2005 saugen sich die sportlichen Sterne in den Windschatten der M-Modelle. Großvolumige V6 und V8 haben C- und E-Klasse im AMG-Trimm auf die Überholspur gebracht – jetzt will man endlich auch fahrdynamisch auf die Pole Position rücken und legt mit dem Mercedes-AMG C 43 nach. Nein, nicht mit noch mehr Hubraum, sondern mit einer Ausbaustufe des stärksten Vierzylinders der Welt, angereichert mit einem Schuss Formel-1-Technologie und einem auf Dynamik getrimmten Set-up wie nie zuvor. Ein Vergleichstest gegen den BMW M340i. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Die Mercedes C-Klasse (2021) im Video:

 
 

Motor/Getriebe: BMW-Motor wirkt routinierter

Ja, sie haben es getan: Im Mercedes-AMG C 43 ist der V6-Biturbo Geschichte und wird gegen einen Vierzylinder-Turbo ersetzt. Und wie gesagt nicht gegen irgendeinen, sondern einen der stärksten Vierzylinder der Welt. Einen, der in Handarbeit bei AMG zusammengebaut wird. Einen, der beim C 43 mit einem elektrischen Verdichter arbeitet, bei dem ein kleiner E-Motor auf der Welle des Turboladers sitzt, der die Schaufeln schon auf Touren bringt, bevor der träge Abgasstrom des Turbos mit steigender Drehzahl genügend Druck aufbaut. Das Resultat: Der intern M 139 genannte Motor empfiehlt sich als einer der bestansprechenden Vierzylinder und ist eine echte Aufwertung mit Blick auf die Ver-gangenheit. Denn das verzögerte Ansprechverhalten der bisherigen Motoren und das dadurch nicht immer passgenaue Zusammenspiel mit der teilweise übereifrig reagierenden Neunstufen-Automatik der Vorgänger ist im neuen Mercedes-AMG C 43 4Matic passé. Auch, weil die Automatik nun auf den Wandler verzichtet und eine nasse Anfahrkupplung nutzt. Das geht zwar bei Stop-and-go-Fahrt etwas zu Lasten des Komforts, ist aber in allen anderen Bereichen, speziell bei sportlicher Leistungsabfrage, eine Bereicherung. Ob es reicht, um den BMW M340i im Vergleichstest vom Thron zu stoßen?

Der neue High-Performance-Antriebsstrang des AMG hat es im Vergleichstest allerdings mit einem Monument des Motorenbaus zu tun: dem Dreiliter-Reihensechszylinder-Turbo des BMW M340i xDrive und zugleich mit der ihm zuarbeitenden, immer bestens aufgelegten Achtstufen-Automatik von ZF. Selbst wenn man hier im Vergleich eine kleine Ansprechverzögerung des Twinscroll-Turbos wahrnimmt, ist diese kaum der Rede wert. Unterm Strich begeistert der Reihensechser mit kultiviertem Lauf und vollmundigem Ton, während das Pendant im AMG mit rauer, teilweise dröhniger Stimme Leistung predigt. Zudem sorgt das bayerische Aggregat im Vergleichstest für die besseren Fahrleistungen und lässt seine Kurbelwelle etwas müheloser dem Drehzahllimit entgegenschnalzen. Dass der BMW M340i xDrive auch noch mit 9,1 Litern pro 100 Kilometer über einen Liter sparsamer ist als der Mercedes-AMG C43 4Matic, zeigt erneut, welchen Reifegrad der Reihensechszylinder-Turbo erreicht hat.

 

Fahrdynamik: Mercedes-AMG überholt BMW

Der neue Mercedes-AMG C 43 4Matic definiert sich nun nicht mehr wie in der Vergangenheit in erster Linie über seinen Motor. Dieser ist nur die Basis für das neue Selbstbild – und das legt den Fokus konsequent auf Querdynamik. Der Vierzylinder ist dabei nur ein Puzzle-Teil, weil er leichter ist als die bisherigen Achtzylinder, die mit ihrer Kopflastigkeit der Dynamik im Weg standen. Weitere Puzzle-Teile verstecken sich in der optimierten Fahrwerks-Anbindung über zusätzliche Versteifungen, in den neuen Lenkern an der Vorderachse und in den steiferen Lagern. Diesen Aufwand betreibt BMW – oder besser die M GmbH – erst bei den High-Performern à la M3. Der BMW M340i xDrive begnügt sich mit einer neuen Abstimmung des M-Fahrwerks, das im Vergleichstest noch mit optionalen adaptiven Dämpfern bestückt ist. Damit dreht sich der Spieß auf der Handlingstrecke um: Der Bayer muss den Schwaben trotz seiner besseren Fahrleistungen ziehen lassen.

BMW M340i
Der BMW zeigt zwar bessere tabellarische Fahrleistungen, muss sich dem rundum erneuerten AMG auf dem Handlingkurs jedoch geschlagen geben. Foto: Wolfgang Groeger-Meier

Wie locker, sicher und schnell sich der Mercedes-AMG C 43 bewegen lässt, dokumentiert seine Bestzeit im Vergleichstest-Slalom. Mit seinem – über die serienmäßige, sehr klare und direkte Allradlenkung – eingeleiteten, hochpräzisen Einlenken düpiert er den BMW M340i regelrecht bei der Hatz um die Pylonen. Die Hinterachse des AMG bleibt trotz der sehr heckbetonten 31 zu 69 prozentigen Drehmomentverteilung des Allradsystems stoisch in der Spur und vermittelt dabei einen intensiven, sportiven Bezug zum Gesamtsystem. Der C 43 ist ein Stück Tourenwagen im Großserienlayout. Der BMW stürmt lebhafter durch die Radien, will lieber über das Gaspedal und den lastwechselfreundlichen Allradantrieb an der Hinterachse mitlenken und tanzt so gern aus der Reihe. Wer ihn über die wunderbar verbindliche Lenkung zu führen weiß, findet aber auch hier die perfekte Linie – er ist ein Genuss für Freunde des klassischen Fahrstils und das Maß der Dinge in diesem Punkt … Bis jetzt, denn der Mercedes-AMG setzt sich beim Handling nun an die Spitze und rundet diese erstklassige Vorstellung im Vergleichstest mit sehr standfesten und nachhaltig wirksamen Bremsen ab.

 

Fahrkomfort: BMW findet guten Kompromiss

Auch wenn beide Rivalen dieses Vergleichstests selbstbewusst ihre Sportabzeichen AMG und M tragen, sind sie doch Mittelklasselimousinen, die ihre Kilometer hauptsächlich auf öffentlichen Straßen abspulen werden. Der Komfort sollte also trotz ihrer dynamischen Talente nicht auf der Strecke bleiben. Zumindest der BMW M340i findet einen gelungenen Kompromiss. Zwar nähert auch er sich Kanten und anderen Unwegsamkeiten von der sportiven Seite, aber malträtierende Härten bleiben dank des fein arrangierten Komfortmodus und der optionalen adaptiven Dämpfer aus. Zudem gefallen sein äußerst kultivierter Arbeitstakt und die generell niedrigen Geräusche auch bei hohem Tempo. Im Innenraum des Mercedes-AMG C 43 sind die Umgebungseinflüsse deutlich präsenter, zudem rollt er mit dem AMG-Set-up rauer ab. Er punktet zwar mit einem feinen Ansprechverhalten, gibt aber hier und da Stöße gern ungefiltert nach innen weiter. Dynamik hat nun mal ihren Preis. Bei dem optionalen und mit 4463 Euro sehr teuren AMG-Performance-Sitzpaket Advanced vermittelt die Optik zwar ebenfalls kompromisslos-sportliche Härte, doch die Sitze überzeugen mit exzellentem Halt und überraschend gelungenem Komfort – auch im direkten Vergleich mit den etwas flauschigeren Sportsitzen des BMW M340i.

 

Karosserie: Verarbeitung des AMG lässt Wünsche offen

Kommen wir zu den sachlicheren Dingen: Dank schmaler Mittelkonsole geht es im BMW M340i luftiger zu – das gilt auch für den Fond. Zudem fällt das Ladevolumen etwas familienfreundlicher aus. Der größte Unterschied liegt jedoch in der Verarbeitung und in der Materialgüte. Hier hat sich BMW auch außerhalb des Vergleichstests deutlich an die Spitze der Mittelklasse gesetzt. Auch wenn der Mercedes-AMG C 43 im Innenraum auf den ersten Blick gefällt, stören die vielen Hartplastikoberflächen in Sicht- und Griffweite, die obendrein nicht überall passgenau zusammenfinden.

 

Umwelt/Kosten: BMW ist unterm Strich günstiger

Der Mercedes C 43 4Matic ist grundsätzlich günstiger als der BMW M340i xDrive. Die beim Vergleichstest installierten Extras, speziell das 4463 Euro teure AMG-Performance-Sitzpaket Advanced, treiben den Preis aber sprunghaft in die Höhe. Auch bei den Versicherungs-, Wartungs- und Kraftstoffkosten belastet der schnelle Schwabe das Budget immer etwas mehr als der Mittelklasse-Sportler aus München.

 

Technische Daten & Messwerte von BMW M340i xDrive & Mercedes-AMG C 43 4Matic

AUTO ZEITUNG 09/2023BMW M340i xDriveMercedes-AMG C 43 4Matic
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.R6/4; Turbo; Mild-Hybrid (Riemen-Starter-Generator, 48-Volt)R4/4; Turbo; Mild-Hybrid (Riemen-Starter-Generator, 48-Volt)
Hubraum2998 cm³1991 cm³
Leistung374 PS/275 kW bei 5500-6500 /min408 (+14) PS/300 (+10) kW bei 6750 /min
Max. Drehmoment500 Nm bei 1850-5000 /min500 Nm bei 5000 /min
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik / Allrad, permanent; Sperrdifferenzial hinten9-Stufen-Automatik / Allrad, permanent; Sperrdifferenzial hinten
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1725/1785 kg1765/1828 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)4,2 s 4,5 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)250 km/h250 (265)¹ km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,3/34,5 m34,8/34,0 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)9,1/7,8 l SP10,2/8,7 l SP
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)216/177 g/km242/196 g/km
Preise
Grundpreis73.900 €71.460 €
Testwagenpreis76.820 €80.270 €

¹mit AMG-Driver's-Package

 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW M340i xDriveMercedes-AMG C 43 4Matic
Karosserie (1000)663645
Fahrkomfort (1000)768731
Motor/Getriebe (1000)689644
Fahrdynamik (1000)752783
Eigenschaftswertung (4000)28722803
Kosten/Umwelt (1000)254236
Gesamtwertung (5000)31263039
Platzierung12

 
Michael Godde Michael Godde
Unser Fazit

Mit dem neuen, ausgesprochen agilen und hochpräzisen Mercedes-AMG C 43 4Matic verzichten die Schwaben auf Kompromisse und erobern die Fahrdynamik-Krone vom BMW M340i xDrive – er war bisher das Maß der Dinge in diesem Segment. Das dürfte bei den Münchnern nicht gut ankommen, obwohl sie mit dem 3er samt M-Signet das bessere Gesamtpaket vorweisen können und diesen Vergleichstest souverän gewinnen.

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