Neuer Corigon CV 60 D: Erste Testfahrt im Newcomer-Campervan
Das "Best-Price"-Segment ist ein Haifischbecken. Dort kämpfen die Carados, Etruscos oder Sunlights um die Kundengunst. Etwas gemerkt? Alle drei Marken stammen aus der Erwin Hymer Group. Und obwohl man schon drei Marken in dem einsteigerfreundlichen Segment für preisbewusste Käufer:innen etabliert hat, folgt mit Corigon noch eine vierte. Doch in Leutkirch im Allgäu, wo alle vier Marken sitzen, glaubt man daran, dass das metaphorische Becken dennoch groß genug ist.
Der versprochene Erfolg wird nicht nur von Hoffnung getragen, sondern basiert auf simpler Marktbeobachtung: Welche Grundrisse sind da draußen gefragt, was erwarten reale Camper:innen von ihrem Fahrzeug? Corigon bewegt sich daher auch nahe an Etrusco, stammt schließlich auch aus demselben Werk in der Toskana, unterscheidet sich aber von den stilvollen Italienern durch die etwas teutonischere Optik innen wie außen. Soll heißen: Etwas einfacher und schlichter gehalten, aber wie die italienische Schwestermarke keineswegs "billig".
Ein erster Vorbote, wie sich Hymers neue Marke anfühlen soll, ist der neue Corigon CV 60 D (2025), den wir auf die erste Testfahrt mitnehmen. Eines vorweg: Er ist in vielerlei Hinsicht ein typischer Vertreter der Sechs-Meter-Klasse. Ein Doppelbett befindet sich hinter den Hecktüren, eine Halbdinette hinter der Fahrerkabine, als Basisfahrzeug dient einmal mehr der Fiat Ducato. Etwas Schlechtes ist das natürlich keineswegs.
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Solide gemacht: Routinierter Möbelbau im günstigen Corigon-Campervan
Insbesondere, wenn man den Weg des neuen Corigon CV 60 D (2025) einschlägt. Denn mit einem Grundpreis von 56.499 Euro (Stand: August 2025) geht der von uns gefahrene Sechs-Meter-Kastenwagen durchaus als Schnäppchen durch. Am Möbelbau merkt man das nicht. Selbst auf löchrigen Allgäuer Landsträßchen bleibt es hinter dem Fahrerhaus bemerkenswert ruhig. Kein Wunder: Denn die Fertigung findet im Etrusco-Werk in San Casciano statt, einer der modernsten Fertigungsstraßen für Campingmobile in ganz Europa, betont Hymer gerne. Der routinierte Möbelbau kann sich sehen und fühlen lassen. Selbst wenn unser Testwagen noch zur Vorserie zählt, sind Fugen und Spaltmaße des Newcomers so sauber verarbeitet, wie man es aus teureren Marken-Modellen kennt.

Genauso routiniert darf auch der Grundriss angesehen werden. Denn auch das ist Corigon. Anstatt zu experimentieren, wird sich daran orientiert, was auf dem Markt gefragt ist. Pragmatiker:innen, denen Funktionalität und Preis-Leistung wichtiger sind als Optik – wobei die "Wohnwelt Tropea" für 799 Euro Aufpreis auf unserer Testfahrt ausgesprochen schick wirkt – dürfen sich daher angesprochen fühlen. Wer den Wohnraum etwas temperamentvoller eingekleidet haben möchte, greift eben zu ähnlich aufgebauten wie eingepreisten Wohnmobilen von Etrusco. Das "D" im CV 60 D steht für die klassischen Doppelbetten im Camper-Heck, die immerhin mit 197 x 157 cm an der breitesten Stelle fast ein handelsübliches Bettenmaß erreichen. Drumherum baut sich der Wohnraum des Kastenwagens – hier die gängigen Wohnmobil-Bauarten erklärt – so gewohnt auf, wie man es in dieser Klasse erwartet.
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Das trifft auch auf die gut nutzbare Seitenküche des neuen Corigon CV 60 D (2025) zu. Mit stirnseitig eingebautem Kühlschrank, Zweiflammen-Gaskocher, Spüle und Stauraum gewinnt sie keinen Innovationspreis, punktet aber mit Funktionalität. Auf eine Erweiterung kann die Kochstelle getrost verzichten, der langgezogene Block bietet davon auch so genug. Etwas mehr Bewegungsfreiraum hätte der Nasszelle – hier die gängigen Bauarten im Wohnmobil erklärt – gutgetan, doch immerhin befinden wir uns hier in einem Sechs-Meter-Campervan mit Vierer-Halbdinette. Und das gestauchte Bad hat einen weiteren Vorteil: Zwischen Sitzbank und Nasszellen-Türe passt ein Staufach sowie weiter oben am Möbelblock zwei Garderobenhaken.

Positiv fällt das Raumgefühl außerhalb der Nasszelle auf. Ohne hoch aufbauendem Küchenschrank lässt sich wunderbar vom Fahrerhaus bis ins Schlafgemach blicken. Die Ausstellfenster sowie die serienmäßigen Dachhauben – bei unserem Testwagen mussten sie dem optionalen Schlafdach weichen – lassen genug Licht hinein. Ansonsten gibt es genug LED-Lichtpunkte, die auch an grauen Regentagen im Allgäuer Hochsommer den Wohnraum erhellen. Diese sind zwar ganz nach Corigon-Prinzip nicht besonders trendig, aber durchaus funktional. Selbst der Herd, der gerne bei der Ausleuchtung vergessen wird, bekommt eine eigene Lampe. Zur Not ließe sich der Lesespot des benachbarten Betts zur Küche drehen.
Das Heckbett baut auf einem Teillattenrost auf. Die Mittelteile beider Betthälften lassen sich so bei Bedarf in Sekunden herausnehmen, um die Heckgarage nach oben zu erweitern. Die Matratze lässt sich dazu platzsparend zusammenklappen und ist so aus dem Weg. Die beiden Stauschränke an der linken wie rechten Fahrzeugseite schränken allerdings die Breite der Garage ein. Allzu sperrig darf das Transportgut also dennoch nicht sein.
Leichtfüßiger Ducato-Campervan mit reichlich Serienausstattung
Am Fahrverhalten des Fiat Ducato können auch die Leutkirchner:innen wenig ändern. Dessen Turbodiesel dröhnt auch nach dem jüngsten Facelift so sonor und präsent vor sich hin, wie man ihn über die Jahre als ehrliches Camping-Basisfahrzeug kennengelernt hat. An Temperament fehlt es dem Triebwerk dagegen nicht. Die serienmäßigen 140 PS (103 kW) des 2.2 Multijet haben mit dem Leergewicht von knapp 2800 kg (ohne Aufstelldach) leichtes Spiel, das sauber geführte Sechsgang-Schaltgetriebe und die leichtgängige Lenkung lassen den vollwertigen Transporter auf der Testfahrt deutlich handlicher und überschaubarer wirken, als er laut Datenblatt eigentlich sein sollte – die Rückfahrkamera ist beim Rangieren aber ihren Aufpreis wert! Den stärkeren Diesel sowie das Automatikgetriebe missen wir dagegen nicht.
Unser Foto- und Testwagen kommt zusätzlich mit dem Travel +-Paket, das neben Rahmenfenstern und einer 3,25-m-Markise auch ein Multimediasystem sowie die Vorbereitung für Solaranlage, Dachklima und Rückfahrkamera beinhaltet. Wer Wert darauf legt, bekommt für 3999 Euro mehr Komfort – kann aber auch getrost darauf verzichten. Denn das meiste, auf das Camper:innen nicht verzichten wollen, gibts im neuen Corigon CV 60 D (2025) bereits serienmäßig hinzu. Fliegenschutz, Verdunkelungen, die elektrische Trittstufe? Check, Check und Check. Und auch an den kindersitzpflichtigen Nachwuchs denken sie in Leutkirch, Isofix für gleich zwei Sitzplätze sind an der Sitzgruppe – stets mit Dreh-Tischerweiterung – ebenfalls immer an Bord.

Das Aufstelldach unseres Testwagens, dass die reisefreudige Familie für gemeinsame Urlaube braucht, kostet natürlich ebenfalls extra. Mit 5999 Euro Aufpreis ist dieses aber auf einem klassenüblichen Niveau. Und wer Rahmenfenster und Markise nicht braucht, erhält so einen gut ausgestatteten Campervan für vier für knapp 62.500 Euro. Braucht es da wirklich innovative Grundrisse?
Technische Daten des neuen Corigon CV 60 D (2025)
AUTO ZEITUN | Corigon CV 60 D |
Technische Daten | |
Motor | 4-Zyl., Turbodiesel, 2184 cm³ |
Antrieb | 6-Gang, manuell; Vorderradantrieb |
Leistung | 103 kW/140 PS |
Max. Drehmoment | 350 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5990/2050/2700 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2801/699 kg |
Ausstattung | |
Sitz-/Schlafplätze | 4/2 (opt. 5) |
Herd/Heizung | Zweiflammen-Gaskocher/Gas (Truma Combi 4) |
Gas | 2 x 11 kg |
Frisch-/Abwasser | 100/90 l |
Preis | |
Grundpreis | 56.499 Euro |
Alle Daten Werksangaben |
Der neue Corigon CV 60 D spricht vor allem Pragmatiker:innen an. Der Sechs-Meter-Campervan setzt auf bewährte Grundriss-Lösungen, Funktionalität und eine reichhaltige Serienausstattung. Damit wirkt er zwar nicht besonders innovativ, dürfte aber mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis und der soliden Machart sowohl erfahrene Camper:innen als auch Neulinge ansprechen.