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Geht auch ganz einfach:

Mercedes GLB/Audi Q3: Vergleichstest Der GLB stellt sich dem Q3

Marcel Kühler Testredakteur
Inhalt
  1. Audi Q3 und Mercedes GLB im Vergleichstest
  2. Fahrkomfort: Straffere Federung im Audi Q3
  3. Motor/Getriebe: Getriebe im Mercedes GLB souveräner
  4. Fahrdynamik: Audi Q3 von empfindlichem ESP eingebremst
  5. Umwelt/Kosten: Mercedes GLB eher kostspielig
  6. Messwerte & technische Daten: Audi Q3 40 TDI quattro & Mercedes GLB 220 d 4Matic
  7. Fazit

Gegen das bayerische Erfolgsmodell Audi Q3 muss der Mercedes GLB im Vergleichstest beweisen, ob er seinen Vorschusslorbeeren wirklich gerecht wird.

Gesamtbewertung (max. Punkte)Audi Q3 40 TDI quattroMercedes GLB 220 d 4Matic
Karosserie (1000)663687
Fahrkomfort (1000)697718
Motor/Getriebe (1000)628646
Fahrdynamik (1000)682691
Eigenschaftswertung (4000)26702742
Kosten/Umwelt (1000)340324
Gesamtwertung (5000)30103066
Platzierung21

Dem Mercedes GLB trauen sie beim Daimler viel zu. Nicht wenige Insider glauben sogar, dass das kompakte SUV mittelfristig zum weltweit meistverkauften Modell des schwäbischen Premium-Herstellers avanciert. Ob dem tatsächlich so sein wird, muss die Zukunft zeigen. Welche Qualitäten diesem hoch gesteckten Ziel förderlich sind, lässt sich hingegen schon jetzt herausarbeiten. Im Vergleichstest mit dem Audi Q3 40 TDI quattro stellt sich der GLB daher mit einem 190-PS-Turbodiesel unter der Haube sowie 4Matic-Allradantrieb. Das Q3-Antriebskonzept, bestehend aus einem ebenfalls 190 PS starken Selbstzünder, der seine Kraft gleichfalls an alle vier Räder weiterleitet, schafft ideale Voraussetzungen für ein spannendes Duell zweier Rivalen auf Augenhöhe.

Der Audi Q3 im Fahrbericht (Video):

 
 

Audi Q3 und Mercedes GLB im Vergleichstest

Dass der Mercedes GLB auf dem technischen Grundgerüst der aktuellen A-Klasse aufbaut, mag man beim Blick in den weitläufigen Innenraum kaum glauben. Vorn gibt es gerade seitlich und über dem Kopf mehr Platz als in manch höherklassigem SUV, während sich die Fondgäste beinahe wie an Bord in einer gestandenen Oberklasse-Limousine wähnen. Ja selbst auf den 1321 Euro teuren Aufstellsitzen im Kofferraum, die auch unser Testwagen an Bord hat, können erwachsene Personen bis etwa 1,75 Meter Größe noch akzeptabel sitzen – was übrigens nicht einmal bei erheblich größeren Siebensitzern eine Selbstverständlichkeit ist. Allerdings schränkt die dritte Sitzreihe das Kofferraumvolumen ein. Stehen beim fünfsitzigen GLB 560 bis 1755 Liter für Gepäck zur Verfügung, muss sich der Eigner des Siebensitzers mit 500 bis 1680 Liter Stauraum begnügen. Daher kann der Audi Q3 mit seinem Standard-Fassungsvermögen von 530 Litern zumindest in diesem Kriterium einen kleinen Vorteil für sich verbuchen. An Gesamtvolumen bei umgelegter Rückbank (1525 Liter) hält der Q3 aber immer noch weniger bereit als der GLB. Und auch sonst bietet der Audi innen durchweg weniger Platz als der Neuling aus dem Schwabenland, der sich überdies dank des umklappbaren Beifahrersitzes (179 Euro) auch noch flexibler an unterschiedliche Transportaufgaben anpassen lässt. Eine verschiebbare Rückbank mit dreiteilig umlegbarer Lehne bieten derweil beide. Mercedes lässt sich die Längseinstellung im Gegensatz zum Konkurrenten jedoch extra bezahlen (428 Euro). Neben der gebotenen Innenraumqualität beeindrucken im Vergleichstest sowohl der Audi Q3 als auch der Mercedes GLB ferner mit einer höchst ausgefeilten Sicherheitsausstattung, die in beiden Fällen auch etliche automatisierte Fahrfunktionen bereithält. Die Bedienung geht gerade anfangs im  Audi jedoch etwas leichter von der Hand. Die vielschichtigen Eingabemöglichkeiten des GLB, wie etwa Touchflächen am Lenkrad oder das Touchpad auf der Mittelkonsole, wirken vor allem auf Markenneulinge zunächst überladen. Immerhin hilft die intuitive Sprachsteuerung ("Hey Mercedes") schnell dabei, sich an die Funktionsvielfalt zu gewöhnen. Sie ermöglicht den unkomplizierten Zugriff auf viele Fahrzeugfunktionen bis hin zur Einstellung der Sitzheizung.

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Fahrkomfort: Straffere Federung im Audi Q3

Der Mercedes GLB punktet im Vergleichstest mit einer traditionsreichen, angesichts immer sportlicher werdender Modelle fast schon vergessenen Mercedes-Tugend: dem Federungskomfort. Der geradlinige Daimler wogt mit seinen aufpreispflichtigen adaptiven Dämpfern bei hohem Tempo sanft über kurze wie lange Wellen und federt bei langsamer Fahrt auf Kanten und Querfugen sehr sanft an. Selbst tiefe Schlaglöcher oder Asphaltaufbrüche bringen den unaufgeregten Allradler nicht aus der Ruhe. Der Audi wirkt insgesamt etwas straffer und informiert seine Passagiere auf direktere Art über die Fahrbahnbeschaffenheit. Unkomfortabel ist der Audi Q3, der ebenfalls mit optionalen elektronisch geregelten Dämpfern antritt, deshalb aber nicht. Im Gegenteil, seine optionalen Sportsitze bieten neben einer stabilen Seitenführung eine feste Polsterung, die langes Reisen maßgeblich begünstigt. Und die Geräuschisolierung ist ebenfalls ähnlich wirkungsvoll wie im angenehm leisen Mercedes. Übrigens: Dass sich in Audi Q3 und Mercedes GLB auch Fondgäste sehr wohl fühlen, liegt neben der bequemen Polsterung auch an der mehrstufig einstellbaren Lehnenneigung der Rückbänke. Beide Premium-Kompakt-SUV haben dieses komfortfördernde Detail serienmäßig an Bord.

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Motor/Getriebe: Getriebe im Mercedes GLB souveräner

Mit 190 PS starken Turbodieseln, die maximal 400 Newtonmeter Drehmoment produzieren, stehen die zwei SUV gleich gut im Futter. Entsprechend ähnlich schnell erreichen der Audi Q3 und der Mercedes GLB im Vergleichstest aus dem Stand Tempo 100. Erst bei darüber hinausgehenden Geschwindigkeiten kann sich der GLB etwas von seinem Kontrahenten absetzen. Im Alltag hinterlassen beide Triebwerke mit ihrer lässigen Leistungsabgabe einen annähernd gleich guten Eindruck. Allerdings geht das Mercedes-Triebwerk seiner Arbeit noch etwas kultivierter nach als der gerade in höheren Drehzahlbereichen leicht brummige TDI. Zudem wirkt das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe des GLB souveräner als das Siebengang-Pendant des Q3. Letzteres reagiert häufig zu zögerlich. So lässt es sich zuweilen zu viel Zeit zum Einkuppeln, was das Anfahren deutlich verlangsamt. Das kann gerade an Kreuzungen ohne Ampeln für unnötige Stressmomente sorgen. Was die Effizienz angeht, liefern die Rivalen derweil ein stichhaltiges Argument für die Sinnhaftigkeit des Dieselmotors. Der Mercedes GLB begnügt sich im Schnitt mit 6,8 Litern, während der Q3 mit 7,2 Litern auf 100 Kilometer nur unwesentlich durstiger ist.

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Fahrdynamik: Audi Q3 von empfindlichem ESP eingebremst

Die Fahrdynamik-Prüfungen des Vergleichstests erledigt der neue, mit der üppigen Ausstattung des Testwagens immerhin 1857 Kilogramm schwere Mercedes GLB grundsätzlich so unaufgeregt wie souverän und zeigt dabei ein großes Maß an Fahrsicherheit, was die vergleichsweise kurzen Bremswege unterstreichen. Mit seiner sanften Fahrwerksabstimmung, die durchaus eine gewisse Seitenneigung zulässt, und der weniger direkten Lenkung wirkt der Daimler jedoch nicht so dynamisch wie sein Widersacher. So könnte der Ingolstädter mit seiner sportlicheren Fahrwerksabstimmung und der gerade um die Mittellage herum direkteren Progressivlenkung (280 Euro) im Handling sicherlich einen ordentlichen Vorsprung herausfahren. Aber: Die übervorsichtige ESP-Abstimmung, die die Fuhre bereits bei jedem kleinsten Anflug von Haftungsverlust rigoros einbremst, vereitelt beinahe jegliche Querdynamik bereits im Ansatz. Daher verliert der Audi Q3 auf den Mercedes GLB auf der Rundstrecke sogar etwas Zeit. Im Slalom ist der Audi zwar ein wenig schneller, doch auch hier erweist sich das ESC genannte Stabilitätsprogramm als Hemmschuh.

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Umwelt/Kosten: Mercedes GLB eher kostspielig

Fahrzeuge mit dem berühmten Stern auf der Haube beziehungsweise im Grill gehören traditionell zu den kostspieligeren Fahrzeugen in ihren jeweiligen Segmenten. Und auch der Mercedes GLB ist alles andere als ein günstiges Vergnügen. So kostet der zugegebenermaßen sehr üppig ausgestattete Testwagen mit allen an Bord befindlichen Extras happige 70.000 Euro. Unter Berücksichtigung der testrelevanten Ausstattung, die Aufpreise für kosmetische Dinge wie Lederpolster oder Holz-Zierelemente außer Acht lässt, bleiben davon immerhin noch satte 52.872 Euro übrig. Selbst der Audi Q3 – für sich genommen sicherlich auch kein echtes Schnäppchen – ist 6437 Euro günstiger. Kein Wunder also, dass der Mercedes das Kostenkapitel im Vergleichstest verliert. Erschwerend hinzu kommt, dass sich der Daimler bei den laufenden Betriebskosten keinen echten Vorteil erwirtschaften kann. So liegen die Aufwendungen für den Kraftstoff durch den niedrigeren Durst zwar leicht unter denen des Q3, dafür ist der GLB wegen der ungünstigeren Typklasseneinstufungen in der Versicherung teurer. Und auch die zu erwartenden Werkstattaufenthalte belasten das Konto stärker, als dies beim Besuch der Audi-Dependancen der Fall ist. Für beide, Audi Q3 und Mercedes GLB, gilt indes: Erstbesitzer müssen sich laut Prognose der DAT auf saftige Wertverluste einstelle.

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Messwerte & technische Daten: Audi Q3 40 TDI quattro & Mercedes GLB 220 d 4Matic

AUTO ZEITUNG
13/2020
Audi Q3 40 TDI quattroMercedes GLB 220 d 4Matic
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4; Turbodiesel4/4; Turbodiesel
Hubraum1968 cm³1950 cm³
Leistung140 kW/190 PS140 kW/190 PS
Max. Drehmoment400 Nm400 Nm
Getriebe/Antrieb7-Gang, Doppelkupplung/
Allrad, permanent
8-Gang, Doppelkupplung/
Allrad, permanent
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1695/1716 kg1660/1857 kg
Beschleunigung (Test)  
0 - 100 km/h7,8 s7,6 s
0 - 150 km/h17,6 s16,8 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)221 km/h217 km/h
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test)35,6/34,8 m34,6/34,5 m
Verbrauch (Test/WLTP)7,2/7,0 l
D/100 km
6,8/5,8 l
D/100 km
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)191/183 g/km181/153 g/km
Preise
Grundpreis43.700 Euro45.363 Euro
Testwagenpreis46.435 Euro52.872 Euro

 
Marcel Kühler Marcel Kühler
Unser Fazit

Der Neuzugang Mercedes GLB 220 d 4Matic ist ein Highlight im Programm des schwäbischen Traditionsherstellers. Er bietet reichlich Platz für Mensch und Gepäck und fährt, wie man es von einem Daimler erwartet: sicher und komfortabel. Dazu beinhaltet der GLB auf Wunsch modernste Sicherheits- und Infotainmentsysteme. Einzig die extremen Preise könnten eine überaus erfolgreiche Karriere etwas ausbremsen. Der Audi Q3 40 TDI quattro erweist sich beim Vergleichstest in vielen Punkten zwar als würdiger Gegner, hat in der Endabrechnung aber doch keine Chance gegen den Benz. Der Audi Q3 bietet im Vergleich zum Mercedes GLB rundum weniger Platz, verbraucht etwas mehr und federt nicht ganz so sanft. Dafür ist er allerdings deutlich günstiger und spricht mit seinem agileren Wesen eher Fahrdynamik-Freunde an – des übervorsichtigen ESP zum Trotz.

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