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BMW 330d/Mercedes C 300 d: Vergleichstest Diesel-Bestien von BMW und Mercedes

Martin Urbanke Geschäftsführender Redakteur Test & Reifen
Inhalt
  1. BMW 330d und Mercedes C 300 d im Vergleichstest
  2. Motor/Getriebe: Ein wahres Rennen auf Augenhöhe
  3. Fahrkomfort: Harte Beinpolster im Mercedes C 300 d 
  4. Fahrdynamik: Verblüffende Handlichkeit beim Mercedes C 300 d
  5. Karosserie: BMW 330d geräumiger
  6. Umwelt/Kosten: Mercedes C 300 d etwas teurer
  7. Technische Daten und Messwerte von BMW 330d und Mercedes C 300 d
  8. Ergebnis in Punkten:
  9. Fazit

Der BMW 330d und der Mercedes C 300 d zeigen im Vergleichstest, dass ein kräftiger Diesel nach wie vor eine perfekte Symbiose aus Effizienz und Vehemenz ermöglicht – flotte Fahrleistungen und immense Reichweite inklusive. 

 

BMW 330d und Mercedes C 300 d im Vergleichstest

Diesel standen zuletzt schwer unter Druck. Debatten über ihre Abgase und die zwischenzeitlich explodierten Literpreise für den fossilen Brennstoff haben das Image des Selbstzünders stark geschwächt. Und das vor allem, weil seine Wirtschaftlichkeit für viele eines der Hauptargumente darstellt. Doch wer etwa beruflich darauf angewiesen ist, lange Etappen in einem engen Zeitplan abzuspulen, wird derzeit noch an der E-Mobilität verzweifeln und schwört weiterhin auf die Tugenden moderner Öl-Verbrenner. Da gibt es etwa den 286 PS (210 kW) starken BMW 330d mit seinem viel gelobten Reihen-Sechszylinder oder den vierzylindrigen Mercedes C 300 d mit 265 PS plus 23 E-Boost-PS (195 + 17 kW). Ein Mild-Hybrid-System, hochwirksame Abgasreinigungen und ausgeklügelte Turboaufladung bietet sowohl der BMW 3er als auch die Mercedes C-Klasse. Wo also liegen die Unterschiede? Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon

Der Mercedes-AMG C 63 S E-Performance (2022) im Fahrbericht (Video):

 
 

Motor/Getriebe: Ein wahres Rennen auf Augenhöhe

Beginnen wir den Vergleichstest bei den Antrieben des BMW 330d und des Mercedes C 300 d. Unter der Haube des BMW 3er steckt das, was die Typenziffern nahelegen: ein Dreiliter-Diesel. Typisch für BMW kommt er in Reihensechszylinder-Anordnung mit Common-Rail-Direkteinspritzung und einem TwinPower getauften Turbokonzept, bei dem ein Niederdrucklader mit variabler Einlassgeometrie per Stufenaufladung für zusätzliche Power sorgt. Außerdem baut BMW einen integrierten Riemen-Starter-Generator ein, der mit bis zu acht Kilowatt (11 PS) eingreift, sich aus einem 48-Volt-Teilbordnetz speist und in Schubphasen Energie rekuperiert. Das Ergebnis: Neben den üppigen 286 PS (210 kW) beeindruckt der 330d vor allem durch sein Drehmoment von massiven 650 Newtonmeter, die schon ab 1500 Touren anliegen. Der Motor hängt direkt am Gas, spricht mit kaum merklicher Verzögerung an und begeistert ein ums andere Mal mit guten Manieren und sonorem Sound. Nur das Getriebe, das in den Modi Eco Pro und Comfort konsequent in den Freilauf wechselt, dürfte eine Spur zackiger wieder auf Vortrieb umschalten.

Der Neunstufen-Automat in der Mercedes C-Klasse wechselt zwar geschmeidiger vom "Segeln" ins "Motoren", agiert dafür aber in allen anderen Fahrzuständen noch gelassener. Wer flotte Reaktionen erhofft, braucht Geduld, und wer auf der Autobahn nach Beschleunigung verlangt, muss oft erst ein, zwei, mitunter sogar drei Rückschaltungen abwarten. Einmal am Zug, gefällt aber auch der nur zwei Liter große Biturbo (zwei VTG-Lader) des Mercedes C 300 d mit sattem Antritt dank spontanem E-Boost – bis zu 200 Newtonmeter und 23 PS (17 kW) liefert sein integrierter 48-Volt-Starter-Generator zu. Auf der anderen Seite entwickelt der mit allen Finessen des modernen Maschinenbaus gespickte Selbstzünder eine beachtliche Drehfreude und schwingt sich mühelos auf bis zu 4500 Touren. Allerdings hängt er insgesamt nicht so direkt am Gas, lässt unter Last ein paar feine Vibrationen spüren und offenbart eine etwas stufige Leistungsent-faltung, während der Sechszylinder-Widersacher mit konstantem Schub glänzt. Auf der Verbrauchsfahrt liefern sich beide Diesel ein Kopf-an-Kopf-Rennen, liegen trotz Vollgas-Etappe und Stadtverkehr am Ende mit 5,8 (Mercedes) und 5,9 Litern (BMW) im Schnitt fast gleichauf, und sind damit ausgesprochen genügsam. Außendienstmitarbeiter:innen und andere Reisende dürfen sich zudem über Reichweiten von 1000 Kilometern und mehr freuen, ganz ohne nervige Lade- oder Tankstopps.

 

Fahrkomfort: Harte Beinpolster im Mercedes C 300 d 

Wer lange hinterm Lenkrad sitzt, sollte auch entsprechend bequem untergebracht sein. Doch diesbezüglich lassen sowohl die Mercedes C-Klasse wie auch der BMW 3er Wünsche offen. Der Testwagen von BMW rollte mit dem aufpreispflichtigen M Sportpaket sowie adaptivem M Fahrwerk, M Sportsitzen und 19-Zoll Mischbereifung mit Sportpneus zum Vergleichstest an. Das ist gut für die Dynamik, aber auf Reisen nur bedingt von Vorteil. Die Sitze sind toll. Sie vereinen enormen Seitenhalt mit passgenauer Kontur und angenehmer Polsterung. Das Fahrwerk indes ist auf vermeintlich ebenen Oberflächen selbst im Comfort-Setting derart hoppelig, dass ein kleckerfreier Schluck aus dem Kaffeebecher schon eine geschickte Hand verlangt. Wird der Belag rauer, steigert sich das Schluckvermögen des straff abgestimmten BMW 330d. Selbst volle Beladung und derbe Bodenwellen bringen ihn dann nicht aus dem Tritt.

Der Mercedes C 300 d rollte ebenfalls auf adaptiven Dämpfern zum Vergleich an. Er offenbart jedoch eine völlig andere Philosophie und verwundert auf augenscheinlich ebenen Passagen mit wogenden, wippenden Bewegungen des Aufbaus. Zwar sprechen die Federelemente sensibel auf kleinste Unebenheiten an und nehmen diese auf, doch wird dabei die komplette Karosserie angeregt. Speziell die Hinterachse federt mitunter so weit aus, dass sich das sanfte Schaukeln rasch in ein eher unangenehmes Stampfen ändert. Bei voller Zuladung oder auf löchrigen und welligen Pisten gerät die Mercedes C-Klasse rasch an seine Grenzen, was sich in ruppigen Impulsen, lautem Poltern sowie heftigem Aufschwingen der Hinterachse äußert und ihn unerwartet früh durchschlagen lässt. Da trösten auch die serienmäßigen Sportsitze wenig, zumal ihre Beinauflage auf Dauer zu hart ist und drückt. Akustisch zieht sich der Vierzylinder hingegen gekonnt aus der Affäre, da er nur unter höherer Last mit einem deutlichen Knurren auf sich aufmerksam macht. Bei Autobahn-Fahrten geben vielmehr die trotz Verbundglas-Seitenscheiben klar vernehmbaren Windgeräusche den Ton an. Der Sechszylinder des BMW ist präsenter, klingt aber nie störend. Dennoch ist der 3er eindeutig das lautere Fahrzeug, was mit der Zeit nervig wird.

 

Fahrdynamik: Verblüffende Handlichkeit beim Mercedes C 300 d

Lotet man indes die dynamischen Fähigkeiten der Mercedes C-Klasse und des BMW 3er im Vergleichstest aus, weckt der 3er sofort Begeisterung. Die variable Sportlenkung (Bestandteil des M Sportpakets beziehungsweise des adaptiven M Fahrwerks) wirkt im Alltag bei langsamer Fahrt zwar etwas zu fest, liefert jedoch in zackig durchfahrenen Kurvenpassagen eine saubere Rückmeldung und verleiht das Gefühl, das Auto sicher in der Hand zu haben. Nur wer das DSC (ESP) mutwillig abschaltet und die Traktion der Hinterräder mit dem Punch des Turbodiesels überfordert, kommt im 3er ins Rudern. Die Geschwindigkeitsreserven in Kurven sind enorm hoch. Gleiches gilt für die Standfestigkeit der optionalen M Sportbremsen, die im kalten Zustand aber rund einen Meter länger für den Notstopp aus 100 km/h brauchen als die Bremsen des C 300 d im AMG-Line-Trimm.

Noch besser gefällt am Mercedes C 300 d die optionale Hinterachslenkung, die dem Auto im Alltag eine verblüffende Handlichkeit verleiht. Wendig wie ein Kleinwagen flitzt der C durch die City und benötigt zum Wenden nicht einmal elf Meter. Bei höherem Tempo bestichter dennoch mit stabilem Geradeauslauf. In flotten Kurven lässt die Servolenkung zwar die Präzision und Dynamik des BMW 330d vermissen, wirkt dafür aber zusätzlich stabilisierend und verhilft der C-Klasse zu einem narrensicheren Fahrverhalten.

 

Karosserie: BMW 330d geräumiger

Dass der Mercedes C 300 d trotz der AMG-Line-Aufmachung kein austrainierter Sportler sein will, zeigt sich auch am dezent dynamischen, aber doch eher auf Eleganz getrimmten Interieur, wohingegen der BMW 330d mit M-Symbolik an jeder Ecke auf seine Berufung verweist. Aber das sind Oberflächlichkeiten. Wie steht es denn tatsächlich um die inneren Werte? Obwohl die Mercedes C-Klasse knapp vier Zentimeter länger ist und 1,4 Zentimeter mehr Radstand aufweist, ist der BMW 3er das geräumigere Auto. Allerdings sind die Unterschiede nicht wirklich eklatant. Doch der BMW bietet dank schmalerer Türtafeln mehr Ellenbogenfreiheit, mehr Innenhöhe und einen bequemeren Zustieg auf die Vordersitze, weil der obere Rahmen der Frontscheibe einem nicht so nah rückt wie beim Benz. Bei ihm leidet das Raumgefühl unter dem Eindruck, dass man mit der Stirn schon recht dicht vor der Frontscheibe sitzt, während man sich im Cockpit des BMW angenehm integriert fühlt.

Der C kontert dies mit einem größeren Türausschnitt der Fondtüren sowie dem effektiv größeren Knieraum, weil die Rückseiten seiner Vordersitze weniger wuchtig ausfallen. Der Kofferraum des BMW ist absolut gesehen größer, die umlegbaren Rücksitzlehnen (jeweils dreiteilig) liegen flacher und bilden eine kleinere Stufe – macht im Vergleichstest zwei Punkte mehr für den BMW 3er. Vorteil Mercedes C-Klasse: Unter dem Ladeboden verbergen sich noch ein nützlicher Schacht für diverse Kleinteile sowie ein praktischer Faltkorb, in dem sich spontane Einkäufe verstauen lassen. Die Sicherheits-Features beider Rivalen erwiesen sich als sehr umfangreich, doch nur der C 300 d wartet mit optionalen Seiten-Airbags im Fond sowie einer rückwärts gerichteten präventiven Crash-Sensorik (Pre-Safe) auf. Hinsichtlich ihrer Verarbeitungsgüte geben beide Kontrahenten ein vergleichbares Bild ab. Der 330d wirkt dabei noch solider und verwindungssteifer, während der Mercedes mit den etwas feineren Materialien und Oberflächen sowie edlen Details wie den kunstvoll illuminierten Lüftungsdüsen auftrumpft. Außerdem zeigte der Schwabe, verglichen mit anderen C-Klasse-Testwagen, ein penibleres Finish. Speziell die Mittelkonsole sowie die Schalterleiste unterhalb des Touchscreens wirkten spürbar stabiler als etwa zuletzt noch beim Mercedes-AMG C 43 4Matic (siehe AUTO ZEITUNG 09/2023).

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Mercedes C 300 d etwas teurer

Eine ordentliche Verarbeitung darf man angesichts von weit über 60.000 Euro Neupreis auch erwarten. Zumal es mit dem Grundpreis ja noch längst nicht getan ist: Im Fall des BMW 330d addieren sich allein die für Messwerte und Beurteilung relevanten Extras auf stolze 11.500 Euro. Der Mercedes C 300 d mutet mit Optionen im Wert von lediglich 2445 Euro fast schon günstig an – doch bei ihm ist bereits der Grundpreis um 5158 Euro höher. Unterm Strich schenken sich die beiden Rivalen daher in diesem Vergleichstest wenig. Das gilt auch für die Unterhaltskosten, wo der BMW 3er mit geringeren Werkstattkosten und günstigeren Haftpflicht-Tarifen punktet, während die Mercedes C-Klasse bei Wertverlust sowie Steuer im Vorteil ist und zudem längere Garantiefristen aufweist. Außerdem gibt es bei ihm die kabellose Ladeschale und einen Fingerabdruck-Sensor serienmäßig.

 

Technische Daten und Messwerte von BMW 330d und Mercedes C 300 d

AUTO ZEITUNG 10/2023BMW 330dMercedes C 300 d
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.R6/4; Bi-Turbo; 48V-Starter-Gen.4/4; Bi-Turbo; (48V-Starter-G.)
Hubraum2993 cm31993 cm3
Leistung210 kW/286 PS,4000/min195 (+17) kW/265 (+23) PS, 4200/min
Max. Drehmoment650 Nm, 1500-2500/min550 (+200) Nm, 1800-2200/min
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik/Hinterrad9-Stufen-Automatik/Hinterrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1710/1773 kg1700/1827 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)5,7 s6,1 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)250 km/h250 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,4/34,1 m34,3/34,0m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)5,9 l/5,1 l D5,8 l/5,0 l D
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)157/135 g/km154/131 g/km
Preise
Grundpreis60.500 € 65.658 € 
Testwagenpreis72.000 €68.103 €
 

Ergebnis in Punkten:

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW 330dMercedes C 300 d
Karosserie (1000)659651
Fahrkomfort (1000)743740
Motor/Getriebe (1000)765761
Fahrdynamik (1000)693711
Eigenschaftswertung (4000)28602863
Kosten/Umwelt (1000)283290
Gesamtwertung (5000)31433153
Platzierung21

 
Martin Urbanke Martin Urbanke
Unser Fazit

Selten lagen die beiden Dauerrivalen so eng beieinander. Der BMW 330d begeistert mit markentypischen Tugenden – famoser Motor, sportliche Fahreigenschaften. Doch beim adaptiven M Fahrwerk bleibt der Komfort auf der Strecke. Das adaptive Verstellfahrwerk des Mercedes C 300 d offenbart ebenfalls Schwächen im Komfort. Doch der Benz bleibt dem BMW stets dicht auf den Fersen, sammelt hier und dort ein paar Pünktchen mehr und geht so am Ende als Sieger über die Ziellinie. Beide Autos zeigen zudem deutlich, dass Dieselmotoren auch heute noch höchst attraktiv sind.

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