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Geht auch ganz einfach:

VW ID.3/VW Golf: Vergleichstest

VW ID.3 und Golf messen sich im Test

Michael Godde Leitung Test & Sonderaufgaben
Inhalt
  1. VW ID.3 Pro S und VW Golf 1.4 eHybrid im Vergleichstest
  2. Fahrkomfort: ergoActive-Sitz im VW Golf nur für den:die Fahrer:in
  3. Motor/Getriebe: Effizienter Elektroantrieb im VW ID.3
  4. Fahrdynamik: Der VW Golf bietet mehr Fahrspaß und bessere Bremsen
  5. Umwelt/Kosten: Unterhalt und Steuern sprechen für den VW ID.3
  6. Messwerte & technische Daten VW Golf 1.4 eHybrid und VW ID.3 Pro S
  7. Fazit

In diesem Vergleichstest trifft der VW ID.3 Pro S auf den VW Golf 1.4 eHybrid. Ist das Elektroauto ein würdiger Nachfolger des hybridisierten Kompakten? 

Gesamtbewertung (max. Punkte)VW Golf 1.4 eHybridVW ID.3 Pro S
Karosserie (1000)583562
Fahrkomfort (1000)708709
Motor/Getriebe (1000)706747
Fahrdynamik (1000)694684
Eigenschaftswertung (4000)26912702
Kosten/Umwelt (1000)395416
Gesamtwertung (5000)30863118
Platzierung21

Der VW Golf 1.4 eHybrid tritt zum Vergleichstest gegen den designierten Nachfolger VW ID.3 Pro S an. Der VW Golf hat seinen Dienst getan. Er hat mehr als einer Generation seinen Lifestyle gekonnt vermittelt. Er war über lange Zeit stets der Beste. Er hat seinen Rivalen keine Flanke offengelassen – funktional, exzellent verarbeitet und dennoch volksnah eingepreist. Emotional wurde er als GTI oder R. Er hat uns als TDI dank seiner genügsamen Verbräuche mit enormen Reichweiten verwöhnt. Über 1000 Kilometer am Stück sind kein Problem. Er hat eigentlich nichts falsch gemacht. Dennoch läuft seine Zeit ab. Als Golf 8 unternimmt er aber immer noch alles, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Als eHybrid schlägt er noch eine Brücke in die vollelektrische Zukunft. Aber die Zukunft gehört einem neuen Volkswagen: dem ID.3. Und die Zukunft ist eben elektrisch. VW hat die batterieelektrische Lösung des Antriebs ohne Wenn und Aber in den Fokus gerückt. Der ID.3 ist dabei das Herz des neuen Konzern-Portfolios. Allerdings fällt ihm der Erfolg nicht ganz so leicht, wie es dem Golf seinerzeit gelang. Der Verkauf des ID.3 braucht staatliche Förderungen, um in Schwung zu kommen. Und noch immer liebt die Generation Golf ihr Idol. Trotz Förderung verkaufte VW in diesem Jahr vom ID.3 nur 18.845 Einheiten. Der VW Golf fand mit 71.928 Verkäufen deutlich mehr Zuspruch – nicht zuletzt, weil die Kunden beim Golf aus einem großen Antriebsportfolio wählen dürfen. Für alle individuellen Anforderungen gibt es ein Angebot. Vor allem der ebenfalls staatlich subventionierte eHybrid verbindet akzeptable, emissionsfreie Fortbewegung und problemlose große Reichweiten dank seines 1.4-TSI-Motors. So wird er zum internen Konkurrenten des VW ID.3. Zeit für einen Vergleich der beiden Philosophien aus Wolfsburg. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon

Der VW ID. Life auf der IAA 2021 im Video:

 
 

VW ID.3 Pro S und VW Golf 1.4 eHybrid im Vergleichstest

Die Frage in diesem Vergleichstest lautet: VW ID.3 oder VW Golf? Das ist auch eine Frage der Sitzposition. Die neue Elektro-Plattform soll ein neues Raumgefühl bieten. Im direkten Vergleich bedeutet das vor allem, dass man im Golf zehn Zentimeter tiefer sitzt. Die erhöhte Sitzposition steht aber hoch im Kurs bei der Kundschaft. Der flache Fahrzeugboden des Stromers sorgt zudem für eine sehr schmale Mittelkonsole zwischen den Sitzen – ja, vorn kommt so etwas wie Lounge-Atmosphäre auf. Auch hinten hat der lange Radstand des ID.3 einen positiven Einfluss auf die Beinfreiheit. Das im Vergleich zum Golf früher abfallende Dach reduziert allerdings die Kopffreiheit. Zudem lässt sich der ID.3 sowohl als Vier- als auch als Fünfsitzer (160 Euro Aufpreis) ordern. Am Raumangebot für zwei Fondpassagier:innen ändert das nichts. VW hat beim ID.3 mit extrem spitzer Feder kalkuliert. Die Materialqualität spiegelt das am auffälligsten wider. Während im Golf die oberen Türtafeln noch mit aufgeschäumten Kunststoffen Oberarmen eine angenehme Auflage anbieten, findet man im VW ID.3 kratzempfindliche, harte Kunststoffflächen, die den Charme eines Kleinlasters versprühen. Auch die teilweise Teppich-Auskleidung der Türtaschen im Golf ist beim Stromer dem Rotstift zum Opfer gefallen. Der VW Golf 1.4 eHybrid ist einfach deutlich hochwertiger als seine vollelektrische Ablöse. Die vielfach kritisierte Bedienung des Golf 8 hat VW beim ID.3 noch verschlechtert. Der unbeleuchtete Slider für Lautstärke und Temperatur unterhalb des zentralen Touchscreens löst in beiden Modellen Kopfschütteln aus. Der VW Golf 1.4 eHybrid hat aber zumindest noch vier einzelne Schalter für alle vier Fenster. Beim VW ID.3 Pro S sind es nur zwei, die über einen Extraschalter von vorn auf hinten umgeschaltet werden können. Nicht selten öffnet man so das hintere Fenster, statt vorn frische Luft einströmen zu lassen. Und warum gibt es zwei Lautstärkeregler (Lenkrad und Slider), aber keine direkte Anwahl der Gebläsefunktion? Ein Facelift des VW ID.3 ist bereits beschlossene Sache. Bleibt zu hoffen, dass VW dabei zur intuitiven Funktionalität zurückfindet. Dass der ID.3 den größeren Laderaum vorweisen kann, bringt ihn in diesem Kapitel nicht mehr nach vorn. Seine Zuladung ist selbst für einen Viersitzer zu gering – und die Möglichkeit, einen Anhänger zu ziehen oder zumindest einen Fahrradträger auf eine Anhängerkupplung zu montieren, gibt es beim Stromer im Gegensatz zum Golf nicht.

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Fahrkomfort: ergoActive-Sitz im VW Golf nur für den:die Fahrer:in

Deutlich angenehmer präsentiert sich der VW ID.3 im Vergleichstest mit dem VW Golf beim Sitzkomfort. Die optionalen ergoActive-Sitze vorn mit integrierten Kopfstützen und Massagefunktion sorgen auch auf langen Strecken bei Fahrer:in und Beifahrer:in für eine entspannte Muskulatur. Das gilt auch für den serienmäßigen ergoActive-Sitz im Golf – der allerdings ausschließlich für den Fahrersitz angeboten wird. Nicht ganz so geschmeidig gibt sich der VW ID.3 Pro S auf Unebenheiten. Sein Fahrwerk ist schlicht zu straff abgestimmt. Schon kleine Unebenheiten, die der Golf mit seinen optionalen, adaptiven Dämpfern elegant glattbügelt, bringen Unruhe in den Aufbau. Daran haben natürlich auch die optionalen 20-Zoll-Räder des ID.3 ihren negativen Anteil. Dafür punktet der Stromer beim Geräuschkomfort. Und das nicht nur, weil er ohne nennenswerte Antriebsgeräusche dahinfährt, sondern auch, weil sich bei ihm Fahrwerks- und Windgeräusche zurückhalten. Das gelingt dem bei Bedarf bis Tempo 130 elektrisch fahrenden VW Golf 1.4 eHybrid nicht so gut. Allerdings gibt es für den Golf eine Dreizonen-Klimaautomatik, während der ID.3 nur über zwei regelbare Klimazonen verfügt. Und die Option eines beheizbaren Lenkrades ist offensichtlich beim Stromer ebenfalls den Sparauflagen zum Opfer gefallen.

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Motor/Getriebe: Effizienter Elektroantrieb im VW ID.3

Die Stunde des VW ID.3 Pro S schlägt im Vergleichstest mit dem VW Golf beim Antrieb. Auch wenn der VW Golf 1.4 eHybrid mit seiner Kombination aus E- und Verbrennungskraft etwas schneller beschleunigt und mehr Topspeed erreicht, ist die Art und Weise, wie der VW ID.3 Pro S seine E-Power freigibt, unschlagbar. Der Golf verstolpert sich, wenn auch selten, hier und da beim komplizierten Zusammenspiel zwischen E-Maschine, Verbrenner und Doppelkupplungsgetriebe. Der ID.3 kommt mit nur einer Übersetzung aus. Zudem bietet er seine volle Kraft immer spontan ohne Verzögerung an. Die E-Maschine arbeitet vollkommen unbemerkt im Heck, während beim Golf der knurrende Einsatz des Vierzylinders die Insass:innen aus der leisen, kultivierten E-Mobilität immer wieder zurückholt. Dennoch hat der eHybrid einiges zu bieten. Er schafft problemlos über 40 elektrische Kilometer. Und er begnügt sich mit 4,9 Litern Kraftstoff und fünf kWh auf 100 Kilometern. Selbst mit leerem Akku lassen sich hinter dem tempoangebenden ID.3 noch niedrigere Verbräuche realisieren. Das Hybridsystem leistet hier eine exzellente Arbeit. Aber der VW ID.3 ist bei der Effizienz in seinem Element. Er gönnt sich nur 18,3 kWh, was einem Energiegehalt von gut zwei Litern Kraftstoff gleichkommt. Und der große 77-kWh-Akku sorgt dabei für eine akzeptable Reichweite von 490 Kilometern. Damit ließe sich die Strecke Flensburg-München mit einem Ladestopp zurücklegen. Aber dafür müsste die Infrastruktur mit Schnellladesäulen einen Schritt weiter sein. Mit dem richtigen Tarif (30 Cent für eine kWh, 9,99 Euro monatliche Grundgebühr) auf der VW-Ladekarte belaufen sich die Kosten für 100 Kilometer beim ID.3 auf gerade einmal 5,50 Euro – auch auf der Autobahn an HPC-Ladern von Ionity. Beim VW Golf 1.4 eHybrid sind es 6,42 Euro für Benzin und 1,50 Euro für den zusätzlich benötigten Strom aus der Steckdose.

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Fahrdynamik: Der VW Golf bietet mehr Fahrspaß und bessere Bremsen

Der VW ID.3 bringt mit seinem tiefen Schwerpunkt und Heckantrieb im Vergleichstest mit dem VW Golf alles mit, um jede Menge Fahrspaß zu bieten. Aber absolute Fahrsicherheit hatte bei ihm oberste Priorität. Der VW ID.3 Pro S schiebt, sportlich bewegt, konsequent über die Vorderräder. Die Lenkung ist zwar präzise, aber auch frei von einer informativen Rückmeldung. Fahrspaß vermittelt dafür der VW Golf 1.4 eHybrid. Seine optionalen 18-Zöller mit laut VW "sportlicher Fahrdynamik" haben den Golf gut im Griff. Auch sein aufgrund des schweren Akkus unter der Rückbank gerne nach außen drängendes Heck fördert eher die Dynamik, als sie einzudämmen. Hinzu kommen eine kommunikativere Lenkung und eine deutlich besser zu dosierende Bremsanlage als im ID.3, der den Übergang zwischen Energierückgewinnung und wirksamer Bremsleistung mit seinem diffusen Pedalgefühl nicht verbergen kann. Aber der Golf ist kaum schneller, weder in der Slalomgasse noch auf dem Handling-Parcours. Im ID.3 steckt mehr, als es die auf Effizienz ausgerichteten Reifen und das destruktive ESC (ESP) erlauben. Ein Sportpaket mit dynamischer Fahrwerksabstimmung und adaptiven Dämpfern sowie einer intensiver kommunizierenden Progressivlenkung ist zumindest für den Viersitzer bestellbar – aber leider nicht im Testwagen vorhanden.

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Umwelt/Kosten: Unterhalt und Steuern sprechen für den VW ID.3

E-Mobilität ist nicht billig, wie der Verlgiechstest zeigt. Nicht nur der VW ID.3 Pro S schreckt mit einem Listenpreis von 42.460 Euro Umstiegsinteressent:innen ab, sondern auch der Golf 1.4 eHybrid mit 39.985 Euro. Aber dank der Innovationsprämie und dem Umweltbonus reduzieren sich die Preise für den VW Golf 1.4 eHybrid um 6678 Euro und für den VW ID.3 um 9570 Euro. Das macht den Stromer dann zum günstigeren Angebot. Ohnehin ist die Kostenbilanz die Stärke des ID.3 und eines der wichtigsten Argumente für den Umstieg. Denn auch die Wartungs- und Versicherungsausgaben fallen deutlich niedriger aus als beim eHybrid. Der kleine Steuervorteil und die geringeren Energieausgaben runden die unschlagbare Kostenbilanz für den ID.3 schlussendlich ab.

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Messwerte & technische Daten VW Golf 1.4 eHybrid und VW ID.3 Pro S

AUTO ZEITUNG 20/2021VW Golf 1.4 eHybridVW ID.3 Pro S
Technik
Motor4-Zylinder,
4-Ventiler,
Turbo
Synchronmaschine,
permanent erregt
Hubraum1395 cm³-
Systemleistung150 kW/204 PS150 kW/204 PS
Leistung Verbrenner/E-Motor110 kW/150 PS
5000 /min;
80 kW/110 PS
 
Max. Gesamtdrehmoment350 Nm310 Nm
BatterieLithium-IonenLithium-Ionen
Spannung/Kapazität400 V/10,4 kWh (netto)400 V/77 kWh (netto)
Getriebe/Antrieb7-Gang,
Doppelkupplungsgetriebe,
Vorderrad
1-Gang-Automatik,
Vorderrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1515/1586 kg1730/1914 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)6,8 s7,9 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)220 km/h160 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,2/33,9 m35,9/34,1 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)4,9 l S u. 5,0 kWh/
0,9 l S u. 13,7 kWh
18,3 kWh/
15,7 kWh
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)136/21 g/km86/0 g/km
Reichweite816 km,
rein elektrisch:
45 km (Test)
51 km (max.)
490 km (Test)
562 km (max.)
Preise
Grundpreis39.985 €42.460 €
Testwagenpreis35.942 €35.640 €

 
Michael Godde Michael Godde
Unser Fazit

Der VW ID.3 Pro S gewinnt den Vergleichstest und bringt fast alles mit, um die Generation ID.3 zu gestalten. Sein E-Antrieb beantwortet die Forderung nach lokal emissionsfreier Fortbewegung ausgesprochen souverän und kontert mit seinem 77 kWh großen Akku im Fahrzeugboden auch die Kritik an unzulänglicher Reichweite. Das Raumangebot passt und der Preis ist dank Prämie auf eine vertretbare Höhe subventioniert. Da hat der VW Golf 1.4 eHybrid das Nachsehen – auch wenn er im Detail die bessere Qualität bietet und mit den optionalen adaptiven Dämpfern Pluspunkte beim Federungskomfort verbuchen kann. Seine Vorteile werden sich aber mit der bevorstehenden Überarbeitung des ID.3 weiter reduzieren. Der Golf ist eine gute Alternative für alle, die den Übergang zur E-Mobilität langsam vollziehen wollen. Der Teilzeitstromer (41 Kilometer rein elektrisch) bringt Skeptiker:innen immerhin die neue Kraftquelle näher.

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