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Ford Focus Turnier 1.0 EcoBoost: Dauertest Im Dauertest durchgereicht

Die Skepsis war groß, als der Ford Focus Turnier 2013 auf den Redaktionsparkplatz rollte. Die ersten Kilometer ließen die Zweifel an der Motorisierung schnell verfliegen. Hier das Fazit des Dauertests.

Am 7. März 2013 rollte der Atlantik-Blau-Metallic lackierte Ford Focus Turnier zu uns. Kleinstwagen-Hubraum, aufgeladen auf 125 PS in einem ausgewachsenen Kompaktklassekombi? Das soll funktionieren und einen angemessenen Vortrieb sichern? In der Tat! Das Fahrtenbuch füllte sich schnell mit Lob für den dreizylindrigen Turbobenziner: Von "unauffällig" über "munter" bis hin zu "durchaus sportiv" reichten die ersten Kommentare. Im unteren Drehzahlbereich merkt man dem Aggregat seine drei Zylinder allerdings doch an: "Unter 2000/min gibt es spürbare Vibrationen in Gaspedal und Lenkrad. Das stört besonders, wenn man sparsam unterwegs sein will und sich an der Schaltempfehlung orientiert“, monierte der geschäftsführende Jürgen Voigt. Doch wer ein waschechter Familienkombi sein will, der muss auch auf Langstrecken sein Können unter Beweis stellen. Und das gelang dem Kölner im Test gut: Bis 4500 /min dreht der kleine Dreizylinder freudig hoch und stemmt maximal 170 Nm Drehmoment auf die Straße. Erst bei höheren Drehzahlen schwächelt der Focus. Wer also lieber bequem mitschwimmt, als auf der linken Spur zu hetzten, ist bereits mit dem 1.0 EcoBoost bestens bedient. Soll es bei mittlerer Drehzahl allerdings etwas schneller vorangehen, benötigt der Ford so seine Zeit. Der etwas träge einsetzende Turbo sorgt dann aber für den nötigen Vortrieb.

 

Gangwechsel beim Focus Turnier machen Spaß

Schnelle Überholvorgänge nötigen dagegen meist zum Herunterschalten. Angesichts des im Focus verbauten Sechsgang-Getriebes stellt ein Gangwechsel allerdings kein Problem dar. „Die Gänge flutschen sauber durch die Kulisse, der Kraftaufwand ist gering“, lobte etwa der stellvertretende Chefredakteur Stefan Miete. Neben häufigen Schaltvorgängen bedurften lange Autobahnfahrten allerdings auch regelmäßiger Tankstopps. Der mit 55 Litern etwas klein geratene Kraftstofftank wurde vor allem bei Vollgasetappen schnell leergesogen. Viel verbrauchte der Focus aber nur, wenn er auf der Autobahn von Termin zu Termin gehetzt wurde, teilweise mit über 200 km/h. Bei hohen Geschwindigkeiten kommen 125 PS nun mal schnell an ihre Grenzen. Bei moderatem Tempo im mittleren Drehzahlbereich, auf Landstraßen und in der Stadt konnte der Hubraum-Zwerg dagegen mit dem Kraftstoff knausern, was er auf der Verbrauchsrunde mit respektablen 6,3 Litern auf 100 km bewies. Je nach Redakteur und Fahrweise fiel das Fazit in puncto Kraftstoffkonsum daher unterschiedlich aus.

Kompaktklasse: Ford Focus gegen drei bekannte Rivalen

Spätestens beim Infotainmentsystem waren sich alle jedoch wieder einig. „Der tief sitzende Navibildschirm ist viel zu klein, aber wenigstens vor Blendung geschützt“, kritisierte Wirtschaftsredakteur Markus Bach, und Onlineredakteur Benny Hiltscher fügte hinzu: „Die Bedienung ist gruselig.“ Das lag an der unübersichtlichen Mittelkonsole, die mit Knöpfen zugepflastert war. Damit nicht genug, gab auch die teils verschachtelte Menüführung Rätsel auf. Kleiner Trost: „Das System braucht nicht lange, bis es ein gekoppeltes Smartphone via Bluetooth erkennt“, lobte Paul Englert die Connectivity-Eigenschaften des Focus. Doch kein Licht ohne Schatten: „Bis es aber beginnt, Musik abzuspielen, dauert es einige Zeit.“ Mit dem Facelift Ende 2014 wichen die vielen Schalter einem acht Zoll großen Touchscreen-System, das mit einfacher und meist intuitiver Bedienbarkeit glänzt.

Der Innenraum bot kaum Anlass zur Kritik. Vor allem die ab der Ausstattungslinie Titanium teillederbezogenen Vordersitze gefielen mit einer angenehmen Polsterung und genügend Seitenhalt in Kurven. Sehr erfreulich ist der generell große Einstellbereich der sechsfach elektrisch justierbaren Sitze (360 Euro) und des griffigen Lederlenkrads. Hier findet jeder Fahrer, ungeachtet von Körpergröße und Statur, seine ideale Sitzposition. Selbst hinten bietet der 4,60 Meter lange Kombi genug Platz. Fondpassagiere sitzen auch auf Langstrecken angenehm, und das Ladevolumen liegt mit alltagstauglichen 490 Litern bei voller Bestuhlung auf gutem Klassenniveau. Der Innenraum des Ford machte auch nach 100.000 km noch einen recht frischen Eindruck — eine klare Verbesserung zu den Vorgängermodellen. Gebrauchsspuren waren kaum vorhanden. Die Geräuschkulisse beim Schließen der Türen wirkt weniger wertig. Das liegt größtenteils am sonst lobenswerten Türkantenschutz. Sobald die Türen geöffnet werden, klappt dieser automatisch aus – mit einem ungewöhnlichen Geräusch: „Ein Sound, der stets die Frage aufwirft, ob eine Plastiktüte eingeklemmt ist“, beschrieb Benny Hiltscher den Klang, der gern auf die Fangbänder geschoben wird. Über die zweieinhalb Jahre im Dauertest brachen die Türschoner sogar zweimal ab! Ebenfalls unerfreulich waren die Fahrwerksprobleme kurz nach 80.000 km Testdistanz. Das Fahrwerk, das den Spagat zwischen sportlich-straffem Kurvenjäger und komfortabler Reiselimousine an sich bestens beherrscht, meldete sich mit einem mahlenden Geräusch von der Antriebsachse.

Ergebnis: Focus Turnier 1.0 EcoBoost Dauertest

Doch das sollte nicht der einzige Defekt kurz vor Testende bleiben: Bei 83.691 km leuchtete plötzlich die Motorkontrollleuchte auf einer Dienstfahrt in der Schweiz auf. Diagnose des Pannendienstes: ein Defekt an der Lambda-Sonde. Zurück in Köln wurde vorsorglich der Katalysator getauscht sowie das Abgasreinigungssystem samt Lambdasondenfunktion gecheckt, ohne Ergebnis. Ford übernahm 20 Prozent der Reparaturkosten auf Kulanz – für uns blieb damit immer noch eine Rechnung von über 758 Euro. Auf seinen 100.000 Kilometern hinterlässt der Focus letztlich ein gemischtes Bild. Der Kompaktkombi schlug sich als Reisewagen und Alltagsbegleiter tadellos. Der Innenraum wirkt nach wie vor wenig verwohnt, und der Ein-Liter-Motor, gekoppelt an das knackige Getriebe, macht immer noch Spaß. Doch der Verbrauch liegt mit 8,1 errechneten Litern über die Testdistanz recht hoch. Steuer und Versicherungseinstufungen fielen dank des kleinen Motors dafür äußerst günstig aus.

Kilometerstand
STÖRUNGEN UND WARTUNGEN BIS 100.000 KILOMETER
274 km
Übernahme
4513 km Wechsel auf Sommerreifen, 20 Euro (Continental ContiSportContact 3)
27.872 km Wechsel zurück auf Winterreifen, 20 Euro (Continental WinterContact TS 850 P)
28.240 km Inspektion mit Ölwechsel, 164,74 Euro
42.710 km Inspektion mit Ölwechsel, Bremsbeläge vorn erneuert, 436,85 Euro
44.553 km Wechsel auf Sommerreifen, 20 Euro
46.022 km Werkstatt, abgebrochener Türkantenschutz ersetzt, Garantie 
59.233 km Insp. mit Ölwechsel und Spur einstellen, 552,41 Euro, neue Sommerreifen Goodyear Efficient-Grip Perfor., ca. 500 Euro
64.780 km Wechsel auf Winterreifen, 20 Euro
79.424 km Inspektion mit Öl-, Bremsflüssigkeitswechsel 421,33 Euro
82.443 km Werkstatt, Geräusch von der Vorderachse, Radlager, Antriebswelle, Radnabe getauscht, Scheinw. entlüftet, Türkantensch. ersetzt, 1692,38 Euro
84.408 km Werkstatt, nach brennender Motorkontollleuchte Abgassystem geprüft und Katalysator getauscht, 758,45 Euro
90.278 km Wechsel auf Sommerreifen, 20 Euro
96.887 km Werkstatt: kostenloser Austausch des Turbokühlmittelschlauchs nach Rückruf
100.274 km Testende
TECHNIK
 

Ford Focus Turnier 1.0 EcoBoost Titanium
Motor 3-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo,
Hubraum 998 cm3
Leistung 92 kW/125 PS bei 6000 /min
Max. Drehmoment 170 Nm bei 1500 – 4500 /min
Getriebe 6-Gang, manuell
Antrieb Vorderradantrieb
Bereifung 215/55 R 17 (opt.), Goodyear Efficient Grip Performance,
L/B/H 4556/2010/1505 mm
Radstand 2648 mm
Leergewicht1 1316/584 kg
Kofferraum 490 – 1516 l
Beschleunigung1 0-100 km/h in 11,5 s
Höchstgeschwindigkeit1 195 km/h
EU-Verbrauch1 5,1 l S/100 km
CO2-Ausstoß1 117 g/km
AZ-Normrunde2 6,3 l S/100 km
Dauertest-Verbrauch2 8,1 l S/100 km
Neupreis Testwagen (September 2015)1 30.525 Euro
1 Werksangabe
2 Messwert

Unser Fazit

Über 100.000 Kilometer schlug sich der Ford Focus 1.0 EcoBoost wacker. Skeptiker überzeugte der Dreizylinder mit Laufruhe und einem kraftvollen Anzug bei mittlerer Drehzahl. Mehrere Reparaturen – von Wasser im Scheinwerfer bis zum gerissenen Kühlmittelschlauch – trüben das Ergebnis jedoch. Der recht hohe Verbrauch im Testbetrieb, der wohl dem häufigen Einsatz auf der Autobahn geschuldet ist, beschert dem Focus am Ende einen Kilometerkostenstand von 16 Cent. Auch die umständliche Bedienung des Navigationssystems bleibt in Erinnerung, ist aber seit dem Facelift passé. So landet der durchaus gelungene Focus nur auf einem der hinteren Ränge in unserem Dauertestranking.

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